Herkuleskeule

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.246 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. August 2017 um 09:47) ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,

    gestern ist mir ein neuer Kollege in meinem Revier begegnet:


    Meine Vermutung geht in Richtung Herkuleskeule:
    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/Herkules.htm

    wobei sich das ein bisschen zu beißen scheint.

    - Der Geruch erinnert mich an Maronen. (Bin nicht gut darin :D )
    - Die Größe kommt mir zu gering vor, nebenbei standen noch weitere Exemplare die etwas kleiner waren. Ich hab die aber stehen lassen, da ich aufgrund des Erstfundes die Vermutung hatte der Pilz ist sehr selten.
    - Die Färbung scheint zu dunkel zu sein
    - Vorkommen sollte sein "[size=3][font="Arial, sans-serif"][size=3][font="Arial"][size=3]Laubwald, gern kalkreichen Boden," - [/size][/font][/size][/font][/size]Gefunden wurde er im tiefsten bayrischen Nadelwald der ja kaum kalk enthält, dafür umso mehr sauer ist.

    Euer Fazit?
    -> Herkuleskeule innerhalb der Standardabweichung?
    -> Da ich sonst keine Verwechselbaren/Ähnlichen gefunden habe: Die neue bayrische Herculeskeule // BAJUWARIS [size=2][font="Courier New"][size=1][font="Arial"][size=1][font="Arial, sans-serif"]CLAVARIADELPHUS PISTILLARIS :D[/font][/size][/font][/size][/font][/size]

  • Hi weda,
    an eine Herkuleskeule glaub ich eher nicht, vermutlich bist du bei den "Zungen" besser aufgehoben. Im Schnittbild sollte die Herkuleskeule "voll" sein, dein Pilz ist hohl. Vielleicht geht es in diese Richtung https://www.123pilze.de/DreamHC/Downlo…neErdzunge.htm- ist aber reine Spekulation von mir.
    Ein feiner Fund ist es jedenfalls, danke fürs zeigen!
    lg joe

  • Hallo weda,

    joe hat recht, es handelt sich um eine Keule, die wahrscheinlich noch auf einem Insekt gewachsen ist. Da käme z.B. die Orangegelbe Puppenkernkeule (Cordyceps militaris) in Betracht.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Veronikas richtung stimmt auf jeden Fall. Wenn man das Shcnittbild vergrößert, sieht man ja die Perithecien in der Fruchtkörperwand. Es ist also mal auf jeden Fall ein Ascomycet (Schlauchpilz, die Clavariadelphus und Macrotyphula - Keulen sind Basidiomyceten).
    Was mir für die Puppenkernkeule nicht gefiele: Die kenne ich erstens viel kleiner (im Vergleich zu einem 1eu-Stück, zweitens mit einer pickeligen, noch leuchtender orangenen Außenseite.
    Die meisten Keulen, die auf Insekten parasitieren, sind wesentlich kleiner als das hier. Darum denke ich eher an einen der Trüffel-Parasiten (Elaphocordiceps) oder auch an eine Hypocrea. Da gibt's ja auch Arten mit >so einem Habitus<. Auch wenn es die im Link nicht sein wird, wären da noch ein paar Optionen. Müsste man mal bei Jaklitsch gucken.


    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,

    was haltet ihr von der Zungenkernkeule?
    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/Zungenkernkeule.htm

    Das würde meiner Meinung nach gut hinkommen oder?

    Edit:
    Da ich ein Gehirn wie ein Elefant habe (Selbstlob :D) suche ich heute an der Stelle bei den anderen Exemplaren nach Hirschtrüffeln!
    "Zungenkernkeulen wachsen auf Hirschtrüffel, d.h. in ca. 20-30 cm Tiefe kann man mit Hirschtrüffeln rechnen! Hauptwachstumszeit Sommer bis Herbst."

    Einmal editiert, zuletzt von weda (7. August 2017 um 09:13)

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    So ist es, jedenfalls eine Art aus dieser Gattung schwebte mir auch vor. Da müsste man aber die Farben mal auf unverfälschten Bildern beurteilen können. Die Zungenkernkeule kenne ich etwas kleiner, mit deutlicher vom Stiel abgesetztem fertilem Bereich, dieser fruchtbare Teil der Keule dann eher in trüben und dunkleren Farbtönen (oft mit oliv dabei) und in schönem Kontrast zum leuchtend orangegelben Basismycel.
    Aber es gibt eine ganze Reihe Arten in dem Bereich, auch einige seltene und kaum bekannte. Durchaus möglich, daß das hier etwas eher extravagantes ist.


    LG; Pablo.

  • Guten Morgen zusammen,

    ich habe gestern die Stelle nochmal besucht und möchte gern mein kleines Ausgrabungs-Abenteuer mit euch teilen :D

    1: Zuerst galt es die Stelle wiederzufinden (was doch ein wenig dauerte)

    2: Freilegen der Stelle

    3: Das ganze war etwas schwer einzuschätzen, da hier steht, dass die Trüffel in 20-30 cm Tiefe wachsen.
    Nach schätzungsweise 5 - 10 cm habe ich den ersten Trüffel zerstört und den zweiten heil geborgen :D

    4: Vergleich Trüffel, Zungenkernkeule am Waldboden

    5: Noch ganz

    6: Schnittbild

    War echt ein kleines Abenteuer für mich gestern :)
    Und ich denke es hat sich bestätigt, dass es sich bei meinem Kandidaten um eine Zungenkernkeule handelt :agree:
    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/Zungenkernkeule.htm

  • hallo weda,
    danke fürs dranbleiben und nachgraben :)
    spannende sache mit den keulen/sind mir noch nicht bewusst untergekommen.

    lg joe

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen!

    Top. Nun sieht es absolut aus wie Elaphocordiceps ophioglossoides (Zungenkernkeule). Inclusive dunklem Kopfteil und farblich stark kontrastierender Farbe an Stielbasis und Basismycel.

    Welche Hierschtrüffel da nun das Substrat ist, kann man so nicht erkennen, aber meistens ist es die Warzige (Elaphomyces granulatus). Das ist auch die häufigste Art der Gattung bei uns meines Wissens.

    Übrigens: Diese "Trüffeln" sind mit den begehrten Speisepilzen der Gattung Tuber (wie Tuber magnatum oder Tuber melanosporum) ungefähr so nahe verwand wie der Riesenkalmar mit dem Tagpfauenauge. Und auch nicht wirklich essbar, wenn auch nicht stark giftig, glaube ich.
    "Trüffel" ist nur ein Sammelbegriff für alle Pilze, die ihre Fruchtkörper unterirdisch bilden. Und das tun eben Pilze aus total verschiedenen Familien, Ordnungen und sogar Klassen (Sommertrüffel, Tuber aestivum = Ascomycet; Warzige Hirschtrüffel = Basidiomycet; viel weiter entfernt können zwei Pilze gar nicht verwand sein).

    Hirschtrüffeln sind sehr beliebt bei diversen Waldtieren, insbesondere auch bei Wildscheinen. Wenn man da mal gezielt in einem beliebigen Waldstück ein paar der typischen "Kratzstellen" absucht, findet man spätestens an der dritten irgendwelche solche Trüffeln oder Trüffelstücke, die die Tiere bei der Mahlzeit übersehen haben.


    LG, Pablo.