Borreliose: Diagnose und Therapie

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 11.607 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. September 2024 um 21:36) ist von Mykololologe.

  • Hallo Pilzfreunde,

    ich bin vor zwei Wochen mit Borreliose diagnostiziert und entsprechend behandelt worden und habe mich in der Folge näher mit dem Thema beschäftigt und so einiges herausgefunden, was mir vorher nicht so klar war. Außerdem kursieren in Netz und Medien so einige Un- und Halbwahrheiten. Ich dachte mir, dass das vielleicht auch für den einen oder anderen der Mitleser_innen hier im Forum interessant sein könnte, da je früher oder später wahrscheinlich jeder Pilzsammler mit dieser Krankheit zu tun haben dürfte.

    Daher, für alle Interessierten nachfolgend die von mir zusammengetragenen Informationen und Quellen (hauptsächlich RKI und U.S. Gesundheitsbehörde). Wie immer bei medizinischen Themen gilt: Alle Angaben wie immer ohne Gewähr. Verlasst euch nicht auf das, was im Internet steht (auch nicht meinen Beitrag) und fragt bei Verdacht auf eine Infektion unbedingt immer euren Arzt/Ärztin oder Apotheker_In.

    Da es ein Zeichenlimit gibt, verteilt auf mehrere Beiträge. Allgemeine Quellen die Informationen in mehreren Abschnitten belegen finden sich ganz zum Schluss.

    1 Lebenszyklus der Zecke

    *Zum Verständnis des Infektionswegs und -risikos ist es hilfreich, die Lebensweise des Hauptüberträgers, der Zecke, zu kennen. Andere Insekten wie etwa Pferdebremsen sind nur für eine geringe Anzahl Erkrankungen verantwortlich.
    *Im Herbst legen Zeckenweibchen an geschützten Stellen am Boden ihre Eier ab. Hieraus schlüpfen im Frühjahr sechsbeinige Zeckenlarven (winzig, mit bloßem Auge oft kaum zu erkennen)
    *Die Zeckenlarven warten im Laub und Nadelstreu (i. d. R. noch nicht auf Halmen) auf einen Wirt, meist ein kleines Nagetier oder ein Vogel
    *Nach der ersten Blutmahlzeit verpuppt sich die Larve und wächst bis zum Frühsommer zur achtbeinigen Zeckennymphe heran. Diese wartet, jetzt i. d. R. auf Halmen und Gräsern, auf eine weitere Blutmahlzeit.
    *Nach der zweiten Blutmahlzeit untergeht die Zeckennymphe erneut eine Metamorphose und wächst zur gleich aussehenden aber größeren erwachsenen Zecke heran.
    *Erwachsene Zecken warten ebenfalls auf Halmen und Gräsern auf größere Säugetiere (Hund, Fuchs, Reh, Hirsch, Wildschwein, Mensch), die im Sommer/Herbst meist zahlreiche Zecken gleichzeitig haben. Noch auf dem Wirt findet dann die Paarung der männlichen und weiblichen Zecken statt.
    *Nach der dritten und letzten Blutmahlzeit fällt das Weibchen vom Wirt ab, legt im Herbst ihre Eier und verendet. Danach beginnt der Zyklus erneut.


    Fig. 1: Zecken in verschiedenen Stadien

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_…-life-cycle.jpg

    2 Übertragung

    2.1 Krankheitserreger

    *Borreliose wird ausgelöst durch Bakterien der Gattung Borrelia burgdorferi (s. l.)
    *Borrelien haben ihr Hauptreservoir in kleinen Nagetieren, für die sie ungefährlich sind.
    *Zeckenlarven sind nach dem Schlüpfen nur selten (manchen Quellen zufolge nie) mit Borrelien infiziert. Sie infizieren sich meist bei ihrem ersten Wirt, oft einem Nagetier.
    *Die dann auf größere Beutetiere wartenden Nymphen und erwachsenen Zecken sind dann Träger der Bakterien und können den Menschen infizieren.

    2.2 Kann man von der Art der Zecke auf das Infektionsrisiko für Borreliose schließen?

    *Generell eher schwierig.
    *Hauptüberträger der Borreliose ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), aber auch andere Arten können die Borreliose übertragen, wenn auch seltener.
    *Das Übertragungsrisiko steigt mit der Größe der Zecke. Studien zufolge sind weniger als 1% der Largen Träger von Borrelien, aber bis zu 30% der erwachsenen Zecken. Grundsätzlich gilt, je größer die Zecke, desto größer das Risiko. Handelt es sich um eine winzige Zeckenlarve mit nur sechs Beinen ist also die Infektionswahrscheinlichkeit sehr gering, da Larven selten mit Borrelien infiziert sind. (Quelle: Hofhuis et al. 2017)
    *Handelt es sich um eine winzige Zeckenlarve mit nur sechs Beinen ist die Infektionswahrscheinlichkeit geringer, da Larven seltener mit Borrelien infiziert sind. Aufgrund der kleinen Größe von Larven und Nymphen ist die Abgrenzung am saugenden oder entfernten Tier jedoch kaum sicher möglich.
    *Wenn die Zecke das typische rote Schild auf dem Rücken hat, handelt es sich um ein Weibchen des Gemeinen Holzbocks (unten rechts). In diesem Fall ist von einer besonders hohen Infektionswahrscheinlichkeit auszugehen.
    *Sieht die Zecke uncharakteristisch dunkel aus, kann eine Infektion allerdings nicht ausgeschlossen oder als unwahrscheinlich angesehen werden, da die Männchen des Gemeinen Holzbocks schwarz sind (unten links) und auch andere unscheinbare Zecken die Borreliose übertragen können.
    *Generell gilt: Je länger die Zecke gesaugt hat und je mehr sie sich vollgesaugt hat, desto höher ist das Infektionsrisiko. Hofhuis et al. (2017) geben für eine vollgesaugte Zecke gegenüber einer Zecke, die noch wenig Blut gesaugt hat ein etwa 4-faches Risiko für eine symptomatische Infektion an (1.4% vs. 5.5%)


    Fig. 2: Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus)

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_…des_ricinus.jpg

    3 Gibt es ausgewiesene Borreliosegebiete?

    *Ja, gibt es. In manchen Landkreisen gibt es deutlich mehr infektionen als in anderen, aber Landesteile, in denen Borreliose nicht vorkommt (wie etwa bei FSME) gibt es bei nicht. Man kann sich in D/A/CH überall infizieren, auch mitten in Großstädten.
    *Die Kassenärztlichen Vereinigungen weisen die unten rot eingezeichneten Landkreise als besondere Risikogebiete aus, die grün markierten Gebiete als weniger riskant.
    *Die blaue Karte links zeigt die Diagnoseprävalenz pro 100.000 Einwohner im Jahr 2019. Wichtig: auch in den am unteren Ende der Skala zart hellbau markierten Landkreisen liegt die Diagnoseprävalenz zwischen ca. 100 bis 380 pro 100.000, d.h. 1 von 1000 bis fast 1 von 250 Einwohnern hat sich in dem einen Jahr infiziert, und diese Wahrscheinlichkeit gilt für den Bevölkerungsdurchschnitt, also nicht für einen in der Natur besonders aktive/n Pilzsammler_In. Das Risiko ist auch dort also keineswegs gering.


    Fig. 3: Diagnoseprävalenz der Lyme-Borreliose

    Quelle: https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva…_2021-06-24.pdf

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

    3 Mal editiert, zuletzt von MisterX (10. August 2024 um 10:18)

  • 4 Infektionsrisiko / Epidemiologie

    *In Deutschland werden ca. 250.000 bis 300.000 symptomatische Borrelioseerkrankungen pro Jahr gemeldet.
    *Infektionen mit Borrelien sind äußerst häufig. Studien zufolge haben etwa 20% der 80-jährigen im deutschsprachigen Raum Antikörper gegen Borrelien, d.h., haben sich im Laufe ihres Lebens irgendwann mindestens einmal infiziert. Der tatsächilche Anteil liegt noch höher, da nicht jeder Infizierte lebenslang Antikörper ausbildet.
    *Das sind für D/A/CH pro Generation also mindestens 20 Millionen Infizierte. Nur die wenigsten erkranken mit klinischen Zeichen und noch viel weniger haben schwere Verläufe oder Langzeitkomplikationen. Für letztere dürfte die Dunkelziffer allerdings hoch sein, da die Krankheit oft nicht erkannt wird.
    *Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem einzelnen Zeckenstich Borrelien übertragen werden, wird mit 2,6 bis 5,6% (ca. 1 von 20 bis 1 von 40) angegeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelner Zeckenstich zu einer symptomatischen Erkrankung führt wird vom RKI mit 0,3% bis 1,4% angegeben (ca. 1 von 70 bis 1 von 300). Hofhuis et al. (2017) nennen eine Wahrscheinlichkeit von 2,6%.
    *So gut wie jeder Pilzsammler dürfte also früher oder später betroffen sein.

    5 Diagnose

    5.1 Serologische Diagnose (Bluttests)

    *Hier liegt das große Problem mit dieser Krankheit, denn eine Borreliose lässt sich mit Blutanalysen (Antikörper im Blut, PCR-Tests) fast nie sicher nachweisen oder ausschließen. Die Diagnose kann sehr häufig nur in unterschiedlichem Ausmaß eine Verdachtsdiagnose sein.
    *Es gibt ganz vereinfacht und grob gesprochen generell zwei Arten von Antikörpern: IgG und IgM. IgM-Antikörper werden meist direkt nach einer Infektion gebildet und verschwinden nach Ausheilen der Infektion schnell wieder. Sie deuten daher auf eine akute, aktive Infektion hin. IgG-Antikörper werden Wochen bis Monate später gebildet und bleiben Monate bis Jahre lang erhalten. Sie deuten auf eine frühere Infektion hin. Bei der Borreliose ist das ganze aber leider nicht so eindeutig .
    *Ein positiver IgM und/oder IgG Antikörpertest auf Borrelien kann aufgrund einer früheren Erkrankung zustande gekommen sein und beweist nicht, dass eine akute Erkrankung vorliegt. Von schlecht informierten Ärzt_inn_en wird oft behauptet, dass IgM-Antikörper in den ersten 4 Wochen ein Beweis für eine Erkrankung seien. Das stimmt für die Borreliose laut RKI so leider nicht. IgM-Antikörper sind ein Hinweis, aber kein Beweis. Auch IgM-Antikörper können bei Borrelien zu späteren Zeitpunkten auf eine frühere Infektion zurückzuführen sein.
    *Ein negativer Antikörpertest (IgM und IgG) bis zu 4 Wochen nach dem Stich schließt eine Infektion nicht aus, da Antikörper dann oft noch nicht gebildet sind. Ein negativer Test >4 Wochen ist ein Hinweis darauf, dass keine Infektion vorliegt, kann diese aber auch nicht sicher ausschließen, da bei manchen Patienten keine Antikörper gebildet werden oder dies erst noch später stattfindet.
    *Einzig sicherer serologischer Nachweis ist eine Serokonversion, d.h. der Patient wird in den ersten 4 Wochen nach dem Zeckenstich zuerst seronegativ getestet (weder IgM- noch IgG-Antikörper sind nachzuweisen) und bei einer zweiten Blutanalyse nach >4 Wochen ist er dann IgM seropositiv. Alternativ kann auch ein deutlicher Anstieg des IgM-Titers als beweisend gelten. Dann wird davon ausgegangen, dass die in dem Zeitraum gebildeten Antikörper gegen eine akute Infektion gebildet wurden. Auch wenn diese zwei Tests gemacht werden vergehen seit dem Zeckenstich bis man beim Arzt war und die Analyse hat aber mindestens 5-6 Wochen. Eine Antibiotikatherapie sollte aber so schnell wie möglich, idealerweise innerhalb von 14 Tagen begonnen werden. Auf das Testergebnis zum Nachweis einer Serokonversion zu warten ist also nicht sinnvoll.
    *DNA/PCR-Tests auf Borrelien im Blut und die Anzucht von Borrelien aus dem Blut sind nach herrschender Meinung keine geeigneten Testmethoden.

    Quelle: https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwer…ien-ak-igg.html

    5.2 Klinische Diagnose (Krankheitszeichen): Wanderröte/Erythema Migrans

    *Zur Diagnose der Borreliose deutlich wichtiger als die serologischen Analyseverfahren sind klinische, also sichtbare oder vom Patienten spürbare Krankheitszeichen.
    *Das wichtigste Zeichen ist die Wanderröte (Erythema Migrans), eine sich oval oder kreisrund gleichförmig von der Stichstelle ausbreitende Rötung (siehe unten).
    *Kriterien zur Abgrenzung einer normalen Hautreaktion auf den Zeckenstich und einem Erythema Migrans sind: Einstichstelle bleibt mehrere Tage bis Wochen deutlich dunkler gerötet als die umgebende Rötung, Hautrötung oval bis kreisrund und mit der Zeit konzentrisch größer werdend, spätere Aufhellung um die Stichstelle (typische "Zielscheibenform"), >5 cm im Durchmesser, weder juckend noch schmerzend.
    *Oft ist das Erythema Migrans nur dann gut zu sehen, wenn die Haut warm ist, es empfiehlt sich bei undeutlichem Erscheinungsbild die Haut mit den Händen, Kleidung oder einer Wärmflasche aufzuwärmen.
    *Ein typisches Erythema Migrans gilt als beweisend für eine akute Borreliose und somit als direkte Indikation für eine sofort zu beginnende Antibiotikatherapie. Das Problem ist: Ein Erythema Migrans sieht oft untypisch und unspezifisch aus und ist deshalb oft schwer zu erkennen. Außerdem tritt es nur bei ca. 70-90% der symptomatischen Erkrankungen auf.
    *Tritt kein typisches Erythema Migrans auf, ist dies also nicht beweisend dafür, dass keine Infektion vorliegt.
    *Liegt in den ersten 3-30 Tagen nur ein einziges Erythema Migrans eventuell zusätzlich mit unspezifischen, erkältungsartigen Krankheitssymptomen vor (siehe unten: Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit), befindet man sich im Stadium 1 der Lyme-Borreliose.
    *Treten nach 3-10 Wochen weitere charakteristische Rötungen an anderen Körperstellen auf, an denen kein Zeckenstich war (disseminiertes Erythema Migrans), gilt dies als beweisend für Stadium 2 einer Lymeborreliose, d.h. die Bakterien haben sich von der Stichstelle im Körper ausgebreitet.
        

    Fig. 4: Idealtypische Ausprägung des Erythema Migrans

    Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Erythema_…isease_Rash.jpg


    Fig. 5: Mögliche Ausprägungen des Erythema Migrans

    Quelle: Mayo Clinic. https://www.mayoclinic.org/diseases-condi…es/syc-20374651


    Fig. 6: Untypisches Erythema Migrans

    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Atyp…resentation.jpg

    5.3 Sonstige klinische Zeichen (Krankheitszeichen)

    *Außer dem Erythema Migrans sind alle weiteren Krankheitssymptome unspezifisch und der Krankheit nicht eindeutig zuzuordnen. Weitere Symptome können, wie das Erythema Migrans, auch komplett fehlen.
    *Im Stadium 1 der Krankheit können 3-30 Tage nach dem Zeckenstich unspezifische, einer Erkältung ähnliche Krankheitssymptome auftreten, z.B. Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit.
    *Im Stadium 2 der Krankheit (disseminierte Erkrankung, d.h. die Bakterien haben gestreut) können nach 3-10 Wochen weitere charakteristische Hautausschläge, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und Nackensteifheit, Gesichtslähmungen, ein unregelmäßiger Herzschlag, Schwächeanfälle, Taubheit in Händen und Füßen, Gewebsschwellungen und ein vermindertes Sehrvermögen eintreten.
    *Im Stadium 3 der Krankheit (Spätmanifestation/Neuroborreliose) können Wochen bis Monate später schwere Erkrankungen des Gehirns sowie Arthrose in den Gelenken auftreten.
    *Borreliose ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung. Eine nicht rechtzeitig behandelte Borrelioseerkrankung kann äußerst schwer verlaufen und verheerende, irreversible langfristige Schädigungen von Gehirn, Nerven und Gelenken nach sich zehen.
    *Je früher behandelt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines chronischen oder schweren Verlaufs.
    *Da die Diagnose nur bei typisch auftretendem Erythema Migrans oder im seltenen Fall einer serologisch erwiesenen Serokonversation bzw. eines IgM Titeranstiegs mit hinreichender Sicherheit nachgewiesen werden kann, ist die Diagnose in sehr vielen Fällen eine Verdachtsdiagnose.
    *Hier müssen Arzt und Patient gemeinsam die Risiken einer möglicherweise nicht behandelten Borreliose gegen die Risiken einer unnötigen Antibiotikatherapie gegeneinander abwägen. Letztere Risiken sind keineswegs trivial (siehe nächster Abschnitt).

    6 Therapie

    *Eine früh erkannte Borreliose ist sehr gut mit Antibiotika behandelbar. Erste Wahl sind hier Doxycyclin und Amoxicilin.
    *Im Stadium 1 werden Erwachsene in aller Regel mit 1x täglich Doxycyclin 200 mg oder 3x täglich Amoxicilin 500 mg für jeweils 14-21 Tage behandelt. Im Stadium 2 beträgt die Behandlungszeit in bestimmten Fällen bis zu 30 Tage. Das Stadium 3 wird in der Regel intravenös behandelt.
    *Jede Antibiotikatherapie kann zu schwersten Nebenwirkungen führen, z.B. einer allergischen Reaktion, die tödlich verlaufen kann, aber auch im Fall von Doxycyclin z.B. zum irreversiblen Verlust des Geschmacksempfindens oder irreversiblen Einschränkungen des Sehvermögens (durch Pseudotumor cerebri) bei bis zu 1 von 1000 Anwendungen (lt Packungsbeilage), oder ein bis zu verdoppeltem Risiko die Erkrankung Morbis Crohn oder ein Reizdarmsyndrom zu entwickeln (Margolis et al. 2010).
    *Es gibt hier auch eine gesellschaftliche Verantwortung unnötige Antibiotikabehandlungen wenn möglich zu vermeiden, da Erreger resistent gegen die Antibiotika werden können.


    Fig. 7: Doxyciclin 200mg

    Quellen:

    Margolis DJ, Fanelli M, Hoffstad O, Lewis JD (December 2010). "Potential association between the oral tetracycline class of antimicrobials used to treat acne and inflammatory bowel disease". The American Journal of Gastroenterology. 105 (12): 2610–6.

    Packungsbeilage: Doxycyclin 200 mg, Aliud Pharma.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

    7 Mal editiert, zuletzt von MisterX (10. August 2024 um 10:35)

  • 6.1 Postexpositionelle Chemoprophylaxe

    *In den USA wird teilweise eine prophylaktische Anwendung von 1x 200mg Doxycyclin einmalig direkt nach dem Zeckenstich empfohlen. Dies kann in den ersten 72 Stunden nach dem Stich eine Erkrankung wohl mit großer Sicherheit verhindern.
    *Lt. US Gesundheitsbehörde soll dies nur unter den folgenden Voraussetzungen geschehen: (1) Es wurde ein Zeckenstich einer Zecke der Gattung Ixodes (black-legged tick/deer tick) nachgewiesen, (2) die Saugzeit der Zecke betrug mindestens 36 Stunden, (3) die Zecke war merklich mit Blut vollgesogen, (4) die Prophylaxe kann innerhalb von 72 Stunden nach der Entfernung der Zecke beginnen (5) der Zeckenstich war in einem Risikogebiet (in weiten Teilen der USA kommt Borreliose fast überhaupt nicht vor), (6) Doxycyclin ist beim Patient nicht kontraindiziert (andere Antibiotika werden nicht zur Prophylaxe empfohlen).
    *In zwei placebo-kontrollierten Studien aus den USA reduziert die prohphylaktische Anwendung von Antibiotika die Häufigkeit von Infektionen in den Stichproben um über 90% von 2,2% auf 0,2% bzw. von 1,4% auf 0% (Warshavsky et al. 1996, Warshafsky et. al 2010). Die Forscher weisen jedoch andererseits auch darauf hin, dass 50 Anwendungen der Prophylaxe notwendig wären, um eine einzige symptomatische Erkrankung zu verhindern. Dies entspräche bei einem einzelnen Patient der Gesamtdosis von ca. drei vollen Antibiotika-Kuren (Stadium 1).
    *In einer Studie in Europa betrug die Risikoreduktion nur 67% (Harms et al. 2021).
    *In Deutschland ist eine derartige Einmalprophylaxe nicht üblich.

    Quellen:

    Merkblatt der CDC: https://www.cdc.gov/lyme/resources…p-low-ink-p.pdf

    Warshafsky et al. (1996), Efficacy of antibiotic prophylaxis for prevention of Lyme diseaseJ Gen Intern Med. 1996 Jun;11(6):329-33.

    Warshafsky et al. (2010), Efficacy of antibiotic prophylaxis for the prevention of Lyme disease: an updated systematic review and meta-analysis, J Antimicrob Chemother. 2010 Jun;65(6):1137-44.

    Harms et al. (2021) A single dose of doxycycline after an Ixodes ricinus tick bite to prevent Lyme borreliosis: An open-label randomized controlled trial. J Infect. 2021

    6.2 Sollte man die Zecke vor einer Therapie einschicken und auf Borrelien untersuchen lassen?

    *Manche Privatlabore bieten an, die Zecke einzuschicken und auf Borrelien testen zu lassen (keine Kassenleistung!). Einer Mindermeinung zufolge ist bei Positivbefund nach der Einschickung unabhängig von Serologie und klinischen Krankheitszeichen eine 14-tägige Antibiotikabehandlung auf Verdacht für den Patienten vorteilhaft (E. Jentzsch, Dt. Arzteblatt 2007; 104(40)).
    *Dies wird vom RKI und verschiedenen nationalen Gesundheitsbehörden jedoch für nicht sinnvoll erachtet. In meiner Recherche habe ich keine einzige Behörde oder relevanten Ärzteverbund gefunden, wo diese Vorgehensweise empfohlen wird.
    *Ein negativer Befund (keine Borrelien nachgewiesen) kann zum einen falsch-negativ sein (Wahrscheinlichkeit allerdings gering) und zum anderen falsche Sicherheit vorgaukeln, da Borrelien trotzdem durch andere unbemerkte Zeckenstiche übertragen worden sein könnten. Es besteht auch die Gefahr, dass der Patient bei einem Negativbefund weniger auf mögliche Symptome achtet.
    *Ist der Befund positiv, ist trotzdem unsicher, ob auch Borrelien übertragen worden sind, und sind sie tatsächlich übertragen worden kann eine symptomatische Erkrankung wahrscheinlich rechtzeitig behandelt werden, wenn Wanderröte auftritt (70-90% der Fälle) und erkannt wird.
    *Auch wenn es zu einer Übertragung und Erkrankung kommt und diese nicht erkannt oder behandelt wird, kommt es nur in wenigen Fällen zu Spätfolgen und schweren oder chronischen Verläufen. Meistens heilt die Krankheit, auch unbehandelt, folgenlos aus.
    *Bis der Befund da ist, ist es für die postexponentielle Prophylaxe (1x 200mg Tablette) in der Regel zu spät, sodass eine ganze 2-Wöchige Antibiotika-Behandlung durchgeführt werden müsste.
    *Hofhuis et al. (2017) schätzen die Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen Borrelioseinfektion bei einem Zeckenstich mit einer anschließend negativ auf Borrelien getesteten Zecke auf 1,4% und bei einer positiv auf Borrelien getesteten Zecke auf 6,7%. Auch bei einem positiven Ergebnis bleibt eine Infektion eher unwahrscheinlich und ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus.
    *Das RKI verweist hier auf die o.g. teils äußerst schwerwiegenden Nebenwirkungen von Antibiotikatherapien sowie die Gefahr einer Bildung von antibiotikaresistenten Keimen.
    *Auch wenn Borrelien in der Zecke nachgewiesen wurden empfiehlt das RKI daher sofern keine klinischen Zeichen (Wanderröte, andere o.g. Symptome) einer tatsächlichen Erkrankung auftreten keine Antibiotikatherapie auf Verdacht und hält das Einschicken und Untersuchen der Zecke daher nicht für sinnvoll.

    Quelle:

    E. Jentzsch, Deutsches Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/archiv/57129/Z…lien-untersucht (RKI folgt dieser Argumentation ausdrücklich N I C H T)

    Infoblatt des MLB: https://www.mlhb.de/fileadmin/user…test_290119.pdf

    7 FSME

    *Die neben Borreliose zweite wichtige Krankheit, die in bestimmten Gebieten von Zecken übertragen werden kann ist FSME.
    *Hierzu existiert eine zuverlässige Schutzimpfung, die zu annähernd 100% gegen eine Erkrankung schützt (Zavadska et al. 2023). Ich weiß, dass Impfungen ein kontroverses Thema sind. Wie man das Risiko von möglichen Impfschäden gegen den Schutz vor Erkrankung bewerten möchte bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Ich persönlich habe mich für die Impfung entschieden.
    `*Gegen FSME gibt es keine Behandlung. Man muss bei Ausbruch der Krankheit auf eine Selbstheilung hoffen.

    Quelle zur Effektivität der FSME-Schutzimpfung: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37422077/

    8 Trivia / Sonstiges

    *Borrelien produzieren keine Toxine und werden nach herrschender Meinung meist schnell und annähernd vollständig im Körper ausgerottet. Die Schäden im menschlichen Körper sowie Langzeitkomplikationen entstehen durch die Immunantwort und auch nach überstandener Krankheit fortbestehende Autoimmunität bzw. Kreuzreaktivität (Immunsystem verwechselt körpereigene Antigene mit Oberflächenantigenen der Bakterien und denkt die Bakterien seien noch im Körper und greift versehentlich sich selbst an).
    *Eine im Wald entdeckte Zecke soll nach herrschender Meinung sofort nach Entdeckung mit den Fingernägeln gefasst und direkt herausgezogen werden, möglichst ohne den Zeckenkörper zu quetschen, auch wenn keine Pinzette zur Hand ist. Die nicht-vollständige Entfernung ist für das Borreliosrisiko unerheblich und die Saugzeit das wesentliche Kriterium für ein Übertragungsrisiko. Die Stichstelle darf immer erst NACH der Entfernung der Zecke desinfiziert werden, da das Desinfektionsmittel die Zecke reizen und zur Abgabe von Flüssigkeit in die Blutbahn bringen könnte.
    *Borreliose kann nach herrschender Meinung nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden, auch nicht bei engem Kontakt.
    *Nach einer durchgemachten Infektion besteht keine Immunität gegen eine erneute Infektion (Khatchikian et al. 2014).
    *Die Zecke nimmt außer den Blutmahlzeiten vor den Metamorphosen bzw. der Eiablage keine weitere Nahrung zu sich. Den Wasserbedarf deckt sie aus der Luftfeuchtigkeit.
    *Die Paarung der Zecken findet nicht auf der Wiese, sondern auf dem Wirt statt, der bei größeren Tieren fast immer mehrere Zecken gleichzeitig hat. Daher versuchen adulte Zecken höhere Gräser und Sträucher zu erklimmen, um möglichst einen größeren Wirt zu finden. Dies macht Sinn, da die Zeckenmännchen so nur Energie für die Partnersuche aufwenden, wenn das Weibchen tatsächlich einen Wirt gefunden hat und auch zur Eiablage fähig ist.

    Quelle: Khatchikian et al. 2014 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3993397

    Allgemeine Quellen:

    Zur Infektionswahrscheinlichkeit: Hofhuis et. al (2017), Predicting the risk of Lyme borreliosis after a tick bite, using a structural equation model, PLoS One. 2017; 12(7).

    https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-044l_S2k_Kutane_Lyme_Borreliose_2024-06.pdf

    Lyme Disease
    Homepage for CDC's Lyme disease website.
    www.cdc.gov

    RKI - RKI-Ratgeber - Lyme-Borreliose

    Zur Dosierung und Dauer der Antibiotikabehandlung: https://www.msdmanuals.com/professional/m…sease-in-adults

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

    12 Mal editiert, zuletzt von MisterX (11. April 2025 um 11:38)

  • Wir wünschen eine gute Besserung und dass nichts von der Infektion zurückbleibt! Alles, alles Gute!

    Ich frage mich des Öfteren wozu Zecken nötig sind. Ein leidiges Thema auch bei unseren Hunden. Sie werden nach jedem Waldbesuch gebürstet und abgesucht. Zusätzlich bekommen Sie in der "Hauptsaison"alle paar Wochen eine Prophylaxe. Ist natürlich auch das pure Gift. Die Zecken beißen/stechen einmal, dann sterben sie ab. Aber Kokosöl und andere Hausmittel halfen bei uns noch nie.

    Ich hatte schon 2x eine Antibiotika - Kur als Vorsichtsmaßnahme (jeweils 21 Tage). Nicht besonders schön aber erträglich...

  • Wir wünschen eine gute Besserung und dass nichts von der Infektion zurückbleibt! Alles, alles Gute!

    Vielen Dank für die Besserungswünsche. Vielleicht schildere ich bei der Gelegenheit noch kurz wie es bei mir war.

    *Zeckenstich (dunkle, unscheinbare Zecke) erst bemerkt, als sie schon vollgesogen war (mind. 2 Tage Saugzeit)
    *Stichstelle blieb nach dem Entfernen dunkelrot
    *Über die nächsten 7 Tage kleinere Rötung um die Stichstelle herum, für mich nicht besorgniserregend
    *Nach ca. 7 Tagen leichte Nackenschmerzen und deutliche kreisrunde Rötung um die Stichstelle
    *Nach ca. 10 Tagen Schmerzen beim Schlucken im hinteren Nacken, daraufhin Arztbesuch
    *Ärztin hält Rötung nicht für bestätigtes Erythema Migrans, da zu klein (was korrekt ist, da es <5cm Durchmesser war)
    *Ärztin wollte eigentlich eher warten, ob das Erythema Migrans noch größer und typischer wird
    *Aufgrund der Nackenschmerzen (typisches Symptom) wurde auf mein Drängen hin trotzdem Antibiotikatherapie mit Doxycyclin 200mg 1x täglich begonnen
    *Blut wurde abgenommen, aber auf Ergebnisse nicht gewartet, da sie die Erkrankung nicht widerlegen können (keine Ahnung warum man das dann überhaupt macht)
    *Da Nackenschmerzen ein Symptom für eine möglicherweise disseminierte Erkrankung sind, 3 Wochen Behandlungszeit.
    *Nach 3 Tagen Antibiotika waren Nackenschmerzen weitgehend weg, nach 7 Tagen bildete sich die Rötung um die Stichstelle zurück
    *Einzige wesentliche wahrnehmbare Nebenwirkung: Mehrstündige mittelschwere Kopfschmerzen in den ersten 10 Tagen der Therapie, wurde besser nachdem ich den Einnahmezeitpunkt von morgens auf abends verlegt hatte.

    Mein (vermutetes) Erythema Migrans sah so aus:

    Ich hatte schon 2x eine Antibiotika - Kur als Vorsichtsmaßnahme (jeweils 21 Tage). Nicht besonders schön aber erträglich...

    Auf welcher Basis wurde diese Vorsichtsmaßnahme denn angeordnet? Bei mir war es auch eine Verdachtsdiagnose, aber schon mit ziemlich eindeutigen Verdachtsmomenten. Nachdem ich mich näher mit den potenziellen Nebenwirkungen von Antibiotika beschäftigt habe (siehe oben!), würde ich für mich selbst zukünftig schon deutliche Anzeichen einer tatsächlichen Erkrankung sehen wollen, bevor ich Antibiotika einnehme.

    Interessant ist auch, dass du 3 Wochen Therapie erhalten hast. Das wäre eigentlich für das Stadium 2 indiziert. Da müsste es deutliche Zeichen für eine Streuung der Bakterien gegeben haben.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Mein Hausarzt fackelte nicht lange. Zeckenstich - kleine rote Stelle;

    1. X 12.08.2016, das 2. X 02.06.2022; auch Doxycyclin AL200T

    Ich hatte keinerlei Symptome, was Du schreibst hört sich ja schlimm an.

    Gegen FSME sind wir geimpft.

    Ich vertraue auf die langjährige Erfahrung meines Hausarztes und bin froh, dass er nicht auf "Krankheitsanzeichen" gewartet hat. Wegen Halsschmerzen ec. verschreibt er auch kein Antibiotika aber ich denke, ihm sind die Folgen die Zeckenbisse auslösen können bekannt.

  • Ich hatte keinerlei Symptome, was Du schreibst hört sich ja schlimm an.

    Zuerst natürlich Folgendes vorab: Euer Arzt hat Medizin studiert und wahrscheinlich Jahr(zehnt)e lange Erfahrung mit dieser Krankheit. Ich habe nur ein paar Tage im Internet gelesen (dies allerdings sehr gründlich).

    So wie du es schilderst hatte euer Arzt folgende Hinweise auf eine Erkrankung:
    *Erwiesener Zeckenstich, vermute mal Saugzeit >36h
    *Kleine Rötung als potenziell beginnendes Erythema migrans
    *Zeckenstich im Risikogebiet (in Deutschland immer gegeben)
    *Sonst keinerlei Symptome

    Ich denke, dass es vertretbar war, hier Antibiotika zu geben, allerdings entspricht es nicht den Empfehlungen des RKI, da das Erythema Migrans ("kleine rote Stelle") allenfalls untypisch war und durchaus eine normale Hautreaktion hätte sein können und insofern keine gesicherten Krankheitszeichen vorlagen. Wie gesagt, ist es fast immer eine Verdachtsdiagnose. Ich würde mit meinem begrenzten Wissensstand in eurem Fall dazu tendieren, dass eine Therapie eher nicht angezeigt war, aber der Arzt hat sich sicher hierzu gute Gedanken gemacht.

    Was ich nicht verstehen kann ist eine Therapiedauer von 3 Wochen, da es keine Hinweise auf eine disseminierte Borreliose (Stadium 2, Bakterienstreuung) gab. Auch wenn man die kleine Rötung als Erythema Migrans einstuft, wäre es eindeutig noch eine lokale Borreliose (Stadium 1) und daher nur 14-tägig zu behandeln.

    In eurem Fall scheint alles gut gegangen zu sein, aber die Risiken einer unnötigen Antibiotikatherapie sollten wirklich nicht unterschätzt werden (anaphylaktischer Schock, Pseudotumor Cerebri, Morbus Crohn Risiko, IBS Risiko und viele mehr).

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Egal wie und was, wenn ich heute einen Zeckenstich hätte, wegen dem ich den Hausarzt aufsuche, würde ich jederzeit wieder Antibiotika nehmen.

    Wegen Zecken die ich gleich entdecke und sofort kpl. entfernen kann würde ich keinen Arzt aufsuchen.

    In den allermeisten Fällen spüre/ entdecke ich sie schon bevor sie sich festbeißen, bei Markus ist es ähnlich...

    Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du alles gut überstehst und nichts zurückbleibt!

  • Egal wie und was, wenn ich heute einen Zeckenstich hätte, wegen dem ich den Hausarzt aufsuche, würde ich jederzeit wieder Antibiotika nehmen.

    Wie gesagt, da eine Borreliose Erkrankung oft nicht sicher nachgewiesen oder widerlegt werden kann, müssen hier die Risiken einer unnötigen Behandlung auf Verdacht gegen die Risiken einer nicht-behandelten Erkrankung abgewogen werden. Viele sind hier eurer Meinung, und befürworten eine Antibiotika-Therapie schon beim kleinsten Risiko, wie eben einer kleinen roten Stelle (so z.B. auch E. Jentzsch im Dt. Ärzteblatt, von mir oben verlinkt).

    Das RKI und die Gesundheitsbehörden vieler anderer Länder sind anderer Meinung und das wie ich finde aus gutem Grund, denn die Risiken von Antibiotikatherapien scheinen mir doch weitläufig unterschätzt zu werden. Mir ist beim Lesen der Packungsbeilage z.B. Folgendes ins Auge gesprungen:

    "Selten", also bei bis zu 1 von 1000 Behandelten, ein irreversibler Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.

    Wenn Euer Doc 1000 Patienten so wie euch behandelt, bekommt das statistisch gesehen einer davon, und zwar für eine mit hoher Wahrscheinlichkeit unnötige Antibiotikatherapie (Erkrankungsrisiko nach Zeckenstich nur 0,3% bis 1,4%, siehe mein Beitrag oben).

    Deshalb ist mein Ansatz für zukünftige Stiche, nur dann Antibiotika einzunehmen, wenn es deutliche Zeichen gibt. Eine kleine rote Stelle wäre mir nicht genug. Das kann aber jeder so handhaben wir er es für richtig hält. Es gibt in dieser Frage durchaus beide Ansichten.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

    Einmal editiert, zuletzt von MisterX (8. August 2024 um 19:18)

  • Genau das ist der Punkt.

    Wenn damals keine Behandlung stattgefunden hätte und ich heute noch mit den Folgen der Erkrankung kämpfen müsste, würde ich mich fragen, wieso keine Behandlung stattgefunden hat oder zu spät behandelt wurde.

    Es muss jeder für sich selbst entscheiden...

    Ich weiß von Pflegefällen sowohl nach einer Borrelioseerkrankung als auch von FSME.

  • Wenn damals keine Behandlung stattgefunden hätte und ich heute noch mit den Folgen der Erkrankung kämpfen müsste, würde ich mich fragen, wieso keine Behandlung stattgefunden hat oder zu spät behandelt wurde.

    Sehr richtig. Aber andererseits, wenn schwere und irreversible Schäden durch die Antibiotikatherapie aufgetreten wären, würdest du dich fragen, warum trotz eigentlich fehlender Indikation sehr wahrscheinlich unnötig behandelt wurde.

    Nur, damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich will hier absolut niemanden von meiner Meinung überzeugen oder zu einer bestimmten Vorgehensweise überreden. Ich habe den Beitrag hier nur eingestellt, damit alle (die es interessiert) sich informieren können und dann mit dem bestmöglichen Informationsstand ihre eigene Entscheidung treffen können.

    Egal was man nach einem Zeckenstich tut, ob man behandelt oder nicht behandelt, man kann immer mit der Entscheidung falsch liegen.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Lieber MisterX
    Vielen Dank für deinen hilfreichen und ausführlichen Bericht. Ich konnte daraus viel Neues erfahren und ich wünsche dir auch ganz gute Genesung und hoffe, dass die Infektion komplett vorüber geht.
    Beste Grüsse
    Corinne

    Hinweis: Mit meinen Beiträgen und Kommentaren kann ich keine Tipps/Empfehlungen zum Verzehr abgeben.
    Zur Pilzbestimmung für Speisezwecke den Pilzsachverständigen vor Ort konsultieren. Vielen Dank.

  • Gute Besserung, ich habe meine Borreliose auch überstanden. Ich bin da etwas pragmatisch unterwegs und mache mir keine grösseren Gedanken.

    Ich lasse mir durch diese kleine Biestern den Gang in den Wald nicht vermiesen. Gut gekleidet und nach jedem Waldgang grosse Kontrolle schützt vor weitere Bisse. Übrigens bringt all die Vorsorge gar nichts wenn man Haustiere hat, die bringen täglich Zecken mit nach Hause. BG Andy

  • FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

    Einmal editiert, zuletzt von StephanW (8. August 2024 um 20:47)

  • FG

    StephanW

    Hallo Stephan,

    natürlich war mir bewusst, dass es unterschiedliche Meinungen zu dem Thema geben wird und das ist völlig in Ordnung. Mir macht das überhaupt nichts aus, wenn andere zu der Thematik nicht meiner Meinung sind. Und natürlich darf und soll auch jeder Beitrag kritisiert werden, vor allem zu wichtigen und streitbaren Themen wie hier.

    Ich freue mich auch über deine Antwort :thumbup:, denn einiges war offensichtlich misszuverstehen und das gibt mir Gelegenheit hier nochmal einige Dinge klarzustellen, sofern dies noch nicht der Fall war:

    Zitat

    Hmm, was du hier schreibst, hört sich zum Teil aber durchaus anders an.

    An welchen Teil meiner Ausführungen denkst du da? Ich habe mich sehr bemüht alles neutral und ausgewogen zu formulieren, auch Mindermeinungen zu berücksichtigen (z.B. die Position von E. Jentzsch) und am Ende meine persönliche Meinung mitgeteilt (die im Übrigen der des RKI entspricht), mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass ich niemanden überzeugen will und jeder tun kann, was er/sie will.

    Ist irgendetwas was ich geschrieben habe falsch? Ist irgendetwas an der Faktenlage und Entscheidungssituation nicht neutral dargestellt?

    Wenn ja, bitte ich um einen kurzen Hinweis, damit ich den Beitrag korrigieren kann.

    Zitat

    Wenn das das Summa-Summarum deines Essays ist, stellt sich unweigerlich die Frage, warum du das überhaupt verfasst hast.

    Weil ich, wie du eingangs auch erwähnst, mich sehr viel mit der Sache auseinandergesetzt habe und sehr viele Informationen zusammengetragen habe und bei der Recherche auf Kontroversen und kursierende Halb/Unwahrheiten gestoßen bin und ich mir dachte, dass es vielleicht für andere Forennutzer hilfreich sein könnte, wenn ich diese Informationen hier als Beitrag einstelle. Ich denke, dass es hilft, den bestmöglichen Informationsstand zu haben, damit man im Einvernehmen mit dem Arzt die möglichst beste Entscheidung über eine Behandlung treffen kann.

    Wenn du zu dem Schluss gelangst, dass diese Informationen für dich nutzlos sind, weil du die Entscheidung lieber voll deinem Arzt überlassen und ihm da nicht reinreden möchtest, ist das absolut verständlich und voll in Ordnung.

    Zitat

    Statt Aufklärung und Information hört sich das eher wie Alarmismus an.

    Interessant, dass das so rüberkommt, denn ich dachte eigentlich ich argumentiere mit meiner am Ende dargestellten persönlichen Meinung, die niemand anderes teilen muss, für das Gegenteil von Alarmismus, und zwar für eine nicht zu vorschnelle Antibiotikabehandlung.

    Zitat

    Gerade wenn aus dem Internet oder vergleichbaren Quellen nichts Greifbares zu ermitteln ist, sollte man die Behandlungsentscheidung einem Arzt überlassen

    Aber ich habe hier doch keine Behandlungsentscheidungen getroffen, sondern die Entscheidungslage dargestellt vor der man bei einem Zeckenstich steht. Infektionswahrscheinlichkeiten, Nebenwirkungen der Antibiotika, potenzielle schwere Verläufe der Erkrankung. Das gilt es gegeneinander abzuwägen. Dies wurde neutral und wertungsfrei dargestellt. Bevor ich mich genauer mit dem Thema beschäftigt hatte, wusste ich z.B. nicht, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit nach einem Zeckenbiss nur bei 1% liegt, dass bis zu 1 von 1000 Behandelten nach Doxycyclin permanent ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren, und warum das Einschicken einer Zecke nicht als sinnvoll betrachtet wird. Ich hielt es für sinnvoll, diese Informationen hier zusammenzutragen.

    Zitat

    Ich selber hatte schon zweimal eine Borreliose. Ich bin damit jeweils zügig bis sehr zügig zum Arzt meines Vertrauens, der hatte das krankheitsbild innerhalb von 10 Sekunden erkannt und durch Antibiotika-Gabe schnell für nachhaltige Besserung gesorgt.

    Da hast du Glück gehabt, dass das bei dir so eindeutig zu diagnostizieren war. Wenn man sich näher mit der Krankheit beschäftigt, sieht man, dass das eben das große Problem ist: Die Erkrankung ist oft nicht so eindeutig zu diagnostizieren. Dieses Dilemma wollte ich hier darstellen und darüber informieren. Am Ende schildere ich, wie ich persönlich in Zukunft mit der Thematik umzugehen gedenke. Vielleicht hätte ich das weglassen sollen, um nicht den Eindruck mangelnder Neutralität zu erwecken.

    Zitat

    Für mich selber besteht keinerlei Alternative zur ärztlichen Behandlung

    Ich weiß nicht, wie der Eindruck entstanden ist, dass ich meine es gäbe eine Alternative zur ärztlichen Behandlung ^^. Ich selbst bin bei Verdacht auf Borreliose zum Arzt gegangen. Jeder sollte bei Verdacht auf Borreliose zum Arzt gehen.

    Also nochmal ausdrücklich: Geht zum Arzt, das ist alternativlos:!::!::!:

    Vielen Dank für den, wie immer, produktiven Austausch mit Dir. Ich hoffe, ich konnte einige Missverständnisse ausräumen.

    Viele Grüße,
    Mr. X

    Edit: Ich möchte noch darauf hinweisen, dass meine persönliche Meinung in einem von den allgemeinen Informationen getrennten Beitrag verfasst war:

    Deshalb ist mein Ansatz für zukünftige Stiche, nur dann Antibiotika einzunehmen, wenn es deutliche Zeichen gibt. Eine kleine rote Stelle wäre mir nicht genug. Das kann aber jeder so handhaben wir er es für richtig hält. Es gibt in dieser Frage durchaus beide Ansichten.

    Der Informative Teil dieses Threads ist meinungs- und wertungsfrei gehalten (oder das war zumindest mein Ziel).

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo,

    auch wenn der Beitrag sicherlich aus informierender und gut gemeinter Absicht entstanden ist, muss man trotzdem festhalten, dass das Internet, im speziellen ein Forum, keine geeignete Informationsquelle für Gesundheitsinformationen ist. Hierbei kann es schnell gewollt aber leider auch ungewollt zu einseitiger oder verzerrter Information kommen.

    Eine solche unglücklich rübergekommene pharmazeutische Info möchte ich klarstellen:

    dass bis zu 1 von 1000 Behandelten nach Doxycyclin permanent ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren

    Das ist eine seltene unerwünschte Wirkung, die selterner als1:1000 aber häufiger als 1:10.000 auftreten kann. Davon war nur ein Teil irreversibel. Es ist also nicht so, dass jeder tausendste Patient danach nicht mehr richtig schmecken kann.
    Übrigens kann man auch mit einem anderen Wirkstoff behandeln, wenn man gegen Doxycyclin Vorbehalte hat (z.B. Amoxicillin). Der Vorteil von Doxycyclin ist aber seine intrazelluläre Wirkung (falls sich die Borrelien innerhalb von Zellen verstecken).

    Was ich nicht verstehen kann ist eine Therapiedauer von 3 Wochen

    Das liegt u.a. daran, dass diese Bakterien sehr langsam wachsen.

    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Grad heute erschienen:

    Keine vorbeugende Antibiotikagabe bei Zeckenstich

    Donnerstag, 8. August 2024

    Berlin – Bei einem Zeckenstich sollten die Betreffenden nach der Entfernung der Zecke das Hautareal sechs Wochen beobachten. Ohne weitere Symptome ist in dieser Zeit eine Antibiotikagabe nicht indiziert. Darauf hat die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) aufmerksam gemacht.

    Keine vorbeugende Antibiotikagabe bei Zeckenstich
    Berlin – Bei einem Zeckenstich sollten die Betreffenden nach der Entfernung der Zecke das Hautareal sechs Wochen beobachten. Ohne weitere Symptome ist in…
    www.aerzteblatt.de

    :innocence:

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Dieser Meinung bin ich auch. Andernfalls käme ich nicht mehr aus der Arztpraxis heraus, bei 50 bis 100 Zeckenstichen, die ich pro Jahr habe.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Eine solche unglücklich rübergekommene pharmazeutische Info möchte ich klarstellen:

    Hallo Thiemo,

    ich hatte das wortwörtlich aus der Packungsbeilage abgeschrieben:

    https://graphql.docmorris.de/catalog/leaflets/04773420-beipackzettel-rx.pdf

    Den Wortlaut "nur in einigen Fällen und auch nur teilweise" interpretiere ich so, dass der Verlust in den meisten Fallen irreversibel ist und sich in keinem Fall ganz zurückgebildet hat. Auch wenn von Deiner Seite hier wichtiger Kontext nachgeliefert wird, halte ich meine Darstellung nicht für unrichtig.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Ich denke, dass es vertretbar war, hier Antibiotika zu geben, allerdings entspricht es nicht den Empfehlungen des RKI, da das Erythema Migrans ("kleine rote Stelle") allenfalls untypisch war und durchaus eine normale Hautreaktion hätte sein können und insofern keine gesicherten Krankheitszeichen vorlagen. Wie gesagt, ist es fast immer eine Verdachtsdiagnose. Ich würde mit meinem begrenzten Wissensstand in eurem Fall dazu tendieren, dass eine Therapie eher nicht angezeigt war, aber der Arzt hat sich sicher hierzu gute Gedanken gemacht.

    Was ich nicht verstehen kann ist eine Therapiedauer von 3 Wochen, da es keine Hinweise auf eine disseminierte Borreliose (Stadium 2, Bakterienstreuung) gab. Auch wenn man die kleine Rötung als Erythema Migrans einstuft, wäre es eindeutig noch eine lokale Borreliose (Stadium 1) und daher nur 14-tägig zu behandeln.

    In eurem Fall scheint alles gut gegangen zu sein, aber die Risiken einer unnötigen Antibiotikatherapie sollten wirklich nicht unterschätzt werden (anaphylaktischer Schock, Pseudotumor Cerebri, Morbus Crohn Risiko, IBS Risiko und viele mehr).


    Huhu.

    Ich persönlich wäre beim Verdacht auf eine Lyme-Borreliose auch eher liberal mit der Antibiotikatherapie in Anbetracht der Problematik der Chronifizierung und der Schwierigkeit, eine einmal etablierte Borreliose später noch erfolgreich zu behandeln.

    Zur idiopathischen (=unklare Herkunft) intrakraniellen Hypertension und dem Morbus Crohn gibt es soweit ich weiß keine solide Datenlage, auf der dieser Verdacht fußt. Einen anaphylaktischen Schock würde ich auch dann nicht mehr erwarten, wenn du das Medikament bereits zwei Wochen lang nimmst. In der Regel erwarte ich den beim Zweitkontakt mit dem Allergen.

    Insgesamt gilt bei Antibiotika Hit hard & early (und ausreichend lange). Das heißt, wenn die Indikation für eine Antibiose gestellt wird, sollte man dann auch nicht mehr länger zuwarten und die Dosierung hoch genug wählen.

    Ich habe bei Patienten in Deutschland neben der Kortisonangst oft auch "Antibiotikaangst" gesehen, die dazu geführt hat, dass Leute ihre Antibiose nicht einnehmen, sie zu früh absetzen, die Dosis reduzieren etc.

    Die Hauptnebenwirkung sind Bauchschmerzen und Durchfall, das tritt wirklich relativ häufig auf. Bei Doxycyclin hatte ich selber auch schon ziemliche Magenbeschwerden bekommen.

    Die Faktensammlung des Threadbeginns ist schön zusammengetragen. Ich kann nur nochmal unterstreichen, dass ein fehlendes Erythema migrans kein Ausschluss einer Borreliose ist, das denken viele Menschen noch immer.

    Die zentrale Aufhellung, die das klinische Bild so charakteristisch macht, kann durchaus fehlen. Eine großflächige, sich ausbreitende Rötung kann jedoch auch als Anzeichen einer bakteriellen Weichteilinfektion eine antibiotische Behandlung sinnvoll machen, ob es dann nun Borrelien sind oder nicht.

    Nicht verlassen sollte man sich auf windige Antikörperbestimmungen aus Blutentnahmen. Diese haben keinen positiven oder negativen Vorhersagewert. Will heißen, sind sie nicht da, schließt es keine Borreliose aus. SInd sie da, heißt es nicht, dass man eine Borreliose hat. Kann man sich eigentlich sparen, auch wenn viele Hausärzte solche Tests machen und zur DIagnosestellung heranziehen.

    dass bis zu 1 von 1000 Behandelten nach Doxycyclin permanent ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren

    Das ist eine seltene unerwünschte Wirkung, die selterner als1:1000 aber häufiger als 1:10.000 auftreten kann. Davon war nur ein Teil irreversibel. Es ist also nicht so, dass jeder tausendste Patient danach nicht mehr richtig schmecken kann.
    Übrigens kann man auch mit einem anderen Wirkstoff behandeln, wenn man gegen Doxycyclin Vorbehalte hat (z.B. Amoxicillin). Der Vorteil von Doxycyclin ist aber seine intrazelluläre Wirkung (falls sich die Borrelien innerhalb von Zellen verstecken).

    Doxycyclin ist absolutes Mittel der Wahl, sehe ich genauso.

    Der EInwurf zur Angabe von Nebenwirkungen ist auch sehr sinnvoll.

    Ohnehin wird die Angabe von Nebenwirkungen recht oft missverstanden. Diese Angabe bezieht nicht einen zwingenden Zusammenhang ein. Es geht um reine Koinzidenz.

    Sagen wir, jemand nimmt ein Schmerzmittel weil er chronisch wiederkehrende Kopfschmerzen hat und er wurde für die Testgruppe rekrutiert. Er nimmt nun das Medikament. Seine Kopfschmerzen sind zwar besser, aber er hat anschließend immer noch Kopfschmerzen.

    Als mögliche Nebenwirkung des Medikaments werden nun Kopfschmerzen erfasst.

    Es muss alles erfasst werden. Nun ist die statistische Gefahr vorhanden, einfach tot umzufallen. Immer. Sollte nun jemand in einer Prüfgruppe tot umfallen, muss dies trotzdem als mögliche Nebenwirkung erfasst werden.

    Eine weitere witzige Kleinigkeit: In nahezu jeder OP-Aufklärung steht als Risiko der plötzliche Verlust der Sehfähigkeit. Auch bei einer Kniegelenksspiegelung, einer Hüftprothese oder einer Frakturversorgung. Woher das kommt - keine Ahnung.

  • Hallo zusammen

    Dieser Meinung bin ich auch. Andernfalls käme ich nicht mehr aus der Arztpraxis heraus, bei 50 bis 100 Zeckenstichen, die ich pro Jahr habe.

    Krass und ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine einzige (zumindest nicht wissentlich). Das Schöne ist, dass es bei uns in der Höhe (noch) keine oder kaum Zecken gibt. Aber auch bei meinen Pilzwanderungen in den Wäldern im Unterland hatte ich zum Glück bis jetzt noch nie eine. Vielleicht mögen mich Zecken einfach nicht (was mir nur recht wäre), oder ich hatte bis jetzt einfach Glück.

    Was ich zur Sicherheit auch immer mache: Ich dusche mich, gleich nach einem Pilzausflug gründlich ab, damit, falls ich dennoch irgendwo eine Zecke aufgelesen und sich diese noch nicht festgebissen hätte, diese direkt abgespült werden würde.

    Im Moment mache ich mir aber um Zecken nicht unnötige Gedanken und falls ich dennoch mal eine haben sollte, würde ich wohl eine gute Freundin anrufen, welche Ärztin ist und sie um Rat fragen.

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Krass und ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine einzige (zumindest nicht wissentlich). Das Schöne ist, dass es bei uns in der Höhe (noch) keine oder kaum Zecken gibt.

    Sehr interessant. Ich erinnere mich mal gelesen zu haben, dass z.B. Hausstaubmilben ab 1500 Meter Höhe nicht oder nur noch in stark verminderter Zahl vorkommen.

    Urlaub von der Allergie: Hochgebirgs- und Seeluft schaffen
    Haselnuss-, Birken- und Erlenpollen - bald fliegen sie wieder! Und bringen Husten, Schnupfen und tränende Augen mit sich. Ein Urlaub weit weg von Allergie…
    www.spiegel.de

    Zecken sind wie Milben Spinnentiere (nur die Larven haben 6 Beine, danach hat die Zecke 8 Beine). Vielleicht nimmt deren Zahl in der Höhe auch ab.

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Ist der hier eröffnete Thread sinnvoll und sollte er stehen bleiben? 4

    1. Ja, der Thread ist sinnvoll und sollte stehen bleiben. (2) 50%
    2. Nein, der Thread ist nicht sinnvoll und sollte gelöscht werden. (1) 25%
    3. Keine Meinung/Enthaltung (1) 25%

    Liebe Pilzfreunde,

    ich danke allen, die sich beteiligt haben für die interessante Diskussion.

    Mein Ziel mit diesem Thread war, Informationen zu teilen, die ich bei während meiner eigenen Erkrankung über diese Krankheit mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen habe, da ich dachte, vielleicht hilft das anderen Betroffenen bei einem Borrelioseverdacht bei der Diagnose und Therapie der Erkrankung.

    Es hat jetzt aber unterschiedliche Meinungen gegeben, ob es sinnvoll ist, diese Informationen hier in dieser Form öffentlich zu machen, da ich selbst keine medizinische Fachausbildung habe (außer 10 Monate Rettungshelfer als Zivi ^^).

    Da es nicht meine Absicht war, mit diesem Thread eine Kontroverse loszutreten, möchte ich es den Leser_innen überlasssen, zu entscheiden, ob dieser Thread sinnvoll ist und stehen bleiben sollte oder ob wir ihn besser wieder löschen sollten.

    Mir selbst ist es ehrlich gesagt relativ egal, denn ich habe keinen persönlichen Nutzen davon, diese Informationen zu teilen, und anders als hier gemutmaßt wurde, will ich niemanden von irgend etwas überzeugen und es ist mir persönlich unwichtig, ob andere dieselbe Behandlungsentscheidung treffen wie ich.

    Ich selbst werde daher keine Stimme abgeben und das Ergebnis ist für mich in Ordnung, egal wie es ausgeht. Ich bitte daher um Abstimmung zur folgenden Frage:

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo

    Natürlich ist das Thema Zecken wichtig. Es kommen ja auch immer neue Foris und die sind vielleicht noch nicht so gut informiert. Man darf nicht überängstlich sein, aber auch nicht leichtsinnig. Ich hatte mal mit einem Borreliosen erkrankten gesprochen. Er war so weit, dass er dachte, den Rest des Lebens muss er im Rollstuhl verbringen. Zum Glück hat dann die Behandlung doch noch angeschlagen.

    Grüße von der Insel Rügen

  • Ich habe ja das Glück, dass Zecken mich nicht besonders gerne mögen. Mücken lieben mich, aber Zecken so gar nicht. Ich habe sie wirklich selten auf mir, trotz Exposition. Meist krabbeln sie lange und beißen sich sehr spät fest. Einige geben dann auch schnell auf. Und eine fiel tot von mir ab. Was das wohl bedeuten mag :D .....

    Ich gehe mal davon aus, jeder hier trägt im Wald lange Kleidung. Ich bin dazu übergegangen, alleine schon wegen der Mücken, meine Hose mit Permethrin zu behandeln. Meine Arme, Nacken und Hals sprühe ich mit Icaridin ein. Ist auch ein Repellant gegen Zecken, nicht nut gegen Mücken. Kümmelöl und Citronella halte ich von der Wirkung her nicht für ausreichend.

    Nach dem Wald schüttele ich die Kleidung aus, lagere sie ggf. draußen, dann dusche ich.

    Dieses Jahr noch keine Zecke gehabt, auch letztes Jahr lief in der BGeziehung echt gut.