Beringter Erdritterling mit "zu" großen Sporen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 306 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. November 2024 um 21:50) ist von StephanW.

  • Guten Tag,

    ich habe in letzter Zeit an einer Stelle in der Nähe öfters Pilze gefunden, die ich für Tricholoma cingulatum halte. Sie wuchsen am Rand eines Waldweges mit Erle, Birke, Kiefer und vielen verschiedenen Sträuchern in der Nähe. Der Geruch war deutlich nach Mehl. Alle Fruchtkörper haben eine faserige Ringzone.

    Was mich irritiert, ist, daß die Sporen größer als erwartet sind. Ewald Gerhard nennt Maße von 4,5 - 5 x 2,5 - 3 mu und auf 123Pilze steht 4 - 5 x 2,5 - 3,5 mu. Bei mir waren die Sporen beim Messen im Okular deutlich größer. Um etwas zu zeigen, habe ich bei zwei Fruchtkörpern das Okular abphotographiert und jeweils zehn Sporen auf dem Rechner vermessen. Das gelingt mir leider technisch bedingt nicht wirklich überzeugend, aber der Effekt ist so groß, daß ich nicht annehme, daß alles nur auf einem Meßfehler beruht.


    Bei einem Fruchtkörper messe ich 5,1 - 5,9 - 6,6 x 3,3 - 3,5 - 3,9 mu:


    Beim anderen Fruchtkörper messe ich 4,7 - 5,1 - 6,1 x 3,0 - 3,6 - 4,6 mu:


    Hier sind Bilder aus dem Wald:


    Ich hätte zwei Fragen:

    - Die Sache ist für mich eindeutig: Pilze mit diesem Aussehen und diesem Geruch können gar nichts anderes als Beringte Erdritterlinge sein. Irre ich mich?

    - Nehme ich die Sporengrößeangaben aus der Literatur zu ernst? Weil die Veränderlichkeitsspanne entsprechend groß ist?

    (Ich weiß, daß meine unscharfen Bilder von der Sporenmessung nicht überzeugend wirken. Das kriege ich glaub ich mit meiner aktuellen Ausrüstung nicht besser hin. Aber beim Messen mit dem Auge im Okular waren die Werte vergleichbar. Ich gehe daher davon aus, daß die Sporen ungefähr die angegebenen Größen hatten.)


    Danke für Antworten.


    Viele Grüße,

    Benjamin

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    Hallo Benjamin

    - Die Sache ist für mich eindeutig: Pilze mit diesem Aussehen und diesem Geruch können gar nichts anderes als Beringte Erdritterlinge sein. Irre ich mich?

    Ich bin jetzt zwar kein grosser Ritterlingskenner und die Fotos sind etwas wenig detailreich (da etwas weit weg von den Pilzen), aber denke schon, dass das Tricholoma cingulatum ist.

    - Nehme ich die Sporengrößeangaben aus der Literatur zu ernst? Weil die Veränderlichkeitsspanne entsprechend groß ist?

    Die Sporengrössenangaben sollte man schon ernst nehmen, vor allem, wenn es deutliche Abweichungen gibt. Bei dir sehe ich zwei Probleme:


    1. Literatur

    Ewald Gerhard nennt Maße von 4,5 - 5 x 2,5 - 3 mu und auf 123Pilze steht 4 - 5 x 2,5 - 3,5 mu.

    Auch wenn man 123Pilze schätzt, gibt es dort immer noch viele Fehler oder ungenaue/unvollständige Angaben. Den BLV Pilzführer von Ewald Gerhard schätze ich auch und ist sicher ein sehr gutes Buch, allerdings würde ich es eher nicht für mikoskopische Angaben verwenden oder dann zumindest mit mehreren Quellen vergleichen (was man ohnehin immer machen sollte).

    Schaut man nämlich mal ins Ludwig findet man dort die folgenden Sporengrössen für T. cingulatum: "(4.5) 5 -6.5 (7) x 2.5 - 3.5 (4)"

    Oder im Tricholoma Buch Fungi of Northern Europe Band 4 (Morten Christensen & Jacob Heilmann-Clausen): "3.9-6.2 x 2.0-3.8 pm, average 4.7-5.4 x 2.6-3.3 pm"

    Die Bücher sind übrigens sehr empfehlenswert. Falls du etwas umfangreiches suchst, das viele Gattungen mit genauen Beschreibungen abdeckt, kann ich dir die 4 Bände (Text und Bild) von Ludwig wirklich sehr empfehlen. Ich weiss, sie sind nicht ganz günstig, aber du kannst ja evtl. mal eins kaufen und dann noch eins, usw. Gute Literatur ist für eine genaue Bestimmung eben oft das A&O.

    Nun aber noch zum zweiten Problem:


    2. Falsche Sporengrösse ermittelt

    Beim anderen Fruchtkörper messe ich 4,7 - 5,1 - 6,1 x 3,0 - 3,6 - 4,6 mu:

    Bist du dir sicher? Schau dir doch das Foto der Sporen nochmal genau an. Soweit ich das sehe hast du hier falsch abgelesen und schon stimmen die ermittelten Masse nicht mehr. Die obere Spore im Foto hat nämlich die Masse 5.2 x 3.31 (und nicht 5.2 x 4.61), die untere Spore hat die Masse 4.61 x 3.32. Ich sehe also auf dem Sporenbild nirgendwo eine Spore mit einer Breite von 4.6, wie du oben im Text angibst und wie gesagt, glaube ich, dass du das falsch abgelesen hast:


    Und schon passen die Sporen optimal zu den Angaben, die in geeigneter Literatur zu finden ist.


    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Benjamin,

    ganz herzlichen Dank! Die von dir zu Rate gezogenen Bücher habe ich nicht, die hätten mir hier tatsächlich sehr geholfen. Im Winkler stehen bei den Erdritterlingen keine Sporenmaße, wahrscheinlich weil sie für die Bestimmung nicht so hilfreich sind. Und meinen Ablesefehler bei der Spore hast du auch erstaunlich klar erkannt, ich hab da mehrmals hinschauen müssen, um einzusehen, daß du recht hast. Also noch hilfreicher kann eine Antwort fast gar nicht mehr sein! :) Danke.

    Viele Grüße,

    Benjamin

  • Bihlerben 12. November 2024 um 22:20

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  • Hallo zusammen,

    gemäß den Angaben in FNE4 ist die Beringtheit bei den Erdritterlingen ein Alleinstellungsmerkmal, d. h. stellst du bei einem Erdritterlingsfund einen Ring fest, bist du ungeachtet irgendwelcher Sporengrößen mit der Bestimmung fertig.

    FG

    StephanW

    Für meine hier gemachten Aussagen zu Pilzen übernehme ich keinerlei Haftung, es sind insbesondere keine Essfreigaben.