Wald-(wegrand-)Pilze

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.684 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Oktober 2015 um 19:40) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    hier ein paar Pilz(ch)e(n) aus dem Wald und vom Rande eines Waldweges.
    Die Photos reichen vermutlich nicht für eine Bestimmung. Ich schreibe mal meine Ideen rein.
    Wie immer freue ich mich über eure Antworten, selbst wenn wir "nur" auf Gattungsebene bleiben.

    Dieser Fruchtkörper wuchs im Mischwals - weitesgehend Fichten - auf Moos (Holzreste nicht ausgeschlossen).
    Er erinnert mich an einen (zu) kleinen Gifthäubling. Unterhalb des Ringes ist er in der Lupenansicht tatsächlich silbrig bereift. Oder doch in Richtung Zweisporiger Glöckenschüppling?
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    Dies ist mutmaßlich ein Faserling/Mürbling aus dem Gras vom Rand des Waldweges. Ich werfe mal den Schmalblättrigen Faserling in die Runde.
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    Hier vielleicht eine winzige Conocybe ebenfalls aus dem Gras am Rande des Waldweg (oder der Wegzärtling?)
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    Die Stielform erinnert mich entfernt an die des Samtfußrübling. Ich denke, hier sehen wir einfach zwei Trichterlinge.
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    Und hier eine mutmaßliche Gelbmilchende Helmling, wo ich den Hut viel zu bräunlich finde. Der Milchsaft, welcher ins Orangene geht sowie der orange Fleck in den Lamellen, lässt mich dann dennoch den Gelbmilchende Helmling statt einen der Bluthelmlinge vermuten (der Fk wuchs alleine zwischen Fichten).
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    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (15. Oktober 2015 um 01:57)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thorsten!

    Es ist sehr schwierig, etwas zu diesen Pilzen zu schreiben.
    Daß du dich mit solchen Pilzen aus teils extrem schwierigen Gruppen und Gattungen überhaupt auseinandersetzt, finde ich toll. Zumal es in dem Berich nichts gibt, was man als Speisepilze verwerten könnte.
    Eine spannende Welt, aber eben auch extrem schwierig in der Bestimmung.
    Oft geht nichts ohne MIkroskop, aber an manches kann man sich annähern.
    Dazu brauchst du dann aber in der Regel sehr viel mehr Details und musst dich lange mit den Funden auseinandersetzen.
    Und für den Betrachter wäre es sehr hilfreich, auch Bilder vom Fundort zu haben, die die Pilze in ihrem natürlichen Wuchs und ihrer natürlichen Umgebung abbilden. Und auch größere Kollektionen zeigen, damit man sich ein Bild von der Variationsbreite machen kann. Auch sind die Farben bei Freiluftaufnahmen meist originaler.

    Du hast immerhin schon Vieles rausgeholt, die Größe ist ja klar, Angaben zum Fundort haben wir, solche Sachen wie die beschreibung des Stieles beim ersten sind auch wichtig.

    Also gehen wir das mal durch.
    Pilz 1:
    Halte ich schon für eine Galerina. Da gibt es noch einige kleine Arten mit Ring, die nicht direkt an Holz wachsen. Galerina badipes und Galerina uncialis wären zwei solche Beispiele. So richtig dingfest machen kann man das aber kaum.
    Immerhin geht es etwas besser als bei Pholiotina: Da ist keine einzige beringte Art ohne Mikroskop bestimmbar.
    Pholiotina Ringe sind oberseits meist gerieft und fallen leicht ab, sind also mit dem Stiel meist nicht fest verbunden.

    Pilz 2: Hier wäre die Wuchsweise im Gelände ganz wichtig, ebenso wie die anderen Exemplare drum rum aussahen.
    Besondere Beachtung muss man hier auch den lamellenschneiden schenken. Unter der weiß Bereiften Schneide sollte eine meistens durchgehende, rote Linie sein.
    Auch das ist schwer zu definieren, und ich habe meine ersten Funde der Art immer mikroskopiert. Aber es sieht einigermaßen nach Psathyrella microrhiza (Wurzelnder Zärtling) aus.

    Pilz 3: Keine Chance. Wenn es eine Conocybe ist, dann kommt man nicht drum rum, in verschiedenen Bereichen des Stieles Kaulozystiden zu zählen. Und die Köpfchen der Cheilozystiden auszumessen und solche Späße.
    Es kann aber auch ein Rötling sein, ein Sporenabwurf hätte da Klarheit geschaffen.

    Pilz 4: Klar, Trichterlinge (Clitocybe). Geruch unverletzt? Standort (Nadelstreu?)? Hut hygrophan und wenn ja warum nicht? Stielbasis mit Rhizoiden oder ohne? Geruch zerrieben?

    Pilz 5: Wenn da orangener Saft raus kam, dann ist es Mycena crocata. ganz egal, welche Farbe der Fruchtkörper hat. Solche dunklen Formen sind mir auch schon begegnet.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    Zitat


    Es ist sehr schwierig, etwas zu diesen Pilzen zu schreiben.
    Daß du dich mit solchen Pilzen aus teils extrem schwierigen Gruppen und Gattungen überhaupt auseinandersetzt, finde ich toll. Zumal es in dem Berich nichts gibt, was man als Speisepilze verwerten könnte.
    Eine spannende Welt, aber eben auch extrem schwierig in der Bestimmung.


    vielen Dank für Dein Feedback - auch im Hinblick auf diese Gattungen.
    Ich weiß, dass ich hier "zu wenig Futter" für eine Bestimmung geliefert habe.
    Deswegen habe ich auch nicht das Bestimmungs-Unterforum gewählt.


    Zitat


    Und für den Betrachter wäre es sehr hilfreich, auch Bilder vom Fundort zu haben, die die Pilze in ihrem natürlichen Wuchs und ihrer natürlichen Umgebung abbilden.


    Das sind weitesgehend Feierabendfunde, wo man bei Handybildern gar nichts mehr erkannt hätte
    (die sind auch bei Tag schon nicht so doll in der Qualität).
    Wenn die Heimbilder genügen, um groben Fehleinschätzungen hinsichtlich Gattung ggf. zu widersprechen, ist das schon wertvoll für mich.

    Zitat


    Und auch größere Kollektionen zeigen, damit man sich ein Bild von der Variationsbreite machen kann. Auch sind die Farben bei Freiluftaufnahmen meist originaler.

    Das mit den Farben gilt nicht für meine Handycam..
    ..aber vielleicht sollte ich meine Digicam künftig mit ins Büro nehmen :)
    Bezogen auf das (Nicht-)Zusammenwachsen der Fruchtkörper hilft natürlich auch schon ein schlechteres Bild. Aus meinem Beitrag hier wuchsen alle Fruchtkörper einzeln.


    Diese Mycena crocta-Frage war für mich neben der Einschätzung Richtung Galerina bei Pilz 1 der wichtigste Part.

    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (16. Oktober 2015 um 13:37)

  • Hallo,

    kurzer Nachtrag:
    Pilz 2 (Bild 3+4): Ich sehe zumindest mit der Lupe keine rote Linie. Ich sehe überall den gleichen schwarz-grauen Farbton.

    Pilz 4: Der Geruch des angebrochenen bzw. anschließend zerriebenen Pilzes erscheint uns unspektakulär "pilzig", eventuell etwas erdig(lt. meiner Partnerin).

    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Manche Handys machen ganz gute Bilder. Meins nicht.

    Zitat


    meine Digicam künftig mit ins Büro nehmen

    Genau. Ich habe meine Kamera eigentlich immer dabei. Kann ja immer sein, daß irgendwo ein Pilz steht. Und dann keine Kamera dabei: Für mich wäre das entsetzlich. :wink:

    Zitat


    Aus meinem Beitrag hier wuchsen alle Fruchtkörper einzeln.

    Also nicht büscheling, ok. Aber wie einzeln? Gesellig? Rasig? In grüppchen? Tatsächlich nur ein Einzelexemplar?
    Da sind immer wieder Hinweise versteckt, die zum Bild einer Art dazugehören. Das gleiche gilt für den Untergrund, umstehende Gräser und Stauden usw. Auch Begleitpilze anderer Arten können interessant sein.

    Bei Faserlingen kannst du sogar den Ludwig vergessen. Viele Arten sind gut dargestellt, aber eben nur ein kleiner Teil der in Europa vorkommenden Arten ist da überhaupt drin.
    Für Faserlinge (Gattung: Psathyrella sowie Parasola und Homophron usw), egal wie der deutsche Name ist, hältst du dich am besten an die Seite von >Andreas Melzer (Pilzmel)<.
    Da ist sicher auch nicht alles drin, aber eine umfassendere, frei zugänglichere Sammlung gibt es nicht.

    Zitat


    kurzer Nachtrag:
    Pilz 2 (Bild 3+4): Ich sehe zumindest mit der Lupe keine rote Linie. Ich sehe überall den gleichen schwarz-grauen Farbton.

    Und da sind wire wieder bei dem Punkt: Überprüfe mehrere Fruchtkörper in einer Kollektion. Das merkmal ist nicht immer konstant ausgeprägt bzw. nicht immer gut zu erkennen. Manchmal sieht man es bei jüngeren fruchtkörpern besser, manchmal bei älteren. Meist nicht bei allen. Dazu kommt auch noch, daß das ja nicht der einzige Faserling mit rot unterlegten Lamellenschneiden wäre. Aber da kommt dann die Färbung des abtrocknenden Hutes (Rosatöne), die Form und die Wuchsweise dazu.

    Zitat


    Pilz 4: Der Geruch des angebrochenen bzw. anschließend zerriebenen Pilzes erscheint uns unspektakulär "pilzig", eventuell etwas erdig(lt. meiner Partnerin).

    Ja, das ist dann Pech. Dann scheint der in die völlig diffuse Gruppe um Clitocybe metachroa (Staubfüßiger Trichterling) zu gehören. Da treiben sich etliche Arten rum, von denen anscheinend niemand weiß, wie die zu trennen sind.

    Aber das Gute daran: Wenn die wichtigsten Fragen immerhin annähernd geklärt sind, dann hat es was gebracht. So soll das sein.
    Zu der Unterschiedung Galerina und Pholiotina: Bei Pholiotina sollte auch bei trockenen Fruchtkörpern schon noch wenigstens andeutungsweise eine Riefung am Hutrand erkennbar sein.


    LG, Pablo.