Gehört er zu den Körnchenschirmlingen?

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 1.281 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Juli 2024 um 06:13) ist von Schwammerlsuppe.

  • Hallo Zusammen,

    ich habe in einem bemoosten Bereich eines Fichtenwaldes den unten dargestellten Pilz gefunden.

    So richtig komme ich mit der Bestimmung nicht weiter.

    Ich halte ihn für einen der Körnchenschirmlinge, bin mir aber nicht sicher. Könnt ihr mir weiterhelfen?

    Die Hutfarbe kommt mir für den Amiant S. sehr hell und glatt vor.

    Die Zwischenlamellen muten teilweise fast gegabelt an. Siehe Hutuntersicht.

    Das Stielende ist deutlich abgebogen. Das Fleisch wirkt weiß-gelb marmoriert.

    Der Geruch war irgenwie seltsam, ich konnte ihn nicht wirklich definieren, zumindest nicht pilzig oder freuchtig.

    Weißes Sporenpulver, ev. mit einem Hauch Creme

    .

    Ich freue mich auf eure Antworten.

    Servus Ingo

  • Hallo Ingo,

    wenn du Melzers Reagenz hast, könntest du mit den Sporen vielleicht einen Schritt weiterkommen. Bei den Körnchenschirmlingen gilt: Cystoderma - amyloid, Cystodermella - inamyloid.

    Wenn du eine amyloide Reaktion erhälst, wäre es ein starker Hinweis in Richtung Cystoderma. Ich würde mal vermuten da gibt es wenige andere Gattungen, die in Frage kämen, mit den hier zu sehenden Merkmalen.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo

    Besser wäre ein Bild vom Habitat und Fruchtkörper, es gibt ja noch andere Arten wie z.B. den Starkriechender Körnchenschirmling Cystoderma carcharias

    Ich sehe hier jedoch gelbliche Töne, was wiederum für den -> Amiant-Körnchenschirmling (Cystoderma amianthinum) spricht.

    BG Andy

  • Hallo zusammen,

    meiner Meinung nach ist das überhaupt kein Körnchenschirmling, sondern Chamaemyces fracidus (den deutschen Namen weiß ich gerade nicht). Körnchenschirmlinge haben trocken-körnelig-raue Hutoberfläche, diese müsste dagegen glatt-schmierig gewesen sein.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo zusammen

    Für Cystoderma kam mir die Hutoberfläche unpassend vor, eine bessere Idee hatte ich aber auch nicht. Der Vorschlag von Stephan passt aber mMn wirklich sehr gut. Danke dafür, wieder etwas gelernt.

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Guten Morgen zusammen,


    der deutsche Namen für den Chamaemyces fracidus lautet Schwarzfleckiger Schmierschirmling.

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

    Einmal editiert, zuletzt von Murmel (29. Juni 2024 um 07:46)

  • Hallo, euch allen vielen Dank für die Antworten.

    Mister X, ich habe mich bisher nicht mit Reagenzien zur Pilzbestimmung befaßt. Ich denke ich werde mich zukünftig mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Speziell in Bezug auf die Anwendung der Melzer Reagenz bei Sporen habe ich eine Frage, die sicher alle Experten zum Schmunzeln bringt. Sicher kann die Reagenz auf einem Sporenabdruck angewendet, am besten mikroskopisch ausgewertet werden. Sind die gewünschten Effekte, die du angesprochen hast, auch makroskopisch betrachtet oder mit einer Lupe, mit z. B. 20-facher Vergößerung feststellbar?

    Servus Ingo

  • Speziell in Bezug auf die Anwendung der Melzer Reagenz bei Sporen habe ich eine Frage, die sicher alle Experten zum Schmunzeln bringt. Sind die gewünschten Effekte, die du angesprochen hast, auch makroskopisch betrachtet oder mit einer Lupe, mit z. B. 20-facher Vergößerung feststellbar?

    Hallo Ingo,

    nein, da wird überhaupt nicht geschmunzelt. Das ist eine völlig berechtigte Frage und jede/r war mal selbst neu beim Thema Pilze und hat sich solche Dinge gefragt.

    Die Antwort: Wenn du richtiges Sporenpulver aus dem Sporenabdruck hast, was du mit bloßem Auge sehen kannst, funktioniert die Melzer Reaktion makroskopisch und zwar auch ganz ohne Lupe. Das Melzer Reagenz verfärbt das Sporenpulver wie folgt: Amyloid: Bläulich, dextrinoid: dunkelbraun-violett, inamyloid: keine Reation (Farbe von Sporen und Reagenz bleibt gleich).

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Guten Morgen,

    dann würde ich auch gerne noch eine Anfängerfrage stellen: wenn man ein Reagenz in einem Fläschchen mit Spatelverschluß hat, will man doch sicher nicht mit dem benetzten Spatel über das Sporenpulver streichen. Sonst verschmutzt man Spatel und später Reagenzfläschchen mit Sporen.

    Ich hab bisher immer einen Tropfen Wasser über den Spatel auf das Sporenpulver tropfen lassen, hab dadurch aber eine sich ändernde Verdünnung des Reagenz'.

    Kann man mit dem Spatel die Sporen berühren und muß man ihn halt später mit Wasser abspülen? Wie machen das die Profis?

    Benjamin

  • wenn man ein Reagenz in einem Fläschchen mit Spatelverschluß hat, will man doch sicher nicht mit dem benetzten Spatel über das Sporenpulver streichen. Sonst verschmutzt man Spatel und später Reagenzfläschchen mit Sporen.

    Das Problem war mir auch schon aufgefallen:

    MisterX
    23. Februar 2023 um 15:08

    Ich habe mir inzwischen in der Apotheke Fläschchen mit Tropfpipette geholt und umgefüllt.

    Tropfpipetten wurden von anderen Nutzern allerdings auch kritisiert und es wurde die Ansicht vertreten, dass beim mit einem sauberen Taschentuch eine eventuelle Kontamination unerheblich ist:

    KaMaMa
    23. Februar 2023 um 18:19

    Viele Grüße,
    Mr. X

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Besser wäre ein Bild vom Habitat und Fruchtkörper, es gibt ja noch andere Arten

    Hallo

    Das gehört zu jeder Pilzbestimmung. Es fehlen außerdem Angaben zur Hutoberfläche.

    Aber der Vorschlag von StephanW sollte schon passen.

    Grüße von der Insel Rügen

  • Guten Morgen,

    dann würde ich auch gerne noch eine Anfängerfrage stellen: wenn man ein Reagenz in einem Fläschchen mit Spatelverschluß hat, will man doch sicher nicht mit dem benetzten Spatel über das Sporenpulver streichen. Sonst verschmutzt man Spatel und später Reagenzfläschchen mit Sporen.

    Ich hab bisher immer einen Tropfen Wasser über den Spatel auf das Sporenpulver tropfen lassen, hab dadurch aber eine sich ändernde Verdünnung des Reagenz'.

    Kann man mit dem Spatel die Sporen berühren und muß man ihn halt später mit Wasser abspülen? Wie machen das die Profis?

    Benjamin

    Hallo Ben,

    ich mache das so, dass ich mit dem Spatel einen Tropfen Melzers auf einen sauberen Objektträger gebe, auf dem noch keine Sporen sind, und dann das Sporenpulver, das sich als zusammengekratztes Häufchen auf einem anderen Objektträger befindet, mit einer Präpariernadel darauffallen lasse. So ist das Melzers gut vor Kontamination geschützt. Ansonsten hat man bei mikroskopischen Untersuchungen das Problem, dass man Fremdsporen im Präparat hat.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo zusammen

    Sind die gewünschten Effekte, die du angesprochen hast, auch makroskopisch betrachtet oder mit einer Lupe, mit z. B. 20-facher Vergößerung feststellbar?

    Wie MisterX schon schrieb, sieht man das auch makroskopisch sehr gut. Hier mal ein Foto von einem Weichritterling - Melanoleuca:


    Ansonsten habe ich das bisher auch immer so, wie von Stephan erklärt, gemacht.

    Zusätzlich habe ich mir aber jetzt noch solche feinen 1ml Pipetten bestellt: https://www.brack.ch/vallejo-pipetten-medium-1-ml-1437067

    Ich denke damit dürfte es auch ziemlich gut funktionieren. Ist vielleicht auch mal für andere Reagenzien/Chemikalien ganz praktisch.

    Eines habe ich mich aber noch gefragt: Weiss jemand evtl., ob es Reagenzien/Chemikalien gibt, für welche diese Kunststoffpipetten ungeeignet sind? Z.B. könnte ich mir vorstellen, dass man sie für Salpetersäure nicht verwenden könnte, da das eine sehr aggressive Substanz sein soll. Aber die habe ich sowieso nicht und werde ich mir auch nicht besorgen. Aber wie sieht es mit anderen Säuren oder Laugen aus?

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Experten,

    ich habe mal im Internet geschaut, was alles im Bereich Mykologie für Reagenzien und Färbemittel an Massen angeboten werden.

    Was ist eigentlich für den Starter, der sich mit der Materie befasst, sinnvoll, neben der Meyer Reagenz zur groben Artenzuordnung?

    Z. B. wenn man sich mehr mit Farbreaktionen von Täublingen befassen möchte. Und vor allem, welche Literatur bietet sich an, die in dem Bereich, soweit vorhanden, für zutreffende Arten die Mittel und Reaktionsmuster anbietet?

    Danke schon mal für eventuelle Tips.

    Servus Ingo

  • Was ist eigentlich für den Starter, der sich mit der Materie befasst, sinnvoll, neben der Meyer Reagenz zur groben Artenzuordnung?

    Z. B. wenn man sich mehr mit Farbreaktionen von Täublingen befassen möchte. Und vor allem, welche Literatur bietet sich an, die in dem Bereich, soweit vorhanden, für zutreffende Arten die Mittel und Reaktionsmuster anbietet?

    Melzers Reagenz ist toll für den Anfang, weil es leicht anzuwenden ist und man schöne, eindeutige farbige Ergebnisse sieht. Sinn macht auf jeden Fall KOH 40% (kann man dann selbst weiter runterverdünnen mit destilliertem Wasser). Da gibt es viele Reaktionen, die aufschlussreich für die Bestimmung sind. Bei Täublingen bin ich selbst nicht sehr aktiv, aber man hört immer wieder von Eisensulfat und Guajak. Dazu und zur Literatur können wahrscheinlich die Experten hier etwas genaueres sagen.

    Viel Erfolg!

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo zusammen,


    ich empfehle gern Eisensulphat. Damit kann ich einen Frauentäubling sehr sicher bestimmen. Er ist der einzige Täubling, der bei Eisensulphat keine Reaktion zeigt.

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

  • ich empfehle gern Eisensulphat. Damit kann ich einen Frauentäubling sehr sicher bestimmen. Er ist der einzige Täubling, der bei Eisensulphat keine Reaktion zeigt.

    Interessant...vielleicht hol ich mir das noch. Auch die Reaktion beim Weißen Rasling würde ich gern mal sehen, wenn auch für die Speisepilzsuche nicht so richtig relevant.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo zusammen,.

    bevor man sich Chemikalien holt, sollte man erst einmal die wichtigsten Gattungen auf Anhieb erkennen, ohne Chemie anzuwenden. Bei vielen Chemikalien handelt es sich um giftige oder krebserregende oder ätzende Gefahrstoffe, die man eigentlich nicht so gern bei sich zu Hause rumstehen hat. Schon gar nicht sollte man Chemikalien wild auf Pilze schmieren, in der Hoffnung dass dann aus dem Pilz ein Namensschild rausgeleiert kommt. Oder einfach das Zeug auf Bestimmlinge schmieren, dann Fotos machen und anderen Forumsusern die Interpretation überlassen - total daneben!. Das mit den Chemikalien ist schon recht elaborierte Bestimmungstechnik, die einen nicht davon abhalten sollte, die grundlegenden Basis-Bestimmungstechniken zu erlernen. Es gibt zu dieser Thematik gerade einen von der Userin Gelbfieber initiierten, sehr lesenswerten Parallel-Thread.

    Meiner Meinung nach sind Eisensulfat, Kalilauge und Melzers Reagenz recht wichtig, die anderen sind kompliziert in der Anwendung und wie gesagt meistens Gefahrstoffe (auch die Kalilauge und die vielen, vielen Färbemittel). Das bedeutet: bei der Anwendung nichts essen, nichts trinken, nicht rauchen, nichts auf die Haut gelangen lassen, nicht einatmen.

    Und wie gesagt ist die Reihenfolge so: erst das Pilzverständnis, dann die Chemikalien, nicht erst die Chemikalien, dann das Pilzverständnis. Ähnliches gilt ja auch für das Mikroskop: erst das Pilzverständnis, dann das Mikroskop, nicht umgekehrt.

    FG

    StephanW.

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    2 Mal editiert, zuletzt von StephanW (1. Juli 2024 um 18:38)