Ein trauriger Tag

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 7.938 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. April 2013 um 09:02) ist von boletus.

  • Hallo zusammen,
    erstmal vorneweg: Es ist keinem was passiert und es ist auch niemand gestorben.
    Es geht um was anderes das mich traurig und irgendwie wütend macht.
    Eines meiner letzten schönen Steinpilzgebiete ist in den letzten Tagen vom Prozessor niedergewalzt worden. Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht um die Steinis. Diese Flecken im Wald sind/waren für mich eine der schönsten die ich bei uns kenne.
    Auserdem hängen damit tolle Kindheitserinnerungen zusammen. Fast von Anfang an, als die Schonungen gepflanzt wurden bzw als die ersten Steinpilze gewachsen sind war ich regelmässig dort. Es dürfte so um die 38 Jahre her sein als mich mein Vater das erste mal ins Dickicht schickte, weil ich leichter durchkam. Er wusste natürlich auch das ich die dicken Steines finde. Ich glaube es kann sich jeder vorstellen wie das für einen kleinen Jungen war.
    Egal, alles verändert sich, aber es ist verdammt hart das über die letzten Jahre verfolgen zu müssen. Es wachsen noch Steinis aber das Gebiet ist eigentlich überhaupt nicht mehr zugänglich, weil alles liegenbleibt. Es gibt da ein paar ältere Pilzsammler, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und ich glaube für die ist es auch ein Schock
    Von Jahr zu Jahr wird immer mehr Holz in unseren Wälder geschlagen.
    Die Bayerischen Staatsforsten kennen keine Gnade.
    Es gibt bei uns so gut wie kein naturbelassenes Fleckchen.
    Allerdings muß ich dazusagen das unsere Wälder auch ganz allgemein im Umbruch sind. Sie werden auf Mischwald getrimmt und das sollte nicht unbedingt zum Nachteil sein. Aktueller Stand bei uns im Landkreis.
    ca 20000ha Wald( entspricht 25% der Ldkr Fläche), 73% Nadelholz dabei allein 63% Fichten.

    Ich denke mal einige von euch haben mit ihren Wäldern ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich musste das jetzt einfach mal loswerden nachdems wieder passiert ist und wieder passieren wird.
    Nochn paar nicht so schöne Bilder.
    Sogenannte Rückegassen alle 30m!!



    Gruß Hans

  • Hallo Hans,
    Deine Gefühle kann ich gut nachempfinden; v.a. sehe ich anhand deiner Bilder, dass diese Umstrukturierungen nicht halt machen.
    Ich bin jedesmal bis aufs Mark betroffen, wenn ich solche Wagenspuren im Wald entdecke.
    Jedoch - Kopf hoch - Die Natur holt sich alles wieder, die hat Zeit..........
    :wink:
    Ganz lb. Grüße aus Niederbayern
    Jutta

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Hans, ich kann deine Trauer gut verstehen.
    Auch wir kennen die Aktionen des Bayerischen Staatsforstes, die kennen wirklich keine Gnade. Da liebe ich mir die Privatwälder, diese sind in der Regel viel besser bewirtschaftet, es sei denn die große Hackschnitzelmaschine rückt an... :distrustful:
    Ich hoffe für dich nur das sie nicht lauter Douglasien (Pseudotsuga menziesii) als Ersatz einpflanzen. So ist es bei uns vielerorts geschehen. Diese haben keine Mykorrhiza-Pilze (Symbiosepilze).

    Aber wie du schon schreibst bei dir versuchen sie es mit mehr Mischwald,
    vielleicht auch nicht schlecht, mal sehen in 20 Jahren... :wink:...

    Kopf hoch und neue Wälder erkunden!

    Pilzliche Grüße aus Passau (östlicher Bayerischer Wald) :wink:

    Wolfgang Bachmeier (Pilzsachverständiger der DGfM)

    Administrator: https://www.123pilze.de/

    Wichtig!
    Per Bild gibt es keinerlei Verzehrfreigabe, diese gibt es nur beim Pilzberater oder Pilzsachverständigen!
    Wichtig! Fehlbestimmungen können tödliche Folgen haben!
    Für keinen Pilz lohnt es sich seine Leber oder Nieren zu verlieren!

  • Moin Hans,

    auch ich kann Deine Wut und Trauer bestens nachempfinden, während meiner Zeit in Großlangheim, (Kreis Kitzingen) erlebte ich genau solches im Klosterforst.
    Auch weiter Richtung Steigerwald sahen einige Wälder nicht besser aus, an manchen Stellen sogar noch weitaus schlimmer, so wurden vielerorts breite, geschotterte Holzabfuhrstarßen gebaut.

    Einziger Vorteil dieser, durch den Kalkschotter bedingt kann man nach 1-2 Kahren dort unter Umständen Morcheln finden.
    Und solche Ruderalstellen in den Nadelwäldern bieten im Folgejahr oft auch gute Pilzerträge...

    Aber es ist, wie Wolfgang es beschreibt...wehe wenn die Douglasien kommen.
    Und die werden an sehr vielen Stellen, auch in Bayern, nachgepflanzt, weil sie noch schneller Erträge bringen als unsere heimischen Nadelhölzer.

    Empfehlen kann ich Dir übrigens, was die Naturbelassenheit der Wälder betrifft, das Grenzgebiet zwischen Bayern und Thüringen in der Rhön...aber auf der östlichen Seite.
    An den meisten Stellen sind diese Wälder dort noch wie damals, als dieses Gebiet von Niemandem betreten werden durfte, wo aber dennoch Holzwirtschaft stattfand, aber in einem vertretbaren Rahmen eben und nicht ausgerichtet auf den totalen Kommerz.
    Schaue es Dir an und staune.

    Aber, und das ist kein Scherz, in den vergangenen Jahren kam es dort noch vereinzelt zu Minenfunden, auch bekannt aus der Gegend um Sonneberg.

    Sei herzlich gegrüßt
    Julius

  • Hallo zusammen,
    und vielen Dank für euer Mitgefühl. Ich merke, jeder von euch hat schon seine eigenen (negativen) Erfahrungen gemacht.
    Die Neuanpflanzungen bestehen zum größten Teil aus Buchen und Eichen. Douglasien habe ich noch keine gesehen und das wird hoffentlich so bleiben.
    Ich freu mich auf einen schönen Mischwald, auch wenns noch ne Zeit dauert.
    Julius vielen Dank für deinen Tip zur Röhn. Ist ja von mir nicht allzu weit entfernt und würde sich mal für einen Kurzurlaub anbieten. Brauch ich zusätzlich zum Pilzkorb noch eine Minendetektor?
    Ich hoffe mal es ist noch kein Mensch zu Schaden gekommen.

    Gruß Hans