Hallo,
bei meiner Tour letzte Woche wurde ich erstmals mit einer neuen "Erntemethode" für Pfifferlinge konfrontiert und hatte deshalb zudem noch fast richtig Stress.
Gemeint ist das Harken.
Als ich mit meinem Trainingslager im Wald war, um für das Abendessen Pfifferlinge zu sammeln, wunderte ich mich schon geraume Zeit über das komplett durcheinandergewühlte Laub und die vielen, vielen herausgerissenen und sinnlos umherliegenden und zum Teil zertretenen Pilze. Darunter auch eine ganze Menge frischer und vor allem auch großer Pfifferlinge. Vor allem aber hunderte und aberhunderte von ganz jungen und damit natürlich kleinen bzw. kleinsten Fruchtkörpern!
Also schaute ich mich nun mal etwas aufmerksamer im Revier um und dann sah ich des Rätsels Lösung:
Eine Frau mit einer großen Harke "meterte", wie ein Heuwender auf dem Acker, durch das Laub, um an die darunter verstecken Pilze zu gelangen. Mit einem Affenzahn arbeitete sie sich durch den Wald, um hinter sich eine Spur der Verwüstung zu hinterlassen.
Gehört hatte ich schon von diesem "neuen Trend", aber als ich das nun live sah, dachte ich, ich sei im falschen Film.
Ich sofort hin und gleich losgepolltert, ob's noch geht, was das soll, usw....
Die Antwort der "Dame": Ich Ökospinner solle mich gefälligst um meinen Schei... kümmern, das ginge mich schließlich gar nichts an!
Nun ja, tief durchgeatmet und ihr erklärt, daß das genau mein Schei... sei und mich das schon etwas angeht!
Nun wurde ich gefragt, ob dies denn mein Wald wäre und ohne die Antwort abzuwarten mir gleich noch erklärt, dass ich ja nur ein dummer Ossi sei, denen sowieso nie irgendein Wald gehören würde...
Zweifellos hatte die Dame zumindest in meinem Fall ja Recht, trotzdem spare ich jetzt mal meine, eventuell nicht ganz jugendfreie, Reaktion hier aus. Solche herablassenden "Ost-Beleidigungen" sind genau mein Ding!
Ganz ladylike schob sie sich daraufhin zwei feiste Finger in den Mund, pfiff einmal kurz und zwei rotbäckige, und rotnasige, Naturburschen erschienen auf der Bildfläche. Diese saßen die ganze Zeit schon grölend am Waldrand um ein Bier nach dem anderen zu vernichten (die Büchsen landeten natürlich alle im Wald).
Durch die Dame, augenscheinlich die Mutter, aufgeputscht, war der kommende Verlauf nun sehr schnell zu erahnen, jeglicher Deeskalationsversuch sinnlos. Es gibt nur noch eines was schlimmer als ein dummer Mensch ist: Dumme und angetrunkene Menschen!
Als seit vielen Jahren erfahrener Kampfsportler weiß ich nun schon mit solchen Situationen umzugehen, kann mich meiner Haut sicher erwehren und darf das in einer solchen Situation auch tun. Das teilte ich diesem Mob natürlich mit, interessiert hatte es jedoch wenig, ganz im Gegenteil.
Dumm war nun weiterhin nur, daß die Truppe, mit der ich gerade im Wald war, ausgerechnet eine nationale Kickbox-Auswahl war, die sich auf ihre Europameisterschaften vorbereiteten. Durch den Radau im Wald angelockt kamen nun aus jeder Richtung, teilweise recht furchterregend aussehende (aber total nett seiende) Gestalten in eindeutig bedruckter Trainingsmontur. Und wenigstens konnte die Randale-Gang wohl lesen oder zumindest die asiatischen Schriftzeichen deuten, denn fluchend dampften sie ganz eiligst mit ihrem Daimler (Kennzeichen Winsen/Luhe) ab, der übrigens mitten im gesperrten Wald abgestellt war...
Ohne Worte!
Zwei Tage später in einem anderen Wald das gleiche Bild!
Dieses mal ein älteres Pärchen, das den Wald durchharkte und wiederum eine doppelte Schneise der Zerstörung zog.
Nun machte ich es aber mal anders und sammelte einfach in gehörigem Abstand die sichtbaren abgerissenen Pfifferlinge, die übersehen wurden, ein. Dann stellte ich die beiden ganz freundlich zur Rede und präsentierte die hinter ihnen aufgesammelten Pilze. Ich hatte mehr, als beide zusammen in ihr Körbchen geschafft hatten!
Das und meine Argumente betreffs des Schutzes anderer Pilze, Pflanzen und Tiere machten dieses total nette Paar sehr betroffen.
Darum auch zeigte ich ihnen noch, auf welche "Zeichen" am Boden sie achten sollten und wie sie mit einem Stock viel einfacher, effektiver und "friedlicher" zum Erfolg kommen würden.
Nach knapp einer Stunde kamen sie dann noch einmal zurück, präsentierten mir voller Stolz ihren vollen Korb und bedankten sich herzlichst!
Und, irgendwie fühlte auch ich mich an diesem Tag sehr zufrieden...
Natürlich verstehe ich die Problematik, die sich durch die kaum noch verwesende und deshalb ständig wachsende Laubdecke in den Wäldern für Pilzsammler ergibt, vor allem auch für ältere Menschen. (Ich verfolge diese Entwicklung und die sozialen Auswirkungen seit Jahren und werde auch noch einen Artikel darüber verfassen!)
Aber, muss man deshalb nun mit Harken oder anderen Gerätschaften den Wald verwüsten?
Rechtfertigen die "gesammelten" Pilze die Zerstörung?
Kennt ihr diese Problematik auch? Was sind eure Erfahrungen?
Würde mich über eure Meinungen freuen.
LG Thomas