Gifthäubling

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 11.026 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. Oktober 2017 um 11:41) ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde,
    wenn ich richtig liege, habe ich nun zum ersten Mal den Gifthäubling gefunden. Er wuchs an Laubholz (denke ich) und war in einer kleinen Gruppe büschelig, sonst eher gesellig.
    Der Geruch war leicht muffig. (Das hätte ich mir stärker vorgestellt.)
    Seht ihr hier auch einen Gifthäubling?
    Viele Grüße
    Matthias




  • Hallo zusammen,

    ich will ja nicht unken - und denke auch ganz stark an G. marginata.
    Ggf. natürlich auch auf Laubholz :)

    Keine Frage: wenn man den als Stockschwämmchen präsentiert bekommt, ist es Zeit für eine Ansprache.

    Ups Stockschwämmchen...
    im Gedankenspiel ergänzt der Finder nun, dass er in dem Fall an das Glattstielige Stockschwämmchen (Kuehneromyces Lignicola) gedacht hatte.

    Ich finde es seit dem zurückliegenden Erlebnis halbwegs einfach, ein gut erhaltenes "echtes Stockschwämmchen" zu bestätigen.

    Aber G, marginata sicher makroskopisch bestimmen, wenn der Fruchtkörper etwas kleiner als hier auf den Photos ist...

    Seit einer zurückliegenden Untersuchung eines kleineren Pilzes, der als G. marginata die Runde machte, bin ich mir makroskopisch doch nicht mehr so sicher...

    Wie will man denn makroskopisch ausschließen, dass es ganz sicher nicht einer dieser Kameraden ist (botanische Bezeichnung ab hier jeweils, wie bei Ludwig gefunden):

    Galerina autumnalis
    Galerina badipes
    Galerina beinrothii (ok, das Substrat und Größe)
    Galerina stylifera
    Galerina ampullaceocystis
    Galerina unicialis (ok, das Substrat und Größe)
    Galerina walleyniaha

    Hintergrund war ein sehr kleines Exemplar - kleiner als hier im Beitrag auf den Photos und Substrat nicht 100%ig sicher auf Holz.
    Ich hatte bei meinem Exemplar irgendwie Zweifel an G. marginata von der makroskopischen Seite.
    Daher habe ich mir neben dem glattstieligen Stockschwämmchen ein paar Arten bei Galerina sowie Pholiotina rugosa (bei Ludwig) angesehen.
    (In meinem Fall mit durschnittlichen Sporenmaßen von 6,5-9 x 4,5-6,5 um; tendentiell glatt - auf keinen Fall grobwarzig, maximal schwach dextrinoid).

    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (29. September 2017 um 00:27)

  • Hallo Thorsten,

    sorry, aber irgendwie verstehe ich nur Bahnhof. Und das hat nichts mit deinen fachlichen Ausführungen zu tun!:arrowshot:

    Ich bin verwirrt... :)

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (29. September 2017 um 01:19)

  • Hallo Thomas,

    ich wollte ausdrücken, dass ich mir mittlerweile bei kleinen Pilzen, die ich bislang makroskopisch Galerina marginata genannt hatte, heute nicht mehr ganz so sicher bin.

    Ein Stockschwämmchen mit Schüppchen am Stiel oder gar zusätzlich am Hut ist dagegen vergleichsweise einfach identifizierbar.

    Viele Grüße,
    Thorsten

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    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    • Offizieller Beitrag

    Bonjour!

    So ist das wohl, daß sich hinter "Gifthäubling" noch ein paar weitere Arten verstecken. Wobei zumindest aus dieser Aufzählung auch einige klar abgegrenzhte Arten dabei sind nur... die sind entweder unberingt oder winzig und meines Wissens alle Moosbewohner. :wink:

    Die tatsächliche marginata - Gruppe (badipes, autumnalis, unicolor usw.) ist meines Wissens nach wie vor strittig, inwiefern die Abgrenzungen der bisher beschriebenen Taxa wirklich funktionieren. Ich tue mich da oft schwer, Kollektionen wirklich mit allen Merkmalen einem Taxon zuzuordnen, meistens ist es ein Gemscih aus Eigenschaften unterschiedlicher Taxa.

    Aber ich schließe mich an:
    Die Pilze aus der marginata - Gruppe sind die mit den hohen Amanitin - Konzentrationen. Also die gefährlich giftigen (ob wirklich alle aus der Gruppe sein mal dahingestellt). Und so einen "Gifthäubling im weiteren Sinne" (Galerina marginata sensu lato) kann man schon ganz gut ansprechen, und vor allem: Ihn mal gesehen zu haben hilft ungemein bei der Sicherheit in der Bestimmung der (wesentlich einfacherern) Stockschwämmchen. :agree:


    LG, Pablo.

  • Hallo,
    sehr interessant. Ich wusste nicht, dass mehrere Arten in die marginata-Gruppe gehören.
    Auf jeden Fall hilft es wirklich, den Gifthäubling (oder einen aus der Gruppe) gefunden zu haben. Zwar habe ich auch vorher schon Stockschwämmchen gesammelt, mir aber jeden Stiel bestimmt fünfmal angeschaut. Das werde ich zwar auch weiterhin tun, aber es gibt doch ein besseres Gefühl, den "Doppelgänger" mal in der Hand gehabt zu haben.
    Viele Grüße
    Matthias

  • Hallo zusammen,

    antoff: es ist kein Fehler sich den "Doppelgänger" abzuspeichern. Trotz meiner Aufzählung ähnlicher kleinerer "Doppelgänger" sollte man NIE davon ausgehen, wirklich eine Art ohne enthaltene Amanitin-Verbindungen vor sich zu haben.
    Alle Galerinas und das Glattstielige Stockschwämmchen(ungenießbar) und somit ALLE Fruchtkörper mit dem Aussehen in Richtung sind für den Verzehr tabu.

    Der Rest meines Beitrags liegt außerhalb jeglicher Speisepilz-Betrachtung:

    @Pablo: Ungelöst für mich ist, wie man einen "Gifthäubling" makroskopisch von einem Glattstieligen Stockschwämmchen unterscheidet (wie oben geschrieben sind wir längst abseits einer Betrachtung bez. Verzehr).
    Kennst Du ein sicheres makroskopisches Merkmal zur Unterscheidung von G. marginata?

    Auf Holz können von meiner Aufzählung auftreten:
    Galerina autumnalis
    Galerina badipes (mit Ring)
    Galerina stylefera (ohne Ring, aber woher soll man denn wissen, in undeutlichen Fällen, ob ein Fk keinen Ring hatte oder den Ring verloren hat?)
    Galerina ampullaceocystis (Thema Ring wie gehabt)

    Pholiotina rugosa kann zumindest auf Holzresten vorkommen. Weitere Pholiotina sehen einer kleinen Galerina marginata ebenfalls sehr ähnlich.
    Für die Moosbewohner bleibt die Frage, ob sie auf einem bemoosten Stumpen vorkommen können.

    Für mich bleiben selbst beim Unterstellen eines Hutdurchmessers von mind. 2cm noch ein paar "Doppelgänger 2" von Galerina marginata
    (wozu K. mutabilis natürlich ausdrücklich nicht zählt :wink: )

    Viele Grüße,
    Thorsten

    Keine Verzehrfreigabe im Forum: Ich rate hier im Forum gerne bei Pilzbildern mit.
    Wer basierend auf meine Rateversuche Pilze verspeist ist mutig.
    Im Umkehrschluss verpasst man nicht zwingend eine kulinarische Mahlzeit, wenn man einen Pilz nicht verspeist, welchen ich hier Giftpilz nenne.

    Einmal editiert, zuletzt von wildpflanzenfan (30. September 2017 um 11:35)

  • Hallo,
    ich kann zwar fachlich nichts zu der Diskussion beitragen, finde sie aber sehr interessant. Man merkt, wie komplex die Pilzwelt ist, wenn man etwas weiter in die Tiefe vordringt. Sehr spannend.
    Viele Grüße
    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Moin!

    Definitiv alles richtig, Thorsten. :agree:
    Natürlich können die moosbewohnenden Arten auch auf Moos wachsen, das seinerseits auf einem Baumstumpf oder Stamm wächst. Und dann hat man den Salat. :wink:
    Weitere zu beachtende Doppelgänger für Gifthäublinge wären dann übrogens noch Flämmlinge (Gymnopilus, mehrere Arten), wenn kleinere Fruchtkörper gebildet werden und vielleicht mal eine angedeutete Ringzone zu sehen wäre (was vorkommen kann). Auch Trompetenschnitzlinge, insbesondere der Beringte (Tubaria confragosa), sollte man auf dem Schirm haben, wobei auch normale TuFur (Tubaria furfuracea) mal eine Ringzone entwickeln können.

    Dennoch geht das mit einiger Erfahrung schon, da auch makroskopisch eine gute Einschätzung zu haben. Die extrem ähnlichen Arten wären meiner Ansicht nach tatsächlich Galerina badipes, Galerina autumnalis und Galerina unicolor, und zumindest bei unicolor und autumnalis dürfte die Eigenständigekeit nach wie vor strittig sein, die morphologischen Trennmerkmale ziemlich fließend und auch uneinheitlich beurteilt.
    Darum kann man diese Arten meiner Ansicht nach erstmal unter "Galerina marginata s.l." zusammenfassen.


    LG; Pablo.