Kleine Becherchen

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 8.094 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Februar 2016 um 23:13) ist von Ingo W.

  • Hallo!

    Nachdem ich letztens sah, dass doch hier einige Forumler ihre Augen auch vor den winzigen Pilzen nicht verschließen (Thema Nectria in mehreren Beiträgen), versuche ich mal zu überzeugen, dass es sich durchaus lohnt, auch an Totholz wie Stümpfen, ansitzenden oder feuchtliegenden Totästen mal einen längeren intensiveren Blick zu riskieren.
    Gerade, weil der Winter dieses Jahr nicht wirklich groß Gewalt hatte, ist an Totholz für diese Zeit sowohl rindenpilz- als auch bechermäßig doch wesentlich mehr zu finden als gewöhnlich.

    Da ich mich hauptsächlich für kleine Becherchen, und im Besonderen für Mollisia interessiere, hier mal die Bilder meiner letzten Funde:
    Gut zu finden an ansitzenden Ästen (hier an ansitzendem Aststummel von Eiche) ist momentan z.B. die trockentolerante Mollisia lividofusca (Bleigraues Weichbecherchen):

    Im Optimalfall hat sie mikroskopisch ein dunkles Subhymenium (Zellschicht unter der Fruchtschicht), siehe in der Mikro-Collage rechts oben!

    Allerdings ist dieses dunkle Subhymenium nicht immer ausgeprägt.
    Dieser Becher von vorgestern an ansitzendem Ast von Weide hatte dieses Merkmal nicht:

    Achtet auch mal auf die Farben, wie unterschiedlich die je nach Durchfeuchtung sein können!

    Mollisia cinerea (Aschgraues Weichbecherchen) mag es gerne feuchter. Den hier habe ich an liegendem indet. Laubholzast gefunden:

    Und die folgende Mollisia muss es unbedingt feucht haben, deswegen wächst sie oft auf der Unterseite von gut in der Streu eingebetteten Laubholzästen (außer es regnet 1 Woche, dann kommt sie aus ihrem Versteck).
    Mollisia fusca heißt sie, man könnte denken, der Name fusca = dunkel ist doch sehr treffend. Sicherlich hat der Namensgeber sie sehr gut durchfeuchtet gefunden:

    Lässt man sich etwas Zeit beim Studium, erkennt man, das sie abtrocknend fast weiß wird. So ist sie auch viel öfter anzutreffen:

    Der gelbe Tropfen zeigt die starke positive KOH-Reaktion auch schon makroskopisch.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (14. Februar 2016 um 23:20)

  • Hallo Ingo,

    danke für die interessanten Infos. Ich schaue immer aufmerksamer nach den kleinen Pilzen und freue mich, wenn ich die eine oder andere Art dazu lernen kann, aber ein Spezialgebiet wird das nicht mehr für mich werden. Dafür gibt es dich und andere, die sich intensiv damit beschäftigen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • hallo ingo,
    danke für die infos, feine fotos :agree: vielleicht stolpere ich ja mal über so kleine sachen und bring halbwegs fotos zusammen, momentan hab ich da aber noch nicht den blick dafür (wieder eine andere welt für mich/und ich fang gerade erst an die großpilzwelt zu entdecken...).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!

    Mal abgesehen davon, daß wichtige Angaben wie zB Hinweise zum Speisewert / Giftigkeit und Zubereitungstips bei den essbaren Arten fehlen:
    Großes Kino! :agree: :happy:
    Die werden auch bei mir nicht in Vergessenheit geraten. Auch wenn zuletzt erstmal wieder Krusten und Lochpilze bei mir im Programm waren, es werden auch wieder kleine graue Becherchen in den Fokus rücken.
    Da dürfte ich ja schon von deinen hervorragenden Darstellungen und deinem Wissen profitieren, auch wenn die bei mir in der Ecke sich bisweilen daneben benehmen (fehlende KOH - Reaktion der Paraphysen, sage ich nur).


    LG, Pablo.

  • Hallo Ingo,

    die sind mir noch ein paar Schuhnummern zu klein, OCI = 0, IKI = bb
    sagt mir überhaupt nichts.

    Aber, ich schaue mir deine Portraits gerne an. Auch deine HP durchpflüge ich, wenn ich einen diskreten Hinweis dazu bekomme,

    http://asco-sonneberg.de/pages/gallery/…1xsmjj37727.php

    Pablo meint großes Kino, da hat er absolut recht. So pingelig wie du ist er netter Weise nicht, der lässt Phaseophelotium schon mal durchgehen.

    Übrigens, Phaeohelotium monticola ist essbar. Man nehme, entsprechend der Fundmenge, Butter, Zwiebel....

    :cheeky:

    LG
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (16. Februar 2016 um 21:50)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!

    Mahlzeit! :agree:
    Aber nicht vergessen: Auch bei Phaeohelotium wird vor dem Braten die Huthaut abgezogen!

    Ich antworte mal für Ingo:
    OCI meint den Inhalt der Sporen. Bei OCI = 0 sind da so gut wie keine Elemente drin zu sehen. Bei OCI = 5 wären die Sporen vollgepackt mit Zeug. :wink:
    IKI = BB meint, daß der Ascusporus in Iod (besser Lugol als Melzer nehmen) kräftig blau wird.


    LG, Pablo.

  • Hallo Peter!

    Manchmal habe ich zu gewissen Stichpunkten auch schon mal was geschrieben, also am besten bei Interesse immer fragen. Zauberei und völlig Unverständliches ist nirgends dabei, sonst hätte ich es ja selbst noch nicht begriffen.

    Zum OCI (oil-content-index) habe ich hier mal was zusammengefasst:
    http://asco-sonneberg.de/pages/gallery/…col-0131271.php
    Wobei die Einschätzung "absterbend/geschädigt" bei den Sporen mit zusammengelaufenem Öl aus heutiger Sicht auch nicht ganz korrekt ist, denn solche Sporen keimen ja noch aus. Muss ich mal über ein passenderes Wort nachdenken.

    Zur Art der Lugolreaktion ist es wohl auf der alten Homepage des "Becher-Meisters" am schnellsten erklärt.
    Hier im Link runterscrollen zur Tabelle mit "IKI-reaction without KOH":
    http://www.gbif-mycology.de/HostedSites/Ba…ineReaction.htm

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (16. Februar 2016 um 22:17)

  • Hallo,

    @ Griaß di, Pablo,

    vor dem Braten die Haut abziehen also, :confused:, die habe ich noch immer zwischen den Zähnen.

    Jaja, weiß schon was jetzt kommen könnte, "probier's mal mit..........", ...... :party:

    :wink:

    LG
    Peter


    @ Hallo Ingo,

    deine Zusammenfassung habe ich gelesen, bei der Gelegenheit habe ich mir gleich alle auf deiner HP reingezogen. Starker Tobak, da werde ich noch ein paar mal reinnasern müssen.

    An zwei solch kleine Dinger habe ich mich bereits herangewagt. Blöd halt, wenn man nicht weis, was man sieht. Noch blöder, keine Ahnung hat, welche Merkmale wichtig sind.

    Cudoniella aciculare, Dünnstieler Helmkreisling hat mir Pablo zuvor schon makroskopisch bestimmt, dem Hakenfuß habe ich keine Beachtung geschenkt,

    1)


    2)


    3)


    Melastiza chateri, Mennigroter Borstling war über die PdS zu bestimmen,

    4)


    5)


    Bei beiden hatte ich ein Mordsproblem, irgendwie einen feinen Schnitt hinzubekommen, das Steromikro hatte ich noch nicht. Der Mennigrote hatte sich bereits am nächsten Tag zwischen ein paar Sandkörner zurückgezogen, der Stielige war gerade noch ausmachbar. Und schon kommt meine erste Frage, in welchem Medium bereitet man diese Exsikkate auf?

    Des "Becher-Meisters" Beitrag ist eine Wucht, gbif-mycology ist die alte Hompage, gibt es eine neue?

    Du schreibst, "also am besten bei Interesse immer fragen".

    Fasten your seatbelts, mach ich glatt,

    :wink:

    LG
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (17. Februar 2016 um 20:39)

  • Hallo Peter!

    Zitat


    Und schon kommt meine erste Frage, in welchem Medium bereitet man diese Exsikkate auf?

    Bei den kleinen Becherchen, mit denen ich mich beschäftige, ist es unangebracht, die zu trocknen. Gehen zu viele Merkmale verloren. Entweder vital mikroskopieren oder gehenlassen.

    Ansonsten würde ich denken, dass man in Wasser aufquellen lässt.

    Zitat


    Des "Becher-Meisters" Beitrag ist eine Wucht, gbif-mycology ist die alte Hompage, gibt es eine neue?

    http://invivoveritas.de/

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Hallo Ingo,

    danke für den Link!

    Irgendwer hat einmal gemeint, was man nicht gezeichnet hat, hat man auch nicht gesehen. Bilder stapeln hat die Feder abgelöst, ich zeichne dennoch mit. Die Maße muß ich eh festhalten.

    Meine Anfrage zum Exsikkat bezog sich nicht auf Mollisia, die Cudoniella kommt noch einmal dran.

    :wink:

    LG
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (18. Februar 2016 um 20:09)

  • Hallo Peter!

    Zitat


    Meine Anfrage zum Exsikkat bezog sich nicht auf Mollisia, die Cudoniella kommt noch einmal dran.

    Meine Antwort bezog sich eigentlich auch nicht nur auf Mollisia, sondern auf alle inoperculaten Becherlinge. Wobei ich die operculaten nicht automatisch von Vital-Mikroskopie ausschließen will, mit denen habe ich nur weniger zu tun.

    Zitat


    Bilder stapeln hat die Feder abgelöst.....

    Echt?
    Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass das eine sehr viel mit dem anderen zu tun hat.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Zitat von Ingo pid='29246' dateline='1455835269'

    Echt?
    Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass das eine sehr viel mit dem anderen zu tun hat.


    Hallo Ingo,

    Echt!
    Von meiner Anfängerwarte aus gesehen halt.
    Picolay hab' ich mir heruntergeladen, noch nicht ausprobiert. Aber, wenn ich mit stapeln dreivieroderfünf Ebenen in ein Bild bekomme, wozu soll ich dann künftig noch mitzeichnen?

    Noch eine Frage, welches Programm für die Bildbearbeitung verwendest du?


    [size=1]"also bei Interesse am besten immer Fragen"...[/size]

    :wink:

    LG
    Peter

  • Hallo Peter!

    Zitat


    Aber, wenn ich mit stapeln dreivieroderfünf Ebenen in ein Bild bekomme, wozu soll ich dann künftig noch mitzeichnen?

    Ich dachte, das Stapeln wäre eher was für Makroaufnahmen, in die ich viel Schärfein in die verschiedenen Tiefen reinbringen will.
    Das Zeichnen hatte ich mir mehr für die Strukturen und Merkmale beim Arbeiten mit dem mit dem Mikroskop gedacht.

    Zitat


    .....welches Programm für die Bildbearbeitung verwendest du?

    Ich bin ja computermäßig noch ziemlich alt unterwegs mit Windows XP, ein bestimmtes Programm für alles habe ich nicht.
    Für das Ausschneiden der Fotos nutze ich ein anderes als für Farbausgleich und Schärfe/Kontrast, für das Verkleinern wieder ein anderes und für meine Mikro-Collagen/Portraits ein weiteres.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.