Echter Zunderschwamm (Fom Fom)

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 6.627 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. September 2016 um 14:28) ist von weisheit.

  • Hallo,


    an andere Stelle habe ich folgende Aussage gelesen:


    "...ein so großes Vorkommen an echtem Zunderschwamm ist eine Seltenheit"


    Auf meine Rückfrage kam diese Antwort:

    "Weil der echte Zunderschwamm relativ empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen und Verschmutzungen ist und daher in stark bewirtschafteten Wäldern wie den deutschen selten geworden ist. Zudem ist er relativ anspruchsvoll was den Standort angeht und je südlicher man in Europa kommt desto seltener sind die Bedingungen unter denen er wächst. "

    Überall wo ich bisher unterwegs war (Odenwald, die "Fränkische", Spessart,...) habe ich ihen aber immer recht häufig und in größerer Anzahl gefunden, daher macht mich diese Aussage stutzig.

    Wo könnte ich eine seriöse Quelle finden, um die obige Aussage zu prüfen?

    Viele Grüße
    Thomas

    Gruß Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Ich denke, das stimmt schon so. Es deckt sich auch mit den Ausführungen zur Ökologie und verbreitung in den Großpilzen Baden-Württembergs (Band 1). Das Buch kann man getrost als seriöse Quelle ansehen. Demnach wäre der FomFom eine zwar nach wie vor häufige und verbreitete Art, aber eben mit Rückgangstendenz. odenwald und nördliches Oberrheingebiet sind offenbar noch mit reichhaltigen Vorkommen dieser Art begünstigt. Das liegt zum einen an nach wie vor großen Buchenbeständen, die eher extensiv bewirtschaftet werden. Also wo ältere Bäume auch mal stehen bleiben dürfen, auch abgestorbene Bäume als "Voglebäume" nicht gefällt und entfernt werden.
    Und entlang des Rheins sind die meisten Gebiete mit Auwaldcharakter als Naturschutzgebiete ausgewiesen, so daß dort viele alte Pappeln und Weiden stehen bleiben, die eines natürlichen Todes sterben und der Art ein Zuhause bieten.

    Was die Umwelteinflüsse betrifft: Das ist generell ein Problem der für die Artenvielfalt. Insbesondere die Verschmutzung von Gewässern und Boden durch die Überdüngung / Eutrophierung der Landschaft ist ein riesiges Problem. Das betrifft sicherlich auch den Zunderschwamm.

    Dagegen würden allerdings die üppigen Bestände der Art in den Auwäldern am Rhein sprechen, denn diese sind doch insgesamt stark mit Nährstoffen überlastet.
    Was mir allerdings persönlich aufgefallen ist: Die Art findet sich fast nur in geschlossenen Waldgesellschaften und meidet anthropogen beeinflusste Biotope. Sicher finden sich an alten Bäumen in Parks, Friedhöfen oder Alleen auch mal hier und da Fruchtkörper, aber tendeziell beobachte ich FomFoms mehr in Wäldern, je wilder und naturbelassener diese sind, desto wohler scheint sich die Art da zu fühlen.


    LG, Pablo.

  • Hallo,

    den Ausführungen von Pablo kann ich mich aus eigener Erfahrung anschließen.

    Im Zabergäu, Odenwald und den Löwensteiner Bergen findet man den Zunderschwamm nur in Waldabschnitten, in denen noch sehr alte Bäume stehen. Diese sind aufgrund der Forstwirtschaft eher selten geworden. Totmaterial wird seit der Verwendung des Astmaterials für Pellets und Häcksel auch immer weniger im Wald.

    Meiner Erfahrung nach scheint der Zunderschwamm eher Stellen mit feuchter Luft zu bevorzugen, z.B. in Tälern mit Wasserläufen und dichtem Wald. Dies würde erklären, warum diese schönen Pilze seltener in luftigen Parks und eher im dichten und feuchten Wald oder Flussauen wachsen.

    LG

    PilzHex`

    _________________________________________

    rolleyes.gif Lieber in die Pilze als ins Fitness-Studio! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von PilzHex` (17. September 2016 um 14:42)

  • Hallo!

    Zitat


    "...ein so großes Vorkommen an echtem Zunderschwamm ist eine Seltenheit"


    Von welcher Größe plaudern wir denn?
    Der Zunderschwamm mag halt nicht unbedingt Bodennähe und wenn man geschwächte oder tote in Frage kommende stehende oder liegende Stämme aufräumt, dann muss man sich nicht wundern.
    Aber dass der jetzt irgendwie gefährdet oder selten oder im Rückgang begriffen wäre, also das sehe ich nun nicht.

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W (17. September 2016 um 20:07)

  • Hallo,

    erstmal vielen Dank Euch allen für die ausführlichen Rückmeldungen.
    Das Waldabschnitte in denen alte Bäume stehen selten werden, kann ich allerdings für den Odenwald (und Spessart) nicht unterschreiben (z.B. in den Gebieten, in denen ich bisher Wandern war und das sind einige). Regional kann dies aber natürlich durchaus so sein. Auch Totholz ist zumindest in den Wäldern in unser Region noch reichlich vorhanden.

    [quote][Von welcher Größe plaudern wir denn?/quote]
    Eine berechtigte Frage. Es ging um die Abbildung einer einzelnen Buche, die voller Fruchtkörper war. Diese Aussage war basierend auf meinen Erfahrungen nicht nachvollziehbar.

    Viele Grüße
    Thomas

    Es regnet, es regnet, es regnet :rain::D

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!

    Das allerdings wäre aus meiner Sicht weniger ungewöhnlich. Wenn ein Baum mal befallen ist, sich das Mycel großflächig ausgebreitet hat, dann kann ein Stamm natürlich auch eine Vielzahl Fruchtkörper tragen. Das sehe ich sowohl bei manch alter Buche, als auch oft bei alten Pappeln immer wieder mal: Je nach größe und Dicke des Stammes auch schon gut ein Dutzend Fruchtkörper pro Stamm.

    Im Waldpark Mannheim kenne ich einen liegenden Pappelstamm von satt 1,5m Durchmesser, an dem lassen sich nun seit drei Jahren extreme Fruchtkörperansammlungen beobachten: Also bis zu 20 Stück und teilweise bis zu 40cm breit.

    Es ist sicherlich gebietsabhängig, ob sich solche Massenvorkommen beobachten lassen oder nicht. Klar dürfte sein, wie schon oben beschrieben: Wenn altes Holz nicht im Wald verbleibt, gibt es insgesamt weniger Fruchtkörper. Aber auch dann könnte theoretisch so ein Massenauftreten an einem Stamm möglich sein.


    LG, Pablo.

  • Hallo Thomas!

    Zitat
    Zitat

    Von welcher Größe plaudern wir denn?


    Eine berechtigte Frage. Es ging um die Abbildung einer einzelnen Buche, die voller Fruchtkörper war. Diese Aussage war basierend auf meinen Erfahrungen nicht nachvollziehbar.


    In dem Fall würde ich es als wesentlich seltener empfinden, wenn sich der Zunderschwamm tatsächlich nur mit wenigen Fruchtkörpern zufrieden gäbe.
    Also durchaus normal, "dass der Zunder sich die Buche unter den Nagel reißt".

    VG Ingo W

    Bezüglich Pilzbildanfragen: Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten.

  • Bei uns ist der echte Zunderschwamm wirklich häufig.
    Weil ich in meinen Pilzbüchern auch gelesen hatte, dass er so selten sei, war ich anfangs der Meinung, die vielen großen Konsolen wären irgend ein anderer Baumpilz. Heute kann ich den Zunderschwamm aber sicher bestimmen und finde nicht nur viele FK an einzelnen Stämmen sondern auch häufig an vielen verschiedenen Laubbaumarten. Das mag daran liegen, dass wir hier im ostholsteinischen Hügelland viele alte Buchenbestände haben und der Feuchtigkeitsgehalt der Luft wegen der Ostseenähe immer ziemlich hoch ist. Ein seltener Pilz ist der FF hier sicher nicht.
    Saskia

  • Hallo Saskia,

    deine Meinung kann ich für Mecklenburg-Vorpommern auch feststellen. Den Zunderschwamm findet man hier in jedem Laubwald und nicht nur an Buche, sehr viel an Birke.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.