Sind rosa Flecken am Stielgrund des Rötenden Erdritterlings bestimmungsrelevant?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 529 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. November 2024 um 21:56) ist von Bihlerben.

  • Guten Tag,

    ich habe im Buchenwald in Sichtweite einer Kiefer am Wegesrand eine Gruppe von Erdritterlingen mit mehligem Geruch gefunden, die ich Tricholoma orirubens nenne:


    Mir geht es jetzt vor allem um den Fruchtkörper in der Bildmitte. Die leuchtend rosa Verfärbung am Grund eines Stiels fällt auf. Ich kenn eher blaugrüne Verfärbungen an dieser Stelle bei T. orirubens. Ist die rosa Verfärbung denn bestimmungsrelevant? Winkler nennt bei manchen Erdritterlingen "rötliche Flecken" an der Stielbasis, zumindest bei den Abbildungen im Buch sieht man aber eher ein leichtes Röten, wie man das auch beim rechten Hut auf dem obigen Bild deutlich sehen kann.

    Ich hatte am Wochenende Pantherpilze mit kreisrunden rosa Flecken auf der Huthaut. Beim Pantherpilz ist das "zufällig" und hat keinen Wert für die Bestimmung. Wie ist das denn beim Rötenden Erdritterling?

    Ich habe etwas Gewebe von der rosaverfärbten Stelle und von einer Stelle auf der anderen Stielgrundseite ohne Verfärbung abgekratzt und unter dem Mikroskop betrachtet. Beim rosaverfärbten Gewebe habe ich sehr viele zuckende, stäbchenförmige Gebilde gesehen, die ich für Bakterien halte. Beim nichtverfärbten Gewebe waren insgesamt weniger davon zu sehen und diese waren nicht so häufig stäbchenförmig.


    Ich freue mich auf Antworten. Danke dafür.


    Viele Grüße,

    Benjamin

  • Hallo

    Das ist ein Befall von Mycogone rosea.

    BG Andy

  • Hallo

    Das ist ein Befall von Mycogone rosea.

    BG Andy

    Geh ich dann recht in der Annahme, daß mit "Röten an der Stielbasis" in den Büchern etwas anderes gemeint ist (das ich noch nicht bewußt gesehen habe) und daß die rosa Flecken keinen Beitrag zur Bestimmung der Art liefern können?

  • Hallo und guten Tag,

    zu Tricholoma orirubens und T. orirubens var. basirubens kann ich makro- und mikroskopische Merkmale zeigen.
    Über einen Befall von Mycogone rosea bei diesen Arten ist mir nichts bekannt.
    Von T. orirubens habe ich gerade Frischmaterial, das ich mikroskopisch untersuchen werde.

    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co

  • Habe T. basirubens mal gefunden:

    MisterX
    31. Oktober 2023 um 17:25

    Damals die Anmerkung von StephanW:

    "T. orirubens ist auf dem Hut sehr dunkelgrau, T. basirubens nur mittelgrau. Auf deinen Bildern von T. orirubens sieht man neben der Pinkverfärbung auch noch die typische Blaugrünverfärbung, die hat T. basirubens nicht. T. orirubens hätte auch gelbe Rhizomorphen an der Stielbasis. Quelle: Christensen/Heilmann-Clausen, FNE4 (2013)."

    Alle meine Aussagen in diesem Forum sind nur als Bestimmungshilfen und keinesfalls als Verzehrfreigabe zu verstehen.

  • Hallo zusammen,

    für Christensen/Heilmann-Clausen (FNE4, "dem" aktuellen Ritterlingsbuch schlechthin), gehören die magentaroten Flecken, die wie mit einem Leuchtmarker aufgemalt wirken, zur Pilzart Tricholoma orirubens dazu und werden dort als "magenta spots" bezeichnet. Dieses Merkmal wird sogar als abgrenzungsrelevant gegenüber Tricholoma basirubens benannt (vgl. ebenda, S. 137). Von bakteriellem Befall wird da nichts erwähnt, das wäre also ein echter Hammer, wenn diese "magenta spots" gar nicht wie behauptet zum eigentlichen Pilz gehören, sondern auf bakteriellem Befall beruhen. Dazu würde auch passen, dass ich selber die "magenta spots" sehr wohl schon auf eindeutigen, weißmyzeligen T.-basirubens-Exemplaren gesehen habe. Ihr kennt mich so gut, dass ihr wisst, dass ich bei der Ritterlingsbestimmung fast immer zu 100 % auf FNE4 vertraue, aber nicht jeder einzelne dort publizierte Satz scheint letztlich zu stimmen bzw. für hinreichend bestimmungstechnische Klarheit zu sorgen. Insbesondere scheint es so zu sein, dass die Ephiteten orirubens und basirubens sich auf das mäßige Röten der Lamellen, das man auf Ursulas und auch auf Bens Fotos sieht, beziehen (bei basirubens soll das auch an der Stielbasis vorkommen), und eben nicht auf diese sehr auffälligen "magenta spots".

    Das wichtigste Abgrenzungsmerkmal für Christensen/Heilmann-Clausen ist anscheinend die Farbe des Basismyzels, von dem wir wissen, dass es neuerdings angezweifelt wird. Auch im Forum (war es hier oder im Parallelforum?) hatte kürzlich jemand einen Erdritterling gefunden, bei dem das Basismyzel auf der einen Seite weiß und auf der anderen Seite gelb war, so dass die Tauglichkeit dieses Kriteriums durchaus in Zweifel gezogen werden darf.

    Damit bleiben für die Unterscheidung orirubens/basirubens/atrosquamosum nicht mehr viele Merkmale übrig. Es würde mich daher nicht wundern, wenn nach einer genetischen Untersuchung herauskäme, dass das alles dasselbe ist, und dass die Variabilität einer einzigen Art größer ist als bisher angenommen.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.

  • Hallo Zusammen

    Mein Befall war bei einem Tigerritterling und sah auch etwas anders aus. Das was StephanW sagt kann ich nachvollziehen und habe auch noch selber im FNE4 nachgelesen. BG Andy

  • Ich habe einen Versuch vorbereitet: an einem Fruchtkörper ohne rosa Flecken wurde an mehreren Stellen etwas von dem rosafarbenen Gewebe aufgebracht und mit abgekochtem, kalten Wasser benetzt. Das will ich beobachten. Falls rosa Flecken ansteckend sind und sich ausbreiten, würde ich sie als Befall auslegen.



    Ich werde das Ergebnis hier auf jeden Fall dokumentieren. :)

  • Guten Tag,


    meine schöne Theorie zerbarst. Das rosa Gewebe hat nach über 50 Stunden den Pilz nicht hinreichend deutlich "angesteckt":



    Den Versuch war es mir wert. :)


    Viele Grüße,

    Benjamin

  • Hallo und guten Tag,

    wie bereits "angedroht" habe ich einige Tricholoma Arten bzw. deren magentafarbenen Stellen am Stiel mikroskopiert.

    Eines gleich vorweg - Mycogone rosea ist es nicht. Auch zuckende Gebilde habe ich nicht gesehen.
    Makro- und mikroskopische Merkmale M. rosea findet ihr hier.

    Tja ….. wie die Verfärbung entsteht oder was es eigentlich ist, habe ich nicht herausgefunden.

    Allerdings konnte ich nach mehr als 30 Präparaten und knapp 400 Fotos von mikroskopischen Merkmalen und deren Auswertung feststellen, das die magentafarbene Verfärbung m. E. ihren Ursprung an der Inkrustation auf den Hyphen hat. Genauer gesagt verfärbt sich die Wandung der Hyphen zunächst direkt unter dem aufsitzenden Granulat/Inkrustation und deren unmittelbarer Umgebung.
    Danach breitet sich die Verfärbung über die kompletten Hyphen aus, sodass ein flächig geschlossener "Magenta/Pink Teppich" entsteht. Dieser Teppich ist stellenweise so konzentriert, das er gallertartig wirkt.
    Magentafarbenen Elemente/Strukturen konnte ich nicht finden!
    Was ich gesehen und bereits geschrieben habe, füge ich an.

    Eine gute Zeit
    Gelbfieber & Co