Vermeintliche Steinpilze gefunden

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.733 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Juli 2017 um 12:31) ist von SunnyB.

  • Hallo zusammen!

    Ich bin neu hier und möchte mich mit einer Frage an euch wenden.
    Ich habe heute zufällig auf einen kleinen Stück bemooster Fläche unter 2 Buchen vermeintlich Steinpilze gefunden. Allerdings bin ich mir nicht 100%ig sicher, da ich noch nicht häufig Steinpilze gefunden hab. Der gut hat eine bräunlich grüne Farbe. Die Stiele sind zum Teil rostrot bis gelblich weiß.

    Sind das tatsächlich Steinpilze oder eine andere Röhrlingsart? Würde mich über eine kurze Antwort freuen! Viele Grüße!

  • Vielen Dank für die schnelle Hilfe!
    Ich hab mich mal mit dem netzstieligen Hexenröhrlich befasst und dies scheint wirklich zu zutreffen.

    Die Meinungen zu dessen Genießbarkeit gehen ja stark auseinander. Ich glaube, ich lasse lieber die Finger davon. Hatte mich eigentlich schon sooo auf eine Pilzpfanne gefreut.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Wenn du PIlze wirklich zum Essen sammeln willst, dann solltest du im eigenen Interesse noch wenigstens ein paar ganz einfache Basics lernen. Auch wenn Röhrlinge schon mal der richtige Weg sind (schlimmstenfalls Bauchschmerzen oder zwei Tage Brechdurchfall), sollte man auch da am besten anfangs mal ein kleines Pilzbuch anschaffen und sich mit ein paar merkmalen (vor allem auch von giftigen arten!) vertraut machen.

    Steinpilze: Niemals blauend, Fleisch immer weitestgehend weiß, Poren niemals rot, Stieloberfläche niemals rot.
    Ob das hier nun Netzstielige Hexenröhrlinge (Boletus luridus) sind, kann ich nicht sagen, dazu fehlt zuviel vom Stiel und die Stieloberfläche ist nicht gut zu erkennen (Netz oder kein Netz). Sinnvoll ist bei Röhrlingsbestimmungen auch immer ein vollständiges Schnittbild, und wenn man einen Pilz nicht zu 100% sicher bestimmt hat, und der Art noch auf den grund gehen will, muss immer die Stielbasis mit. Pilze zur Bestimmung werden nie abgeschnitten, sondern immer vorsichtig rausgedreht.

    Lasst am Anfang einfach mal alle rotporigen Röhrlinge mit Stielnetz weg (also auch netzhexen), dann seid ihr auf der richtigen Seite. Macht euch mal damit vertraut, wie ein Steinpilz aussieht, was Maronenröhrlinge sind, und wie man Filzröhrlinge, Biorkenpilze usw. erkennt. Wenn das sitzt, dann kann man einen Schritt weiter gehen und sich so nach und nach immer mehr schmackhafte Arten beibringen, und auch deren giftige Doppelgänger kennen lernen.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Schade, jetzt ist meine Antwort wahrscheinlich bereits zu spät. Die Giftigkeit des Netzstieligen Hexenröhrlings ist mittlerweile toxikologisch widerlegt, auch wenn sich das Gerücht in vielen Büchern noch immer hält.

    Ich selbst habe den Netzi schon pfundweise genossen.

    Versteh dies bitte als Anmerkung, Essensfreigabe gibt es natürlich nicht auf Bilder!

    Liebe Grüße von Brigitte

    Großes Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen. Wilhelm Busch
    :pk:

  • Ja, die waren bereits in den Müll gewandert.

    Auf jeden Fall schon einmal vielen Dank für die Hilfe hier im Forum! Finde toll, dass man auch einem Neuling hier sofort mit Rat zur Seite steht.

    Vielen Dank auch Pablo für deine Ratschläge. Ich bin Jäger und von daher sehr an der Natur und unseren Wäldern interessiert. Maronenröhrlinge kann ich sicher bestimmen. Darauf hatte ich mich bisher auch beschränkt, da ich ein gutes Plätzchen dafür kenne. Aber möchte mein Pilzwissen ein wenig ausweiten!

    Zu dem netzstieligen Hexenröhrling und dir Brigitte. Hast du dafür eine Quelle? Ich meine ich glaube dir das, aber würde da trotzdem gerne etwas drüber nachlesen. Ist generell die toxikologische Wirkung widerlegt oder ist sie auf die Wechselwirkung mit Alkohol reduziert?

    Viele Grüße und volle Körbe!

  • Hallo,

    vielleicht hätte man Sie trocknen können, dann wären Sie später in einer Soße gelandet, wenn Sie als netzstielige Hexenröhrlinge definiert worden wären.
    Im ersten Bild ist das Netz am Stiel erkennbar.

    Gruß Ralph

    Das Marmeladenbrot ist keine Katze :awardspeech:

  • Hallo Neulingspilz,
    die gesuchte Quelle für die Mähr von der Vergiftung mit dem Netzstieligen Hexenröhrling bei Alkoholgenuss findest du bei den Autoren Horak und Flammer "Pilzgifte, Giftpilze" ; Basel 2003, S.63

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Sorry, dass meine Antwort so lange gedauert hat, lieber Neulingspilz,
    und danke für deine Antwort liebe Veronika.

    Hier nun die ausführliche Antwort eines Toxikologen der DGfM (Deutsche Gesellschaft für Mykologie):

    "Den Netzstieligen Hexenröhrling (NH) finden Sie auf der "Liste der Pilze mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert" der DGfM, mit dem Hinweis: "
    Selten individuelle Unverträglichkeit mit Alkohol "( besser sollte es heißen - mit und ohne Alkohol). Wir haben lange diskutiert, ob wir den NH in die "Speisepilzliste" aufnehmen sollten, aber es gibt eben, wenn auch selten, auch nach ausreichend gegarten Pilzen, häufiger als bei anderen Arten individuelle Unverträglichkeiten ( die prinzipiel nach jeder Pilzart - selbst nach Steinpilzgenuß - auftreten können).
    Mir selbst ist in vielen Jahren kein Fall bekannt geworden. Ich selbst, meine Familie, Freunde und Bekannte schätzen die Art auch zusammen mit Alkohol.
    Die Meinung, dass der NH Coprin enthalten könnte, geht auf den Göttinger Naturstoffchemiker Hartmut Laatsch zurück, der 1992 berichtete, im NH eine Aminosäure mit dem chromatographischen Laufverhalten des Coprins nachgewiesen zu haben. Er selbst behauptete allerdings nicht, dass es sich dabei um Coprin handeln würde und ließ diese Frage offen. Seither geistert in Pilzbüchern die Mär vom Copringehalt des NH und demzufolge seine Unverträglichkeit mit Alkohol.
    Inzwischen ist geklärt, dass der NH weder Coprin noch einen anderen Acetaldehyddehydrogenase-Hemmstoff ( wie z.B. der Große
    Stachelschirmling) enthält.
    Wegen der möglichen sehr seltenen individuellen Unverträglichkeitsreaktionen empfehle ich Pilzfreunden beim erstmaligen Verzehr sich auf eine kleine Menge und ohne Alkoholgenuß zu beschränken. Unter dieser Prämisse kann der Pilz zum Verzehr freigegeben werden.

    Lit.: Matthies,L., Laatsch,H.: Ungewöhnliche Pilzvergiftungen: Coprin, ein Hemmstoff des Alkohol - Abbaus. Pharmazie in unserer Zeit, 21/1, 14
    - 20, 1992."

    Sonnige Grüße vob Brigitte

    Großes Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen. Wilhelm Busch
    :pk: