Sommertrueffel?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 5.215 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Juli 2015 um 00:32) ist von ThomasL.

  • Hallo,

    am Wochenende hat meine Kletterpartnerin in der fränkischen Schweiz eine einzelne Trüffel frei am Boden liegend gefunden.
    Anschließend fand sie dann noch, in der Nähe neben einem Felsen, einen größeren Fruchtkörper (Bild 1). Eine großartige Leistung erst recht angesichts der Tatsache, dass ich in vier Tage in der "fränkischen" nur einen Täubling ausmachen konnte. Mein Ego ist jetzt etwas angekratzt:P, die Freude über ihre scharfen Augen überwiegt aber.

    Den Fruchtkörper auf Bild 1 haben wir nur oberflächlich freigelegt (da geschützt), von dem herum liegenden Fruchtkörper habe ich einige Bilder angefertigt.

    Fundort: Kalkhaltiger Boden, in der Nähe vorwiegend Buchen und Fichten (und Felsen:D)
    Größe: Kronkorken als Referenz
    Haut: Fest, trocken
    Fleisch: Fest, leicht "speckig", lässt sich mit dem Fingernagel abschaben
    Fruchtkörper: Lässt sich leicht zusammendrücken (Test am halbierten Fruchtkörper)
    Geruch: Schwach, relativ unspezifisch, leicht pilzig, nussig (letztere Einstufung erst nach der Literaturrecherche, daher möglicherweise davon beeinflusst).
    Verfärbung: Nach einiger Zeit, leicht bräunlich (Bild 3 verfärbt, Bild 4 nach dem frischem abschneiden einer Scheibe)

    Vermutung: Burgundertrüffel (TUBER UNCINATUM)

    Bild 1 bis 4:
    123pilze.de/000Forum/index.php?attachment/18969/


    Was meint ihr?

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasL (20. Juli 2015 um 20:59)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Spontan hätte ich jetzt Tuber aestivum gesagt. Nennt sich ebenfalls Sommertrüffel, sollte aber wohl eine andere Art sein. Immerhin ist das die einzige Art der Gattung, die ich selbst mal gefunden habe. Oder besser gesagt: Die ich unter Anleitung finden durfte.
    ("Hier unter der Eiche wachsen die, ist ein bekannter Standort. Taste mal den Boden ab, die spürst du unter dem Gras als Knubbel.")
    Tuber aestivum, parkartiges Gelände unter Eichen auf Kalkboden:

    Aber das ist auch die einzige Art der Gattung, die ich schon mal in der Hand hatte (zwei weitere Arten nur auf dem Teller, da ist nichts mehr mit bestimmungsrelevanten Merkmalen).
    Ich kenne mcih folglich ganz und gar nicht mit Trüffeln aus. Kann auch gut sein, daß man hier wieder durchs Mikro gucken muss, um die genaue Art zu bestimmen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Thomas,

    Trüffel in unseren Breiten finden zu wollen, ist fast unmöglich. Von dieser Pilzgattung weiß ich nicht viel. Ich habe hier eine Seite gefunden, die über Trüffelarten Auskunft gibt. Und mir scheint, dass dein Fund eine Sommertrüffel wohl sein kann.

    http://trueffel-knapp.de/trueffel-arten/sommer-trueffel.html

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Thomas,

    Gratulation zu deinem tollen Fund:agree::agree:. Mir ist bisher noch nicht einmal eine Hirschtüffel über den Weg gelaufen:angry:.

    Hallo Pablo,

    sollte Wiki nicht total spinnen soll es sich nach molekularbiologischen Untersuchungen bei Tuber uncinatum und Tuber aestivum (neuerdings als Tuber blotii bezeichnet) um die selbe Art handeln.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Sommer-Tr%C3%BCffel


    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

    Einmal editiert, zuletzt von Heuler22 (21. Juli 2015 um 00:21)

  • Hallo Euch allen,

    vielen Dank für Eure Einschätzungen und Hinweise.
    Ich bin auch immer noch begeistert davon. Schade, dass der Fundort so weit von mir weg ist. Ich würde dort gerne später im Jahr (wenn sie voll entwickelt sein sollten) nochmal vorbei schauen, auch wenn man diese Art leider nicht sammeln darf. "Leider" deshalb, weil dies Maßnahme nach dem was ich bisher gelesen habe, nicht wirklich durch den Artenschutz zu begründen ist. In letzterem Falle wäre das Sammelverbot für mich in Ordnung.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Du hast recht, Thomas:
    Das bestehende Sammelverbot hat in der herkunft nichts mit Umweltschutz zu tun. Sicherlich ist es auch unreflektiert und nicht wirklich auf wissenschaftlichen Fakten gefußt.
    Aber dennoch hat es einen gewissen Nutzen:
    Es macht einen Unterschied, ob man durch den Wald geht und Pilze von der Bodenoberfläche absammelt, oder ob man mit Schäufelchen den Waldboden um und um gräbt. Für die Gesundheit des Waldes macht das einen großen Unterschied. ich denke, daß Buddeln nach Trüffeln sollte den Wildtieren vorbehalten sein, die auf diese Nahrungsquelle angewiesen sind. Es ist nicht nötig, daß der Mensch auch noch im Wald umhergräbt. Jedenfalls nicht noch mehr, als er es ohnehin schon (leider) tut.
    Insofern hat das verbot, so unsinnig die Hintergründe sind, immerhin einen gewissen Nutzen.
    Andererseits kann es nicht angehen, daß so ein Verbot auch den eigenen Grund und Boden betreffen soll. Das halte ich für totalen Schmarrn. Wenn jemand einen trüffelbaum im Garten hat, dann soll er auch buddeln dürfen. Eigentum ist Eigentum.
    Dazu würde ich schon dafür plädieren, daß man sich für bestimmte Gebiete eine Trüffelgenehmigung einholen kann. Einerseits um sich auch mit der Erforschung der Arten auf eine völlig legale Basis stellen zu können, andererseits um mit Hund und Schwein auch mal ein paar Funde für die Gastronomie aufzutreiben. Ist in Fankreich und Italien ja auch nicht anders, da kann man mit dem entsprechenden Schein losziehen.

    Danke Jörg zu der Info mit der Synonymie!
    Mir würde das einleuchten. Mycobank war gestern offline (und sieht heute total anders aus, bin schockiert).
    Dort gibt es >Tuber aestivum (Wulfen) Pers.< und >Tuber aestivum Vittad.<.
    Letztere ist aber wohl was ganz anderes. Über das Problem war ich neulich glaube ich schon mal gestolpert, da war Tuber aestivum Vittad. nach Indexfungorum sogar ein Basiciomycet, hat also nichts mit der normalen Gattung "Tuber" zu tun (alles Ascomyceten).
    Tuber blotii taucht bei MB als Synonym bei Tuber aestivum (Wulfen) Pers. auf. Nicht aber Tuber uncinatum.
    Ich habe keine Ahnung, ob bei Wiki das taxonomisch solide durchrecherchiert ist. Den offiziellen Datenbanken sollte man allerdings auch nicht blind trauen.
    Ich denke aber, wir müssen es uns nicht komplizierter machen, als es ist. "Sommertrüffel" passt. :wink:
    Weitere Feineinteilungen kann gerne jemand mit Zugang zu aktueller Literatur und Mikroskop vornehmen.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    kann schon sein, dass Du recht hast mit dem durchwühlen des Waldbodens. Ob dies wirklich dazu führen würde, bin ich mir aber nicht sicher. Die Möglichkeit sollte man aber zweifellos im Rahmen einer Diskussion zum Verbot bedenken und ggf. mit alternativen Regelungen, wie zum Beispiel Regeln zum Sammeln und spezifische Sammelerlaubnisse begegen.

    Viele Grüße
    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.