Ständerpilze mit dunkelbraunem Hut

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 7.939 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. Oktober 2016 um 13:13) ist von Beorn.

  • Gefunden vorgestern in einer kleinen Höhle, auf den ersten Metern hinterm Eingang, auf (trotz Trockenperiode) feuchtem Boden mit vielen Steinen und etwas Moos, in ca. 1300 m Höhe, in Fichtenwald am Rand des Kuhschneebergs (Kalkplateau) in Niederösterreich. Nach meinen Pilz-Bilderbüchern könnte es ein Rübling, Rötling oder Dachpilz sein, ich kann die schwer auseinanderhalten. Einige Arten sollen der Beschreibung nach auf Holz wachsen, was in diesem Fall nicht zuzutreffen scheint, auch wenn Äste am Boden liegen. Auf dem dritten Foto sind zwei meiner Finger zu sehen, als Größenvergleich. Die Fruchtkörper mit faserigem Stiel, dunkelbraunem Hut und hellen, verzweigten Lamellen wachsen gesellig, aber nicht dicht. Die für die Bestimmung so wichtige Sporenpulverfarbe habe ich nicht untersucht, und auf den Fotos kann ich sie nicht erkennen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, fkw!

    Naja...
    KBLPs (*)? :wink:
    Bei solchen Pilzen sind Bestimmungen meistens sehr schwierig. Da gibt es enorm viel, meistens kommt man um die Mikroskopie nicht drumrum. Der erste wichtige Schritt wäre ein Sporenabwurf, um die mal grob einordnen zu können. Dachpilz scheidet ausw (Lamellen sind nicht frei), Rötling halte ich für unwahrscheinlich (ist aber vor allem so ein diffuses, erfahrungsbasiertes Gefühl), Rüblinge sind Weißsporer. ich könnte mir hier vorstellen, daß das Sporenpulver bräunlich ist, und dann kommt wieder einiges in Frage, aber man könnte halt damit auch Vieles ausschließen.

    (*) = Kleiner Brauner Lamellen - Pilz


    LG, Pablo.

  • Hallo fkv,

    ich rate hier einfach mal: Unverschämter Rübling.

    L.G.
    Richard

    Ups, da war jemand schneller als ich;-)

    Einmal editiert, zuletzt von Sucher (15. September 2016 um 16:57)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Richard!

    Wobei auch das nicht auszuschließen wäre. Aber dann müsste es eben ein Weißsporer sein. Gymnopus impudicus kenne ich allerdings mit stark bereiftem Stiel und penetrantem Geruch nach altem Kohl. Wegen der Stielbereifung müsste man vielleich mal durch die Einschlaglupe gucken, und wegen dem Geruch mal ein PIlzchen zerreiben und dran schnuppern.


    LG, Pablo.

  • Geruch ist mir keiner aufgefallen, aber das kann daran liegen, dass er von anderen Gerüchen überdeckt wurde, vor allem vom Modergeruch, der in so ziemlich jeder erdigen Höhle vorkommt. Zerrieben hab ich nichts, zumindest nicht gezielt. Beim Drüberkriechen dürfte ich aber eines der Schwammerln zermerschert haben.

    Kaum zu glauben, dass es den Namen "Unverschämter Rübling" wirklich gibt. Komischerweise fehlt diese Art nicht nur in meinen Bilderbüchern, sondern auch im Rothmaler.

    Mikroskop hab ich keines, nur eine 20x Lupe. Mit der sieht man nicht viel mehr als auf Makro-Fotos.

    Zahlt es sich aus, für die Sporenfarbe nochmals diese Bergtour zu machen? Ich habe die Befürchtung, dass die Farbe dann erst wieder subjektiv ist. Je nach Hintergrund und Beleuchtung wird sie dünkler oder heller erscheinen. Es sehen ja auch die Stiele je nach Foto hellbeige bis dunkel-graubraun aus. (Oder sind das verschiedene Arten?)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Die Farbe des Sporenpulvers kannst du nicht am Pilz selbst testen. Dazu musst du einen Sporenabwurf anfertigen. Idealerweise legst du dazu einen Pilzhut auf eine Glasscheibe, Schälchen umgekehrt darüber, so daß die Sporen auf die Scheibe fallen können. Optional geht auch ein weißes Papier, aber falls das Sporenpulver weiß wäre, möchte man es viellelicht auch auf einem schwarzen Untergrund sehen. Also Glasscheibe, da kann man dann ja verschiedene Papiere drunter legen.

    Ob das in diesem Fall aber Sinn macht: Die Fruchtkörper sehen nicht gerade sehr frisch aus, wenn du dann noch eine lange Tour dahin zu gehen hast, und nachher keine frischen Fruchtkörper da sind, die auch absporen können, dann war's vergeblich. Eventuell ist es auch besser, den einfach unbestimmt zu lassen und beim nächsten anderen Fund genauer hinzusehen.


    LG, Pablo.

  • Zitat von Beorn pid='33202' dateline='1474200785'

    Hallo.

    Die Farbe des Sporenpulvers kannst du nicht am Pilz selbst testen. Dazu musst du einen Sporenabwurf anfertigen.Idealerweise legst du dazu einen Pilzhut auf eine Glasscheibe, Schälchen umgekehrt darüber, so daß die Sporen auf die Scheibe fallen können. Optional geht auch ein weißes Papier, aber falls das Sporenpulver weiß wäre, möchte man es viellelicht auch auf einem schwarzen Untergrund sehen. Also Glasscheibe, da kann man dann ja verschiedene Papiere drunter legen.

    Hallo Pablo,

    gestatte, dass ich deine Vorschläge nicht uneingeschränkt teile:

    (1) Pilzhut auf Glasscheibe kann ich nur bei schwach sporulierenden Fruchtkörpern empfehlen, wenn man anschließend die Sporen mikroskopieren möchte!!!

    (2) Die einzig vernünftige Methode ist, das Sporenpulver auf "reinweißem Papier" (evtl. vergl. (1)) zu beurteilen. Denn nur da kann man bei auch Hellsporen kleinste von "weiß" abweichende Farbunterschiede beurteilen!!!

    (3) Schwarzes oder farbiges Papier zu benutzen ist m.E. definitiv ein "no go" (Unsinn!!!), da dann die Referenz zu einem "Weißabgleich" fehlt.


    Grüße
    Graubart Gerd

    Einmal editiert, zuletzt von Graubart (18. September 2016 um 20:18)

  • Zitat von Beorn pid='33202' dateline='1474200785'

    Eventuell ist es auch besser, den einfach unbestimmt zu lassen und beim nächsten anderen Fund genauer hinzusehen.


    Meine Motivation, warum ich diesen Thread gestartet habe, ist, dass ich der Höhle einen Namen geben muss. Da mir keine anderen Besonderheiten aufgefallen sind, drängt es sich auf, sie nach dem Pilz zu benennen. Damit ein nächster Fund etwas nützt, müsste er also wieder in der selben Höhle sein. Im Juni letzten Jahres habe ich den Pilz dort nicht gesehen. Entweder lag das an der Jahreszeit, dann werde ich bis zum Spätsommer 2017 warten müssen. Oder er ist eine einmalige Erscheinung und verschwindet auf Nimmerwiedersehen, sobald das Substrat aufgebraucht ist. Dann erübrigt sich diese Namensgebung sowieso, weil er für die Höhle gar nicht charaktistisch ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!

    Warum nur zur Mikroskopie und bei schwach sporulierenden Pilzen?
    Immerhin kann man ja auf einem Glasscheibchen auch famose Sachen mit dem Pulver machen, wie mal zusammenschieben, etwas ausbreiten wenn der Abwurf zu dick ist, mal pressen und dann natürlich auch makrochemische Reaktionen testen. Amyloidität bei Hellsporern zB sieht man gerade bei dünnsporigen Arten in der Masse viel schöner als bei einzelnen Sporen unterm Mikroskop. :wink:


    Wegen dem Höhlennamen:
    Das hört sich nun auch spannend an. :agree:
    In dem Fall würde ich tatsächlich vorschlagen, noch mal nachzusuchen. Und dann auf jeden Fall ein paar fruchtkörper mitzunehmen, absporen zu lassen und anschließend zu trocknen. Wenn wir dann hier im Forum nicht mindestens bis zu einer Gattung kommen, nach der man die Höhle benennen kann, würde ich mich auch bereit erklären, ein Exsikat zu untersuchen.


    LG, Pablo.

  • Ich war heute nochmal dort und habe ein paar Fruchtkörper gepflückt. Dabei kamen mir Zweifel, ob es sich bei allen um die selbe Art handelt, denn sie sind so unterschiedlich groß, und auch der Stiel ist unterschiedlich dick, auch relativ zum Hut. Der kaum sichtbare Hut links oben hat 9mm Durchmesser, der untere 33mm.

    Hier nochmal mit den Bestimmungsbuch zum Größenvergleich.

    Das Buch ist übrigens das schlechteste Bestimmungsbuch, das ich je hatte. Für den allerersten Eingangsschlüssel braucht man schon ein Mikroskop. Ich blätterte gleich weiter zu den Basidiomyceten, und dort gibt es so subjektive Kriterien wie "weichfleischig". Als ich bei einem Kriterium schwarzbraun vs. braunschwarz landete, gab ich auf.

    mittelgroßer Hut

    derselbe von unten

    Ich weiß nicht, ob die schwarzen,mit freiem Auge sichtbaren Körnchen schon Sporen sind.

    Die Fruchtkörper hab ich in Pastiksackerln heimgebracht und dann auf einen weißen Karton gelegt. Ich nehme an, dass so nicht nur das Absporen. sondern auch das Trocknen so funktioniert.

    Einmal editiert, zuletzt von fkv (28. September 2016 um 02:07)

  • Ok, die Pilze sind trocken und das Sporenpulver (auf weißem Hintergrund) ist braun, ungefähr die selbe Farbe wie die Oberseite der Hüte.

  • Zitat von fkv pid='33389' dateline='1475021152'

    Das Buch ist übrigens das schlechteste Bestimmungsbuch, das ich je hatte. Für den allerersten Eingangsschlüssel braucht man schon ein Mikroskop. Ich blätterte gleich weiter zu den Basidiomyceten, und dort gibt es so subjektive Kriterien wie "weichfleischig". Als ich bei einem Kriterium schwarzbraun vs. braunschwarz landete, gab ich auf.


    Wenn ich von "schwarzbraun" ausgehe, komme ich auf die Gattung Simocybe (Wurzelschnitzling). Und da lässt uns der Rothmaler abermals im Stich, denn es steht nur "6 wenig häufige Arten". Warum haben die Autoren sie nicht aufgeschlüsselt? Wissen sie selber nichts Genaues?

    Wenn ich nach Simocybe google, sehen manche Bilder von Simocybe centunculus meinem Fund ähnlich. Auf 123pilze.de ist weder der Gattungsname (Simocybe) noch das Art-Epitheton (centunculus) zu finden. Der deutsche Gattungsname Wurzelschnitzling wird hier mit Phaeocollybia alias Naucoria alias Agaricus gleichgesetzt. Ich blicke da nicht durch.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Naja, das Buch ist nicht gerade eines, das ich nutzen würde. Allerdings: Die richtig guten Bestimmungsbücher / Schlüssel für Pilze (Funga Nordica, Bestimmungsschlüssel für Röhrlinge und Blätterpilze in Europa von Frieder Gröger) benötigen fast immer recht bald Mikromerkmale. Geht nicht anders, Pilze sind halt kom pliziert.

    Dein Fund dürfte entweder ein Schleierling aus der Untergattung Telamonia oder eiin Risspilz (Gattung: Inocybe) oder ein Sumpfschnitzling (Gattung: Naucoria) sein.

    Ich schicke dir mal eine Postadresse per PN.
    versprechen kann ich nichts, alles drei sind schwierige Gattungen. Aber versuchen kann ich es gerne.


    LG, Pablo.

  • Zitat von Beorn pid='33394' dateline='1475079465'

    Dein Fund dürfte entweder ein Schleierling aus der Untergattung Telamonia oder eiin Risspilz (Gattung: Inocybe) oder ein Sumpfschnitzling (Gattung: Naucoria) sein.


    Was spricht gegen Simocybe sp.?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Neben dem Gesamterscheinungsbild vor allem die Struktur der Hutoberfläche: Die striate (radialfaserige) Beschaffenheit geht bei Simocybe nicht. Auch sehe ich nicht die typischen Farbverläufe, was dann mehr eine Erfahrungssache ist, aber es passt nicht zu den Simocyben, die ich bisher in der Hand hatte.


    LG, Pablo.