Russula Persicina?

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 1.298 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. August 2024 um 23:34) ist von Marcescibilis.

  • Guten Abend,
    gerade habe ich in einem Laubwald-Park unter einer Eiche, direkt neben einem Teich diese Täublinge gefunden. Bisher würde ich sie als russula persicina einschätzen und warte noch auf den Sporenabdruck (hoffentlich morgen früh).

    Die Merkmale:
    Geruch sehr angenehm, fruchtig und süßlich, fast honigartig
    Hut beim größeren Fruchtkörper ~7,5cm Durchmesser
    Huthaut zwischen 1/3 und 1/2 abziehbar
    Hutrand beim älteren Fruchtkörper höckelig
    Kauprobe mild, ab 40s langsam scharf werdend, ab ~1min scharf; aber nicht sehr scharf.
    Lamellen cremefarbend, leicht splitternd, bei Druck nicht verfärbend
    Stiel vollständig weiß, sehr weich
    Stiel beim älteren Fruchtkörper vollständig hohl, beim jüngeren etwas kammerartig wattig

    Reaktion mit Guajak sehr langsam (ab etwa 2-3min) grün-gräulich werdend
    FeSo4 schwach orange-rosa (?)
    KOH auf der Huthaut gelblich

    Kann das bisher mit der Bestimmung hinkommen? Was wären Alternativen?
    Danke und liebe Grüße
    Marc

    KOH:

    Rechts FeSo4, links Guajak nach 2min:

    Guajak nach 3min:

    Guajak nach 5min:

  • Hallo,


    Welche Farbe würdest du dem Sporenpulver zuordnen?


    Für mich wirkt es nach Foto eher Stufe IV, also zu dunkel für eine R.persicina.

    Könnte es Birken vor Ort gegeben haben?


    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen (14. August 2024 um 06:38)

  • Guten Abend Thiemo,
    danke für diese Anregung.
    Ich habe es heute wieder zu der Stelle geschafft, konnte aber weit und breit keine Birke finden. In 6-8m Entfernung waren Rotbuche, Erle und eine Hasel. Direkt daneben noch ein kleiner Eingriffeliger Weißdorn (laut Baumbestimmungs-App, den hatte ich zuvor ausgeblendet).

    Das Sporenpulver geht auf jeden Fall in den 4er-Bereich über. :/

    Danke und liebe Grüße
    Marc

  • Hallo,

    Mit IVer Sporenpulver und verzögert scharfen Geschmack kommt eine Art der „Trügerischen Dottertäublinge“ Insidiosula in Frage. Mit roten Hut bei Laubbäumen die Gruppe der Maculatinae.

    Um hier etwas wirklich zu bestimmen, ist normalerweise eine mikroskopische Untersuchung nötig. Das fehlen einer Birke schließt zumindest R.lundelii=intermedia aus. Da du von Honig-Geruch schreibst, könnte ein Vergleich mit dem Scharfen Honig-Täubling Russula veternosa lohnen.

    Es stellt sich allerdings die Frage wie frisch dein Guajak ist, da dieser eigentlich positiv reagieren soll.

    VG Thiemo

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  • Hallo,
    die makroskopischen Merkmale stimmen mit r. veternosa soweit überein; auch die zu 1/2 abziehbare Huthaut. Nach dem Regen heute waren die Hüte auch glänzend. :)

    Mein Guajak ist ziemlich genau 1 Jahr alt; da sollte das eigentlich noch gut sein?
    Bezüglich der Reaktion steht zumindest bei 123pilzsuche und Wikipedia (und pilze-ammersee), dass die Reaktion langsam grau-grünlich werden soll. In dem Fall würde es ja passen. Übersehe ich was?

    Ich lese auch, dass es mit FeSO4 auf der Huthaut eine weinrote Verfärbung geben soll. (?) Das könnte ich noch machen heute/morgen.
    Meine FeSO4-Lösung ist jedoch auch schon ein Jahr alt, die könnte langsam abgelaufen sein...

    Danke und LG

    2 Mal editiert, zuletzt von Marcescibilis (15. August 2024 um 03:02)

  • Hallo,


    Mag sein, dass die Angaben widersprüchlich sind. Bei Guajak verlasse ich mich auf die Arbeit von Chalange. Dort steht ++/+++. Bei der Haltbarkeit hängt es natürlich auch von den Lagerungsbedingungen (Temperatur, Verunreinigungen, wie oft geöffnet, geschüttelt,…) ab aber grundsätzlich brauch man Guajak jede Saison frisch um auf der sicheren Seite zu sein.


    VG Thiemo

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  • Hallo zusammen,

    Man schaue bitte einmal in ein pilzbuch, ob r.veternosa farblich überhaupt im Bereich des möglichen sein kann. Meiner Meinung nach jedenfalls nicht. R. Veternosa soll rosahütig mit gelblich entfärbter hutmitte sein. Selbst gesehen habe ich, das gebe ich zu, R. veternosa noch nicht. Der ebenfalls angesprochene r. persicina hat typischerweise viel Rot am stiel. Einen täubling, der erst nach einer knappen Minute im Mund schärflich wird, müsste man trotz allem unter die milden einsortieren. Die koh-reaktion sagt nichts aus, wohl aber die bemerkenswerte guajak-reaktion, die wäre entschieden negativ - immer vorausgesetzt, das guajak arbeitet noch richtig.

    Die Hutfarbe kenne ich von r. nitida, auch macht der pilz optisch den eindruck einer tenellae. Vielleicht bezog sich thiemos Frage nach der birke auch darauf. Ich jedenfalls würde mal bei den rothütigen tenellae weitersuchen.

    Auf jeden Fall ist der pilz nichts Triviales, sondern vielleicht sogar was richtig seltenes, und kann wohl nur nach mikroskopischer Bearbeitung korrekt benannt werden.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Guten Abend Thiemo,
    dann werde ich mir neues Guajak besorgen, danke für den Hinweis. Ich habe jetzt auch ein kleines Stück von einem der noch stehenden Fruchkörper mitgenommen und trockne es; zusammen mit den Sporen kann ich es vielleicht im Laufe des Jahres (wenn ich mir endlich ein Mikroskop zugelegt habe) versuchen zu mikroskopieren. :hmmm:

    Hallo StephanW,
    danke für den Vorschlag. Bei meiner Suche bin ich noch zu r. lateritia gekommen; ich meine, auf manchen meiner Fotos auch eine leicht verkürzte Huthaut zu erkennen. Leicht kalkiger Boden wäre dort denkbar, Bärlauch und Aronstab gibt es auch immer wieder. Kauprobe wird als mild angegeben.
    Guajak "hell weinrot bis gräulich-hellgrün".
    Der wär aber extrem selten und nur im Süd-Westen nachgewiesen (komme aus Hamburg)...

    Ich habe mal geschaut, zu r. veternosa schreibt Kibby: "[...] pale pink, coral, sometimes vinaceous, often with centre paler, ochre, yellow, sometimes entirely so".
    Hier habe ich auch Abbildungen aus Büchern gefunden.

    Danke und liebe Grüße :)

  • Hallo marcescibilis,

    Was meinst du mit "Guajak hell weinrot"? Guajaktinktur ist zunächst braun und schlägt dann je nach Art grün, blaugrün, blau oder blauschwarz um, aber nie Weinrot, auch nicht bei anderen Gattungen.

    FG

    StephanW

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  • Hallo,

    Bei meiner Suche bin ich noch zu r. lateritia gekommen; ich meine, auf manchen meiner Fotos auch eine leicht verkürzte Huthaut zu erkennen. Leicht kalkiger Boden wäre dort denkbar, Bärlauch und Aronstab gibt es auch immer wieder. Kauprobe wird als mild angegeben.
    Guajak "hell weinrot bis gräulich-hellgrün".
    Der wär aber extrem selten und nur im Süd-Westen nachgewiesen (komme aus Hamburg)...

    Eine Russula lateritia ist ein zweifelhaftes Taxon, dass laut Sarnari zu R.cremeovellanea zu stellen ist. Die angeblichen Fund-Nachweise sind unbelegt.
    Wie Stephan bereits schrieb, kann Guajak nicht weinrot werden. Guajaconsäure reagiert immer zu einem blauen Farbstoff.

    Grundsätzlich gilt bei der Täublingsbestimmung, dass ohne eine Ermittlung der Sporenpulverfarbe alles im Bereich der Mutmaßung bleibt. Wenn du anfangen möchtest Täublinge zu bestimmen, rate ich dringend zur Anschaffung einer Farbskala. Bei deinem obigen Fund könnte man mit dem Wissen deutlich mehr erreichen. :)

    VG Thiemo

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  • Guten Abend nochmal,
    ich antworte so spät, weil ich mein Guajak an anderen Täublingen testen wollte. Heute habe ich r. xerampelina gefunden und die erwartete Reaktion (stark positiv) erhalten.
    Das Sporenpulver (2. Abwurf) habe ich auch nochmal mit der Farbskala in Kibby's "Genus of russula in GB" verglichen. Dort komme ich auf F-G, mit deutlicher Tendenz zu G (IVb-c). Ich werde aber mal nach einer ausführlicheren Skala ausschau halten...
    Ich habe etwas Sporenpulver und getrocknete Teile des Fruchtkörpers aufbewahrt und werde sie bei Gelegenheit versuchen zu mikroskopieren. Den Rest habe ich wieder ins Habitat gebracht. Mindestens 3 Fruchtkörper wachsen noch, die ich bezüglich der Hutfarbe im Auge behalten werde.
    Das mit dem Guajak hatte ich so gefunden und verwundert in Anführungszeichen dazu geschrieben. Aber dann weiß ich jetzt Bescheid.

    Danke und liebe Grüße : )

  • Hallo,

    Du willst es wirklich wissen, das kann ich gut verstehen und finde es klasse das du dranbleibst. :thumbup:

    Ich kann natürlich nur bis zu einem gewissen Grad „aus der Ferne“ helfen, letztendlich hast du den Pilz in der Hand.


    1. Sporenpulverfarbe: Bestimmung nur bei Tageslicht aber ohne direkt im Sonnenschein. Du kratzt das auf einen Objektträger oder eine Glasplatte ausgefallene, trockene Pulver mit einer Klinge zusammen und klemmst es zwischen einem zweiten Objektträger ein - dann ist die Dicke einheitlich und die Farbe authentisch. Hast du das so gemacht?


    2. Es gibt neue Fruchtkörper? Das ist die Chance noch mal eine Geschmacksprobe zu nehmen. Du musst dich klar entscheiden ob mild oder scharf - sonst kommt man nicht weiter. Bitte ein ca. Erbsengroßes Stück Hutfleisch mit Lamellen ca. 20-30 Sekunden kauen.

    3. Mach doch noch Fotos von den nachkommenden Fruchtkörpern. Vielleicht erkennt man relevante Merkmale.

    4. Notiere alle Baumarten im Umkreis von ca. 15m der Fundstelle.

    VG Thiemo

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  • Ich möchte noch ergänzen, dass die oben aufgezählten Punkte für eine Bestimmung essenziell sind und nicht durch Mikroskopie ersetzt werden können.

    Erst brauchst du einen Arbeitsnamen, rein aus der Makroskopie, den du anschließend mit dem Mikroskop überprüfst. Nur so funktioniert es mit der Bestimmung. Also versuche obiges zu klären bevor du mit dem Mikroskopieren anfängst.

    VG Thiemo

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  • Guten Tag,
    Entschuldigung für das Warten : (
    Ich wollte antworten, wenn meine Objektträger angekommen sind und ich alle Infos angeben kann. Es gab eine Panne mit DHL, aber sie sollten heute oder morgen in der Packstation liegen, dann kommt auf jeden Fall noch was!

    Danke fürs Dranbleiben und die Unterstützung!
    LG und bis später

  • Guten Abend,
    jetzt konnte ich endlich alle Infos sammeln. Tut mir nochmal Leid für die Funkstille.

    Leider wurden manche Fruchtkörper zertrampelt, weswegen ich nur einen älteren und heute einen recht neuen betrachten konnte.
    Makroskopisch auffällig waren noch die gegabelten Lamellen und der auf Druck bräunende Stiel.
    Kauprobe war jetzt auch nach 1min noch mild. Geruch weiterhin honigartig-süßlich, Guajak weiterhin stark negativ.
    Mit ausgeweitertem Suchradius konnte ich doch noch 2 Birken in ~10m Entfernung in 2. und 3. Reihe finden. In etwa gleicher Entfernung noch Ahorn. Dazwischen liegt jedoch auch ein ~3m breiter Weg. Ansonsten wie schon geschrieben noch Eiche, Erle, Buche und Hasel.

    Mit den Objektträgern würde ich das Sporenpulver jetzt dem Bereich F (IIIc) zuordnen. Leider habe ich bisher nur die Farbskala von Kibby.

    Danke nochmal und liebe Grüße : )
    Marc


  • Hallo,

    Wenn ich folgende Punkte zusammenzähle:

    - Sporenpulver hellgelb
    - Geschmack mild, nur bei langem Kauen schwach schärflich
    - Hut rot, stellenweise verblassend
    - Geruch kompottartig-süßlich
    - Stieloberfläche flockig-furchig
    - Guajak auf der Stielrinde entschieden negativ
    - Unter Laubbäumen bei Eiche/Buche

    bleibt als wahrscheinlichster Kanditat der Ockerblättrige Zinnobertäubling Russula pseudointegra.

    Verifikationsmöglichkeiten:
    - Guajak (im Gegensatz zum Stiel) auf den Lamellen schwach bis stark positiv
    - Sporen niedrig ornamentiert, durch feine Linien perlenschnurartig bis teilnetzig verbunden
    - Huthaut mit langen, schmalen, inkrustierten Primordialhyphen - Dermatozystiden fehlend

    VG Thiemo

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  • Hallo Thiemo,

    Russula pseudointegra hat keinen gerieften Hutrand, auch das Violettrot als Hutfarbe passt hier nicht wirklich. Ich sehe hier nach wie vor eine rothütige Tenellae. Jetzt, mit der nachträglichen Information, dass am Fundort Birken waren, würde ich erst recht bei meinem Vorschlag Russula nitida bleiben wollen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Stephan,

    Ja Russula nitida wäre meine zweite Wahl. Ich kenne Russula pseudointegra bisher nur vom zerfressenen Exemplar, dass wir zusammen am Blutsee gefunden hatten, jedoch sieht für mich im Russularum Icones der Hutrand bei älteren Exemplaren auch gerieft aus. Mit der Hutfarbe gebe ich dir Recht, die passt besser zu Nitida. Das komische ist die absolut negative Guajak Reaktion, da das Reagenz an anderen Täublingen ja auch richtig funktionierte.

    Jetzt liegt es am Mikroskop zu unterscheiden: Gibt es Dermatozystiden oder inkrustierte Primordialhyphen in der Huthaut?


    VG Thiemo

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    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen (30. August 2024 um 16:14)

  • Guten Abend,
    Guajak war auf dem Lamellen tatsächlich positiv; nach ~10s bereits dunkelblau.
    Ein Merkmal war ja noch der weiche und schnell komplett hohle Stiel. Aber mit pseudointegra und nitida habe ich jetzt zwei mögliche Kandidaten. : )
    Ich lese mich langsam in die Mikroskopie ein und möchte möglichst diesen Herbst loslegen. Dann melde ich mich nochmal mit den Ergebnissen!

    Danke nochmal und liebe Grüße
    Marc