ein Paar Pilze bestimmen

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 10.242 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. November 2014 um 10:51) ist von Beorn.

  • Hallo ihr Pilzfreunde,

    ich muss für ein Projekt die Artenvielfalt eines Biotops näher klassifizieren. Bei den Pilzen stoße ich jedoch schnell an meine Wissensgrenzen. Vielleicht könnt ihr mir ja bei der näheren Bestimmung der Arten helfen, und ggf. Tipps geben, worauf genau ich achten soll.

    Raufußröhrling, nur welcher?
    10-15 cm hoch, ca 8 cm Hutdurchmesser. Keinerlei Verfärbung von Fleisch oder Röhren nach Druck/Schnitt. In der Umgebung standen Pappeln/Birken/Weiden. Was mich irritiert ist der komplett braune Stiel.


    Bei diesem hier tappe ich völlig im dunklen.
    Relativ klein ca. 6 cm höhe mit 3-4 cm Hutdurchmesser. Habe jedoch auch einen jungen gefunden, der wohl doppelt so groß geworden wäre. Rau-schuppiger Stiel, faseriger Bruch. Keine Verfärbung des Stiels, anderes nicht getestet. Leicht kupferfarbene Tröpfchen an den Lamellen: Sporenflüssigkeit? Umgebung wie oben, Boden jedoch deutlich humoser.

    Hier der größere

    Und (vorerst :)) zu guter Letzt:
    Sehr großer Fruchtkörper, 3 cm Stieldurchmesser, 15-20 cm Hutdurchmesser, geringe Höhe, insgesamt gedrungener Habitus, Erdreich nach oben drückend.
    Keine Verfärbung festgestellt, jedoch nicht gezielt geprüft.


    Vielen Dank für euren Rat/ eure Hilfe

    Einmal editiert, zuletzt von MorpheusDrake (27. Oktober 2014 um 11:04)

  • Hallo!

    Der Erste ist ein alter Schlappen, deshalb auch der braune Stiel. Könnte gut der Birkenpilz (Leccinum scabrum) sein.

    Der Zweite ist ein Fälbling (Hebeloma), vielleicht der Tongraue Tränen-Fälbling (Hebeloma crustuliniforme). Hier wäre noch der Geruch wichtig gewesen (müsste rettich- oder kakaoartig gewesen sein) und auch ein Schnittbild wäre gut.

    Beim Dritten vergleiche mal mit dem Würzigen Tellerling (Rhodocybe gemina). Auch hier hätte der Geruch mehr Sicherheit gegeben (würzig wie schon der Name sagt).

    Viele Grüße,
    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Zum ersten kann man nichts sagen. Da fehlt einfach zu viel, vor allem das vollständige Schnittbild. Die gelben Poren lassen aber an etwas anderes denken als Leccinum scabrum. Da werden sie im Alter grau.

    Beim zweiten wird Emil wohl recht haben, aber auch hier:
    Das ist für eine sinnvolle Bestimmung eigentlich zu wenig. Daß hier der Rettichgeruch und der Zapfen im Stielfleisch wesentliche Bestimmungsmerkmale sind, ist ja so gar nicht zu erläutern.

    Du musst dir angewöhnen, die Pilze immer komplett zu untersuchen, Drake.
    Dazu gehört die Stielbasis, dazu gehört das vollständige Schnittbild, dazu gehören Geruch, Farbe des Sporenpulvers und einiges mehr.
    Ist aber kein Beinbruch, das kann man ja am Anfang alles gar nicht im Kopf haben.

    Beim dritten Pilz widerspreche ich Emil, das ist für mich kein Tellerling.
    Da erkenne ich einen der braunen Ritterlinge, bei dem Habitus und den Farben wäre Tricholoma populinum (Pappelritterling) eine heiße Spur.
    Zu beachten wäre da der mehlartige Geruch und das Wachstum bei Pappel, meist direkt in Stammnähe.
    Die braunen Ritterlinge sind aber eine sehr schwere Gruppe, da streiten sich selbst Experten, was die Artabgrenzungen angeht.


    LG, Pablo.

  • Hallo,

    Pilz 1: halte ich mich zurück
    Pilz 2: denke ich an den Tränenden Säumling, den ich des öfteren unter Linden finde.
    Pilz 3: für mich der Pappelritterling.

    LG. Heinz

  • Hallo und Danke nochmal,
    die Antworten haben mir schonmal weitergeholfen, konnte die meisten der anderen Arten jetzt ohne eure Hilfe bestimmen.

    Den "Pappelritterling" finde ich leider nicht mehr, werde ich wohl erstmal so stehen lassen müssen.

    Also ich habe den 2. jetzt als weißfleischigen Fälbling (Hebeloma leucosarx) eingeordnet, passt mit der Mykorrhiza (Weiden) besser als der Tongraue. Der Geruch passt mit rettichartig.

    Zum Raufußröhrling noch ein paar Nachträge:
    Geschmack: leicht pilzig, unbedeutend
    Geruch: kaum wahrnehmbar
    Sporenfarbe: braun
    Färbung: Auch nach komplettem Querschnitt und vergangenen Tagen keinerlei Verfärbung

    Bild vom Querschnitt:

    Vielleicht hat ja nochmal jemand ne Idee ?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Morpheus!

    Das ist aber nicht der selbe Röhrling jetzt, oder?
    Wo sind denn die gelben Poren hin, oder war das ein Artefakt auf den oberen Bildern?

    Da würde ich ja gerne den rest vom neuen Pilz auch sehen, ich kann mir vortellen, daß das was Anderes ist.
    Verfärbungen meine ich übrigens durchaus zu erkennen, da ist was rosaliches oder rosagraues im Hutfleisch erkennbar. In dem Fall sollte man sich die Stielbasis noch mal genau angucken, auch außen, ob es da blaue Flecken gibt. Und die Hutoberfläche wäre hier interessant.

    Bei dem Fälbling bin ich nicht überzeugt. Man muss sich klar machen, daß es in der Gattung in Deutschland über 50 Arten gibt, viele davon riechen nach Rettich, die meisten sind eher hell gefärbt, etlche können Tröpchen entwickeln.

    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    du scheuchst mich ganzschön in der Gegend rum :D

    Nochmal kurz zum Fälbling:
    Ich habe den jetzt so Identifiziert, weil definitiv -in meinem Fall- eine Weide der Symbiosepartner ist, der Geruch, die Farbe, die Guttationströpfchen, und die Größe(größter Hutdurchmesser bisher max.5 cm) sehr gut passen. Ich habe gelesen: "Durch den zierlichen Habitus von anderen Fälblingen gut unterscheidbar."
    Ich verstehe deine Zweifel, weiß aber nicht, wie ich diese noch beseitigen kann.

    Röhrling:
    Doch doch, das ist der gleiche Pilz nur ein anderer Fruchtkörper.
    Habe heute nochmal ein Bild von den Poren gemacht, sind jetzt natürlich wieder etwas fahler in der Farbe, aber der ockerfarbene Stich ist immer noch erkennbar. Es ist auch möglich, dass es oben etwas kräftiger "gelb" war, als in natura, aber definitiv ocker und kein grau!

    Den Rosaton den du meinst kann ich erklären, der kommt vom leicht lehmigen Messer, deswegen wohl der Schleier. Aber ich habe heute folgendes gesehen: An den Poren hat sich das Hutfleisch gelblich verfärbt und auch im Stiel/ an der Basis lässt sich eine leichte bläuliche Verfärbung erkennen. Es ist seit dem ein Tag vergangen, nach 10 Minuten war diese Farbe noch nicht zu sehen. Kein tolles Bild, aber man erkennt worum's geht.

    Sonnige Grüße

  • Hallo Heinz!

    Zitat


    Pilz 2: denke ich an den Tränenden Säumling, den ich des öfteren unter Linden finde.

    Vielleicht ist es ja dann überhaupt kein "Tränender Säumling", den du unter Linden findest, wenn du bei dem Gezeigten daran erinnert wirst.
    Also Lamellenfarbe und Hutoberseite des Tränenden Saumpilzes (Lacrymaria lacrymabunda) sind schon deutlich verschieden:
    http://www.actafungorum.org/actaforum/viewtopic.php?t=5879

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Hallo Ingo,

    ja, bin auch mal wieder vollkommen irritiert. Werd wohl nachher noch mal schauen, ob ich ein paar von den vermeintlichen Tränen zur nochmaligen Untersuchung finde. Hab ja 3 Tage frei:D
    Kann auch sein, das ich da etwas verkehrt abgespeichert habe. Das bleibt bei der Anzahl der Arten, mit denen ich mich dieses Jahr beschäftigte nicht aus. Von daher Danke für den Hinweis.

    LG. Heinz

    Einmal editiert, zuletzt von Ehemaliges Mitglied 02 (31. Oktober 2014 um 12:03)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Morpheus.

    Dann stimmt aber irgendwas nicht mit den Farben der Röhrlingsbilder im Startbeitrag. Ist aber nicht so schlimm, danke für die Erklärung mit dem Messer. So kann man da schon alte, Gemeine Birkenpilze (Leccinum scabrum) sehen. Was halt immer noch fehlt, ist die Stielbasis. Das ist halt die Stelle, wo sich bei anderen Arten die blauen Flecken zeigen.

    Was macht dich denn bei dem Fälbling so sicher, daß Weide der Mykorrhizapartner ist?
    Standen da keine anderen Bäume im Umkreis von sagen wir 15 Meter um die Fundstelle? Also absolut nur und ausschließlich Weiden?
    Wenn die anderen beiden Pilze an der gleichen Stelle (also auch im Umkreis von 10-15 Metern) wuchsen, dann gibt es da durchaus noch einige andere Laubholzarten. Mal abgesehen davon, daß Hebeloma crustiliniforme absolut nicht wählerisch ist und ganz gut auch Mykorrhiza mit Weidenarten bilden kann.


    LG, Pablo.

  • Hey Pablo,

    also die Stilbasis ist auf dem Schnittbild zu sehen - extra noch ausgebuddelt - und wie gesagt, keinerlei Veränderung. Erst nach dem vergangenen Tag ein leichter Hauch von blau (kein Bild dazu). Aber sofern passt das ja dann zum Gemeinen.

    Fälbling:
    Achso, habe - glaube aus Wikipedia - gelesen das der am liebsten an Eiche und Nadelbäume geht und da waren wir mit Weide weit weg.
    Was interessantes zu dem Thema, habe Exemplare an vll. 2-3 Jahre alten Weidensträuchern gefunden, im Umkreis sonst nichts - vereinzelt 15+ m entfernt dann größere Weiden (Salix caprea). Die gehen schon so früh eine symbiotische Verbindung ein? Sind mit die ersten Pilze die ich hier finde. Untersuche u.a. einen stillgelegten Teil der örtlichen Tongrube.

    Du sagtest noch was von einem Zapfen im Stielfleisch. Mir ist bisher nichts in dieser Hinsicht aufgefallen, wie sollte das denn aussehen? Bzw. würde das weiterhelfen?

    LG

    Einmal editiert, zuletzt von MorpheusDrake (1. November 2014 um 10:30)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Die Stielbasis muss man von innen und von außen beurteilen.
    Zunächst zeigen sich oft außen an der Stielrinde blaue Flecken, bevorzugt im untersten Bereich und da an angefressenen Stellen.
    Wenn der Stiel im unteren Teil nach einem Tag blau anläuft, ist das schon mal eher schlecht. Nach der Originalbeschreibung sollte Leccinum scabrum eigentlich eine Art völlig ohne Verfärbungen sein.
    Allerdings wurde da sehr viel zusammengeworfen. Und wenn man Arten wie zB Leccinum oxydabile mit Leccinum scabrum synonymisiert, dann hat man da eben eine sehr variable Art, die auch mal blauen kann.
    Ich bin da aber skeptisch.

    Zu dem Zapfen hätte ich hier mal ein Bild von Hebeloma sinapizans (Großer Rettichfälbling):

    Da ist es gut zu sehen, weil der Stiel schon hohl ist. Vom Hutfleisch aus ragt Zapfen ins Stielfleisch hinein.
    Solange der Stiel noch voll ist, ist das Merkmal natürlich schwieriger zu beurteilen. Meist erkennt man dann den "Zapfen" nur durch etwas unterschiedliche Fleischfarben (helleres und dunkleres Weiß).


    LG, Pablo.