Kleine Strauchflechte.

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 295 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. April 2025 um 19:58) ist von Bemoeh.

  • Hallo KaMaMa

    Hallo Martin,

    noch eine Strauchflechte, klein knubbelige mit ca. 7 cm langen Ästchen vom 02.03.2025 am Stamm eines Laubbaumes (Foto).Thallus graugrün, speckig. Ansatz buschig mit kleinen Ästchen, eine Anwachsstelle (Foto), mit ovalen weißen Soralien an den Lappenrändern. Farbtest: Rinde K- negativ, KC+ gelblich, C- negativ, P+ gelborange, Medulla P+ gelborange, UV+ bläulich.

    Liege ich richtig mit Ramalina farinacea? Martin, wie ist deine Meinung dazu?

    Gruß und Dank bei sonnigen Wetter, Bernd

    0- Baum mit Flechten

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    6-punktuelle Anwachsstelle

    7- weiße Soralen oval + rund

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    11- Rinde K- negativ

    12- Rinde KC+ gelblich

    13- Rind/Medulla P+ gelbornge

    14- Querschnitt Medulla P+ gelborange

    15-Rinde C- negativ

  • Hallo Bernd,

    hmmm - ist der Thallus nicht zweiseitig aufgebaut? Sehe ich da nicht eine helle, weißliche Seite, die stellenweise etwas rinnig eingerollt ist (Bilder 3, 5)?

    Die Sorale wollen mich nicht auf Anhieb überzeugen, sie wirken zwar teils elliptisch, aber oft kreisrund und vor allem kaum schön randständig, wie R. farinacea sonst hat, eher flächenständig:

    Bild A1 Randständige, elliptische, konkave Sorale von R. farinacea

    Auch die Breite der Lappen, die Art der Verzweigung, der buschige Wuchs... Hast du gewissenhaft auf E. prunastri geprüft? Ist dein Paraphenylendiamin noch frisch oder gealtert und schon gelblich? Zarten Gelbtöne darf man, wie ich verstanden habe, auch nicht überinterpretieren. Entscheiden musst das letztlich du, der du die Probe in Händen hältst. Wahrscheinlich ist sie es und halt bisschen komisch gewachsen. :)

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    als erstes, tatsächlich ist mein Paraphenylendiamin hinüber, habe ich schon über die komische Farbe gewundert, dein Hinweis perfekt. Werde meine Chemikalien alle neu ordern!!

    Zu meiner mini Flechte, der Knubbel war nur Fingernagel groß mit einem längeren Ästchen, das auch zu E. prunastri passen könnte. Der Knubbel war aber völlig glatt und von beiden Seiten gleich und an einem kleinen Punkt angewachsen. Der Knubbel wurde unter UV+ sehr bläulich (Foto 16), ist UV denn so ein wichtiges Merkmal?? Habe noch Foto 17, könnten das Pyknidien sein?? Pyknidien sollen ja auf E. prunastriu vorkommen, dann würde sich die Richtung wieder ändern. Foto 18 mit braunen Enden an dem Knubbel?? Sende drei Fotos noch mit, vielleicht ein Hinweis?

    Egal, bleibt also alles Zweifelhaft, Chemie kaputt, Flechte kaputt, es kann nicht immer glatt gehen. ;)

    LG Bernd

    16-UV+ bläulich

    17- Pyknidien??????

    18- braune Spitzen-Äschen am Knubbel

  • Hallo Bernd,


    die Pyknidien sind wohl eher milde Gaben der Springschwänze, und die schwarzbraunen Spitzen wirken abgestorben, oder?

    Ich habe heute eine R. farinacea mitgenommen, die reagiert nicht unter UV.

    Verwendest du eine kurzwellige UV-Lampe mit 365nm Wellenlänge, die wenig sichtbares Licht emittiert? Langwelliger Lichtquellen haben einen hohen Anteil von kurzwelliger, sichtbarer Strahlung (violett, ev. blau?), die reflektiert werden und immer sichtbar sind.

    Soll denn eine der Arten unter UV fluoreszieren?

    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    habe folgende UV-Lampe: Alonefire SV16 5W Kleine UV Taschenlampe 365nm USB Aufladbar Ultraviolett Schwarzlicht, mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Deine Frage zu: Soll denn eine der Arten unter UV fluoreszieren? Laut Italic 8.0 mit Foto. R. farinacea Chemotyp C, UV+ bläulich/weiß, aber dann sollte K- und P- sein, würde bei mir nicht passen weil das Paraphenylendiamin hinüber ist. Das ganze Sortiment ist neu bestellt.

    Zeige doch mal ein paar Fotos deiner gestern gefundenen R. farinacea, würde mich sehr interessieren.:)

    LG Bernd

  • Hallo Bernd,

    sehr gerne!

    Am Stadtrand von Freudenstadt stehen einige Bäume am Rosengarten in Straßennähe, die ich mir genauer angesehen habe. Darunter ein Ahorn (?), der seine unteren Äste in Kopfhöhe mit diversen Strauchflechten verziert hat.

    Bild A2 Strauchflechten in Baumkrone, gemischt E. prunastri und R. farinacea. E. prunastri ist derber, hat breitere Lappen, die auch weit abstehen können, während R. farinacea deutlich filligraner ist, zierlicher und der Schwerkarft stärker folgt.


    Bild A3 Ramalina farinacea, doppelte Ausführung. Leider ist das Bild durch den hellen Hintergrund etwas unterbelichtet. Die Thalli hängen schlaff herab. Viele große, helle, längliche Sorale sind gut zu erkennen. Die hintere Flechte habe ich für dich gepflückt, weil sie ein schönes Exemplar ist.


    Bild A4 Probe: Die Lappen sind schmal (max 2-3mm) und reich verzweigt.


    Bild A5 Schön ausgeprägte Sorale beifinden sich an der Lappenseite. Sie sind länglich/elliptisch und vertieft bzw. konkav. Nahe der Basis, wo der Thallus breiter wird, finde ich auch Sorale in der Fläche.


    Bild A6 Sorale finde ich bis in die Spitzen des Thallus, dort sind die kleinen Sorale auch kreisrund.


    Offenbar habe ich einen Thallus gewählt, der mal auf die Spottests reagiert:

    Bild A8 Die Reaktion auf 20% KOH ist sehr träge und färbt die Sorale (Mark) nur schwach gelblich.


    Bild A9 Umso schneller und intensiver die Reaktion mit P (übrigens noch klar und gut): P+orange


    Bild 10 Mittlerweile hat die K-Reaktion etwas aufgeholt, ich würde mich nun trauen K+gelb(lich) zu notieren. Nach diesem Bild gebe ich sofort C zur KOH hinzu (zuvor an anderer Stelle getestet: C-):


    Bild 11 Es tritt eine spontane, kräftigere Reaktion (KC) in Richtung orange ein. Jetzt lese ich nach und es heißt in der Literatur C-, KC-. Womöglich nicht lange genug gewartet? Die K-Reaktion ist jetzt nicht weiter beobachtbar, weshalb ich sie an anderer Stelle wiederhole und diesmal länger warte. Nach langem Warten zeigt eine schwache gelbe K-Reaktion in den Soredien hinzu orangerot:

    Bild 12 K+ orange (schwach ausgeprägt, aber vorhanden)


    Damit handelt es sich um R. farinacea, Chemotyp 2 (lt. Wirth-Kirschbaum K+orange-rot, C-, KC-, P+gelb-orange). Eine UV-Fluoreszenz kann ich nicht beobachten.

    Bild 13 Weißlicht und UV (365nm). Die violette Färbung war mit dem Auge NICHT zu sehen. Der Siliziumchip im Foto hat eine andere Empfindlichkeit als das menschliche Auge - das macht die Dokumentation schwierig.

    LG, Martin


    PS: Wahrscheinlich waren mein (vorsichtiger) Einwand der Tatsache geschuldet, dass ich die Größe der Flechte nicht auf dem Schirm hatte. Sie ist noch sehr klein und in der Entwicklung. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von KaMaMa (7. April 2025 um 20:05)

  • Hallo Martin,

    da hast du ja ein spitzen Exemplar für mich geflückt und dann eine super Demonstration der Farbreaktionen gezeigt, sehr gut zu erkennen die länglichen dicken Soralen, klasse!!!!:thumbup: Sind ja alles kräftige Exemplare, sieht man selten so. Dagegen war meine Flechte ja kaum erkennbar. Danke dafür, die Fotos werde ich als Hilfe ins Archiv legen.:shy:

    LG Bernd

    Mal schauen was als nächstes kommt, habe noch einiges liegen.