Austernseitling im Juni??!!!!

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 12.115 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. Juni 2015 um 18:36) ist von Beorn.

  • Heute im Laubwald an Totholz. Würde ihn als Austernseitling ansprechen, auch wenn wir schon Mitte Juni haben


    was ist Eure Meinung?

    Gruß
    fidde

    "Pilze sind ein Gemüse, das an feuchten Plätzen wächst und deshalb wie ein Regenschirm geformt ist."

    Einmal editiert, zuletzt von waldschrad (13. Juni 2015 um 12:40)

  • Hallo
    So nach dem Bild würde ich auch Austernseitling sagen.Solche Fruchtkörper, die nicht in die Wachstumszeit passen, gibt es bei vielen Arten. Aber wenn die Wachstumsbedingungen stimmen, dann wachsen die mal einfach so, die wissen doch nicht, was in den Pilzbüchern steht!

  • Hallo Fidde,
    Da ja seit einigen Jahren Austernseitlinge hier gezüchtet werden , welche aus Florida stammen und keinen Frost brauchen , brauchen wir uns darüber nicht zu wundern. Da entweichen ja Sporen zu Millionen in die freie Natur.
    Die fand ich hier im Frühherbst auch schon.
    Gruß Norbert

    Das Pilzwissen kriecht mir nach , hoffentlich holt es mich mal ein .

    Einmal editiert, zuletzt von Norbert (12. Juni 2015 um 21:04)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde!

    Da schließe ich mich Uwe und Norbert an: Das ist hier schon ziemlich eindeutig.
    Mit den Zuchtformen (wo auch immer die ursprünglich herkommen) hängt das sicher auch zusammen.
    Da aber dennoch alles eine Art ist (auch die Zuchtformen, ob Florida, taubenblau oder sonstwas) könne sich durchaus Hybriden mit einheimischen Urformen bilden. Was für Pleurotus ostreatus hierzulande ohnehin ganz hilfreich ist, weil es ja immer weniger Frostperioden gibt in den Wintern. :wink:


    LG, Pablo.

  • Verrückt, ich hatte mich schon über meine Funde an Ostern und Ende April gewundert. Und jetzt welche mitten im Juni.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • schon "verrückt" (im wahrsten Sinne des Wortes): Im letzten Jahr Pfifferlinge am 18. Dezember und jetzt Austernseitlinge Mitte Juni!

    "Pilze sind ein Gemüse, das an feuchten Plätzen wächst und deshalb wie ein Regenschirm geformt ist."

  • . Pfifferlinge im Dezember? Sowohl im Januar als auch im März dieses Jahres hatte ich noch welche gefunden - dokumentiert im Fundbericht Hessen (womit der Februar der erste Monat ohne war - seit Juli 2014 :D). Wirklich verrückt.

    Und dann so etwas, ebenfalls ein Fund von Austernseitlingen im Juni. :

    Bild 1:

    Ich habe nur eine kleine Menge der Fruchtkörper geenrdet. Der Rest durfte stehenbleiben um möglichst viel Sporen zu bilden:D.
    Mehr Bilder im Fundbericht Hessen: https://www.123pilze.de/000Forum/showt…=22182#pid22182

    Auch wenn ich eigentlich keine Zweifel habe, schließt ihr Eurch mein Bestimmung an (soweit mit diesen Bilden möglich)?
    Konsistenz war so, wie ich es von Austernseitlingen kenne.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (14. Juni 2015 um 19:31)

  • Hallo Thomas,

    ich habe mir gerade mal alles angeschaut. Letztendliche Gewissheit kann ich dir auch nicht bieten. Aber insbesondere die jungen FK auf 9 Uhr auf dem vorletzten Foto und der Beitrag zur Pilzlage in Hessen lassen mich deine Vermutung bestärken.
    Pablo hat das schon beschrieben. Wir wissen nicht, was es inzwischen an Vermengungen gibt. Wir sind auch schon gemeinsam mit Björn Wergen vor "Austern s.l." gestanden und haben uns gemeinsam am Kopf gekratzt.
    Das typische Aussehen klassischer Austernseitlinge fehlt natürlich ein Stück weit, aber das liegt sehr wahrscheinlich an den derzeitigen Temperaturen und dem fehlenden Niederschlag.
    Ich persönlich würde deine Funde als P. ostreatus ablegen.

    VG,
    Markus

    Einmal editiert, zuletzt von Calabaza (14. Juni 2015 um 19:50)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Es ist schon wahr, daß gerade zwischen Pleurotus ostreatus und Pleurotus pulmonarius die Unterscheidung recht knifflig ist.
    Die Jahreszeit ist kein sinnvolles merkmal. Der Anisgeruch kann bei P. pulmonarius auch mal fehlen. P. ostreatus kann auch sehr helle Formen bilden.
    Die Fruchtkörper von P. pulmonarius müssen nicht immer so superdünn, lateral gestielt und "löffelförmig" sein, auch weiß müssen die nicht sein.

    Bei diesenj neuen Funden sehe ich schon einige Fruchtkörper, die für mich eher auf P. pulmonarius deuten, Thomas.

    Und ich muss zugeben, heute im Wald war ich auch nahe an der Verzweiflung, weil es haufenweise Seitlinge gab. Dicht an dicht wuchsen da typisch (für die Sommermonate) gefärbte und gewachsene "Austern" zwischen absolut typischen "Lungenseitlingen".
    Ein paar Untersuchungen stehenj noch aus (bei den Fruchtkörpern, die nicht in der Pfanne landeten), aber ich denke, es werden alles Lungen (Pleurotus ostreatus) gewesen sein. Oder zwei lustig durcheinanderwachsende Arten.

    Mal sehen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Markus,
    Hallo Pablo,

    erst einmal ein ganz herzliches Dankeschön für Eure Einschätzung! Werde mir heute abend nochmals die Beschreibungen zu den jeweiligen Arten ganz genau ansehen. Heute abend sollte dann auch etwas Sporenpulver da sein, aber ob die Farbe hier wirklich weiterhilft...

    Bezüglich Geruch: Gestern konnte ich ja noch nicht einmal die Stinkmorchel entdecken bzw. erschnüffeln (im Gegensatz zu meiner Frau und meinem Sohn - wie im Fundbericht Hessen geschildert) ;-(. Daher dazu auch noch keine Aussage, heute abend versuch ich aber mal was sich da machen lässt.

    Pablo, bezüglich Deines Fundes. Wäre interessant nach deiner abschließenden Untersuchung hier ein paar Bilder zu haben. Gerade auch von den typisch gefärbten Sommeraustern (so sie sich den wirklich als solche herausstellen ;-)).

    Zum Thema "Pfanne": Wie sind die Lungenseitlinge geschmacklich so? Ich werde zwar meinen Fund heute abend auch zubereiten (nach abschließender olfaktorischer und makroskopischer Untersuchung), aber wirklich sicher was von den beiden Arten ich habe, werde ich dann vermutlich auch noch nicht sein. Was im konkreten Fall aber ja kein Risiko darstellt.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Die Bilder werde ich noch zeigen, versprochen. :agree:
    Das dauert noch ein wenig, so wenig Zeit für die "wesentlichen" Dinge.

    PS.: Geschmacklich sind die Lungenseitlinge wunderbar, kaum anders als normale Austern. Nicht so fest und eben etwas dünnfleischiger, aber gut aromatisch.
    Im Grunde kannst du nichts falsch machen, wenn du einen Pilz als Seitling (Gattung Pleurotus) erkennst, ist er nicht giftig. Die beiden Arten mit deutlichem Velum (Pleurotus dryinus und Pleurotus calyptratus) sollen nicht so dolle sein, aber giftig sind die auch nicht.
    Der einzige wirklich problematische Doppelgänger (auch mit weißem Sporenpulver und recht groß) ist der Ohrförmige Seitling. Aber solange du kein total vermoschtes Nadelholz absammelst, bist du da eigentlich auch auf der sicheren Seite. Zumal der eher aussieht, wie ein zu großes, hellsporiges und reinweißes Stummelfüßchen, also ziemlich "stiellos".


    LG, Pablo.

  • Das Problem mit der Zeit für's wesentliche ist mir nur zu gut bekannt. ;)

    Den Ohrförmigen Seitling hatte ich mir als möglichen Doppelgänger auch schon angesehen, um hier eine Fehleinstufung zu vermeiden achte ich vor allem immer auf den Stiel.
    Gestern abend habe ich nochmal an den Fruchtkörpern gerochen, konnte aber weder Anis noch etwas Richtung Marzipan (analog zu den Anis-Champion) ausmachen. Allerdings hatte ich sie auch direkt aus dem Kühlschrank entnommen, nach meiner bisherigen Erfahrung ist der Geruch dann nicht mehr sehr intensiv.
    Genau beschreiben kann ich den Geruch nicht, ging in die Ecke "Suppenkräuter mit leicht pilziger Note". Ich habe zwei Exemplare aufgehoben um nochmal eine Test, nach vorherigem "aufwärmen", zu machen.

    Beim Schneiden und vor allem beim Zubereiten ist mir aufgefallen, dass sie dünner und wohl doch etwas weniger fest sind als meine bisherigen Austernseitlingsfunde. Nach dem Braten waren teils nur noch "Chips" übrig (von der Dicke, nicht von der Konsistenz). Geschmacklich waren sie gut, aber nicht sehr intensiv und weniger "bissfest" als die Austernseitlinge vom letzten Winter.
    Daher denke ich jetzt auch, dass es vermutlich Lungenseitlinge waren und damit, dass ich den Thread "unnötig" gekapert habe. Sorry Waldschrat.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Moin Moin!

    Vorab zusammenfassend zu sagen wäre Folgendes: Die Bilder stammen von drei Standorten, also drei noch berindeten Rotbuchenstämmen, alle im selben Gebiet (sogar das selbe 16tel MTB).
    Trotz einiger Ungereimtheiten halte ich alle Kollektionen sehr sicher für Pleurotus pulmonarius.

    Die Ungeremtheiten sind Folgende:
    - Kein Anisgeruch, nirgendwo. Nur bei einigen Fruchtkörpern beim Reiben eine mandelige Komponente, ungefähr wie Clitocybe gibba (Ockertrichterling) oder Clitocybe geotropa (Mönchskopf).
    Diese aber überlagert durch einen etwas fruchtig - säuierlichen Geruch.
    OK, das stört nicht weiter. Ich habe bei der Art immer Probleme, einen deutlichen Anisgeruch zu bemerken.
    - zwischen diversen "typischen" Fruchtkörpern stehen auch immer wieder "untypische", die wie Pleurotus ostreatus aussehen.
    "Typisch" für P. pulmonarius wäre: Dünne, sehr helle Fruchtkörper, Huthaut trocken in der Haptik etwas ledrig, nicht speckig, nicht (oder kaum) radialfaserig, Hutfleisch bei alten fruchtkörpern kaum vorhanden, Stiel entweder kurz und seitlich oder lang und dünn und mehr zentral; Viele Fruchtkörper einer Kolletion wie "Löffelchen" geformt; Hutränder und Lamellen teils gilbend; Stielbasis nicht striegelig, aber gerne filzig; Farben weiß, creme, blassocker, blass grauocker.
    - Mikroskopisch finden sich nur in wenigen Fruchtkörpern (dabei ausgerechnet in denen mit ostreatus - Habitus) deutlich dickwandige Hyphen in lamellentrama. Zudem vereinzelt auch in der Huttrama dickwandige Hyphen (eigenltich ein Zeichen für P. cornucopiae).

    Aber so ein paar Punkte sind immer wackelig. Diese drei Seitlingsarten sind einfach sehr variabel.
    Ausschlaggebend war hier auch immer die Beurteilung der kompletten Kollektionen. Wenn die meisten Büschel eben typisch dünne, dünnstielige, löffelige und helle Fruchtkörper zeigten, dann passt das nicht zu P. ostreatus. Auch bei den Farben ganz junger Fruchtkörper und bei der Bereifung dieser Fruchtkörper meine ich einen Unterschied auszumachen: P. ostreatus ist da offenbar viel dunkler, das velum (der Reif) etwas gröber und dichter. P. pulmonarius ist jung hell milchkaffebraun und hat nur eine spärliche bis gar keine zusammenhängende Bereifung.

    Aber das sind Feinheiten, hier mal die Bilder zu Pleurotus pulmonarius:








    Sporenpulver grauweiß bis blassocker
    Reaktion mit Sulfovanillin positiv (rot)
    Beim Trocknen zitronengelb anlaufend

    Bilder erscheinen beim Anklicken in etwas größerer Auflösung.
    Die sind 6eils nicht so prall, weil unter einem dichten Blätterdach bei Sonnenschein jedes Bild diffus grün wird. Da muss kräftig nachbearbeitet werden und das killt einiges an Schärfe.


    LG, Pablo.