Pilze mit Stiel und Hut...

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 7.150 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Februar 2015 um 19:54) ist von Beorn.

  • Hallo Forum,

    Pilze mit Stiel und Hut...
    finde ich zur Zeit fast gar keine - das überrascht natürlich wenig.

    Um so mehr freute es mich Freitag den 13.2
    - die Temperatur während meines Spaziergangs über Null Grad -
    nach vielen Frostnächten (und teilw. auch Frosttagen), glücklicherweise drei Pilze mit Stiel und Hut zu finden:
    (auf den Photos schmücken 5mm Kästchen den Hintergrund aus)

    1-3: Winterporling(meine Vermutung) oder weitlöchriger Portling
    Substrat: Diesmal eindeutig der Zweig eines Laubbaumes :)
    1

    2

    3

    4-5: Fichtenzapfenrübling (scheint ja recht frostfest zu sein)
    Am Fundort habe ich keine Kiefern entdeckt.
    Geschmacksprobe: Der Hut schmeckt mild.
    Sporenpulver erwartungsgemäß weiß.
    4

    5

    6-10: Hier tappe ich etwas im Dunkeln. Vielleicht sind es zwei unterschiedliche Arten.
    Über den genabelten Zähling habe ich nachgedacht... (oder ein Trichterling? oder?)
    Das Substrat waren dünne Äste (nicht mehr frisch genug, damit ich zwischen Nadel - oder Laubbaum unterscheiden kann[beides kommt bei den umstehenden Bäumen in Frage]).
    Beide Fruchtkörper stammen von unterschiedlichen Zweigen/Ästen.
    Bei beiden Fruchtkörpern ist das Sporenpulver weißlich.
    Bei Beiden sind die Schneiden gezahnt.
    Beide Fruchtkörper riechen nicht nach Anis.
    Ich habe von keinem der beiden Winzlinge probiert.
    6

    7

    8

    9

    10

    Wer hat für die Fruchtkörper 6-10 eine zündende Idee (oder zwei :) )?

    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (16. Februar 2015 um 14:22)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Thorsten,
    denke es ist ein Weitlöcheriger Porling,
    Winterporling hat kleinere Poren.
    Fichtenzapfenrübling ok,
    Genabelten Zähling finde ich als gute Idee:
    http://www.mushroomexpert.com/lentinellus_micheneri.html

    Pilzliche Grüße aus Passau (östlicher Bayerischer Wald) :wink:

    Wolfgang Bachmeier (Pilzsachverständiger der DGfM)

    Administrator: https://www.123pilze.de/

    Wichtig!
    Per Bild gibt es keinerlei Verzehrfreigabe, diese gibt es nur beim Pilzberater oder Pilzsachverständigen!
    Wichtig! Fehlbestimmungen können tödliche Folgen haben!
    Für keinen Pilz lohnt es sich seine Leber oder Nieren zu verlieren!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorsten!

    Den Porling würde ich tendenziell eher bei Polyporus arcularius (Weitlöchriger Stielporling) einordnen. Die Poren sind ja schon 1mm groß oder größer (wenn das eine 5mm Skalierung ist) und dazu noch deutlich in die Länge gestreckt, nur am Hutrand rundlich.
    Gewimperter Hutrand ist auch noch vorhanden, Farben sind eher blass, Wuchs eher schlank, das kommt so auch vom Gesamtbild hin.

    Den Zapfenrübling bestätige ich als eine Art der Gattung, höchstwahrscheinlich der an Fichtenzapfen (Strobilurus esculentus). Idealerweise gräbt man da mal bis zum Ende der Wurzel und schaut sich das Substrat an, kommt schon mal vor, daß Kiefernzapfen verschleppt werden und dann im Fichtenwald liegen.
    Aber wie wahrscheinlich ist das...
    Übrigens sind alle mild schmeckenden fruchtkörper der Gattung essbar. Also theoretisch auch der Bittere und der Milde Kiefernzapfenrübling.

    Diese kleinen Zählinge sind ein brandheißes Gebiet.
    Je nach dem, welchem Autor du da folgst, ist es entweder eine unterschiedliche Art oder es bleibt auch dann einfach bei Lentinellus sp.
    Funga nordica macht es einfach: Da wird eben alles mit ungefähr dem Aussehen und an Holz wachsend unter "Lentinellus flabelliformis s.l." vereint. Also inclusive L. micheneri und L. omphalodes.

    Rein makroskopisch ist dazu keine Aussage möglich und selbst wenn man Sporengrößen, Zystiden und ein paar weitere Feinheiten kennt, kann es auch sein, daß es kein Ergebnis gibt.


    LG, pablo.

  • Hallo Wolfgang, hallo Pablo,

    diese beiden Porling-Arten bringen mich echt dazu, tiefer ins Glas zu schauen...
    ... also in das Glas mit dem Porling :)

    Zitat


    Den Porling würde ich tendenziell eher bei Polyporus arcularius (Weitlöchriger Stielporling) einordnen. Die Poren sind ja schon 1mm groß oder größer (wenn das eine 5mm Skalierung ist) und dazu noch deutlich in die Länge gestreckt, nur am Hutrand rundlich.


    Die Poren ganz dicht am Stiel sind etwas über 1mm lang. Alle sonstigen Poren Richtung Hutrand sind kleiner als 1mm oder eben ziemlich genau 1mm groß.
    Nur die Poren am Stiel wirken auf mich als "in die Länge gestreckt";
    bereits vor der halber Stiel-Hutrand-Strecke empfinde ich die Poren nicht mehr als "deutlich gestreckt".

    https://www.123pilze.de/DreamHC/Downlo…rporling-x4.jpg
    kommt rein von den Poren IMHO meinem Fruchtkörper recht nahe.
    Bei einem der Photos aus Wolfgangs Link erscheinen alle Poren als "in die Länge gestreckt".

    Eventuell bringen meine Photos eine gewisse Verzerrungs mit.

    Zitat


    Gewimperter Hutrand ist auch noch vorhanden, Farben sind eher blass, Wuchs eher schlank, das kommt so auch vom Gesamtbild hin.


    Diese Punkte werfen den Winterporling dann vielleicht doch aus dem Rennen. Als Experten könnt ihr natürlich die Fruchtkörper beider Arten besser nach ihrem Gesamteindruck beurteilen
    (ich habe als Anfänger - *hüst* - noch keine 10 Fruchtkörper bislang gesehen, welche in meinen Augen für die beiden Arten als Kandidat antraten).

    Zitat


    Den Zapfenrübling bestätige ich als eine Art der Gattung, höchstwahrscheinlich der an Fichtenzapfen (Strobilurus esculentus). Idealerweise gräbt man da mal bis zum Ende der Wurzel und schaut sich das Substrat an, kommt schon mal vor, daß Kiefernzapfen verschleppt werden und dann im Fichtenwald liegen.
    Aber wie wahrscheinlich ist das...


    Ja ich sollte wirklich mal ein Schäufelchen mitnehmen, damit ich den nächsten Zapfenrübling mal ganz sicher bestimmen kann.

    Zitat


    Diese kleinen Zählinge sind ein brandheißes Gebiet.
    Je nach dem, welchem Autor du da folgst, ist es entweder eine unterschiedliche Art oder es bleibt auch dann einfach bei Lentinellus sp.
    Funga nordica macht es einfach: Da wird eben alles mit ungefähr dem Aussehen und an Holz wachsend unter "Lentinellus flabelliformis s.l." vereint. Also inclusive L. micheneri und L. omphalodes.

    Rein makroskopisch ist dazu keine Aussage möglich und selbst wenn man Sporengrößen, Zystiden und ein paar weitere Feinheiten kennt, kann es auch sein, daß es kein Ergebnis gibt.


    Das heisst aber, dass Du beide Fruchtkörper bei der Gattung Lentinellus einordnen würdest?
    Passt eigentlich die Jahreszeit? Meine noch sehr bescheidene Literatur gibt für die Art L. omphalodes hierzu leider keinen Hinweis.

    Viele Grüße,
    Thorsten

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    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (16. Februar 2015 um 22:29)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorsten!

    Ja, das Problem ist, daß sich die Variationsbreiten der beiden Stielporlingsarten überschneiden. Wenn die Optik auf dem ersten Bild etwas verzerrt ist, kann das schon in die Irre führen. Du kannst ja mal den Fruchtkörper mit der Hutoberseite nach unten auf das Blatt legen und dann direkt von oben photografieren, dann sollte es geometrisch stimmen.

    Bei den Zählingen würde mich mal interessieren, wie viel Abstand zwischen den beiden Fruchtkörpern lag.
    Die Thematik ist aber noch mal kniffliger als die Sache mit den Stielporlingen. Ob der Stiel zentrisch oder komplett seitständig ist, scheint mir kein gutes Merkmal zu sein. Da habe ich schon Kollektionen gefunden bzw. gezeigt bekommen, wo die Fruchtkörper eben beidens gemacht haben (und mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit vom selben Mycel gebildet wurden).

    Zur Bestimmung habe ich da wenig Material.
    Entweder gehe ich nach Funga Nordica, dort ist Lentinellus flabelliformis eine Sammelart, in der Lentinellus micheneri (= Lentinellus omphalodes) und Lentinellus vulpinus (hatte ich oben vergessen zu erwähnen) integriert sind.
    Oder ich versuche mich nach "Großpilze Baden-Württembergs band 3" zu richten, da werden L. omphalodes (= L. micheneri), L. vulpinus und L. flabelliformis unterschieden, aufgeschlüsselt nach Größe der Sporen und Form der Zystiden.
    Da bin ich aber bei zwei untersuchten Kollektionen zu keinem Ergebnis gekommen, weil sich die Merkmale (Sporengröße und zystidenform) wiedersprochen haben.

    Die Gattung ist aber sicher.
    Diese herablaufenden, sehr grob gesägten Lamellen in Verbindung mit hellbräunlichen Fruchtkörpern an Holz findest du nur in der Gattung. bei den kleinen Fruchtkörpern mit deutlichem Stiel (ganz gleich ob Stiel zentrisch oder exzentrisch) landest du auch immer in dieser Gruppe (L. flabelliformis s.l. sensu Funga Nordica).

    Lentinellus ursinus und Lentinellus castoreus sind gar nicht bis rudimentär gestielt, lentinellus cochleatus (Aniszähling) größer und von büscheligem Wuchs, die Art, die nur an Krautstengeln (nicht an Holz) wächst, habe ich gerade vergessen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich bin gerade auf Dienstreise, daher klappt ein Photo erst am Freitag
    (hoffe der FK hält sich einigermassen im Glas).

    Zwischen den Zählingen lagen schon 10-20m.

    Viele Grüsse,
    Thorsten

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorsten!

    Das eilt nicht. Stielporlinge sind sehr beständig.
    Im Glas besteht allerdings ein gewisses Risiko wegen Schimmelbildung und sonstiger Fäulnisprozesse. Du kannst den fruchtkörper auch trocknen, Porlinge schrumpeln dabei nur wenig ein. Die Form und Größe der Poren kann man dann immer noch beurteilen.

    Wichtig ist übrigens, die Größe der Poren auch in relation zur Größe des gesamten fruchtkörpers zu sehen. Bei dem Bild von Polyporus brumalis, das du verlinkt hast, ist der Fruchtkörper insgesamt recht groß, auch wenn die Porengröße deinem Fruchtkörper entspricht, sind sie dort im Verhältnis ja wieder kleiner.


    LG, Pablo.

  • Zitat von Beorn pid='20594' dateline='1424197150'

    Hallo, Thorsten!

    Ja, das Problem ist, daß sich die Variationsbreiten der beiden Stielporlingsarten überschneiden. Wenn die Optik auf dem ersten Bild etwas verzerrt ist, kann das schon in die Irre führen. Du kannst ja mal den Fruchtkörper mit der Hutoberseite nach unten auf das Blatt legen und dann direkt von oben photografieren, dann sollte es geometrisch stimmen.

    Hallo Pablo,

    hier mal zwei Photos von oben (bei Kunstlicht). Vielleicht helfen die für die Festlegung der Art schon weiter .

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    Viele Grüße,
    Thorsten

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorsten!

    Das Kunstlicht ist egal, es geht ja nicht um die Farben.
    Aber ich versteh jetzt deine Zwickmühle. Das sieht so nämlich in der Tat eher feinporig aus (ich zähle bis 15 auf 5mm, also 3pro Millimeter). Nach allen Literaturangeban (und auch nach eigenen Erfahrungen) ist das für Polyporus arcularius zu fein.
    Auch wenn der sonstige Eindruck (gerade auch mit dem bewimperten Hutrand) so schön passen würde. Das ist eben die Schwierigkeit bei der Unterscheidung dieser beiden Arten, was schon oft zu Diskussionen und Kontroversen geführt hat.
    Dennoch sind in Kultur wohl beide nicht kreuzbar, sind also definitiv unterschiedliche ("gute") Arten.
    In diesem Fall müsste man den Pilz tatsächlich wohl Polyporus brumalis (Winterporling) nennen. Wenn auch mit einem kleinen Fragezeichen vielleicht.
    Da mikroskopisch bei der Unterscheidung auch nicht wirklich ein Blumentopf zu gewinnen ist, müsste man hier wohl Sequenzieren um es frei von jeder Restunsicherheit sagen zu können.


    LG, pablo.