Funde im Fichtenwald

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.266 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. August 2017 um 19:54) ist von Beorn.

  • Hallo liebe Mit-Foristen,
    gestern früh sind mir in einem Waldstück, in dem ganz überwiegend Fichten wachsen ein paar wirkliche Schönheiten vor die Linse gekommen.
    Das erste dürfte ein Schweinsohr sein (Gomphus Clavatus), wenn ich mich nicht irre. Eins hab ich mal zu Bestimmungszwecken rausgeschnitten, die anderen alle schön stehen lassen. Sollen ja selten sein.

    Das Zweite ist ein wunderhübscher samtiger Porling, der vermutlich auf einem überwachsenen alten Fichtenstamm gedeiht. Nur welcher genau? Wer klärt mich auf?
    Schöne Grüße
    Joachim




    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joachim!

    Wow, schöne, astreine Schweinsohren (Gomphus clavatus). :agree:
    Finde ich auch prima, daß du da schonend mit umgehst. In manchen gegenden ist die Art nicht so selten, und wenn man dann mal auf Massen von Fruchtkörpern trifft, kann man schon auch mal ein paar für kulinarische Experimente einsammeln. Davon wird die Art nicht aussterben. Aber man sollte genug stehen lassen, denn am besten funktioniert die Verbreitung und auch der genetische Austausch der Organismen, wenn die Fruchtkörper vor Ort bleiben und dort möglichst lange sporulieren können.

    Der zweite Pilz könnte auch was Hübsches und recht seltenes sein: Wenn es kein Riesenporling (Meripilus giganteus) ist, dann wäre es ein Bergporling (Bondarzewia mesenterica). Der hätte etwas größere Poren als der Riesenporling (müsste man mal von uinten sehen) und würde im Gegensatz zum Riesenporling nicht schwärzen (müsste man mal ein kleines Stückchen abbrechen und zuwarten, ob sich das innerhalb von 15-20 Minuten dunkelbraun bis schwarz verfärbt).


    LG; Pablo.

  • hallo joachim, danke für`s zeigen deiner funde! schweinsohren hab ich bis jetzt immer nur mit dem rest vom schwein gefunden. für die schwammerl müsste ich wahrscheinlich höher hinauf/auf welcher seehöhe bist du ungefähr unterwegs?
    lg joe

  • Hallo Joe,
    ich nehme an, die Schweine, die Du gefunden hast, haben sich beim Gesammeltwerden etwas gewehrt? :)
    Ich war tatsächlich etwas höher unterwegs, auf knapp 800m über dem Meeresspiegel. Ist das bei dieser Art so, dass sie eher in höheren Lagen vorkommt? Oder sind weiter unten einfach mehr Sammler unterwegs, so dass nichts übrig geblieben ist?
    Gruß, Joachim

  • Hallo Pablo,
    echt? Ein Bergporling? Hätt ich tippen müssen, wär ich eher beim Nadelholzbraunporling gelandet (PHAEOLUS SPADICEUS). Aber auch da hätt's mir wehgetan, den Burschen anzuschneiden. Er sah so schön aus und war der einzige in dieser Art, den ich da weit und breit finden konnte. Na, vielleicht komm ich nächstens noch mal hin und seh mir die Unterseiten genauer an.
    Danke jedenfalls für die Rückmeldung.
    Gruß, Joachim

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Ich denke es ist weniger die Höhe, als viel mehr die klimatischen Voraussetzungen. Also sollte es zB nicht zu heiß werden, und auch die Winter nicht konstant zu warm sein. Dann hat es wohl auch mit dem verbreitungsgebiet der Weißtanne zu tun (mW Lieblings - Mykorrhizapartner des Schweinsohres), und die wächst hierzulande eben meist in den etwas höheren Lagen. Dazu braucht der Pilz wohl auch noch einen zumindest basisch - mineralischen Untergrund (am besten Kalk), was die Verbreitungsmöglichkeiten weiter einschränkt.
    Der Bergporling scheint übrigens ganz ähnliche ökologische Vorlieben zu haben, nur beim Bodentyp ist er wohl flexibler (da geht auch klar saures Grundgestein).


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    die Schweinsohren wuchsen gerade mal 10 Meter vom Bergporling entfernt. Bei der Bodenbeschaffenheit muss ich passen, bzw. ich muss mich langsam mal kundig machen, da ich ja in meiner Gegend hier öfter unterwegs bin. Dass die Sommer hier zu heiß würden, ist wenig wahrscheinlich. Die Winter zu warm... nöööö, auch nicht. Bedingungen passen also wohl.
    Wer sagt einem was zur Bodenbeschaffenheit? Das Forstamt?
    Gruß, Joachim

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joachim!

    Es müsste auch im Internet entsprechende Bodenkarten geben, wo sich diese für deine Gegend finden lassen, das weiß ich allerdings nicht aus dem Kopf. Da die Verhältnisse aber auch mal kleinräumig wechseln können, kann man auch nach Zeigerpflanzen und - pilzen gehen. Als Beispiele: Viele Heidelbeeren und / oder Fingerhut und oder Maronenröhrlinge anwesend = Boden +/- sauer.
    Einbeere, Aaronstab oder Netzhexen anwesend = Boden +/- basisch.
    Oder man beobachtet das Gestein, wo es zu tage tritt: Granit ist eher sauer, Buntsandstein ziemlich sauer, Kalksteine dagegen basisch, ebenso wie die meisten Löß- und / oder Lehmauflagen.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,
    am Sonntag war ich noch mal bei dem schönen Porling und meine, es ist tatsächlich der von Dir vermutete Bergporling. Hier ein paar aktuelle Bilder. Ganz schön gewachsen, der Gute! Ich hab ein Stück abgemacht. Die Unterseite sieht mir jedenfalls mehr nach Berg- als nach Riesenporling aus. Geschwärzt hat da nix. Vielleicht habe ich aber auch nicht lange genug gewartet? Die Schweinsohren in der Nähe waren am Gedeihen. Es waren noch neue aus dem Boden gesprossen.
    Nun also: Bergporling oder nicht?
    Gruß, Joachim



    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joachim!

    Ja, mit den ziemlich großen, weißen Poren sollte das schon ein Bergporling sein. :agree:
    Bei noch älteren Fruchtkörpern werden die Poren dann sogar etwas labyrinthisch, fast ein bisschen wie beim Rötenden Saftwirrling (Abortiporus biennis), der aber halt rötet und keine so hübsch braun zonierten Hutoberseiten bildet.


    LG; Pablo.