Fund nicht einzuordnen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.040 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Juli 2017 um 20:11) ist von Beorn.

  • Heute habe ich einen Pilz gefunden, der einen kleinen Keil als typisches Merkmal im Fleisch am Übergang zum Stiel hat. Er hat einen Ring und der Stiel ist silbrig glänzend wie beim Häubling und gedrängt stehende Lamellen. Vielleicht ist es Zufall oder ein Merkmal, der Stiel war im untersten Abschnitt schief abgewinkelt. Geruch zunächst angenehm pilzig, später beim zerreiben vielleicht eine Spur nach Rettich. Der Hut des sicher noch jungen Exemplars hatte 2 cm Durchmesser.

    Wer kann mir einen Tipp zur Bestimmung geben?

    Danke im Voraus, Brigitte

  • Liebe Brigitte,

    ich weiß, Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten - aber ein Foto *auch* von oben hätte ich nicht so schlecht gefunden. :)

    Angesichts des Rings, der Farbgebung und der zottigen Lamellen denke ich an einen Reifpilz. Aber kann natürlich auch sonstwas sein...

    Liebe Grüße
    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Brigitte!

    Ja, ich glaube man muss auch den Pilz im Ganzen sehen können.
    Zusätzlich zu den (in der Tat guten) Detailabbildungen von dir. Pilzbestimmung über Bilder ist eh schon noch mal ein Stück schwieriger als mit dem Pilz in der Hand.
    Aber einen Reifpilz (Cortinarius caperatus) kann ich mir hier kaum vorstellen, denn der Stiel wirkt dafür viel zu dünn und zu schmal, auch die Stieloberfläche kenne ich vom Reifpilz ganz anders.
    Was es aber ist... Keine Ahnung. :(


    LG, Pablo.

  • Da habt ihr natürlich Recht. Hier noch ein paar zusätzliche Bilder. Und es folgen noch aufnahmen am Standort.

    Den Reifpilz kenne ich, der ist es nicht.

    Gruß, Brigitte
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    Sporenprobe läuft

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Wenn der Rettichgeruch nicht wäre, hätte ich gesagt: Agrocybe dura (Rissiger Ackerling). Aber der riecht eigentlich nicht, auch nicht beim Zerreiben.

    Also vielleicht eher Agrocybe praecox (Voreilender Ackerling), den ich auch ab und an schon in schmächtig und hell gefunden habe. Bevor jemand protestiert: Erscheinungszeiten sind nie bestimmungsrelevant. Das gilt für alle Pilze, also auch für den Voreilenden Ackerling. :wink:
    Jedenfalls meine ich beim Voreilenden schon, ab und an im Mehlgeruch beim Aufschneiden etwas rettichartiges zu riechen. Das ist schon ein recht komplexer Geruch.

    Aus dem Standort könnte man übrigens auch noch einiges rauslesen. Auch wenn es normalerweise keine kill-Kriterien sind, die ökologischen Bedingungen gehören ja ins Gesamtbild. Und dabei findet dann übrigens auch die Phänologie ihren Platz im bestimmungsprozess. Als ein Faktor im ökologischen Verhalten (wenn auch ein potentiell extrem variabler).


    LG; Pablo.

  • Habe den kleinen nochmal einen Besuch abgestattet, hier die Bilder. Sporenprobe ergab rötlichdunkelbraun.

    Gruß von Brigitte
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    Standort: verstreut auf mehreren Wiesen, alle an Kornfelder angrenzend.
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    Standort: verstreut auf mehreren Wiesen, alle an Kornfelder angrenzend.

  • Habe mir gerade den Voreilenden Ackerling angeschaut - ja, der kommt hin. Mehlig, gurkig, Rettich, bei Gerüchten bin ich nicht so gut. Auch die weißen Mycelfäden an der Stielbasis habe ich gefunden. Das Rätsel scheint gelöst. Für mich ein Erstfund.

    Danke Paolo

    Großes Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen. Wilhelm Busch
    :pk:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!

    ich nehme an, das bin ich. Das "b" verwandelt sich halt gelegentlich in ein zweites "o", kann passieren. Dann wär's halt die italienische Form des Namens. :happy:

    Optisch finde ich auch bei diesen Bildern im grunde den Rissigen Ackerling (Agrocybe dura) besser passend, aber der riecht halt nicht rettichartig und auch vom Voreilenden gibt es solche hellen Formen, insofern...


    LG, Pablo.

  • Beim Rissigen Ackerling habe ich gefunden, dass er manchmal mehlig riecht. Das könnte auch hinkommen. Könnte man es mikroskopisch bestimmen? Was würde man dazu - neben einem Mikroskop brauchen?

    Gruß, Brigitte

    Großes Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen. Wilhelm Busch
    :pk:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Brigitte.

    Nun, ein Buch, wo die Trennmerkmale drinstehen. :wink:
    Wenn ich kurz in den Ludwig reingucke, scheint das vorwiegend die Form der Cheilo- und Pleurozystiden zu sein (polymorph, oft sublageniform bei A. praecox; relativ konstant blasig bis breit utriform bei A. dura) und die Sporengröße (bis max. 12 x 6,5 bei A. praecox und bis über 15 x 9,5 bei A. dura).
    Übrigens: Alle als Agrocybe dura bestimmten Kollektionen, wo ein mehlgurkiger, rettichartiger oder sonstwie auffälliger Geruch festgestellt wurde, zweifle ich an und will Mikros sehen!


    LG, Pablo.