Rhizocarpon geographicum?

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 672 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Juli 2024 um 15:25) ist von Bemoeh.

  • Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    es gibt mich noch, musste erst viele Bilder aus dem Sauerland einordnen, nun wieder zu den dortigen Flechten.

    Sende einige noch nicht bestimmte Flechtenfotos ( ev. Rhizocarpon geographicum ) von einem größeren Felsbrocken ( Foto ) am Wegesrand. Habe nun die entnommenen Proben ( Foto ) vor mir, mit der Bitte, kannst du mir einen Tipp geben wie ich am besten vorgehe um diese Proben zu entschlüsseln, ich möcht dabei nicht allzuviele Fehler machen. Muß ich die Proben zur Verarbeitung einweichen usw.?:/

    Dank und Gruß Bernd

    1a Flechten-Fundort

    1b

    1c

    1d

    1e

    1f

    2 Proben

  • Hallo Bernd,

    schon mal wieder etwas von dir zu "hören".

    Das letzte Foto zeigt vermutlich Abschabsel der Krustenflechte, vermute ich. Da hast du dann sicher genug Material! :)

    Wenn du wie ich nicht makroskopisch bis zur Art vordringen kannst, musst du die Sporen analysieren. Rhizocarpon ist für die gelbe Flechte gesetzt, die graue daneben ist eventuell auch eine.

    Am besten einen Dünnschnitt durch ein Apothecium herstellen, so wie immer bei Krustenflechten. Ob das besser feucht oder trocken zu schneiden geht, bekommst du heraus. Meistens ist feucht besser, weil weicher, weicher ergibt meist dünner. Es sei denn, glitscht dir weg...

    Die Sporen sind bei R. recht variabel, sie helfen sehr bei der Artfindung. Nichts besonderes eigentlich. R. geographicum hat wie ich meine, relativ dicke, leicht braune, gemauerte Sporen, was aber kein Alleinstellungsmerkmal ist.

    Du brauchst natürlich einen Schlüssel (zB Italic, oder WHS), den man Schritt für Schritt abarbeitet. Eigentlich bekommst du über den Schüssel alles mit, was wichtig ist. Du brauchst Lugol (Mark J+blau ?), wie ich gerade nachlese, musst die Zellen in den Spire abschätzen, die Farbe von Thallus und Vorthallus erkennen, Sporen ausmessen ist wohl unnötig.

    Vor dieser interessanten Gattung drücke ich mich ein bisschen. Ich habe selbst noch einige unbestimmte Proben herumliegen.

    Ich bin gespannt, was du heraus bekommst! Und du bekommst das heraus, da bin ich sicher.

    LG, Martin

  • Hallo KaMaMa ,

    Hallo Martin,

    das ist unglaublich interessant was ich nun alles unterm Mikro zu sehen bekomme, reichlich tolle Fotos mit vielen Fragen. Vorab fünf Fotos mit Größe + Farbtest: Wie beschrieben Medulla J+ tiefblau + P+gelblich, Areolen ca. 0,4/0,8mm, Apth. ca. 0,3/0,7mm bei meinen Proben.

    Morgen mehr!! Gruß Bernd

    3 Lager + Apoth.

    4 Medulla J+ tiefblau

    5 Medulla P+ gelblich

    6 P+ gelblich

    7 Größe Apoth. + Areole

  • Hallo KaMaMa,

    Hallo Martin,

    ich denke es ist geschafft, das war alles sehr spannend + interessant anzuschauen, sende einige Fotos ( aus vielen ) nun mit.

    Nun meine Beschreibung der Rhizocarpon: Thallus mit schwarzen Vorlager, grüngelb areoliert - areolen ca. 0,4 - 0,8 mm - Apothecien schwarz, flach, rau, eckig, ca. 0,3-0,7mm bei meinen Proben. Farbtest: Medulla J+ tiefblau + P+gelblich. Ascus mit 8 Sporen, Farbe veränderlich braun/ grünbraun. Das sollte alles zum vorgegebenen Schlüssel passen. Liege ich mit Rhizocarpon geographicum richtig?

    Frage zu Foto 10, was sind das für runde Punkte in den Sporen?

    Die Spannung steigt, was siehst du noch auf den Fotos, bin auf deine Mainung gespannt.

    LG Bernd

    8

    9

    10 ????

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    18

  • Hallo Bernd,

    sehr gut hast du alle nötigen Parameter bestimmt und aufgelistet. Abgesehen vielleicht von der Areolengröße ist alles auf den Fotos super belegt und nachvollziehbar!

    Die Sporenbilder sind dir sehr gut gelungen!

    Mit deinen Angaben gelangt man beim Schlüsseln (Italic) problemlos zu R. geographicum. :thumbup:

    Sehr schön dokumentiert!

    LG, Martin


    Ach ja, die runden Flecken in Bild 10 könnten vielleicht Vakuolen sein. Ich weiß es aber nicht wirklich.

    Was man sonst noch sieht? Nun ja, jede Menge Paraphysen (sterile, dünnen Hyphenfäden, die zum Stützen und Schützen der Asci im Hymenium dienen, die mit ihren Endzellen das Epihymenium / Epithecium aufbauen). Sind bei einigen Gattungen wichtig für die Bestimmung der Gattung und ev. Art ; wie groß ist der Durchmesser? Sind die Endzellen verdickt ? Wie weit stehen sie über die Asci über ? etc. Hier kann etwas KOH zum Erweichen vor dem Quetschen nützen (oder auch Anfärben etwas bei der Erkennbarkeit nachhelfen).

    Vollständige Asci erkenne ich auf deinen Fotos nicht (braucht man hier zur Bestimmung auch nicht). Auch ihr Aufbau ist oft zur Bestimmung der Gattung sehr wichtig (Form, Länge und Breite, Sporenanzahl? Gibt es einen Tholus an der Spitze und falls ja, welche Form und Dicke hat er? Wie reagiert er auf J, wie auf K/J? Wie ist die Wanddicke der Asci?

    Hier spielt das keine Rolle, die gelben Krusten sind schon makroskopisch als Rhizocarpon gut erkennbar.

    Auf den Fotos mit den Sporen erkennt man unterschiedliche Entwicklungsstadien der Sporen: von ganz jung, heller und mit weniger Zellen, über braun, prall und reif bis hin zu überaltert, dunkelbraun, verknittert (Bild 9 mittig unten) .

    Mit den Krustenflechten erschließt du dir ein weites, sehr spannendes Feld. Allerdings muss man meist Messungen am Mikroskop durchführen, wenn man im Bestimmungsschlüssel vorwärts kommen möchte. Ohne Messokular geht hier fast nichts.

  • Hallo Martin,

    vielen Dank für deine Meinung zu meiner Beurteilung, aufgefallen sind mir noch 5 Fotos die ich nicht einordnen kann, Bild 19 (mittig, sieht aus wie eine gefüllte klare Hülle, alte Sporen? ) und 20a bis 20d ein langer Schlauch durch das ganze Bild. Auch ein Teil des Hymeniums?? Kannst du noch etwas zu den Bildern sagen? Dann sind alle wichtigen Bilder abgearbeitet.

    Ein Messokular werde ich mir mal anschauen, gibt es sicher als Zubehör zum Mikro. Es wird immer spannender!!

    LG Bernd





  • Hallo Bernd,

    was in Bild 19 zu sehen ist, weiß ich nicht.

    Bedenke, dass Krustenflechten jahrelang der Umwelt ausgesetzt sind und sich alles mögliche auf ihrer Oberfläche anlagert oder aufwächst - (Cyano)Bakterien, Algen, Fremdsporen, Pollen, Parasiten, ... und natürlich Dreck jeder Art.

    Die Folgebilder zeigen ein farbloses, längliches Gebilde. Den Grünalgenzellen im Bild nach zu urteilen, scheint es riesig zu sein und leere Asci scheiden dann vermutlich aus. Vielleicht hast du ein Tierlein gequetscht? Ist irgendwo ein Kopf oder so zu erkennen? :confused:

    LG, Martin


    Ich glaube, ich muss mich mal an meine Rhizocarpon-Proben machen, die schon eine Weile herumliegen... :)

  • Hallo Martin,

    alle Unklarheiten beseitigt, auf zur nächsten Flechten-Probe es sind noch einige eingetütet.:stunned:

    LG Bernd