Parasolpilze, um sicherzugehen...

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 7.765 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. November 2016 um 14:01) ist von Rotkäppchen.

  • Schönen guten Abend!

    Beim Spaziergang heute am See konnte ich diese schönen Parasolpilze nicht stehen lassen.

    Nun möchte ich, um sicherzugehen, euren Rat einholen. Denn es ist mindestens 10 Jahre her, dass ich zum letzten Mal Parasolpilze mitgenommen und gegessen habe.

    Die Pilze standen am Waldrand eines (überwiegend) Buchenwaldes und in deren Umkreis gab es noch etliche davon.

    Der Hutdurchmesser beträgt ca 25 cm, das Fleisch verfärbt sich nicht bei Beschädigung.

    Hoffentlich sind meine Bilder nicht zu schlecht:





    Danke schonmal und einen schönen Abend :)

    Einmal editiert, zuletzt von Rotkäppchen (28. Oktober 2014 um 23:12)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Rotkäppchen!

    Du musst dir halt überlegen, ob dir ein paar Meinungen im Netz taugen, um die absolute Sicherheit zu bekommen. Du weißt ja nicht, wer hier schreibt und ob wir die Pilze auch richtig erkennen. Und Bestimmung über Bilder ist immer was anderes und hat ein viel höheres Fehlerpotential als Bestimmungen mit den Pilzen in der Hand.
    Darum geben wir ja auch keine Verzehrfreigaben. Das ist dann deine Entscheidung, wenn du dir sicher genug bist, um den Verzehr zu verantworten, dann steht der Nahrungsaufnhame nichts im Weg. Aber abhängig machen von Meinungen im Netz solltest du das nicht.

    Zu den Pilzen:
    Du hast da sehr große Schirmlinge mit erkennbar genattertem Stiel, schuppigem Hut und kräftigem, doppeltem Ring. Verschiebbar oder nicht - ich bin kein Fan von dem Merkmal. Er ist doppelt und nicht häutig und hängend.
    Das unterscheidet die Riesenschirmlinge von Wulstlingen aus der Knollenblätterpilz - verwandschaft. Dazu kommen die Schuppen am Hut. Insbesondere die fest sitzende Schuppe in der Hutmitte. Wulstlinge haben meist eine glatte Huthaut und darauf abwischbare Flocken.
    Der Ring unterscheidet die Riesenschirmlinge auch von den weniger großen Schirmlingen (Lepiota) aus der Verwandschaft des Spitzschuppigen Schirmlings (Lepiota aspera). Der hat zudem stärker gedrängte Lamellen.
    Dann gibt es noch die Safranschirmlinge (mindestens eine giftige Art in der Gattung). Die haben auch - wenn sie jung sind - einen dicken, fast doppelten und verschiebbaren Ring. Auch die haben grobe Flocken auf dem Hut und werden recht groß.
    Aber: Die haben nie genatterte Stiele. Und sie Röten (meist orangerot) beim Anschneiden.

    Das, was du gefunden hast, weicht etwas vom Normalen Parasol (Macrolepiota procera) ab. Gehört aber in die selbe Gattung (ist also kein Safran - sondern ein Riesenschirmling).
    Ich würde das als Macrolepiota procera forma fuliginosa (Dunkelschuppiger Riesenschirmling) bezeichnen. Man kann da auch auf Artrang trennen, dann wäre es Macrolepiota fuliginosa. Ist aber wohl mit Macrolepiota procera s.str. genetisch identisch.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich danke dir sehr für deine ausführliche Antwort. Natürlich erwarte ich von einem Internetforum keine "Verzehrfreigabe".

    Ich muss sagen, ich war mir eigentlich meines Urteils recht sicher und glaubte nach meinen Büchern vor allem, Verwechslungen mit giftigen Pilzen ausschließen zu können.

    Dann las ich aber etwas von mittelgroßen und kleinen Schirmlingsarten, die teilweise äußerst (bis tödlich) giftig sein sollen und dadurch ist mir ein wenig die Lust vergangen. Auch wenn ich im Grunde denke, dass man meine Pilze nicht mit diesen verwechseln kann. Aber schon wenn man beim Essen ein blödes Gefühl hat, verdirbt es einem ja den Appetit...

    Edit: Nachdem ich nun etwas hier im Forum rumgelesen habe, weiß ich, dass du DER Experte für diese Gattung bist und ich daher deinem Urteil schon trauen können dürfen müsste.... ;)

    Viele Grüße Flo

    Einmal editiert, zuletzt von Rotkäppchen (29. Oktober 2014 um 16:31)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Flo!

    Verlass dich nicht zu sehr auf mein Urteil.
    Ich bin kein Gernot Friebes, Anderas Gminder oder gar Else Vellinga. :wink:
    Die Gattung (Eigenltich: Gattungen, weil man ja Chlorophyllum = Safranschirmlinge und Macrolepiota = Riesenschirmlinge trennen muss) ist recht überschaubar, wenn auch in den genauen Artabgrenzungen manchmal knifflig.
    Das ist aber solange dur nur Arten der Gattung Macrolepiota sammelst, für den Vezehr egal. Die sind alle essbar und lecker, wenn sie nicht irgendwie alt sind.
    Wie die Gattung zu erkennen ist (dicker, meist doppelter Ring, Größe, Schuppen auf dem Hut, genatterter Stiel) habe ich ja oben erklärt.
    Wenn du darauf achtest, kannst du wenig falsch machen.
    Behalte aber im Hinterkopf, daß es schon Leute gegeben hat, die Riesenschirmlinge mit Knollenblätterpilzen verwechselt haben. Ein oft tödlicher Irrtum. Wenn du aber keine ganz jungen Pilze sammelst, bei denen die oben beschriebenen Merkmale noch nicht ausgeprägt sind, dann kannst du da eigentlich nichts verwechseln.

    Die kleinen Schirmlinge sind wirklich klein.
    Bei den tödlich giftigen Arten (Lepiota subincarnata, Lepiota castanea, Lepiota brunneoincarnata etc) sind die Hüte in aller Regel deutlich unter 5 cm breit.
    Der Spitzschuppige Stachelschirmling wird dagegen ziemlich groß, aber hat keinen doppelten Ring und keinen genatterten Stiel.
    Auch den Geruch, den Donna angibt, kannst du da zur UNterscheidung gebrauchen. Stachelschirmlinge riechen unangenehm metallisch, etwa wie Kartoffelboviste.


    LG, pablo.

  • Zitat von Beorn pid='17454' dateline='1414603415'


    Ich bin kein Gernot Friebes, Anderas Gminder oder gar Else Vellinga. :wink:


    Muss man diese Menschen kennen? ;)

    Noch mal eine Nachfrage zu dem doppelten Ring, den du ja auch an meinen Pilzen festgestellt hast: Inwiefern ist der "doppelt", also, es ist doch nur einer dran...?

    Und zur "Natterung" des Stiels - diese kann man abwischen und dann ist der Stiel einfach glatt...

    Danke noch mal und einen schönen Abend!

    Viele Grüße Flo

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Kannt mal deine Pilzbücher durchgucken, wenn irgendwo Gminder als Autor draufsteht, ist es ein sehr gutes. :wink:
    Gernot Friebes und Else Vellinga kennt man, wenn man sich eben mit den Gattungen beschäftigt, die von ihnen wissenschaftlich bearbeitet werden.

    Der doppelte Ring:
    Stell dir einen Keks (Prinzenrolle) vor. In die Mitte von dem Keks bohren wir ein Loch und stecken den Stiel durch. Der Keks wird nun zum doppelten Ring: Oberseite und Unterseite und dazwischen was lockeres. Keine Schokolade, aber die Ringe von Riesenschirmlingen schmecken mindestens genauso gut wie Schokolade. Selbst wenn ich nicht zum Sammeln unterwegs bin, die Ringe von Riesenschirmlingen, an denen ich vorbeilaufe, die mampfe ich immer an Ort und Stelle weg. Das aber nur so am Rande.

    Bei manchen Arten ist der Ring nicht ganz so schön doppelt wie der Prinzenrollen - Doppelkeks. Jedenfalls nicht nach außen hin. Am Stiel schon, aber nach außen läuft er spitz zu.

    Meist sind diese speziellen Ringe auch gut verschiebbar. Wenn sie nicht fest sitzen. Verschiebbar heißt nichts anderes, als daß sie nicht fest mit dem Stielfleisch verbunden sind.


    LG, pablo.

  • Guten Abend zusammen!

    Da hab' ich doch heute fast genau auf den Tag genau 2 Jahre später wieder welche gefunden!

    Anderer Standort, auf der Wiese im Park am Rande Berlins.

    Was meint ihr dazu?

    Danke und allen einen angenehmen Abend! :)

  • also ich sehe eine sehr schöne Natterung. Auch sind sie sehr groß (Vergleich mit Limette und Gegenständen), was alles für M. procera spricht. Sowohl Geschmack wie Geruch sollten nussartig sein. Das Stiel wird nicht röten, wenn du ihn durchschneidest, nehme ich an. Den Clorophyllum b. schließe ich wegen des geraden, langen Stiels aus. Dankenswerterweise hast du die Wurzel mit am Bild. Aber immer schön vorsichtig, wie Pablo schon 2014 erklärt hat. ;)

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...

    Einmal editiert, zuletzt von Kowalski (30. Oktober 2016 um 12:12)

  • Danke für die Antwort! :)

    Das Fleisch bleibt nach dem Schneiden weiß, der Geruch ist nussartig. Gegessen haben wir sie noch nicht.

    Und ja, ich bin vorsichtig. 2014 bin ich extra noch damit zu einer Pilzberatung gefahren und bekam grünes Licht.

    Die aktuellen habe ich bisher auch nicht gegessen, aber für Pilzberatung ist keine Zeit. Entweder verlasse ich mich diesmal auf mein eigenes Urteil - oder sie landen auf dem Kompost...

    Viele Grüße :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!

    Vom Aussehen her sind's auch für mich schlichtweg Parasole (Macrolepiota procera). Es kann auch noch eine der schwer zu definierenden Nachbararten sein (Macrolepiota permixta, Macrolepiota fuliginosa), aber das ist mitunter sehr schwer zu entscheiden und darum werden die von einigen Autoren auch nur als Synonyme angesehen.


    LG; Pablo.

  • Hallo und vielen Dank auch für deinen Beitrag!

    Das leckere Mahl hat am Montag stattgefunden und ich erfreue mich - abgesehen von einer Erkältung, für die ich wohl nicht die Pilze verantwortlich machen kann ;) - guter Gesundheit.

    Viele Grüße!