Weißer Knollenblätterpilz

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 6.040 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. Juli 2016 um 10:04) ist von Beorn.

  • HalloPilzfreunde,

    durch Zufall habe ich diese Seite entdeckt und war sehr erstaunt über das Foto von einem Weißen Knollenblätterpilz.
    Für mich ist das kein Weißer Knolli.Ich halte diesen Pilz für einen Seidigen Egerlingsschirmpilz (Leucoagaricus holosericeus).
    Mit den Verantwortlichen der Seite habe ich Kontakt aufgenommen, um mitzuteilen, dass es sich hier um einen falsch abgebildeten Pilz handelt. Der Verantwortliche leitete meine Nachricht an den "Bestimmer", ein Prof...? Er teilte mir mit, dass es sich tatsächlich um einen Weißen Knolli handelt, er habe ihn schließlich bestimmt - die Knolle sei zu sehen und weiße Sporen hätte er auch gehabt!!!
    Natürlich habe ich darauf mich mit Herrn Prof. in Verbindung gesetzt und ihm ausführlich erklärt, warum das für mich kein Weißer Knolli ist. Bis heute erhielt ich keine Antwort.

    Was meint ihr dazu?

    http://rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2007/09.php

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Veronika!

    Meine Meinung dazu ist eigentlich keine Meinung, sondern die Feststellung einer Tatsache: Daß du recht hast, die Bestimmung auf der Seite ist falsch. Das ist definitiv ein Egerlingsschirmling, wenn auch viel eher der Gemeine (Leucoagaricus leucothites), denn der Seidige unterscheidet sich durch deutliches Gilben an Druckstellen.

    Allerdings: Wenn man im Netz versuchen wollte, alle falsch bestimmten Pilzbilder aufzuarbeiten, bräuchte man mehr als ein langes leben Zeit dazu. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hallo Veronika,

    ich schliesse mich Dir und Pablo an. Fü mich ist es oft ein Problem. Wenn ich für mich neue Pilze bestimmen will und im Internet Bilder sehe, die überhaupt nicht passen, zweifle ich manchmal an mir und meinen Bestimmungen. Sollte ich wohl mal so langsam meine Zweifel und die Angst sich zu blamieren beiseite schieben. Ein Prof., der solch ein Bild einstellt und behauptet die Knolle sei zu sehen - ?????????

    Liebe Grüsse. Heinz

  • Hallo Veronika,

    auch ich stimme dir völlig zu,.......

    Die Austernseitlinge sind übrigens auch keine. LOL.

    Ich habe vor kurzem auch eine Redaktion angeschrieben, zu den beschriebenen Stockschwämmchen als leckere Speisepilze (mit dem Hinweis auf den Gifthäubling) waren Grünblättrige Schwefelköpfe als Stockies dargestellt.
    Ich glaube, das kommt häufig vor. Die Materie ist zu komplex und zu schwierig, als das sie von den sonst so fixen Redakteuren unmittelbar korrekt umgesetzt werden könnte. Ich glaube dir ging es trotz Lektorat durch dich selbst doch kürzlich auch so ?
    Da können wir wohl nur weiterhin mit aufklären und unseren Teil leisten. Und bloß nicht aufregen.

    GLG, Markus

  • Hallo Pilzfreunde,

    vielen Dank für eure Meinungen. Die Leute sollten doch eigentlich froh sein, wenn Fehler durch Fachleute entdeckt werden und dadurch ihre Infos auf ihren Internetseiten korrekt werden, aber anscheinend nicht. Den sogenannten Austernseitling, Markus, habe ich gar nicht beachtet, aber stimmt, auch der ist nicht richtig.

    Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Naja, eine Knolle hat der Egerlingsschirmling ja schon, nur eben keine Amanita - Knolle. Viele überschätzen sich vielleicht auch bei der Pilzbestimmung, weil ihnen einfach die erfahrung und der Einblick in die ungeheure Komplexizität der Thematik fehlt.

    jedenfalls ist der Weg von heinz genau der richtige: Immer skeptisch bleiben, nicht nur die eigenen Bestimmungen immer hinterfragen, sondern auch die Quellen, mit deren Hilfe man Pilze bestimmen will. Fehler können immer passieren.

    Beim ersten Bild auf der Seite würde ich prinzipiell Austernseitlinge nicht ausschließen wollen. Jedenfalls nicht, ohne Lamellen und Stiele zu sehen. Solche büscheligen Kollektionen, die scheinbar auf dem Erdboden (in wirklichkeit an vergrabenem Holz) wuchsen, sond mir auch schon begegnet, und die sahen durchaus so aus.
    Alternativ wären hier Braune Büschelraslinge (Lyophyllum decastes) möglich, das ist nur mit dem einen Bild nicht sicher zu sagen.


    LG; Pablo.

  • [quote pid='31949' dateline='1469289658']
    Beim ersten Bild auf der Seite würde ich prinzipiell Austernseitlinge nicht ausschließen wollen. Jedenfalls nicht, ohne Lamellen und Stiele zu sehen. Solche büscheligen Kollektionen, die scheinbar auf dem Erdboden (in wirklichkeit an vergrabenem Holz) wuchsen, sond mir auch schon begegnet, und die sahen durchaus so aus.
    Alternativ wären hier Braune Büschelraslinge (Lyophyllum decastes) möglich, das ist nur mit dem einen Bild nicht sicher zu sagen.


    LG; Pablo.
    [/quote]

    Hallo Pablo, hallo zusammen,

    genau, ohne Blick von unten werden wir keine Sicherheit haben.
    Wenn ich mir das Gras anschaue, denke ich, dass die Aufnahme nicht im Winter entstand. So dunkle FK habe ich bei Sommeraustern nie gesehen. Im Größenverhältnis zum Gras und hinsichtlich der Farbintensität müssten es junge FK sein, die dann aber nach oben noch konvex ausgebildet sein sollten.
    Ich denke hier an Panus conchatus, dazu passt auch der lilane Farbton. Sicher auflösen werden wir es nicht mehr können.

    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hi Pablo,

    na Ja, Egerlingsschirmling: Seidiger-, Rosablättriger-, Wurzelnder-, Büscheliger-, Anlaufender-, Grauschuppiger-, Rothäutiger-, usw.

    Sicherlich ist der Begriff der Knolle zu hinterfragen, bzw. ist für mich nicht eindeutig definiert, ich weiss es nicht so genau. Würd mir aber wünschen, das man in dieser Richtung mal etwas Konkreteres macht. Amanita: Ja auch der Perlpilz gehört dazu, hat doch aber eine vollkommen andere "Knolle", an der Stielbasis eine vollkommen andere Struktur als der Grüne Knollenblätterpilz.

    Knolle bezeichnet doch, soweit ich weiss einfach nur eine Verdickung, die dem Organismus auf diesem Wege es ermöglicht die Existenz zu sichern.

    Es gibt Begriffe wie: Scheide, Knollle, Verdickung, Streifling und so weiter.

    OK, werd mal in die Kiste springen, bevor meine Gedanken weiterhin so rumspringen. LG Heinz

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!

    Lass deine gedanken ruhig springen Heinz. Das ist schon richtig so.
    Ganz grob umrissen würde ich es für Pilze so beschreiben:
    Knolle = Stielbasis eines Fruchtkörpers, die nicht zylindrisch oder verjüngt, sondern in irgendeiner Weise verdickt / angeschwollen ist
    Knollenformen: keulig-knollig, rundlich-knollig, gerandet-knollig (~ das Gleiche wie abgesetzt ), rübenartig verdickt (dann idR zugleich wurzelnd), mit Scheide (Universalvelum) oder ohne, eventuell auch mit Velumbändern und Ringen, die wiederum ganz unterschiedlich geformt sein können.

    "Streifling" bezieht sich nicht auf die Stielbasis, sondern auf den gestreift-gerieften Hutrand.
    Eine "Scheide" kann auch auftreten, ohne daß eine knollige Stielbasis vorliegt (siehe zB manche Scheidlinge, sowie Scheidenstreiflinge).
    Warum bilden manche Pilzarten regelmäßig Knollen an der Stielbasis aus, manche dagegen nie? Schwer zu definieren, aber die Evolution wird sich etwas dabei "gedacht" haben, als sie möglichst viele unterschiedliche Arten mit möglichst unterschiedlichen Eigenschaften entwickelt hat. Eine verdickte (knollige) Stielbasis kann einfach wuchsbedingt sein, kann aber auch Stabilität für den Sporenträger (= Fruchtkörper) bringen. Und sicherlich sind noch einige weitere Möglichkeiten vorstellbar.

    Aber ob die Hutoberflächen von laubholzknäuelingen so dunkel sein können?
    Sicher, wenn ich da junge Exemplare sehe, sind die idR schon satt lila. Aber ohne Grauton (der hier vorhanden ist), dafür schon bald mit dem üblichen recht hellen Ockerbraun, das auch die älteren Fruchtkörper von Panus conchatus auszeichnet.
    Soweit mal meine Sopekulation, auch diese Möglichkeit will ich nicht ausschließen.
    Stimmt, die kräftig gefärbten Formen von Pleurotus ostreatus trifft man fast nur im Winterhalbjahr an. Im Sommer tauchen mehr blass gefärbte Formen aus Zuchststämmen auf, teilweise aber eben auch Hybriden aus Zuchtstämmen und dunkelgraublaubraun gefärbten Winterformen. Insofern, passt da etwas nicht zusammen, es sei denn, das Bild entstand zB im Spätherbst, wo die Rasenflächen noch schön satt im Grün stehen, aber das Wetter und das Tageslichtangebot schon im Wintermodus sind.


    LG, Pablo.