Wiesenkeule ?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 11.014 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. November 2014 um 21:37) ist von Beorn.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,
    Flugsaison vorbei, nun bin ich wieder da ;)
    Lüneburger Heide heute, frische Heidefläche mit z. T. wenig Bewuchs. Dort fand ich ca. 60 Exemplare hiervon - z. T. einzeln stehend, z.T. in kleinen Grüppchen. Höhe max. ca. 5 cm.
    Ich kenne diese Art noch gar nicht. Wiesenkeule vielleicht?
    Liebe Grüße Maike


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Eine Wiesenkeule ist das mit Sicherheit, und damit per se schon mal was Seltenes. Die Unterscheidung der einzelnen Arten ist aber schwierig.
    Wenn die Gelbtöne zur Basis hin auf den Bildern ein Artefakt sind, dann wäre Clavaria falcata (Weißes Spitzkeulchen) mal eine Spur. Aber da gibt es mit Clavaria candida (Sternsporiges Keulchen) und Clavaria krieglsteineri (Eingeschnürtsporiges Keulchen) noch zwei nahezu identische Arten. Dazu kommen einige weitere weiße, die aber meist einen etwas anderen Wuchs haben.
    Idealerweise müsste man hier mikroskopieren, um zu einer sicheren Bestimmung zu kommen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    deine schnelle Antwort hat mich sehr gefreut und beschäftigt. Vielen herzlichen Dank!
    Mit der Gelbtönung an der Basis bin ich mir leider unsicher. Das könnte auch Schattenwurf sein.
    Mein passioniert ausgeübtes Hobby ist ja, die Schutzwürdigkeit von Biotopen in unserer Landschaft zu dokumentieren. Darum wäre ich natürlich in hohem Maße interessiert, diese möglicherweise seltene Art zur Bestimmung zu bringen. Auch ich habe sie vorher noch nicht gefunden.
    Wenn ich jemanden wüsste, dem ich (in diesem Ausnahmefall !!) ein Exemplar schicken könnte würde ich am Dienstag eins besorgen. Es ließe sich ja leicht versenden.
    Vielleicht meldet sich ja jemand, der das ermöglichen könnte.
    Viele Grüße Maike

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Hätte ich ein besseres Mikroskop und etwas mehr Erfahrung in der Gattung, so daß ich auch Trockenmaterial mikroskopieren könnte, wäre das machbar. Aber ich fürchte, es würde zu keinem vernünftigen Ergebnis führen.
    Gibt es nicht in deiner Gegend einen Pilzverein, wo du den mal vorbeibringen könntest?
    Das ist oft die beste Option, dann kannst du auch jemandem direkt das Frischmaterial in die Hand drücken.


    LG; pablo.

  • Hallo Pablo,
    Frischmaterial ist kein Problem - auch nicht mit dem Postversand. Vielleicht kennt ja jemand im Großraum Lüneburger Heide einen Pilzmenschen oder -verein und kann ihn mir nennen.
    Ich kenne hier leider niemanden.
    Danke! LG Maike

  • Hallo Pablo, hallo zusammen,
    gestern war ich noch einmal im Gebiet und habe dieses Exemplar gefunden.

    Ich finde, hier erscheint eine etwas deutlichere Gelbfärbung. Ich habe es heute in die Post gegeben. Auf der naturgucker.de Werkstatt gab es einen Spezialisten, der sich die Bestimmung zutraut. Ich hoffe auf ein Ergebnis, das ich hier dann gern mitteile.
    Liebe Grüße Maike

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Mit den blassgelben / Ockergelben Tönen sieht es nun ganz aus wie das Heidekeulchen (Clavulina argyllacea). Ich denke, etwas Anderes wird da kaum rauskommen. :agree:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo und alle,
    heute schrieb mir Urs-Victor Peter:
    "Hallo Maike,
    die Sporenbestimmung hat ergeben, dass es sich bei Deinem gelbweißen Keulchen " nur " um die Goldgelbe Wiesenkeule ( Clavulinopsis helveola ) handelt. Durch die grobhöckerige Sporenform war die Bestimmung eindeutig und eine Heidekeule ( Clavaria argillacea ) konnte ausgeschlossen werden."

    und schickte dieses Foto mit

    Danke an alle, die sich mit dem Fund beschäftigt haben!
    LG Maike

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Das überrascht mich sehr.
    Makroskopisch kenne ich Clavulinopsis helvola völlig anders, niemals gegabelt und in jedem Fall leuchtend Goldgelb. Die Art ist in meiner Gegend nicht selten.
    Hier mal ein Bild von Clavulinopsis helvola aus meinem Archiv:

    Leider sieht man nur eine Spore, die ist auch erkennbar grobwarzig. Aber ich sehe keinen Apikulus, was ich von eigenen Funden der Gattung kenne.
    Es gibt in der Gattung Clavaria ebenfalls eine Art mit stacheligen Sporen.
    Aber auch das passt hier makroskopisch nicht, Clavaria candida (Sternsporiges Keulchen) ist eine kleine, hyalinweiße Art.
    Irgendwie bin ich nicht ganz überzeugt. :hmmm:
    Da muss ich mich selbst noch mal schlau machen...


    LG, Pablo.

  • Die Spannung steigt :talkinghand:

    Über das Heidekeulchen las ich, dass es unverzweigt sei.
    Verwirrung komplett. Vielleicht findet sich ja doch noch eine befriedigende Lösung. Mit den abgeglichenen Bildern muss ich selbst auch sagen: meine waren mir viel zu blass für die "Goldgelbe..."
    Ich bin dir sehr dankbar, Pablo, dass du noch dran bleibst.
    LG Maike

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Es kann auch durchaus sein, daß du zwei Arten gefunden hast. Die helleren aus dem ersten Beitrag und dann die etwas stärker gefärbte, die du auch verschickt hast.
    Daß mehrere Keulchen - Arten am selben Fleck vorkommen, ist gar nicht mal ungewöhnlich.
    Übrigens, falls du noch getrocknete Exemplare hast: Die goldgelbe Farbe bleibt im Exsikat erhalten und wird sogar noch kräftiger bei C. helvola.


    LG, pablo.

  • "Es kann auch durchaus sein, daß du zwei Arten gefunden hast."


    Darüber hatte ich auch bereits nachgedacht.. Möglich ist es.
    In der Zwischenzeit war übrigens die Heidschnuckenherde über die Fläche gelatscht (darüber bin ich ja auch sehr dankbar, denn ohne die wäre da schon lange keine Heide mehr) und ich hatte es echt schwer, die Keulchen überhaupt zu finden. Diese stand aber mindestens im Umkreis von r 30 m zu den ersten.
    Fast bin ich motiviert zu versuchen, noch welche zu sichern und zu trocknen, wenn es denn Sinn hat.
    (Schlimmstenfalls verwende ich sie später als Gewürz :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    30 Meter sind sogar sehr viel. 30 cm hätten mich auch keineswegs überrascht. :wink:
    Ich kenne mehrere Stellen, wo Clavulinopsis helvola einträchtig zusammen mit Clavaria falcata (Weißes Spitzkeulchen) und einmal mit Clavaria krieglsteineri (Eingeschnürtsporiges Keulchen) zusammenwächst. Im Abstand von etwa 5 cm.

    Von einer anderen Saftlingswiese habe ich dieses Bild:

    Das wäre Clavaria vermicularis / fragilis (Wurmförmiges Keulchen) zusammen mit einer nicht näher untersuchten Wiesenkoralle (Ramariopsis sp). Kaum einen halben Meter entfernt gab es dazu noch Clavulinopsis laeticolor (Freudiggefärbtes Wiesenkeulchen) und wieder Clavaria falcata.

    Da ist also oft einiges auf engstem Raum geboten.


    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Karl W. aus dem Nachbarforum war so nett, mal auf das Thema zu schauen. Der wäre jemand, der sich allgemein sehr gut auskennt und sich schon lange auch mit diversen Keulchen auseinandersetzt.
    Seiner Ansicht nach passt Clavulinopsis helvola makroskopisch asbolut nicht zu deinem Fund, Clavaria argillacea müsste hinkommen.

    Ist natürlich ein Zwickmühle nun.
    Ich biete dir an, weitere Keulchen - Funde von dir auch selbst zu untersuchen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ja, die Verwirrung ist groß und seit heute noch größer. Dazu weiter unten mehr.
    Zunächst: was ist mit der Form der Sporen bei dem versendeten Exemplar ? Und was ist mit der Information, argillacea (Heidekeulchen) würde nicht verzweigen, die ich auf irgendeiner (sorry) der Pilzseiten las?
    Soll ich dir wirklich was schicken, Pablo? (weiter über PN :)

    Heut Mittag hatte ich Zeit, bei Sonne einen kleinen Spaziergang im Gebiet zu machen - einfach so mit einer Freundin, ganz ohne Keulen.
    Da stolperte ich aber leider an einer Stelle, ca. 300m entfernt, im deutlich schattigeren, staunässefeuchten Bereich zwischen niedriger, aber dichter Vegetation aus Labkraut (unbestimmt), Binsen, Gräsern über die nächsten Wiesenkeulen. Ein ganzer Pulk, dottergelb!
    Traut sich dazu auch noch jemand etwas zu sagen? Im schlimmsten Fall könnte dies eine dritte Art sein.
    Ich hatte heute nicht die Ruhe für gute Fotos, sorry! (Und Saftlinge gab es leider auch noch. Wenn ich in Rente gehe kaufe ich mir ein Mikroskop. Jetzt fehlt definitiv die Zeit)
    Liebe Grüße Maike
    Clavaria Nummer 3

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maike!

    Nunja, Karl meinte ja, daß beide Kollektionen, die du vorher gezeigt hast, nach Clavaria argillacea aussehen.
    Hier würde ich sagen: Es ist sicher was Anderes. Das könnte jetzt sehr gut Clavulinopsis helvola sein.
    Ich schicke dir mal eine PN mit Adresse. Die Pilze kannst du ruhig auch trocknen, am besten bei Raumtemperatur auf der Heizung.

    Übrigens, daß nichts durcheinanderkommt:
    Es gibt da zwei Gattungen.
    - Clavaria (Keulchen), meist eher weißliche, graue, fleischfarbene oder blassgelbe Pilze
    - Clavulina (Wiesenkeulchen), meist recht auffällig gelblich gefärbte Pilze

    Von Karl habe ich uch erfahren, daß vereinzelte Verzweigungen bei so ziemlich allen Arten möglich sind. Es gibt noch Clavuliopsis corniculata (Geweihförmige Wiesenkeule), die dann sogar immer stark verzweigt ist.

    Die Arten beider Gattungen wachsen vorwiegend auf Wiesen oder im Wald an lichten Stellen wie Lichtungen und Wegrändern.


    LG, Pablo.