Judasohr, Schwefelkopf (Grünblättriger), Haareis, Birkenporling? Und zwei ohne Ahnung

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 8.423 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. November 2016 um 21:23) ist von läpplappen.

  • Hallo Schwammerlkundige,

    auch heute "musste" ich mal wieder raus. Wie gestern angekündigt, habe ich die krause Glucke nochmals aufgesucht und mir eine Hand voll von den schönsten Stellen gepflückt. Ich denke, die weren noch gut sein. Die Hände riechen nach ner Stunde immer noch intensiv nach dem Schwammerl und ich bin sehr gespannt, wie er sich in der Pfanne macht.

    Außerdem habe ich wieder ein paar "Neue" genauer angeschaut, bei denen ich teilweise wirklich ratlos bin. Bitte gebt mir mal einen Hinweis ;)

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    1) Judasohr (Auricularia auricula-judae)

    Gefunden an Holunderstauden, eine davon war bemoost, die Andere frei von Rinde, da saße die Pilze auf dam "blanken Holz".
    Alle waren wie lackiert, von einer bis zu zwei mm dicken Eisschicht überzogen. Das sah toll aus. Das Eis ließ sich aber im Wald schon gut abbröckeln. Darunter kam dann ein weitestgehend trockener Pilz mit teils samtiger Oberfläche zu Tage.

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    2) Schwefelkopf Grünblättriger (Hypholoma fasciculare)

    Ich bin mir garnicht so sicher, denn wenn ich "Ergebnisoffen" die Suchmaschine verwende, dann landet der gar nicht in der Trefferliste. Andererseits erinnert er mich doch stark an die Beschreibung die ich davon gelesen habe. Außerdem glaube ich einen hellgrünen Schimmer der Lamellen zu erkennen, auch wenn mein Bildbearbeitungsprogramm meint, dass es ein zimlich neutrales grau ist.
    Gefunden im Mischwald mit deutlichem Laubholzüberschuß auf einem alten Stumpf und etwa ein meter Radius drum herum.
    Ein Sporenabdruck ist in Arbeit und folgt, sobald er fertig ist. Aber was meint ihr?

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    3) Tja, in diesem Fall weiß ich garnicht ob es sich um einen Pilz handelt.
    An altem Laubholz findet sich stellenweise faseriges Eis. Ich halte das für Haareis.

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    4) Birkenporling ([size=1][font="Arial"][size=1]Piptoporus betulinus)[/size][/font][/size]
    Da bin ich mir relativ sicher, er schaut ja auch noch deutlich frischer aus als das große Exemplar von vor ein paar Tagen. Ich habe mich dann doch mal zur "Ernte" entschieden und werde mal sehen, ob er meinem Rasiermesser wirklich gut tut ;)

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    5) Schuppiger Dickfuß (Cortinarius pholideus)
    Ich finde keinen "Ring", und kein Bisschen Violett, weder im Fleisch über der Stielspitze, noch in den Lamellen. Andererseits passt "An feuchten Stellen unter Birken" wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
    Alternativ erinnert mich so manche Rißpilz-Beschreibung an meinen Fund, aber dafür ist er mit 10cm einfach zu groß. Ich bin auch nach längerem Blättern in meinem Büchlein und der Suchmaschine komplett ahnungslos, aber mit leichter Tendenz zum Schuppigen Dickfuß. Ich erinnere mich an einen angenehmen, vielleicht leicht süßlichen Geruch.
    Gefunden unter einer umgestürzten Birke im Wurzelbereich. Es stand eine kleine Gruppe dort.

    Und der Sporenabdruck:

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    6) Wieder eine kleine Koralle
    Dieses mal in Weiß. Leider zu klein für mich um bei der Bestimmung weiter zu kommen. Alle in Frage kommenden Arten wachsen aber hauptsächlich im Nadelwald, so wie ich das verstehe. Diese hier sprießt deutlich unter Buchenlaub hervor und der nächste Nadelbaum war einige Meter weg. Reichen die paar herbeigewehten Kiefernnadeln?

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    Viele Grüße,
    Raphael

    Sind Schweizer mit an Bord? Lust auf gemeinsame Streifzüge im Rheintal und Appenzell?

    Einmal editiert, zuletzt von läpplappen (13. November 2016 um 21:08)

  • Hallo Raphael, diese kleinen Korallen könnten die hier sein. Das ist bei mir in diesem Jahr ein absoluter Massenpilz. Genauer analysiert habe ich sie noch nicht und auch nicht verspeist. Wenn du dem Wiki-Link auf der 123 folgst, kommst du zu Clavulina corraloides - und hier ist der Punkt Vorkommen interessant. Er tritt verstärkt nach ergieben Regenfällen auf. So erkläre ich mir die Korallenwiesen in 2016, wie ich sie noch nie gesehen habe.

    Eine Idee zum Nachdenken: ramariopsis kunzei Glaub ich jetzt aber eher weniger.

    lgk

    PS: dein unterster Pilz sieht von der Unterseite, dem Lamellenbild wie ein ausgewachsener sparriger Schüppling aus. Die Hutoberseite - also braun - passt da irgendwie nicht. Aber der Sporenabdruck könnte rostbraun sein.

    langsam fange ich an wie ein Pilz zu denken...

    Einmal editiert, zuletzt von Kowalski (13. November 2016 um 21:22)

  • Hallo Raphael,
    ein kleiner Tip zu deinem Birkenporling: Rasiermesser sind natürlich wichtig, aber nutze ihn doch mal für deine Gesundheit. In Würfel schneiden, trocknen und als Tee verwenden. Habe ich dieses Jahr auch, dank dieses Forums, erstmals getan und bin begeistert.
    Und persönlich noch einen kulinarischen Rat: "Vergeude" bitte nicht einen solchen Pilz wie die Glucke einfach in der Pfanne! Viel besser: Leicht in Butter und eigenem Saft (ev. mit Zwiebelwürfeln) dünsten! Dazu einfach eine Scheibe Brot o. Pellkartoffeln (im besten Fall noch was Kurzgebratenes). Mehr geht nicht! :P
    LG Thomas

  • Wegen dem Schwefelkopf, sieht eher aus wie der rauchblättrige.
    Die Bilder können aber auch täuschen.
    Mach einfach eine Geschmacksprobe, der grünblättrige schmeckt widerlich und bitter... und ausspucken nicht vergessen!!!


    Servus, da monaco.

  • [size=3][font="Calibri"]Hallo monaco, [/font][/size]
    [size=3][font="Times New Roman"] [/font][/size]
    [size=3][font="Calibri"]genau daran glaube ich nicht. Die meisten Kameras habenSchwierigkeiten die Gelb-Grüntöne vom Grünblättrigen Schwefelkopf abzulichten. Bei den hier gezeigten Aufnahmen braucht es einiges an Erfahrung was das Ablichten dieser Funde betrifft und zahlreiche Funde von Schwefelköpfen an für sich. [/font][/size]
    [size=3][font="Times New Roman"] [/font][/size]
    [size=3][font="Calibri"]Den Graublättrigen Schwefelkopf haben m. M. nach Viele kaumzu Gesicht bekommen. Bei den Fotos hier (obwohl sie die tatsächliche Farbe wohl nicht wirklich rüber bringen ) sind viel Grüngelb-Töne und bei der Draufsicht viele rötliche Töne im Spiel. Auch die gezeigten Stielspitzen deuten Grüngelb an. Das ist völlig untypisch für Hypholoma capnoides. Hier ein Foto zum Vergleich von Hypholoma capnoides. [/font][/size]
    [size=3][font="Times New Roman"] [/font][/size]
    [size=3][font="Calibri"][/font][/size]
    [size=3][font="Times New Roman"] [/font][/size]
    [size=3][font="Calibri"]VG, Markus[/font][/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Calabaza (15. November 2016 um 17:47)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, zusammen!

    Da stimme ich Markus zu: Mit den grünlichen Tönen an der Stielspitze (so zuminedst auf meinem Monitor sichtbar) kann das eigentlich nicht der Graublättrige sein.

    Die Schüpplinge sind alte Sparrige (Pholiota squarrosa),
    Kammkoralle (Clavulina coralloides = Clavulina cristata) ist auch richtig. :agree:


    LG, Pablo.

  • Hallo Markus,

    mir gefällt der direkte Vergleich in ein paar Aufnahmen/Gegenüberstellungen in der HP,der Rauchblättrige Schwefelkopf hat keine Gelbtöne,

    https://www.123pilze.de/dreamhc/downlo…chwefelkopf.htm

    Einfach durchschneiden und nachsehen ist angenehmer als reinbeißen. Da hast du recht, die rauchblättrigen sind kaum anzutreffen. Wolfgang weißt zu Recht auf die Verwechslung zum Gifthäubling hin.

    Die Merkmale von den zwei Schwefelköpfen habe ich intus, die Unterscheidung Stockschwämmchen versus Gifthäubling auch. Theoretisch, gefunden habe ich bisher weder den rauchigen noch die beiden anderen. Gesucht aber auch nicht, ;.)

    LG
    Peter

  • Hallo Peter,

    stimmt, der Vergleich auf der HP ist schon sehr gut, wenn auch die Farbendes Grünblättrigen auch hier noch nicht so deutlich rüberkommen, wie sie meistens sind.

    Ich habe bisher nur einmal Fotos zu Gesicht bekommen, wo die Farben auf den gezeigten Aufnahmen als absolut authentisch bezeichnet werden könnten.

    Es gibt wohl aber auch Regionen, wo der Rauchblättrige sehr häufiganzutreffen ist. (Nadelholz)

    Bei uns findet man den Grünblättrigen und den Ziegelroten sehr häufig, dieGrünblättrigen leuchten einem schon wie mit einem Neonmarker/Leuchtstift markiert an Stubben entgegen und die Fruchtkörper erstrecken sich auf eine große Fläche und nehmen das komplette zur Verfügung stehende Substrat ein.

    Sie sind auch jedes Jahr beständig und regelmäßig zu finden.

    Meist sind die Grünblättrigen die ersten im Frühjahr nach reichlichem Regen.Wenn ich sie finde, freue ich mich, denn dann kommen meistens auch bald die Stockschwämmchen (bei uns in dieser Reihenfolge). Den Grau- oder Rauchblättrigen finde ich meist nur im Herbst. Und ich habe ganz schön lange gebraucht, bis ich ihn mal gefunden hatte. Das ist mittlerweile auch schon wieder eine Weile her, aber im Feld wird der Unterschied dann doch recht schnell deutlich klar, wenn man ihn dann mal wirklich in der Hand hat.

    Zu allem anderen kann ich auch nur beipflichten, im Eifer der Fundfreude istmöglicherweise schnell mal was übersehen, insbesondere wenn man sammelnde begeisterte Pilzfans dabei hat, die noch nicht so sensibilisiert sind.

    Liebe Grüße,
    Markus

    Einmal editiert, zuletzt von Calabaza (15. November 2016 um 21:22)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    auf dem folgenden Bild kann man das grün-gelb des grünblättrigen evtl. etwas besser erahnen, obwohl es auch hier nicht perfekt dargestellt wird.

    Antonius behüt und herzliche Grüße
    Frank

  • Zitat von tulpenbaum pid='35422' dateline='1479293234'


    was meinst du mit einfach durchschneiden und nachsehen?


    Hallo Thomas,

    der Rauchblättrige Schwefelkopf hat keine Gelbtöne im Hutfleisch, auch nicht im Stiel,

    https://www.123pilze.de/dreamhc/downlo…ttschwefel7.jpg


    Nach den Farben der Lamellen kann ich den grünen vom rauchigen bis heute nicht unterscheiden. Beide haben ~ braune Sporen, je älter der grünlättrige wird, umso dunkler werden seine Lamellen.

    LG
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (17. November 2016 um 20:58)

  • Hallo Peter,
    herzlichen Dank für deine Information und die tolle Gegenüberstellung. Ich meine beide "so" unterscheiden zu können, aber das ist ein zusätzliches und gutes Merkmal. Wieder was Wichtiges gelernt.
    Ich wünsche dir schon vorab ein schönes Wochenende.
    LG
    Thomas

    Auch von mir selbstverständlich keine Essensfreigabe. Sämtliche Darlegungen und Aussagen sind subjektiv und unverbindlich.

    Einmal editiert, zuletzt von tulpenbaum (17. November 2016 um 22:27)

  • Griaß eich,

    ich war heute auch mal wieder im Wald und da wachsen die beiden 50:50.
    Hab sogar noch welche gefunden und abgelichtet. Ich denke mal, hier kann man die Unterschiede auch gut erkennen. Obwohl mit dem Handy geschossen. Ziegelrote sind mir übrigens noch nicht untergekommen.



    Diese hier nahm ich natürlich auch gleich mit:

    Hoffentlich nicht wieder alles verdreht.


    Servus, da monaco.
    [hr]
    Das gibt`s doch nicht!!!

    Auf meinem Handy und auch auf dem Computer kommen die Bilder nicht so verdreht. Weiss nicht was da los ist. Entschuldigt bitte.:angry:

    Einmal editiert, zuletzt von monaco (18. November 2016 um 15:20)

  • Hallo zusammen,
    und vielen Dank für die rege Teilnahme! So kann ich mich noch Tage lang mit den Funden auseinander setzten und (er)kenne sie hoffentlich beim nächsten Waldspaziergang wieder. Und dann richtig ;)

    Heute habe ich ein paar Bilder der Sporen gemacht.

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    Zum Schwefelkopf, welcher auch immer (Nr.2):
    Ich tendiere nach dem hier gelesenen immer noch zum Grünblättrigen, aber die Fruchtkörper sind natürlich längst entsorgt. Künftig werde ich auf die genannten Merkmale achten!
    Der Sporenabdruck ist rein schwarz - für mich kein Braunton erkennbar, weder auf dem Papier noch unter dem Mikroskop. Einfach Schwarz. Das irritiert mich nun etwas, da Peter ja was von Braun geschrieben hat. An sonsten lässt sich an den Sporen nicht viel erkennen - rel. klein, oval, glatt - würde ich sagen. Von der Form an einen Football erinnernd. Auch eine höhere Vergrößerung bringt da für mich keine neuen Erkenntnisse.


    20x/0,40 Auflicht Hellfeld

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    Zum alten Schüppling, oder was auch immer ;) (Nr.5)
    Der Sporenabdruck erinnert farblich sehr an Rost. Es kamen so viele Sporen heraus, dass sich eine geschlossene Schicht auf dem Papier bildete.
    Unter dem Mikroskop sind sie oval, aber flach. Einseitig sind sie verdickt.


    50x/0,90 Auflicht Hellfeld


    50x0,90 Auflicht Hellfeld (Focus Stacked)

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    Wo kann man denn Sporenbilder zu Pilzen abfragen? Gibt es da so etwas wie eine Datenbank?

    Viele Grüße,
    Raphael

    Sind Schweizer mit an Bord? Lust auf gemeinsame Streifzüge im Rheintal und Appenzell?

    Einmal editiert, zuletzt von läpplappen (20. November 2016 um 21:24)