Röhrlinge, Ritterlinge, Tintlinge, der Wald gibt momentan echt was her

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.134 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (11. Oktober 2016 um 00:53) ist von Kowalski.

  • Hallo liebe Experten und Halbkundige. (Meine Fälle nicht so kompliziert ;)

    Heuer sieht "mein" Wald ja 100 % anders als im trockenen Sommer 2015. Und ich hab ein paar "Neue" dazu gekriegt.

    Erst mal einen Röhrling, bei dem ich mir nie ganz sicher bin. Ist ein Kuh-Röhrling? Suilus Bovinus. Kiefer war da, nur die Kappe will nicht so richtig schmierig sein. Trotz des Regens. Geruch: eigentlich angenehm pilzig. die Röhren sind richtig grob im Vergleich zu Maronen z.B. Der Rand ist klar begrenzt. ich bin auch für andere Vorschläge offen ;) Macht auch kleine Hexenringe. Auf Druck reagieren die Röhren nicht besonders. Die Farbe der Röhren ist so helloliv, etwas gräulich.




    Dann der hier. Den hab ich noch nie gesehen, und taucht jetzt in Massen auf. Spricht mich jetzt von der Farbe auch nicht wirklich als Speisepilz an. Ist so blauviolett.
    Die Lamellen auch. Können aber beige werden. Hat manchmal einen sehr bauchigen Stiel und unten bei der Knolle eine auffällige gallertartige Masse. Kann natürlich durch den heftigen Regen sien. Geruch konnte ich so keinen feststellen. Sehr durchnäßt alles. Wächst auch in Hexenringen - in einem kleinen Laubwaldgebiet. Ich tippe hier auf irgendeinen Ritterling, Lepista… aber welchen?



    Zwischendurch ein Zapfen mit einem gelben Schleimi in WG mit Mäuseschwänzchen oder was auch immer.


    Ja, kurios war das. Ich sehe seitlich bündelig wachsende kleine Schwämmchen und dachte mit mir Leichtsinn "erste Samtis" Nur passte halt mit Fichte das Substrat nicht und die Jahreszeit …. Dann drehte ich sie um sah Unterseite hellgelb bis orange-rostrot. ich war mir gar nicht mehr sicher, ob das alles eine Art ist. Geruch angenehm, probier ein Stückchen von hellgeben frischen und das vergesse ich niemals. So stelle ich mir einen Gallenröhrling vor. Widerwärtig, ich hab es sofort ausgespuckt. Ich dachte an Schwefelköpfchen (H. fascicluare) (auch weil da am Anfang die typische Schärfe im Geschmack war), die könne oben so ein bisschen rötlich ausehen und so noch einen rötlichen Punkt in der Mitte haben. Nur waren sie nicht so richtig bündelig und ich gebe zu, nach dem Geschmackstest wollte ich nur noch mit meinen 2 Kilo Schopftintlinge heim. Vielleicht kann jemand aus den Bildern irgendetwas schließen.






    Hier noch eine striegelige Tramete (Tr. Hirsuta)

    Und ja mein Essen :D

    Vielen Dank für Vorschläge. Lg Kowalski

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...

    Einmal editiert, zuletzt von Kowalski (10. Oktober 2016 um 19:46)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Kowalski!

    Kuhröhrling passt, bei vielen Schmierröhrlingen ist die Hutoberfläche nicht immer schmierig. Bei manchen auch nie.
    Der zweite ist ein Schleierling, könnte grob eine Art aus der Gruppe um Cortinarius anomalus (auf deutsch ähmmm...??) sein, aber in der Gattung sind Bestimmungen selbst mit Pilz in der Hand extrem schwierig, über Bilder praktisch unmöglich.
    Das kleine Pilzchen an dem Fichtenzapfen mit dem indet. Schleimpilzplasmodium (das können auch gut mal Löwenfrüchtchen oder so werden!) ist ein Helmling.
    Der gelbe Unbekannte ist ein Fleckblattfämmling (Gymnopilus penetrans).


    LG; Pablo.

  • Wow Pablo, du bist schneller als ich mit den Editieren. Ich hatte da ein Durcheinander mit den Bildern.


    Cortinarius Anomalus. Gut, dass ich da gleich an dich geraten bin. Es ist nämlich so, dass das Internet alle möglichen Bilder ausspuckt und manche sehen "meinem" Pilz sehr ähnlich, andere wieder überhaupt nicht. Also die deutscheste Übersetzung wäre Braunvioletter Dickfuß. ich dachte jetzt nicht, dass das so kompliziert ist. Weil meine Pilze alle ziemlich gleich aussehen. Auch in den verschiedenen Stadien noch seh blau sind. Und ich beobachte die schon 1-2 Wochen. Und machen den Schirm halt auf. Den Schleier kann ich auch nicht wirklich entdecken, außer bei den ganz Jungen. Noch mal zwei andere Bilder, die den Pilz wieder anders erscheinen lassen, alle aus dem selben Hexenring.




    Gymnopilos Penetrans: würde ich beim obersten Bild links sofort unterschreiben. Ich hab den schon mal bestimmt, der war vom Habitus trotzdem anders. Vielleicht hat es was mit der Wuchssituation zu tun.
    Hier noch mal ein anderes Bild, vom selben Stamm. irgendwie passt mir der Hut da nicht. ;) Aber trotzdem wird es stimmen. Substrat passt. Und irgendwo muss das "penetrans" ja herkommen. ;) Durch den vielen Regen ist der vielleicht schneller so rotorange geworden.

    Ja, das Löwenfrüchtchen steht unter Beobachtung. Ich hab es leider ein bisschen grob angefasst, hoffe, es hat ihm nicht geschadet. Aber das Plasmodium passt 100%. Der Helmling natürlich auch.


    ich sage DANKE. LG Fred

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...

    Einmal editiert, zuletzt von Kowalski (10. Oktober 2016 um 19:37)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Fred!

    Der Fleckblattflämling ist ein Chamäleon. Es ist erstaunlich, wie variabel der aussehen kann. Ich habe schon ofters mal Kollektionen mitgenommen und unters Mikro gepackt, in der Hoffnung mal zB Gymnopilus sapineus zu finden oder eine der anderen Arten, aber es kam immer penetrans raus.

    Bei dem Cortinarius liegt es nicht an dir oder an der gattung.
    Gut möglich, daß deine Pilze sich alle sehr ähnlich sehen, aber genau das ist das Problem: Da gibt es einen Haufen Arten, die sich so ähnlich sehen.
    meist hat man ja nur ein Pilzbuch mit einem ganz groben Überblick und nur sehr wenig beschriebenen Arten. Also wenn man Glück hat, sind da vielleicht um die 100 Schleierlinge drin. Blöd nur, daß es in Europa aber etwa 800 Arten in der Gattung gibt. Mit einem "normalen" Buch hat man da nie mehr als einen rudimentären Einblick.

    Der Schleier ist immer nur bei jungen Fruchtkörpern als Schleier erkennbar. Das ist aber kein gattungsmerkmal, diverse andere Gattungen machen das auch.
    "Schleierling" ist ja nur ein Name, wie zB auch Fichtensteinpilz (der ebenso oft ebi anderen laub- und nadelbäumen wächst) oder Fleckblattflämmling (der längst nicht immer gefleckte Lamellen hat). Das darf man nicht überbewerten.


    LG; pablo.

  • Danke Pablo, für die vielen wertvollen Erklärungen. Ich bin heute wirklich ein bisschen durcheinander gekommen. Aber jetzt sehe ich es klar, ich hab jetzt auch noch recherchiert. Der geflecktblättige Fläming ist vielgestaltig. Hab mir noch einige Fotos angesehen, die haargenau mit denen von mir überein stimmen. Und ja, der extrem bittere Geschmack. Die auf dem ca. 2 Meter langen Stamm sind alle die gleiche Art.

    >ich hab das mit den Cortinarariacae zu ernst genommen und dachte da müsste wo ein Schleier sein. Wieder ein Irrtum ausgeräumt. Da ich die nächsten Tage viel im Wald bin werde ich die anderen 700 Fremden noch ausfindig machen. Mir sind nämlich so weiße Tiere ins Auge gestochen, die dem C. Anomalus sehr ähnlich sehen. Überhaupt habe ich in diesem Jahr eine Pilzvielfalt, von der ich die vergangenen Jahre nur träumen konnte.

    lg K

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...