Stockschwämmchen / Gifthäubling

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 761 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. August 2024 um 17:22) ist von ReikeT.

  • Hallo,

    folgende Frage ist aus reinem Interesse. Ohne diese ein mal live von einer fachkundigen Person gezeigt zu bekommen, werde ich keinesfalls anfangen Stockschwämmchen zu sammeln.


    Letzten Winter (10.12.23) fand ich an bereits stark verrottetem Holz einige Pilze, die ich für Gifthäublinge (Galerina marginata) hielt. Das Holz war zu sehr verwittert, als dass ich sicher die Baumart bestimmen könnte.

    Ringe waren noch erkennbar aber doch sehr vergänglich. Das ausschlaggebende Merkmal für meine Vermutung waren die silbernen / weißen Streifen, die sich den ansonsten braunen Stiel unregelmäßig hinunter zogen. An den Geruch erinnere ich mich leider nicht mehr.


    In diesem Jahr (14.06.24) könnte ich zum ersten Mal bewusst Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) finden. Zumindest halte ich diese für welche. 😅

    Fundort war ein ebenfalls sehr verwitterter Stapel von kleineren Holzstämmen, die direkt am Wegesrand lagen.

    Insbesondere der teilweise nach unten gerollte Ring, und die teils gut zu erkennenden Schüppchen am Stiel ließen mich das Stockschwämmchen vermuten. Den Geruch empfanden meine Freundin und ich als angenehm pilzig, wobei ich meinem eigenen Geruchssinn nicht besonders vertraue.

    Ich war mir mit Bestimmung ziemlich sicher, hätte mich aber nie getraut, die Pilze mitzunehmen.

    Wie seht ihr die Einschätzung? Seht ihr noch andere Merkmale auf den Bildern, die zur Bestimmung mehr Sicherheit geben? Kommt womöglich noch eine andere Art in Betracht?

    Liebe Grüße und vielen Dank

    Andreas

  • Hallo Schoxx,


    Ich bin zwar kein Experte doch ich sehe das genauso wie du!

    Auf den Bildern von 2023 sehe ich Gifthäublinge (Galerina marginata) und auf den Bildern von 2024 sehe ich Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis), erkennt man finde ich gut an dem bedchuppten Stiel und auf einem Foto auch den "behangenen/ leicht beschuppten" Hutrand.


    Ich glaube auch mit KOH sollte sich der Gifthäubling am Hut rot verfärben


    Lg

    Austria

  • Hallo,


    auch ich kann deinen Bestimmungen zustimmen.


    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

    Es freut mich, dass ich wohl richtig lag.

    Wie habt ihr damit begonnen solche Arten zu sammeln? Immer nur von fachkundigen Leuten gezeigt bekommen? Ggf. bei Pilzführungen? Haltet ihr es für möglich sowas autodidaktisch zu lernen?

    Ich sammle erst seit wenigen Jahren, habe mit leicht zu bestimmenden Arten und verschiedenen Röhrlingen angefangen und sammle mittlerweile auch ein paar andere Arten. An Arten, die man wirklich schlimm verwechseln könnte, traue ich mich aber nicht so recht. Dieses Jahr sind ein paar Arten dazu gekommen u.a. auch Perlpilz. Aber auch der ist ja im Grunde leicht zu bestimmen.

    Es gibt leider kaum irgendwo Stellen, an denen man Funde kontrollieren lassen kann. Zumindest wüsste ich in meiner Gegend nichts.

    Ich will da keineswegs leichtsinnig etwas riskieren, aber das Hobby macht schon viel Spaß und ich würde die Artenkenntnisse auch gerne deutlich ausbauen.

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Hallo.

    Haltet ihr es für möglich sowas autodidaktisch zu lernen?

    das habe ich so gemacht. In meiner Kindheit hat mir mein Vater seine Kenntnisse beigebracht (ca. 30 Arten). Jetzt kann ich schon über 300 Arten selbständig bestimmen. Auch über verschiedene Pilzforen habe ich viel gelernt da man seine eigenen Vermutungen dort bestätigen lassen kann. Wenn es da andere Meinungen gibt heißt es weiter die Merkmale vergleichen um auf ein belastbares Ergebnis zu kommen.


    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Wie habt ihr damit begonnen solche Arten zu sammeln? Immer nur von fachkundigen Leuten gezeigt bekommen? Ggf. bei Pilzführungen? Haltet ihr es für möglich sowas autodidaktisch zu lernen?

    Hallo

    Natürlich ist es besser und leichter von einem Fachkundigen zu lernen. Aber wie Jörg schon geschrieben hat, geht es auch ohne! Hier bist du auch schon in einem sehr seriösen Forum.

    Schau mal, wie ich die Pilze auseinanderhalte: https://ruegenpilze.de/Stockschw%C3%A…C3%A4ubling.pdf

  • Hallo Schoxx.

    ich schließe mich den anderen an.

    Falls du noch etwas zusätzliche Sicherheit für die Bestimmung möchtest, kannst du dir beim Mykoservice von A. Gminder KOH bestellen. Die Reaktion mit KOH ist bei frischen Fruchtkörpern ein sich sicheres Bestimmungsmerkmal:

    Die Methode taugt allerdings kaum für die Speisepilzsuche, da man jeden Hut einzeln testen müsste, wie Andy im verlinkten Beitrag korrekt anmerkt. Stockschwämmchen und Gifthäubling können direkt nebeneinander auf demselben Substrat wachsen.

    Allgemein sind die Unterscheidungsmerkmale folgende:
    *Schüppchen am Stiel vs. glatt mit silbriger Überfaserung
    *Inamyloides vs. dextrinoides Sporenpulver
    *KOH auf der Huthaut negativ bis leicht dunkelbraun vs. weinrot bis braunrot
    *Schüppchen auf dem Hut bei jungen Stockschwämmchen
    *Stockschwämmchen meist mit deutlich großerem Fruchtkörper, Gifthäubling sehr schmächtig
    *Stockschwämmchen wachsen oft in großen Büscheln, Gifthäublinge meist einzeln, gesellig oder maximal in kleinen Büscheln (wenige Fruchtkörper wachsen aus einem Strunk)
    *Stockschwämmchen mit deutlicherer Ringzone
    *Substrat beim Stockschwämmchen meist (aber nicht immer) Laubholz, beim Gifthäubling meist (aber nicht immer) Nadelholz

    Die ersten drei Punkte sind sichere Unterscheidungsmerkmale, alle anderen sind nie eindeutig. Für den Speisepilzsammler taugen in der Praxis nur die Schüppchen am Stiel als Unterscheidungsmerkmal.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Schau mal, wie ich die Pilze auseinanderhalte: https://ruegenpilze.de/Stockschw%C3%A…C3%A4ubling.pdf

    Vielen Dank! Das ist eine sehr schöne Übersicht und insbesondere auch mit den Bildern alles gut nachzuvollziehen. Das Substrat habe ich tatsächlich für ein gutes Unterscheidungsmerkmal gehalten, sofern man dieses überhaupt sicher bestimmen kann. Ich bin davon ausgegangen, dass es äußerst seltene Einzelfälle sind, wenn Gifthäublinge an Laubholz wachsen.

    Falls du noch etwas zusätzliche Sicherheit für die Bestimmung möchtest, kannst du dir beim Mykoservice von A. Gminder KOH bestellen. Die Reaktion mit KOH ist bei frischen Fruchtkörpern ein sich sicheres Bestimmungsmerkmal:

    Das ist auch eine super Idee! Danke dafür! Da ich Pilze i.d.R. nur zu Speisezwecken sammle, habe ich bislang nicht viel über Nachweise mit Säuren und Laugen nachgedacht. Ich habe regelmäßig gelesen, dass so etwas gemacht wird, es aber irgendwie nie wirklich in Betracht gezogen bzw. es für praktikabel zum Sammeln gehalten.

    Um die eigene Bestimmung nochmal abzusichern und diese Pilze sicher unterscheiden zu können, ist es aber sicher lehrreich! Ich werde mir mal etwas Kalilauge besorgen. Leider finde ich beide Arten hier nicht wirklich häufig, aber dann habe ich es mal Zuhause und kann bei Geleenheit einzelne Exemplare mitnehmen und testen. 👍

  • Hallo schoxx,


    ich war und bin Autodidaktin. Und ich habe es in etwa genauso gemacht wie Jörg es geschildert hat.


    1.te und wichtigste Regel für mich: Was ich nicht 150% ig bestimmen kann, das bleibt im Wald.

    Zum lernen für zu Hause habe ich mir ein oder zwei Exemplare mit nach Hause genommen. Viel über diesen oder jenen Pilz gelesen. Hier angefragt, hier gelesen und angeschaut und immer wieder nachgelesen in den Pilzportrais bei 123. Das alles ging über Jahre.


    Familienwochende vom Verein mit gemacht und auch daraus gelernt.


    Viel hat bei mir auch bewirkt, dass ich so oft im Wald war. Mittlerweile kenne ich ihn fast wie meine Blusentasche. Beobachten. Was ist in meinem Hauswald los? Im Winter? Im Frühjahr; halt zu allen Jahreszeiten.

    All das ging echt über Jahre.

    Liebe Grüße

    Murmelchen

    Von mir gibts hier im Forum auch keine Verzehrfreigabe.

    Einmal editiert, zuletzt von Murmel (8. August 2024 um 14:38)

  • Hallo und guten Tag Andreas,

    beurteilen werde ich deine Funde nicht aber ich kann dir ein FB zeigen auf dem zwei ganz wichtige Unterscheidungsmerkmale zweier Pilzarten zu sehen sind.

    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Hallo Andreas,

    Wie habt ihr damit begonnen solche Arten zu sammeln? Immer nur von fachkundigen Leuten gezeigt bekommen? Ggf. bei Pilzführungen? Haltet ihr es für möglich sowas autodidaktisch zu lernen?

    wir lernten die Stockschwämmchen auf Pilzexkursionen kennen. Mir hilft es, den Pilz in den Händen zu halten, zu fühlen, daran zu riechen, etc...

    Markus und ich können Stockschwämmchen 100%ig bestimmen, konnten uns aber noch nicht überwinden sie zu ernten und zu verspeisen. Die Hemmschwelle ist einfach zu groß und das Verlangen diesen Pilz zu probieren wohl noch zu klein...

    Die Zeit wird kommen, da bin ich mir sicher! Es dauerte eine ganze Weile bis wir uns an Perlpilze und bestimmte Täublinge trauten.

    Wichtig ist nur, wirklich jeden einzelnen Fruchtkörper zu kontrollieren, weil Stockschwämmchen und Gifthäublinge zusammen auf einem Stumpf wachsen können. Das haben wir schon selbst gesehen...

  • beurteilen werde ich deine Funde nicht

    Alles gut. Es sind ja alte Bilder und besonders bei sowas wäre es schon verrückt, die Pilze zu essen nur weil jemand im Internet sagt es sei ok. Mir geht's nur darum, ob andere die Einschätzung teilen und nochmal den Fokus zu bekommen, welche Merkmale ich vielleicht übersehen habe. Einen hilfreichen Trick habe ich mit der Kalilauge ja schon gelernt. Auch die Vergleichsbilder sind wirklich gut und hilfreich. Die werde ich beim nächsten Mal garantiert benutzen.

    Markus und ich können Stockschwämmchen 100%ig bestimmen, konnten uns aber noch nicht überwinden sie zu ernten und zu verspeisen. Die Hemmschwelle ist einfach zu groß und das Verlangen diesen Pilz zu probieren wohl noch zu klein...

    Ja so würde es mir vermutlich auch gehen. 😅

    Ich brauche auch immer eine ganze Weile und einige Recherche, bis ich mich an neue Pilze traue.

    Wenn ich wieder welche finde, werde ich's mit der Kalilauge probieren und mich freuen, wenn ich meine Bestimmung verifizieren kann. Essen werde ich diesen Pilz sicher nicht so schnell.


    Und nochmal vielen Dank euch allen! Ich muss wirklich öfter Funde hier einstellen, wenn ich mir unsicher mit der Bestimmung bin. Von euch kann man wirklich was lernen!

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Hi Shoxx

    Glückwunsch zu Deinen Bestimmungsfortschritten.

    Ich hab das auch autodidaktisch gemacht. Ich kannte aus meinem Groß-/Elternhaus rund 20 oder 30 Arten, und hab später gelernt, dass die Hälfte davon nur fast richtig war 😅

    Mir haben auch App basierte Lenkarten für die PSV Prüfung geholfen. Auch ohne PSV werden zu wollen, lernt man damit dich spielerisch und strukturiert wichtige Dinge. Hab ich mir Mal gebaut und kann ich bei Interesse zur Verfügung stellen.

    Kleine Feinheit: auch wenn ich Deine Funde genauso wie Du angesprochen hätte, wäre ich bei dem G. marginata etwas zurückhaltend. Die Fruchtkörper sind mE nicht idealtypische Artvertreter, und der Artenkomplex um G. marginata generell nach aktuellem Stand mE rein makroskopisch nicht sicher differenzierbar. Obwohl die Fähigkeit, die Funde dem Artenkomplex zuzuordnen, rein praktisch gesehen schon die dreiviertel Miete ist.

    Viele Grüße und weiterhin viel Spaß auf Deiner Lernreise.

    Reike

    Einmal editiert, zuletzt von ReikeT (8. August 2024 um 20:39)