Eselsohr oder Nadelwald-Öhrling

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 4.995 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (12. September 2014 um 23:40) ist von Ingo W.

  • Hallo Forum,
    gestern habe ich mal wieder Pilze gefunden, die ich bisher noch nie gesehen habe. Die Pilze standen in einem lichten Fichtenwald auf einer Länge von 100 m und 5 m Breite neben einem Waldweg und waren sehr häufig anzutreffen; ansonsten kilometerweit kein einziges Vorkommen mehr. Zuerst dachte ich nach kurzer Recherche an eigentlich selten vorkommende Eselsohren, aber je mehr ich mich damit befasse, kommen mir nunmehr Zweifel, ob es sich nicht doch "nur" um den "Nadelwald-Öhrling" handeln könnte. Vorkommen: einzeln und auch in kleinen Gruppen, Fruchtkörper = fest, aber leicht abbrechbar, Geruch = nicht unangenehm, aber nicht deffinierbar, Geschmack = nicht getestet.
    Sehr bemerkenswert war, dass der Pilz beim Anblasen nach ca. 2 Sekunden mit einem massiven Ausstoß von Sporen reagierte! Vermutlich reagiert er auf vermeintlich stärkeren Wind und verbreitet somit seine Sporen. Sehr interessant - zumindest habe ich noch nirgends etwas über ein derartiges Verhalten gelesen.
    Anbei ein paar Fotos von dem Pilz. Ich hoffe mal wieder auf euer Expertenwissen und bedanke mich schon mal im voraus recht herzlich.
    Viele Grüße aus Kelheim
    Lenz

  • Hallo Lenz!

    Das Eselsohr (Otidea onotica) ist eine der ganz wenigen (die einzige?) Art der Gattung Öhrlinge, die man ohne mikroskopische Untersuchung bestimmen kann. Das Eselsohr ist gelb (nicht braun) und meistens an irgendeiner Stelle das Fruchtkörpers rosa getönt.
    Hier ein Bild (leider nicht gut, aber man sieht, denke ich, was ich meine):

    Was du gefunden hast, ist kein Eselsohr. Ob es aber der Nadelwald-Öhrling (du meinst wahrscheinlich Otidea abietina) ist, kann dir höchstwahrscheinlich ohne Mikroskop niemand sagen.

    Zitat

    Sehr bemerkenswert war, dass der Pilz beim Anblasen nach ca. 2 Sekunden mit einem massiven Ausstoß von Sporen reagierte! Vermutlich reagiert er auf vermeintlich stärkeren Wind und verbreitet somit seine Sporen. Sehr interessant - zumindest habe ich noch nirgends etwas über ein derartiges Verhalten gelesen.

    Also viel weiß ich nicht davon, aber ich vermute es eher so: Bei der Sporenreife öffnen sich die Asci (Schläuche) und die Sporen werden frei. Weil sie leicht sind und von nichts gehalten werden, können sich bei Windstößen oder auch Drüberstreichen die Sporen verteilen.

    Nochmal anders: Der Pilz hat nicht als Reaktion auf den Windstoß seine Sporen ausgestoßen, sondern sie lagen ohnehin schon als Pulver auf dem Fruchtkörper.

    Viele Grüße,
    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lenz!

    Ist leider schon so, wie Emil sagt.
    Aber das Bild mit der abfliegenden Sporenwolke ist super. :agree:


    LG, pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo!

    Zitat


    Aber das Bild mit der abfliegenden Sporenwolke ist super.

    Wahnsinnig gut eingefangen!

    Zitat


    Sehr bemerkenswert war, dass der Pilz beim Anblasen nach ca. 2 Sekunden mit einem massiven Ausstoß von Sporen reagierte! Vermutlich reagiert er auf vermeintlich stärkeren Wind und verbreitet somit seine Sporen. Sehr interessant - zumindest habe ich noch nirgends etwas über ein derartiges Verhalten gelesen.

    Ist bei "Großbecherlingen" irgendwie nichts Besonderes.
    Solltest reife Funde mal in einem Schächtelchen einsacken, dann hast du das Phänomen nach einer Zeit fast jedes Mal beim Öffnen.

    Hat nicht unbedingt allein mit Wind zu tun, sondern eher mit Reife, Innendruck im Ascus und Auslösen durch äußere Einflüsse. Beim Anpusten oder Deckelöffnen oder Antippen der Becher gibt´s einen "Druckwellen-Effekt", so dass alle reifen Sporenschläuche wie in Lauerstellung ihre Sporen abschießen.
    Also ein Schlauch fängt an, durch die äußerlichen Vibrationen "zu platzen", und durch die ausgelöste Druckwelle werden auch benachbarte reife Schläuche dazu animiert, ihre Sporen abzuschießen.

    Sieht dann aus, als wenn die Becher dampfen.
    Muss man dann bloß dem unbedarften speisepilzsammelnden-Zuschauer noch erklären, dass man die Becher auf keinen Fall anfassen sollte, weil sie wie eben gesehen, recht heiß sind und kochen.
    Probiert das mal, und merkt euch die großen Augen.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (12. September 2014 um 23:43)