Reizger - Aber welcher? Und ein vollkommen Unbekannter

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 8.987 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Oktober 2017 um 23:43) ist von Graubart.

  • N Abend zusammen,
    ich war wieder sammeln und habe ein paar schöne Reizger gefunden. Soweit ich das selber beurteilen kann, würde ich auf Lachsreizger tippen, bin mir aber nicht ganz sicher.
    Was mich iritiert: Gefunden habe ich sie auf einer Almwiese/Kuhweide. Zwar schon in Waldnähe (vielleicht 20m), aber sonst vollkommen frei auf der Weide stehend. Dass unter dem Gras noch alte Baumstümpfe sind, kann ich nicht ausschließen. Doch Reizger werden doch eigentlich als Waldpilze beschrieben. Oder?

    Und nochmal der alte Anschnitt (etwa 1 1/2h) am Stiel und ein Frischer am Hut.


    Und dann noch Fotos von einem Pilz, den ich vergangenes Jahr schon überhaupt nicht einordnen konnte. Auch dieses Jahr bin ich noch nicht schlauer. Er wächst vornehmlich am Rand von Waldwegen und tritt mitunter in grossen Ansammlungen auf. Er scheint sehr rubust zu sein. Letztes Jahr konnte ich die Fruchtkörper über Wochen hinweg sehen.
    Jemand eine Ahnung?


    Letztes Bild leider mit falschem Fokus - soll aber einen hohlen, evtl. leicht faserigen Stiel zeigen. Macht einen wässrigen / glasigen Eindruck

    Danke schonmal und viele Grüße,
    Raphael

    Sind Schweizer mit an Bord? Lust auf gemeinsame Streifzüge im Rheintal und Appenzell?

  • Hallo,

    Reizker sind Mykorrhizapilze, leben also ausschließlich in Symbiose mit bestimmten Bäumen. Wenn der passende Baum dafür in der Nähe ist, kann der Fruchtkörper auch fernab des Waldes aufgehen. (In meinem Garten wachsen Fichten-Reizker unter einer einzelnen Fichte). Je nach dem wie alt sie sind, können bestimmt auch 20 Meter über mächtiges Wurzelwerk und Pilzgeflecht überbrückt werden.

    Zur Bestimmung deines Reizkers wäre es wichtig zu wissen, ob am angesprochenen Waldrand Tannen oder Fichten vorkommen. Dein vermuteter Lachsreizker (Lactarium salmonicolor) benötigt zwingend Erstere. Die volkommen fehlenden Grüntöne und allgemein hell orange-gelbe Färbung sprechen auch für diese Bestimmung. Ansonsten wäre noch der Fichten-Reizker denkbar. Wenn morgen früh die eingetrocknete Milch an den Schnittstellen keine Grüntöne aufweist, kannst du dir meiner Meinung nach doch relativ sicher sein, einen Lachsreizker gefunden zu haben. :)

    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Hallo Raphael,

    meinst du mit Ansammlungen eher büschelig wachsend, also am Stielgrund miteinander verbunden?

    Oder willst du damit ausdrücken, dass sie in Hexenringen wachsen.

    Interessant wäre auch noch der Geruch.

    LG Roswitha

  • Danke soweit :)

    Fichten wachsen sicher in der Nähe zum Reizger. Es handelt sich dort um einen Mischwald. Auch Tannen sind mir schon untergekommen dort. Welche Sorte aber genau und ob eine in der Nähe war kann ich augenblicklich nicht sagen. Werde aber darauf achten, wenn ich das nächste mal dort bin.
    Der Kollege von der örtlichen Pilzberatung hat sich leider mit der Erkenntnis dass es sich um einen Reizger mit roter Milch handelt, zufrieden gegeben und den Schwammerl freigegeben. Viel gelernt habe ich da nicht. Aber ich werde weiter bohren ;)

    Eine Nebelkappe ist der erste Pilz vermutlich nicht. Die glaube ich zu kennen. Mit Ansammlungen meine ich tatsächlich eher büschelig wachsend. Eher an Kissen, denn an Hexenringe erinnernd. Nebelkappen kenne ich zwar gruppiert in Hexenringen, aber es steht doch jeder Fruchtkörper für sich alleine. Die Hüte sind beim gesuchten Pilz oft "deformiert" - will sagen, ohne schön definierte Form. So ein Haufen erinnert etwas an einen Berg zusammengeknüllte Taschentücher. Und sie sind auch im Alter Schneeweiss. Nebelkappen werden zunehmend grau.
    Zum Geruch kann ich nichts sagen, da mein Riechkolben eher unterentwickelt zu sein scheint. Jedenfalls ist er nicht auffällig.

    Ich bin gespannt.

    Viele Grüße,
    Raphael

    Sind Schweizer mit an Bord? Lust auf gemeinsame Streifzüge im Rheintal und Appenzell?

  • 1. Das sind sicher echte Reizker. Verletzungen müßten grünlich werden und beim braten geht das Grün weg.
    2. Nebelgrauer Trichterling. Riecht angenehm pilzig, ist ziemlich häufig in dieser Jahreszeit.

    Viele Grüße, Donna Wetter

    Einmal editiert, zuletzt von Donna Wetter (24. Oktober 2017 um 23:27)

  • Lieber Raphael,

    das Wachstum am Wegrand, die büschelig wachsenden, weißbleibenden Fruchtkörper passen zum Weißen Büschelrasling.

    Du kannst hier vergleichen:
    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/WeisserRasling.htm

    Deinen Geruchssinn kannst du dahingehend trainieren, indem du den Geruch hier benannt bekommst und dann bei der nächsten Begegnung mit dem Pilz sozusagen "nachriechen", bzw. vergeichen kannst.

    LG Roswitha

  • Hallo Raphael,

    beim Reizker kann ich dir leider nicht weiterhelfen - bei mir in der Gegend gibt es immer nur Fichtenreizker. Da auf deinem Exemplar kein Ansatz von Grün zu entdecken ist, würde ich eher auf einen der anderen tippen.

    Bei dem zweiten Pilz schließe ich mich Roswitha an. Mir geht es auch so wie dir, dass ich die Nebelkappe zwar in großen Gruppen (Hexenringen) kenne, aber nicht büschelig. Und an so weiße Hüte kann ich mich bei denen noch nicht mal bei jungen Exemplaren erinnern. Auch wenn das Fotografieren von weißen Pilzen zumindest meine Kamera immer vor eine große Herausforderung stellt und leichte Grautöne da durchaus auch mal überstrahlt werden könnten.

    Beste Grüße
    Sabine

  • Hallo Raphael,

    erst mal möchte ich Fragen wie Du auf die Schreibweise "Reizger" mit "g" statt "k" kommst? :)

    1) Ausser Begleitbäume haben Fichten- und Lachsreizker zwei individuelle Merkmale. Fichtenreizker ist bei uns die einzige Reizkerart ohne Grübchen am Stiel. Lachsreizker ist die einzige Reizkerart der die grünen Farbtöne komplett fehlen.

    2) Kein Ahnung, aber die Nebelkappe hätte meines Wissens deutlich dichter stehende Lamellen. Ich sehe hier keine Nebelkappen.

    Gruß
    Alex

  • Hallo,

    Zu 1: Schau Dir mal die Beiträge von Gerd an, er hatte da ein Dokument zur Bestimmung nach der Entwicklung der Milchfarbe gepostet. Fand ich sehr interessant.

    Zu 2: Nebelkappen sehe ich da auch nicht, mit den Weißen Büchelraslingen habe ich nicht genug Erfahrung um hier eine Aussage zu treffen.

    Viele Grüße
    Thomas

    PS: Generell finde ich es immer unschön wenn definitive Aussagen gegeben werden, obwohl dafür die eigene Wissensbasis oder die hier verfügbaren Informationen nicht ausreichen - auch wenn es mir selbst auch schon passiert ist.
    Ein "könnte sein" oder "ich bin mir nicht sicher" wäre ab und an sicher kein Fehler.
    Einfach mal als nett gemeinte Anregung.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo zusammen,

    der Pilz Nr. 2 ist für mich keine Nebelkappe. Die Lamellen stehen bei der Nebelkappe viel dichter beieinander.

    Das Aussehen, das büschelige Wachstum sowie das Habitat an Wegrändern sprechen auf jeden Fall für den Weißen Büschel-Rasling.

    VG JoBi

  • Hallo,
    nachdem ich selbst verschiedenste Reizker gefunden und bestimmt habe, bin ich mir dennoch beim Pilz 1 unsicher, stufe ihn zwar zumindest in die Kategorie der essbaren Reizker (natürlich auch hier ohne Verzehrfreigabe, was aber ja anscheinend der örtliche Pilzberater schon getan hat) und würde mich über die Meinung eines Fachmanns freuen.
    Bei den hunderten von Nebelkappen, die ich gefunden habe, hatte keine Ähnlichkeit mit Pilz 2, weshalb ich diese ausschließen würde.
    Beste Grüße
    Jörg Sch

  • Zitat von läpplappen pid='42931' dateline='1508872352'

    ich war wieder sammeln und habe ein paar schöne Reizger gefunden. Soweit ich das selber beurteilen kann, würde ich auf Lachsreizger tippen, bin mir aber nicht ganz sicher.

    Hallo Raphael,


    ja, das erste Bild zeigt, das du einen Reizker gefunden hat. Doch leider nicht welche Art, da nicht einmal den Stiel vollständig zeigst..

    - Bild zwei ist suboptimal, da überbelichtet und absolut keine Farben und Details des Huts zeigt..

    - Bild drei zeigt absolut keine karotten/blutrote Milch, sodass es verm. kein Reizker ist.
    --------------------------
    Aber immerhin kann ich dir einen Bestimmungsschlüssel anbieten, mit dem du auch ohne Kenntnis des "Symbiose-Partners" (Fichte, Tanne, Kiefer), die durchaus in 30-50m Entfernung stehen können, deinen Fund bestimmen kannst.

    Grüße Gerd,
    der die bisherige Bestimmungs-Versuche als reine Spekulation/Kaffeesatzlesen bewertet.

  • Nebelkappen sind nie so weiß. Das könnten Weiße Raslinge sein. Dazu empfiehlt sich eine chemische Reaktion mit Eisensulfat.

    Liebe Grüße, Lars

    Meine Angaben sind immer ohne Gewähr und können keinesfalls die Bestimmung eines erfahrenen Pilzsachverständigen ersetzen.

  • Hi an alle Schwammerlkundige.
    Ich freue mich über jede Einschätzung, auch wenn sie mal daneben liegt. Das "Vielleicht" oder etwas ähnliches kann ich mir dazu denken. Letztendlich ist es in Natura manchmal schon schwer einen Pilz richtig zuzuordnen. Von daher DANKE an jeden, der sich hier die Mühe macht.

    Woher ich das "g" habe, gann ich dir karnicht sagen, Alex ;)
    Aber Danke für den Hinweis - künftig werde ich wohl immer dabei an Dich denken.

    Der weisse Büschelrasling klingt sehr gut - ich würde sagen Volltreffer. Die Fruchtkörper sind bei meiner nächsten Tour sicher noch da. Werde da nochmal ein paar spezifische Eigenarten vergleichen. Danke für den Hinweis.

    Noch kurz zu den Farben ... Habe eine Rot-Grün Schwäche. Nicht sehr hilfreich beim Schwammerlsuchen, aber es geht. Mit leichten grünfärbungen des Saftes könnte ich aber Schwierigkeiten haben, würde aber bekaupten, dass keine auftrat verneinen.

    Gerd:
    Danke, ich versuche mich mal durch zu hangeln. Dass der Stiel schlecht bis garnicht getroffen ist und ich ausgerechnet ein geschnittenes Exemplar fotografierte ist mir leider erst hinterher gekommen. Aber merci für den Hinweis. Ich muss da künftig wieder besser aufpassen. Bild drei zeigt den frischen Anschnitt des Hutes und den an der Stelle austretenden Saft, er läuft unten zu einem flachen Tropfen zusammen. Welcher Rot- oder Orangeton das nun genau ist !? Jedenfalls trifft das Bild in diesem Fall recht gut die Wirklichkeit.

    Werde versuchen künftig auch eine Graukarte mit zu nehmen um den Weisspunkt auf den Fotos korrekt setzen zu können. Im Feld mache ich die Bilder halt der einfachheit halber mit dem Handy.

    Viele Grüße,
    Raphael

    Sind Schweizer mit an Bord? Lust auf gemeinsame Streifzüge im Rheintal und Appenzell?

    Einmal editiert, zuletzt von läpplappen (25. Oktober 2017 um 22:57)

  • Zitat von läpplappen pid='42967' dateline='1508964016'

    Gerd:
    Danke, ich versuche mich mal durch zu hangeln. Dass der Stiel schlecht bis garnicht getroffen ist und ich ausgerechnet ein geschnittenes Exemplar fotografierte ist mir leider erst hinterher gekommen. Aber merci für den Hinweis. Ich muss da künftig wieder besser aufpassen. Bild drei zeigt den frischen Anschnitt des Hutes und den an der Stelle austretenden Saft, er läuft unten zu einem flachen Tropfen zusammen. Welcher Rot- oder Orangeton das nun genau ist !? Jedenfalls trifft das Bild in diesem Fall recht gut die Wirklichkeit.

    Hallo Raphael,

    es ist auf jeden Fall ein Reizker, die alle essbar sind und gebraten werden sollten.
    Und welche Art es ist, ist eigentlich schnuppe und nur von akademischen Interesse. Insofern verstehe ich auch deinen Pilzsachverständigen, der ohne die Art sicher erkannt hat, deinen Fund für Speisezwecke freigegeben hat.

    ---> Wenn ich mich aus dem Fenster lehne, vermute ich, dass dies kein Mykorrhiza-Pilz der Kiefer ist.

    Grüße Gerd