Krustenflechte auf Grundstücksmauer

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 321 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Dezember 2024 um 21:06) ist von KaMaMa.

  • Hallo KaMaMa

    Hallo Martin,

    nach kurzer Schaffenspause ( Unlust ) sind wieder Flechten angesagt. Dieses sind Handyfotos, Kamera nicht dabei, von einer Grundstücksmauer im Dorfe Sandebeck am Teutoburgerwld. Foto 1-2 vermutlich Calogaya decipiens (keine Apothecien) und Foto 3 Rusavskia/Xanthoria elegans!?:/ Keine Proben zum Testen. Was kannst du auf den Fotos erkennen? :smilec:

    LG Bernd

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  • Hallo Bernd,
    jeder braucht mal eine Pause! Das ist ganz normal... Abstand gewinnen, oder alternativ eine ganz andere Gegend aufsuchen, wo man völlig andere Flechten findet.

    Rusavskia elegans ist ganz klar.

    Die erste Flechte hat keine Apothecien, könnte sorediös sein - auch dem Foto ist das schwer zu erkennen. Eine typische Calogaya decipiens sehe ich aber nicht. Die Randlappen sind anders, die Orangetöne fehlen vollständig, reines Gelb dominiert, zur Mitte hin dunkel. Interessant wäre ein Test mit KOH, ob die Flechte reagiert oder nicht! G. decipiens ist (selten) gelb bis (Öfter) orange, oft bereift, besonders im Zentrum, daher dort weißlich. Sie besitzt sehr artig rundliche Randläppchen. Eine überaus zierliche Flechte, die ich sehr schätze! Sie kommt auch mal in Gelb daher, aber nicht mit so schwärlich abdunklendem Zentrum.

    Ich habe sie zwar noch nicht gefunden und bestimmt, aber es gibt eine isidiöse/sorediöse Candelariella medians, die ev. so aussehen könnte. Sie soll oft in Städten vorkommen. Vergleich doch auch mal damit! Sie kann etwas flachere Randlappen haben, dunkelt zum Zentrum hin ab, löst sich dort sorediös auf wächst ringförmig weiter. Kann auch zusätzlich Apothecien ausbilden. Sie wäre K- (oder K+ schwach rosa).

    Ich kann es mir nicht verkneifen, einige Fotos von C. decipiens einzustellen:

    Bild C1: Calogaya decipiens, Gruppe aus schönen, orangen Rosetten


    Bild C2 Calogaya decipiens in gelb mit starker Soredien-Bildung


    Bild C3: Calogaya decipiens, einsetzende Soralbildung

  • Hallo Martin,

    wieder Danke, dein Hinweis zu Candelariella medians sieht sehr gut aus, passt auch zu Standort und Substrat, sollte passen. Habe auch mit italic 8.0 verglichen und meine Fotos noch Teilvergrößert ( nur Fotos ist immer mit Restunsicherheit ). Sende noch ein Musterfoto (Fremd) als Vergleich von Candelariella medians mit, war mir bisher noch nicht bekannt.

    Habe noch eine schwierige Kruste aus der Gegend, kommt später, muss noch genauer beschaut werden, auch nur Foto.

    LG Bernd

    Candelariella medians-Muster

  • Hallo Martin,

    nun diese Fotos (keine Proben) einer schönen Krustenflechte auch aus dem Gebiet bei Sandebeck an einem historischen Wachturm (Foto) im halbschattigen Buchenwald. Habe die Fotos genauer betrachtet: Lagerrand strahlig, mehr gelblich, mittig areolat, Apothecienscheibe orange mit gelben Rand. Ich tendiere auch wegen dem halbschattigen Standort zu Variospora flavescens?:/ Martin, was meinst du zu der Flechte?

    LG Bernd

    1- Rest eines historischen Wachturm

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    2b

    2c

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    3b

  • Hallo Bernd!

    Auch wenn die Vermutung V. flavescens nahe liegt, habe ich mir angewöhnt, zu miksoskopieren. Es gibt eine Vielzahl an gelb-orangen Caloplacen und die Unterscheidung ist nicht einfach.

    Auch die Unterscheidung von V. aurantia und V. flavescens fällt mir nicht ganz leicht. Beide Flechten ähneln sich, Sie haben ähnliche Ökologie und auch mikroskopisch unterscheiden sie sich relativ wenig. Die Sporen z.B. sind gleich geformt (zitronenform) und innerhalb des üblichen Messfehlers gleich groß. Aber durch die Sporenform lassen sie sich gut gegen andere gelb-orange Caloplacen abgrenzen. Der Nachweis der Sporenform halte ich für wichtig, es geht relativ schnell, weil die beiden Flechten meist recht (re)produktiv sind.

    Rhombische Varispora-Sporen


    Worauf immer hingewiesen wird, ist die Form und Größe der Randloben: Sie seien bei V. aurantia (extrem) flach an das Substrat angepresst, wie aufgebügelt; während sie bei V. flavescens eher konvex und dicklich sein sollen. Auch kann V. aurantia deutlich größer (bis 10 cm) als V. flavescens (bis 6 cm) werden:

    Randloben von Variospora aurantia - dünn, angepresst, sehr dicht schließend, bis 3mm breit; Auf Naturkalkstein.


    Randloben von Variospora flavescens - konvex, dicklich, schmäler (Sporen rhombisch!), auffächernd. An Burgmauer über Mörtelfuge wachsend.


    Auch die Fundlage unterscheidet sich etwas: Variospora nie auf Beton und Mörtel. Auf niedrigen Felsblöcken im Trockenrasen, Weinbergmauern (unvermörtelt!). Warme, sonnige, trockene Lagen. Flavescens mehr an Steilflächen und unter Überhängen, also vermutlich auch etwas höher vom Boden, auch auf anthropogenen Substraten (Mörtel, Beton, Ziegel, Grabsteine), mit C. decipiens vergesellschaftet.

    Vom Großen und Ganzen passt V. flavescens sicher gut zum Fund, besser als V. aurantia.

    [Beide Arten unterscheiden sich mikroskopisch in Cortexdicke und -aufbau. Das habe ich bisher aber nicht genau verfolgt.]

    LG, Martin


    Die folgende Flechte jedenfalls hatte ich als V. flavescens bestimmt. Die Sporen waren rhombisch. Durch die schmalen Randloben, die etwas konvex wirken, sicher nicht geplättet sind, ähnelt sie auch deinem Fund sehr. Fund an einer (vermörtelten) Burgmauer, über die Fuge wachsend.


    Essen ist fertig - ich muss gehen!

  • Hallo Martin,

    sieht ja ganz gut aus mit der Zuordnung, das Foto mit den Sporen von Variospore habe ich gespeichert, sollte ich mal Proben der Flechte entnehmen. Man muss doch immer ein Messerchen und Döschen in der Tasche haben, meine Frau verdreht schon die Augen wenn wir losgehen.:what:

    Als nächstes kommt eine interessante Strauchflechte.

    LG Bernd

  • Hallo Bernd,

    in diesem Fall reicht bestimmt der Fingernagel und ein Stückchen Papier, das zusammengefaltet im Geldbeutel landet, auch aus.

    Verärgere deine Frau nicht, dekoriere den Weihnachtsbaum traditionell, nicht mit Flechten!

    LG, Martin