Glückspilz (Amanita muscaria var. formosa ?)

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 13.977 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Oktober 2015 um 23:02) ist von PilzHex`.

  • Hallo zusammen,

    Mich würde ja schon einmal interessieren wie häufig diese Farbaberration von Amanita muscaria ist.

    Hab die zwei hübschen - welche Schnecken auch schon zum Fressen gern gehabt hatten - vor wenigen Wochen in einem bodenfeuchten, dunklen Fichtenforst zwischen zahlreichen normal roten Fruchtkörpern gefunden (also sicherlich keine abgrenzbare Unterart).
    (Im Foto habe ich das kleine rote Exemplar dazugemogelt zu Unterscheidungszwecken).

    Beste Grüße an alle!
    Rainer
    ( p.s. es existiert auch ein Foto von der Originalsituation ohne den kleinen roten )

    Einmal editiert, zuletzt von RainerWW (24. Oktober 2015 um 10:01)

  • Hallo Rainer,

    auch wenn du etwas gemogelt hast, schön die beiden Fliegenpilze. ich glaube nicht, dass der Gelbe Fliegenpilz häufig vorkommt. Im letzten Jahr hatten wir auch einen. Vielleicht kommt er in manchen Gegenden häufiger vor.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Rainer,

    du bist wirklich ein Glückspilz:D. Amanita muscaria var. formosa habe ich in fast 50 Jahren noch nie entdeckt:angry:.


    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

  • Hallo zusammen,

    @ Veronica , danke für Deinen Hinweis. Für häufig halte ich ihn auch nicht - eigentlich habe ich bis dato noch keinen einzigen gesehen. In Nordamerika soll es wohl häufiger gelbe Varietäten geben.

    @ Jörg, auch Dir ein Dankeschön - fühlte mich in dem Moment auch als Glückspilz, hatte jedoch in der Eile vergessen, z.B. Material zur Gewinnung von Sporenpulver mitzunehmen. Die Ansprache als "Amanita muscaria var. formosa" scheint, nachdem was ich in anderen Internetquellen lesen konnte, umstritten zu sein. Wie schon geschrieben standen unmittelbar drum herum 10 und mehr rote Exemplare. Waren das alles Nachkommen vom gleichen Erbgut? Ist so ein Farbfehler dann eine eigene Varietät?
    Andererseits, in den 123Artprofilen ist die tatsächlich die "sehr seltene" "Amanita muscaria var. formosa" erwähnt. Weiß jemand Bescheid?

    Noch einen guten Abend!
    Rainer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Die tatsächliche Amanita muscaria var. formosa ist in Deutschland sicherlich sehr selten. Allerdings ist schon die taxonomische Situation umstritten, da die Originaldiagnose wohl eigentlich eine +/- normal gefärbte Art mit gelbem Velum beschreibt (also etwas sehr viel häufigerres, was zweifellos schlicht und einfach in die Variationsbreite von Amanita muscaria s.str. gehört).
    Nun hat es sich aber so eingebürgter, in Europa Kollektionen mit rein gelben farben (also in allen Altersstufen ohne jeden Hauch von Rot- oder Orangetönen) als diese "var. formosa" zu bezeichnen.
    Ob das so korrekt ist, sein mal dahin gestellt, aber einen besseren Namen haben wir dafür momentan nicht. In Nordamerika gibt es noch weitere Arten (tatsächlich auf Artebene verschieden, was wohl auch genetisch belegt ist), die auch rein gelb sein können, aber wohl mit unserer europäischen erstmal nichts zu tun haben. Jedenfalls ist es nicht belegt, daß dort vorkommende gelbe Arten mit hier vorkommenden genetisch ident wären.

    Was ich momentan nicht weiß: Ob unsere europäische "var. formosa" genetisch untersucht wurde und wie stark sich der genetische Code also mit Amanita muscaria deckt.

    Ich hatte gehofft, von einem Standort in diesem jahr noch einen fruchtkörper entnehmen zu können. Leider wurde der Standort möglicherweise vernichtet, da das Waldstück durch den Einsatz von Forstmaschinen schwer geschädigt wurde.
    Da wird mindestens die nächsten jahre nichts wachsen.
    Im grunde müsste man mal einen brauchbaren beleg einer rein gelben, europäischen "var. formosa" an einen Amanita - Experten wie zB Tuloss schicken, um das mal untersuchen zu lassen.

    Wozu sich der oben gezeigte Fund leider nicht eignet, denn das ist Amanita muscaria s.str. :wink:
    Siehe orangene Farben in der Hutmitte.
    Dennoch ein schöner Fund und mit so blassen Farben definitiv auch eine Seltenheit.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    wo siehst Du hier etwas in Orange:rolleyes:? Ich sehe nur gelb:(. Entweder ist dein oder mein Monitor im Arsch:D. Mein Fund vor ein paar Jahren gehört natürlich zu deiner Theorie.

    VG Jörg

    Weil Pilze keine Bücher lesen sehen sie selten so aus wie sie sollten

    Einmal editiert, zuletzt von Heuler22 (24. Oktober 2015 um 00:20)

  • Hallo Pablo,

    Danke für Deine Ausführungen! Was die "orangenen Farbtöne" betrifft gebe ich Jörg Recht. Auf dem gelben Hut sehe ich allenfalls eine leicht dunklere Zone, ringförmig um den Mittelpunkt gelegen - ist das "orange"?

    Wie auch immer - wäre es hilfreich Sporenpulver einzuschicken? Wenn ja wo? und muß ich beim Versand irgendwas beachten außer trocken halten? (Alles unter der Prämisse, dass da mittlerweile am Standort ein neuer Fruchtkörper steht - schaue heute mal nach).

    Allen ein schönes Wochenende!
    LG. Rainer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Hm, interessant.
    Ich meinte gestern tatsächlich, da etwas Orangenes zu sehen. Aber wenn ich das Bild groß klicke, dann ist es weg.
    Also dann schon eher ein ganz gelber.

    Zu dem Material: Am besten einen ganzen Fruchtkörper trocknen. Im Dörrex bitte nicht über 50°, denn größere Hitze kann die DNA schädigen, so daß die nicht mehr untersucht werden kann.
    Das Problem ist: Ich habe keinen Kontakt zu einem Amanita - Experten.
    Von >Rodham Tuloss< gibt habe ich schon etliche Artikel gelesen, aber nach Amerika schicken ist halt schon ein ganzes Stück.
    In Deutschland könnte man sich vielleicht an Andreas Gminder wenden, der zumindest in der Sektion Vaginatae (Scheidenstreiflinge) ein paar Untersuchungen durchführt.
    Ansonsten müsste ich mich da auch erst kundig machen, wer da in Frage kommt und wer auch Interesse hat.


    LG, Pablo.

  • Danke Pablo,

    ...hat sich erst mal erübrigt. War wohl naiv zu glauben, das jenige Myzel wartet auf mich mit ständig neuen Fruchtkörpern. Gestern war außer Roten nix mehr da und Wildschweine haben ziemlich viel Unordnung gebracht. Werde auf jeden Fall den Standort langerfristig im Auge behalten ....

    Schöne Grüße!
    Rainer

  • Hallo, ihr Fachleute, das ist ja interessant mit dem Glückspilz.
    Ich hatte doch diese Woche die vielen Fliegenpilze gefunden und darunter einige orangegelbe Pilze ohne Schüppchen. Einzeln standen allein . Diese hatten natürlich die
    weißen Schüppchen nicht und sind daher nicht mit dem "Glückspilz" zu
    vergleichen. Wie verhält es sich aber nun damit. In den Büchern habe ich
    noch keine Vergleiche gefunden. Sind das einfach nur Fliegenpilze in gelb?
    Könnte mich als noch Laie über gute Speisepilze freuen. ( Orangegelber Wulstling!!!) Bei ungenauer Bestimmung und Verspeisung wäre ich schon tot.
    Ha,ha!



    Schönen Sonntag
    Fred

  • Hallo Fred,

    diese "orangene" Form ohne Punkte kenne ich auch.

    Habe beobachtet, dass Regenwetter daran schuld ist. Der Regen spült die Punkte und die Farbe ab, je älter sie werden.

    Dann sind die Fliegenpilze orange und meiner Ansicht nach gefährlich, da sie mit Täublingen verwechselt werden könnten.

    Diese Bilder sollten auch in den Medien erscheinen, als Warnung.

    LG

    PilzHex`

    _________________________________________

    rolleyes.gif Lieber in die Pilze als ins Fitness-Studio! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von PilzHex` (25. Oktober 2015 um 11:30)

  • Hallo PilzHex, hatte ich auch gedacht, mit dem Abwaschen. Es ist nur komisch, dass ganz rote und gelbe nebeneinander stehen und der eine wird abgewaschen und der andere hat seine Punkte noch. Über die Verwechselung hatte ich ja den Scherz gemacht, weil die auch gelb sind. Da sind die Stiele ab auch gelb. Aufpassen muß man schon.
    LG Fred

  • Hallo Fred,

    die Farbänderung hat mit dem Alter zu tun. Junge Pilze haben das nicht sofort, Regen hin oder her.

    Die orangene Verfärbung beginnt erst nach fast einer - zwei Wochen, je nach Wetterlage.
    Regnet es nicht, bleiben die Fliegenpilze rot.

    Mein "Pilzrevier" hat eine Stelle mit vielen Fliegenpilzen. Da kann ich diese Verwandlung fast jedes Jahr bestaunen. Die Pilze, die Regen abkriegen, werden orange. Die Fliegenpilze in einer dichten Tannenschonung bleiben trocken - und rot....

    LG

    PilzHex`

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    rolleyes.gif Lieber in die Pilze als ins Fitness-Studio! ;)