Hallo miteinander, man hätte es von Anfang an untersuchen sollen, aber leider kann man sich nicht zerteilen. Vor ca. 15 Jahren wurde hier bei Dessau eine alte Industriefläche von mehreren ha Ausdehnung und mit teilweisem Deponiecharakter zurückgebaut, d.h. teilweise abgetragen, planiert und mit Kies abgedeckt. Der Boden ist nährstoffarm und liegt im Sommer gnadenlos unter starker Sonnenbestrahlung. Trotzdem ist es mit den Jahren Pionierpflanzen gelungen, wieder Fuß zu fassen.
Neben einigen Gräsern bzw. Blütenpflanzen im weitest Sinne findet man jetzt unter den Baumgewächsen die Föhre, die Hänge-Birke, die Gewöhnliche Robinie und der Eschen-Ahorn, wobei die Baumareale nur sehr kleine Einzelflächen darstellen.
Im letzten Jahr ist mir das erste Mal deutlich aufgefallen, dass sich auch einige Pilze trotz der ariden Verhältnisse wieder angesiedelt haben. Das ist im Fall von Mykorrhiza-Pilzen vielleicht zu erwarten, trotzdem überrascht die Robustheit von Butterpilzen, die 2024 schon in sammelwürdigen Mengen auftraten, falls man interessiert gewesen wäre. Lustig anzusehen, dass einige kleine Kiefern von ca. 1 m Höhe schon einen Butterpilz besaßen, mit dem sie verbandelt waren.
Unter einer Gruppe von drei Birken wurde ich fündig mit acht Exemplaren wahrscheinlich des Blassen Birkenmilchlings (Lactarius pubescens) in gutem Zustand.
In der Fläche wurden an einer Stelle Pilze angetroffen, die offenbar den Ellerlingen zuzuordnen sind, vielleicht dem Ockerblassen Jungfern-Ellerling (Cuphophyllus virgineus var. ochraceopallidus).
Gefreut habe ich mich über meine Erstfunde von Stielbovisten. Ein Standort befand sich in der Fläche im Gras, ein zweiter im Moos auf einer Betonplatte der Zuwegung. Vielleicht sind es Gewimperte Stielboviste (Tulostoma fimbriatum), aber die Bestimmung ist schwierig. Habe auch der Literatur entnommen, dass sogar in Deutschland vor wenigen Jahren noch eine neue Art entdeckt wurde.
Am Rand des Areals standen noch weitere, nicht näher bestimmte Pilze: Weißsporende kleine Lamellenpilze (6 cm), eine Gruppe von 2 cm – Minipilzen, die einen deutlich wahrnehmbaren Geruch besaßen, und kleine hellbraune Lamellenpilze.
Leider war ich fast immer nur auf der Durchreise zu anderen Standorten mit Einlegepilzen und habe die Funde am Rande nur unkonzentriert wahrgenommen, ehe ich dann immer mehr daran gedacht habe, es zum speziellen Projekt zu erheben. Vielleicht lässt sich das in diesem Jahr vertiefen.
Fazit:
Mit fortschreitenden Bewuchs der einst kahlen Fläche mit Gräsern, Moosen und Bäumen setzt nach Jahren auch wieder eine Besiedlung mit Pilzen ein.
Auffällig wurde diese Besiedlung zunächst nur im pilzoptimalen Monat Oktober.
Durch regelmäßigere Beobachtung lassen sich vielleicht auch zu anderen Zeiten Pilzarten nachweisen. Es bleibt spannend und auch derzeit noch überschaubar.
LG aus Anhalt Henry