Rotbrauner Scheidenstreifling

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 7.141 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Juni 2015 um 18:39) ist von JoBi.

  • Hallo zusammen,

    ich war am Wochenende mit der Großfamilie beim Wandern. Unser Jüngster hat den einzigen Pilz des Tages entdeckt.
    Da niemand auf meine ausführlichen Pilzanalysen warten wollte (was ich gar nicht verstehen kann :wink:) habe ich wenigstens ein paar Bilder gemacht. Mitnehmen oder umdrehen durfte ich ihn nicht ...... der arme Pilz :omg:

    Könnt Ihr anhand der wenigen Bilder mit meiner Prognose Rotbrauner Scheidenstreifling mitgehen?

    Herzliche Grüße
    JoBi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Aber sicher. :agree:
    Jedenfalls ist es das, was bis vor wenigen Jahren allgemein als Amanita fulva (Rotbrauner / Fuchsiger Scheidenstreifling) bekannt war. Mittlerweile wurde da ein bisschen gesplittet udn zwei oder drei Arten sind daraus wie von Zauberhand entstanden. Müsste ich jetzt aber nachlesen, welche genau hier in Frage käme.
    Für den "Alltagsgebrauch" ist aber "Amanita fulva s.l." völlig ausreichend, denke ich.


    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure Antwort. Ich begnüge mich (fürs erste) damit meinen ersten Scheidenstreifling richtig bestimmt zu haben. Nun denn, er darf jetzt noch kräftig aussporen. Alleine in der Pfanne wäre er sich doch recht verloren vorgekommen....

    Viele Grüße
    JoBi

    P.S. Den nächsten nehm ich aber mit :)

  • Hallo JoBi,

    ist dir bekannt, dass Scheidenstreiflinge auch zu den Knollenblätterpilzen gehören im gegensatz zu den Scheidlingen ?
    Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist das nicht weiße Sporenpulver bei den Scheidlingen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Veronika,

    vielen Dank für Deinen Hinweis.
    Du musst neben Deinem Pilz Know-how auch telepathische Fähigkeiten besitzen......

    Dass die Scheidenstreiflinge zu den Knollis gehören ist mir bekannt. Die Amanita haben ohnehin mein Interesse geweckt vielleicht deshalb weil neben den kritischen Pilzen ja auch einige hoch geschätzte Speisepilze weilen (Bsp. Perl Pilz und Pantherpilz).

    Gestern Abend habe ich mir dann überlegt wie die Scheidenstreiflinge, die ja alle sehr gut essbar sein sollen denn prozesssicher von den Scheidlingen unterschieden werden können bzw. warum sie nicht in einer Gruppe geführt sind.

    Nun denn vielleicht war es zu spät oder ich zu müde, ich habe die Frage mit ins Bett genommen. Heute sehe ich, dass ich den Rechner gestern zu früh ausgemacht habe und Du praktisch meine Frage im Schlaf beantwortet hast! :)

    Vielen Dank für Deinen Input. Mein Pilz Horizont hat sich damit wieder ein kleines Stück erweitert. Jetzt freue ich mich natürlich schon darauf meinen ersten Scheidling zu finden - am besten zusammen mit einem Scheidenstreifling um die Unterschiede am Objekt zu studieren.

    Herzliche Grüße aus dem derzeit regennassen Süden und der Hoffnung bald wieder was zu finden
    JoBi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, JoBi!

    Da steckt freilich noch mehr dahinter als nur eine unterschiedliche Sporenpulverfarbe. :wink:
    Auch die Lebensweise ist ganz anders, alle Amanita - Arten (incl. Vaginatae = Scheidenstreiflinge) sind Mykorrhiza - Pilze, die mit Bäumen eine Symbiose eingehen.
    Alle Scheidlinge der Gattung Volvariella (und Volvopluteus) sind Saprophyten, ernähren sich also von abgestorbenem organischem Material.
    So sind die äußeren Ähnlichkeiten mehr zufällig, aber auch das ist ja interessant: Daß Pilze, die gar nicht so nah miteinander verwand sind, doch so ähnlich aussehen können.


    LG, Pablo.

  • Hallo JoBi,

    um das zu unterstreichen, was Pablo schrieb, hier einmal 3 Bilder vom Großen Ackerscheidling. Er wächst sowohl auf Schreddermaterial als auch auf dem Feld zwischen/ auf den entsprechenden Pflanzen.


    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure weiterführenden Infos.
    In der Tat machen diese Sachverhalte das Thema Pilze ja so spannend.

    Zum Thema Mykorrhiza / Saprophyten möchte ich eine Frage anschließen.
    Wie sieht man es dem Pilz denn an in welche Gruppe er gehört?
    Klar bei Pilzen auf Baumstümpfen oder an Hackschnitzeln ist der Sachverhalt klar. Wenn wir aber z.Bsp. den Fichtenzapfenrübling nehmen dann kann der Zapfen von dem der Pilz lebt doch ein gutes Stück weit weg sein. Das heißt wenn man nicht weit genug gräbt könnte man ja auch zu dem Schluss kommen das der Pilz ein Mykorrhiza Pilz ist, oder?
    Gibt es noch weiterführende Möglichkeiten es dem Pilz (zumindest auf den zweiten Blick) anzusehen in welche Gruppe er gehört?

    VG und ein pilzreiches Wochenende
    JoBi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, JoBi!

    Ob Mykorrhiza oder nicht, das kann man meist nicht einfach so erkennen. Das muss man halt mehr oder weniger auswendig lernen, oder wissen, wo es steht. :wink:

    Auch das mit dem "Wachstum auf Holz" ist da kein starkes merkmal. Immerhin wachsen sehr viele Zersetzer auch einfach auf dem Erdboden herum (man denke nur an all die Champignon - Arten) oder Symbionten klettern auch mal auf Holzdrauf, um dort ihre Fruchtkörper zu installieren.

    Sehr oft sieht man das bei Maronen und Gallenröhrlingen, aber auch Steinpilze habe ich "auf Holz wachsend" gesehen. Und das sind natürlich (wie die allermeisten Röhrlinge) Mykorrhizapilze.
    Auch lustig: Ich hatte schon Speisetäublinge (Russula vesca) und auch Buchenspeitäublinge (Russula mairei) etwa in Kniehöhe aus Rindenspalten noch vitaler Buchen wachsen sehen. Ebenso auch Dickschalige Kartoffelboviste (Scleroderma citrina). Und alle drei sind keine Parasiten, sondern Symbioonten und bilden auch keine Verbindung mit der Rinde ihrer Partnerbäume, sondern mit den Wurzeln.
    Aber das Pilzmycel ist variabel und kann hierhin und dahin klettern. Und wenn es irgendwo ein wenig Humus (da reicht wohl auch schon etwas Detritus in einer Stammfalte) zum Festhalten findet, ann können Primordien angelegt und daraus Fruchtkörper entwickelt werden.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für die ausführliche Antwort.

    Habe mir schon gedacht, dass das Thema nicht ganz so einfach zu durchdringen ist....
    Aber gerade das macht es ja auch wieder interessant.

    Auf jeden Fall werde ich mir jetzt aufgrund unseres Dialogs auch zusammen mit Veronika den Unterschied zwischen Scheidlingen und Scheidenstreiflingen sehr gut behalten können.:)

    Nochmals herzlichen Dank an Euch beide!

    Herzliche Grüße
    JoBi