Röhrling kapert Bovist

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.894 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. August 2016 um 00:18) ist von heisystec.

  • Ich dachte ja im ersten Moment, hier ist ein winziger Fruchtkörper eines großen Röhrlings aus dem abgeschnittenen Stumpf gewachsen. Klar ist das hier jedoch ein Bovist, den sich ein Röhrling gekapert hat (Bovist leer, Röhrling obenauf). (Schmarotzer/symbiotisch?).
    Preisfrage: wenn das ein Kartoffelbovist war, ist der Röhrling dann auch giftig?



    Liebe Grüße

    Joern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joern!

    Wenn das ein Kartoffelbovist ist, dann wäre das ein Parasitischer Röhrling (Pseudoboletus parasiticus). betonung liegt auf "wenn", denn das sieht durchaus seltsam aus für einen Kartoffelbovist. Den müsstest du also mal aufschneiden um in der Bestimmung weiter zu kommen.
    Der Parasitische Röhrling befällt nur den Dickschaligen kartoffelbovist, geht dabei parallel auch noch eine Symbiose mit Bäumen ein. Die Giftstoffe des Bovistes nimmt er nicht auf, wäre also theoretisch essbar. Nur dieses spezielle Exemplar ist zu alt, das schmeckt nicht (der schmeckt ohnehin nicht so gut, auch jung nicht) und birgt das Risiko einier zünftigen Magenverstimmung in diesem Zustand.


    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Und eben weil's ums Wissen geht: Aufschneiden. Wenn's drinnen nicht mehr ordentlich aussieht, ist auch das ja eine Erfahrung. Vom parasitischen Röhrling befallene Fruchtkörper der Kartoffelboviste sehen gerne mal etwas komisch aus, da muss man bei der Bestimmung besser gründlich hingucken.


    LG, pablo.

  • Die Innenbilder sind gemacht. Ist das der dickschalige Kartoffelbovist, der oben so traurig aussah? Und jetzt gezweiteilt vor uns liegt?

    Mit dem nicht besonders leckeren Parasitenröhrling obendrauf?

    Scheint Mycel innen im Fruchtkörper des Bovistes... :D

    Also richtig gekapert, der arme Bovist...


    wenn zu Lehrzwecken höher aufgelöste Bilder benötigt werden, stelle ich die sehr gerne einfach zur Verfügung.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!

    Genau so ist es. :agree:
    Die Sporen im Fruchtkörper kommen mit dem Parasiten dran nicht recht zur Reife, daher die ungewöhnliche Farbe. Die Reife Sporenmasse im inneren von gesunden Dickschaligen Kartoffelboivisten ist schwarz, manchmal mit stahlblauem Schimmer. Der Trick vom Parasitischen Röhrling: Er braucht die Nährstoffe, die er dem Kartoffelbovist entzieht, um Fruchtkörper bilden zu können. Denn dazu reicht ihm die Energie aus der eigenen Mykorrhizaverbindung zu einem Partnerbaum nicht aus. Er befällt aber nur die Fruchtkörper, nicht das eigentliche Mycel vom Kartoffelbovist (der seinerseits ebenfalls eine Symbiose mit Bäumen bildet). Die Fruchtkörper werden nicht zerstört, aber der Kartoffelbovist kann sie mit dem Parasiten nicht zur reife bringen. Was für den Röhrling von Vorteil ist, denn das Mycel des Kartoffelbovist versorgt die langsam verkümmernden Fruchtkörper weiter mit Energie und Nährstoffen. Gut für den Röhrling. Das eigentliche Mycel des Kartoffelbovistes wird dabei nicht geschädigt, sondern lebt weiter. Nur kann es halt nicht mehr so viele Fruchtkörper zur Reife bringen.

    Für die Art (Scleroderma citrinum = Dickschliger Kartoffelbovist) ist das kein Problem: Der Parasitische Röhrling ist in den meisten gebieten eher selten, stellt also keine echte Bedrohung für Kartoffelboviste dar.


    LG, Pablo.

  • Hey.
    Erstmal Hut ab vor Deiner Wissensbasis.
    und Danke.
    Weil: Kartoffelboviste gibt's hier so reichlich, da fälllst Du drüber und an jeder Ecke keimen sie hoch. Kein Wunder also, das man auch Nutznießer der "Plage" sieht...
    Die halten die dann im Ökosystem etwas kleiner...

    Ich bin kein Mykologe, sondern an allem sonst auch interessierter Chemiker.

    Liebe Grüße

    Joern