jung angenehm säuerlich , später...

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 7.481 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Oktober 2015 um 22:17) ist von Beorn.

  • Moin moin,
    wenn bei der Pilzbestimmung die Begriffe
    "jung angenehm säuerlich",
    und dann später
    "aasartig stinkend"
    auftauchen, bedeutet das ...?
    Ich verstehe das so das "jung" bedeutet solange der Pilz, in diesem Fall der
    [size=4][size=4]BlaufleckenderPurpurröhrling[/size][/size], DunklerPurpurröhrling

    seinen Hut noch nicht geöffnet hat.
    "später" bedeutet dann, wenn sich voll entfaltet hat?
    Die eigentliche "Größe" hat ja zunächst einmal nichts mit dem Alter zutun sondern mit den Wachstumsbedingungen.

    Die eigentliche Frage ist aber, ab wann fängt der an "nach Aas zu stinken".
    Über Antworten würde ich mich freuen.
    mfg

    alpenueberquerer

    Es gibt keine Pilze außer du findest sie!

  • Hallo alpenueberquerer,
    ich sehe, du hast noch keine Antwort auf deine ungewöhnliche Frage, wann ein Pilz anfängt zu stinken, in deinem Fall nach Aas. ich denke, dass ist von der Beschaffenheit eines Pilzes abhängig und von solchen Faktoren wie Wind und Wetter. Die Stinkmorchel stinkt schon, wenn sie sich entfaltet hat, also noch jung ist. Ein Heringstäubling nach ca. 12 Stunden, wenn er in der Sonne steht und ihn keiner einsammelt. Ich denke, dass ist so einfach nicht feststellbar. Aber warum interessiert dich das so sehr?

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Boletus rhodopurpureus ist doch ein toller und recht seltener Fund. Zeig doch mal ein paar Bilder, das freut doch auch das Auge, so ein bunter Bolet.
    Der Geruch spielt - wie Veronika schon schrieb - bei der Bestimmung von Röhrlingen keine große Rolle. Ein paar Ausnahmen gibt es: Satansröhrling (Boletus satanas) stinkt. Boletus impolitus (Fahler Röhrling) und Boletus depilatus (Verdallerter Röhrling) riechen in der Stielbasis etwas nach Jod. Boletus radicans (Wurzelnder Bitterling) riecht manchmal im Schnitt in alten Fruchtkörpern nach Maggi (aber nicht immer). Ansonsten kann gibt es im Grunde nichts Spezifisches bei den Arten Europas.
    Da hat veronika sicher recht: Ein verwesungsgeruch bei alten Pilzen hat meist mit Zersetzungsprozessen der Eiweiße in den Fruchtkörpern zu tun.


    LG; pablo.

  • Moin Moin
    zunächst mal danke für die antworten.
    So ähnliche hatte erwartet, was nicht heißen soll das ich mit denen unzufrieden oder enttäuscht wäre.
    meine Frage zielte darauf hinaus, ob es einen moment gibt wo der pilz umkippt also nicht mechanisch sondern gerüchlich und das noch vor dem zustand der eiweißzersetzung, denn ich glaube darum geht es in dem beschriebenen. denn nach jung (juvenil) kommt ja nicht sofort alt sondern erst einmal reif (adult) und dann fängt die zersetzung an.
    ich habe gerade etwas die befürchtung das ich den mit hexenröhrling (beiden) vielleicht verwechselt habe.
    wobei die "geruchsprobe" immer angenehm verlaufen ist, also in keinem zustand auffällig unangenehm war. da alle gesammelten keinen jungen zustand besaßen sondern schon älter waren.

    leider geht gerade mein laptp akku runter und ich habe mein netzteil nicht dabei , von daher später mehr.
    lg alpenueberquerer

    Es gibt keine Pilze außer du findest sie!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Das Problem ist: Dieses Umkippen kann man nicht einem bestimmten Alter zuordnen. Es hängt von enorm vielen Faktoren ab, eine wichtige Rolle spielen dabei auch Parasiten wie andere Pilze, Inselkten und Bakterienkolonien. Wenn man zum Beispiel Arten aus der Gattung der Filzröhrlinge nimmt: Die sind extrem anfällig für Befall durch Goldschimmel - Arten. Und der kann auch (teils sogar unsichtbar) schon ganz junge Pilze zum Umkippen bringen.
    Desweitere spielt die Witterung eine wichtige Rolle. Bei Wärme laufen Zersetzungsprozesse schneller ab, bei Kälte langsamer. Hohe Luftfeuchtigkeit erhöht auch die Verfallsrate, geringe dämpft sie. Aber eben nicht nur: Wenn ein Mycel nicht genug Wasser bekommt, dann kann es die Nährstoffversorgung für einen im Wachstum befindlichen Fruchtkörper einstellen, wodurch dieser rasch vergeht.
    Zudem laufen in einem Pilzfruchtkörper quasi von Beginn der Entwicklung bestimmte Zersetzungsprozesse ab. Somit gibt es meist nicht einen klaren Zeitpunkt, wann ein Fruchtkörper umkippt, sondern das ist ein schleichender Prozess.
    Heißt also: Es ist total unterschiedlich, wann was passiert und wie rasch und ob überhaupt ein fruchtkörper zu stinken beginnt.


    LG, Pablo.

  • Moin Moin
    aber es gibt bei Pilzen, nicht bei allen, auch einen charakteristischen Eigengeruch, so wie Pferd nach Pferd und Kuh nach Kuh riecht, wenns trocken ist weniger und wenn es feucht ist mehr.
    Und diese "problematik" meine ich, den eigentümlichen Eigengeruch.
    Wenn also in einem Pilzbuch,und in diesem falle meine ich die oben genannte Pilzsuchmaschine, steht:
    "jung säuerlich angenehm und später nach Ass stinkend" - dann wird doch der Eigengeruch ohne "Verwesung" gemeint sein, denn beim "Verwesen" haben alle Pilze fast den gleichen Geruch denke ich mal. So könnte man/frau beim Steinpilz auch schreiben jung angenehm später stinkend. Das steht da aber nicht, obwohl auch der Steinpilz irgendwann zu stinken anfängt nur dann sammelt ihn eh niemand mehr.
    Bei der Stinkmorchel ist es ja so, das sie im jungen Zustand als "Ei" und Innen "weiss" sehr wohl riecht und schmeckt. Aber dann später nicht mehr zu geniesen ist obwohl sie noch nicht stinkt, was dann aber schnell geht.
    alpenueberquerer

    Es gibt keine Pilze außer du findest sie!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Genau, so ist es. Wenn eine zersetzung stattfindet, gehen die zuvor charakteristischen gerüche meist verloren.
    Allerdings wäre "säuerlich angenehm" bei Röhrlingen keine besonders gute Definition. Die Geruchsbeschreibung passt auf ca. 95% aller Röhrlinge in Mitteleuropa (was dann gut 100 Arten wären).
    Interessanter sind Gerüche wie zB. "mehlartig / nach frischer Salatgurke", "anisartig", "Marzipan", "Rettich", "Kartoffel", "Blattwanzen", "Schwimmbad", "Apotheke", "spermatisch", "Maggi", "Krabbenkutter", "Fruchtbonbon", "Sellerie" und Vieles mehr. Oder gar solche Exoten wie "Weidenbohrerraupe", "Dachbodenstaub", "Pferdestall", "Verbranntes Horn", "Lärchensporn".

    Da gibt es eine ungeheure, phaszinierende Vielfalt.
    Nur bei Röhrlingen leider kaum charakteristisches, die gängigsten Ausnahmen hatte ich ja oben schon zusammengefasst.


    LG, Pablo.

  • moin moin,
    nochmals danke für deine Mühen,
    Genau darauf wollte ich hinaus, auf die Charakteristika des Geruchs.
    Wenn nun in oben genannter Pilzsuchmaschine steht:
    "jung angenehm säuerlich, später unangenehm nach aas stinkend"
    dann wäre das für mich eine Charakteristika dieses Pilzes nämlich der Geruch.
    Somit wäre dies eine Definition des noch "gesunden" und noch nicht ein durch Zersetzungserscheinungen bedingter Geruch.
    wobei ich davon ausgehe das in Pilzsuchmaschinen oder Pilzbücher
    die zustände beschrieben sind an den Pilze erkannt und definiert werden können. Zumindest sollte das grob möglich sein.
    Obwohl so oft ich mit dem Buch hinaus gehe muß ich immer wieder feststellen das es bis auf natürlich die klassischen Arten es machmal recht schwierig ist einen Pilz zu definieren auch Online.

    Nebenbei ist es natürlich höchst interessant wie unterschiedliche Dinge von unterschiedlichen Menschen be- und gerochen werden.
    mfg
    alpenueberquerer

    Es gibt keine Pilze außer du findest sie!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Klar, auch das Problem hast du gleich gut erfasst: Bei Gerüchen spielt die individuelle Wahrnehmung eine große Rolle. Das ist nicht immer einheitlich definierbar, weil die Sinne da unterschiedlich geprägt sind.
    Darum ist es sowohl in Büchern als auch in der Suchmaschine oft so, daß eben ein möglichst allgemeiner Geruch angegeben wird: In dem Fall "säuerlich" und "alt nach Aas". Auch wenn das nicht unbedingt charakteristisch ist. Aber wahrscheinlich steht auch bei Sporenpulver "olivbraun", das ist ja auch nicht gerade charakteristisch, weil eben bei allen Arten der Gattung so.


    LG; Pablo.