Eine Peltigera-Art.

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 747 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. Juli 2024 um 15:16) ist von Bemoeh.

  • Hallo KaMaMa

    Hallo Martin,

    diesmal eine spannende Peltigera-Art, erstmal nur zum Zeigen. Ein sehr interessanter Fundort: NSG-Weiße Frau/Röenbeck, eine mit Buchen bewachsene kleine felsige Bergkuppe ( Kalkkuppe/Diabaskuppe ). Am Hang (feucht, felsig, erdig) eines kleinen Pfades eine großflächige ca. 2x2 Meter gosse Peltigera-Art. Dunkelgrau/schwärzliche, feuchte Lappen. Nach ersten Anschauen habe ich so eine Vermutung ( P. Canina ), mehr dazu wenn ich die entnommenen Proben unter Lupe und Mikro untersucht habe.

    Martin, muss ich auf besondere Details der Flechte achten? Fotos gibt es schon reichlich. Später mehr.

    LG Bernd

    1- Fundort

    2- Substrat feucht, erdig, steinig.

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  • Hallo Bernd,

    bei Peltigera kenne ich mich noch weniger als bei Cladonia aus, aber ich will gerne versuchen, zusammenzufassen, was ich zum Thema weiß... :what:

    Beide Gattungen werden rein makroskopisch bestimmt. Bei Cladonia hast du den Vorteil, dass du Chemie anwenden kannst, dieser Vorteil fällt bei Peltigera fast vollständig weg. Das Mikroskop hilft nichts. In der Gattung Peltigera gibt es zum Glück viel weniger Arten (in D um 20) als bei Cladonia (um 70). Leider sind diese Arten untereinander recht ähnlich und auch noch (für meinen Geschmack) recht variabel.

    Worauf man achten muss?

    Abgesehen vom Habitat (Baumstamm, Moos, Trockenrasen,...)

    Dieser Tage habe ich in einem Kommentar eines Peltigera-Kenners gelesen, dass man keine überalterten, sondern möglichst immer schöne, junge Lappen als Probe verwenden soll: Nur dann weisen die Unterseiten die typische Färbung auf. Alle Rhizinien und Adern werden irgendwann durch Überalterung dunkel - und deren Färbung ist u.a. ein wesentliches Bestimmungsmerkmal.

    Also jungen Lappen bis zur Lagermitte vorsichtig vom Substrat lösen, möglichst ohne Substrat! Junge Lappen haben bei großen, gut entwickelten Peltigera-Lagern den Vorteil, dass sie manchmal noch nicht am Substrat haften. Ein weiterer Vorteil junger Lappen!

    Peltigera muss man in feuchtem und im trockenen Zustand makroskopisch beurteilen! Nur im trockenen Zustand ist der eventuell vorhandene Filz und die eventuell vorhandene Bereifung auf der Oberfläche erkennbar. B8 könnte z.B. auf Filz an den Lappenrändern hinweisen.

    Achte auf die Färbung der Oberseite, wenn feucht: Düster grau/braun/blauer Thallus spricht dür Cyanobakterien als Photobiont, so hier in deinem Fall und den meisten anderen Fällen. Achte auf Sorale, achte auf Isidien und Phyllidien, insbesondere an den Rändern der Loben!

    Achte auf die Breite und die Form der Lappen und Lappenränder - hier z.B. wellig - auch mit Längswülsten - das Adernetz nachzeichnend (B4), der Rand etwas nach unten gebogen (B3a, B4); Farbe, Form und Größe der Apothecien können helfen (hier weniger).

    Sehr sehr wichtig sind immer die Unterseiten! Farbe, Länge, Form, Verteilung von Rhizinien und Adern sind ausschlaggebend. Hier fehlt mir Erfahrung, um zu einem sicheren Ergebnis zu gelangen. Ich falle bei der Bestimmung regelmäßig auf die Nase (z.B. hier und hier).

    Den Online-Schlüssel zu Peltigera bei Italic kennst du ja. Jetzt bin ich mal gespannt, auf was du kommst, und auch warum.

    Schau dir vielleicht auch die Beschreibungen und Fotos bei Ralf Wagner an.

    Ausschlaggebend wäre bei deinem Fund meiner bescheiden Meinung nach, die Form der Rhizinien (vergrößert betrachten!) und ev. auf Isidien zu prüfen. Von einer filzigen Obersite ausgehend, bleiben nur 2-3 Arten übrig.

    Ich habe mal versucht, mehr oder minder typische Rhizinien der drei in Frage kommenden Arten zusammenzustellen - zumindest, so wie ich mir das derzeit vorstelle...

    Vielleicht findet sich auch in diesem Forum ein Peltigera-Connaisseur und hilft aus der Klemme...

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    habe die Peltigera nun genauer versucht aufzuschlüsseln, meine Beschreibung: Zu der Lappenfarbe am Fundort feucht schwärzlich/grau, die getrockneten Proben Richtung graubraun. Lappen wulstig, lappenränder wellig gerundet und zu den Rändern filzig (Foto) beschichtet, Unterseite weiß mit einem dicklichen weißen Adernetz zur Basis bräunlich werdend. Rhizinen auf den Adern weiß am Ansatz buschig zottelig (Foto) zusammengewachsen. Apothecien in aufsteigenden Lappen am Ende sattelförmig (Foto) dunkelbraun. Keine Farbreaktionen, steril. Kann ich mit Mikro an den Apothecien auch die Sporen schlüsseln??? Wie bei Ralf Wagner zu sehen. ( blöde Frage, Versuch ist es wert );)

    Ich glaube es spricht alles für Peltigera canina!?:/

    Habe unter der Lupe auch keine Isidien gefunden. Egal wie, bin jetzt ich auf dein Urteil geapannt.8|

    LG Bernd bin geschafft!!

    1 Filzige Beschichtung zum Lappenrand

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    4 Ältere braune Adern

    5 Unterseite weiß mit Rhizinen

    6 Rhizinen weiß zottelig buschig zusammengewachsen

    7 Rhizinen weiß zottelig

    8 Lappen mit Apothecie

    9 Lappen mit Apothecie

    10 Apothecie dunkelbraunL

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    12 Querschnitt Lappen

  • Hallo Bernd,

    ich bin bei Peltigera echt nicht firm, aber ich sehe das wie du: die dicken weißen, filzigen Rhizinen weisen vielleicht am ehesten ihn Richtung P. canina. Der sehr starke Filz auf der Oberseite passt auch gut, denke ich.

    LG, Martin

    Die Apothecien von Peltigera habe ich noch nie untersucht. Gibt es eventuell Unterschiede in z.B. der Sporenlänge, die hier als Ausschluss helfen konnten? Dem könnte man mal nachgehen.

    Im deutschen Schlüssel werden die Sporen, ich meine, gar nicht erwähnt. Die Maße könnten bei Italic zu finden sein

  • Hallo Martin,

    da ich mir hoffentlich alle möglichen Vergleiche angeschaut habe werde ich die Flechte nun als P. canina ins Archiv legen. Die Apothecien der Peltigera werde ich mal versuchen unterm Mikro zu untersuchen, werde Dünnschnitte versuchen dann mal schauen was passiert. Habe ja die Sporenfotos von Ralf Wagner. Werde dich über meine Ergebnisse informieren.

    Das mm-Blatt habe ich auch besorgt und Laminiert.

    LG Bernd

  • ...wie gedacht: die Sporengrößen sind sehr ähnlich und überlappen stark.

    Laut Italic (Sporenbilder auch dort!)

    P. canina: Asci 8-spored, Peltigera-type, fissitunicate, the thickened apex with a K/I+ blue ring. Ascospores 3-5-septate, hyaline to very pale brown at maturity, acicular, thin-walled, (36-)42-53(-65) x 2.5-5.2 µm.
    P. membranacea: Asci 8-spored, Peltigera-type, fissitunicate, the thickened apex with a K/I+ blue ring. Ascospores 3(-5)-septate, hyaline to very pale brown at maturity, acicular, thin-walled, (40-)50-65(-80) x 2.5-5 µm.
    P. praetextata: Asci 8-spored, fissitunicate, the thickened apex with a K/I+ blue ring, Peltigera-type. Ascospores 3-5-septate, hyaline to pale brown at maturity, acicular, thin-walled, 30-65 x 2.5-6 µm.

    Das taugt nicht, um die Arten zu bestimmen.

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    nun mein Mikroversuch der Peltigera Apothecie, wie du schon geschrieben hast , das Betrachten unterm Mikro gibt keinen Hinweis auf die Art da alle ähnlich sind. Aber es war ein interessanter Versuch, mehr konnte ich aus der Probe nicht hervorholen. Einen Versuch mit Lugol habe ich auch noch gemacht, passt auch zu den Musterbildern.

    Mal schauen welche Flechte in der nächsten Tüte ist.

    LG Bernd

    1 Apo-Querschnitt

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  • Hallo Bernd,

    den Apikalapparat das Schläuche konntest du mit Lugol schön dekorieren!

    Ist diese Reaktion in J oder KJ?

    LG, Martin