ein Paar Funde vom letzten Herbst

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.994 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. Februar 2018 um 08:21) ist von Der Biologe.

  • Hallo Pilzfreunde!

    Ich habe vom letzten Herbst noch ein paar Funde, die ich euch gerne vorstellen möchte.
    Jaa da wäre zunächst der Champignon. Ich habe ihn an der Basis leicht angerieben und es war eine leichte Gelbfärbung zu vernehmen. Für mich roch er angenehm pilzartig, meine Mitsammlerin meinte direkt überraschend ein Anisgeruch zu vernehmen. Was ganz amüsant war, denn sie wusste gar nicht dass es Pilze mit Anisgeruch überhaupt gibt.
    Deshalb würde ich meinen Champignon in die Kategorie Flavescentes - Gilbende Egerlinge stecken. Dieses Jahr würde ich die auch gerne anfangen zu sammeln. Ein genaues Schnittbild gibts da leider nicht, aber wenn ich mit meiner Kategorie richtig liege, reicht mir das in dem Fall.

    Der kleine, filigrane, violette Pilz ist meiner Meinung nach ein violetter Lacktrichterling.

    Den kleinen roten habe ich aus purer Neugierde mal mitgenommen. Schadet ja nicht, mal zu versuchen sein Wissen zu erweitern. Jetzt im Nachhinein würde mich die genaue Sporenpulverfarbe interessieren, die ich im Nachhinein als braun einschätze. Bei weißlichen Pulver und entfernter stehenden Lamellen hätte ich ihn gerne auch bei den Lacktrichterlingen untergebracht. Vielleicht aber eher etwas in Richtung blutroter Hautkopf.

    Und dann wäre da noch ein vermeintlicher graublättriger Schwefelkopf.
    Was mir allerdings missfällt ist der sehr kugelige Hut, die leichten Grüntüne und der glatte, gelbe Stiel. Eine Geschmacksprobe wäre recht aufschlussreich gewesen, vorrausgesetzt ich bin bei Schwefelköpfen richtig. Die möchte ich prinzipiell auch gerne mal sammeln, aber da lasse ich mir noch etwas mehr Zeit.

    Beim den robusteren lila Pilz passe ich glänzlich. Da lasse ich euch mal gerne raten;)

    Ich freue mich über eure Meinungen und Kommentare!
    Beste Grüße,
    Lars


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lars!

    Wenn der Champi tatsächlich anisartig bzw. nach Marzipan roch, dann bist du da schon richtig. Die einzelnen Arten in der Gruppe um Agaricus essettei, abruptibulbus und sylvicola sind wohl nur genetisch sicher auseinanderzuhalten, können also sozusagen als "kryptische" Arten bezeichnet werden. Für die kulinarische verwendung ist das aber auch egal, aber der Geruch muss unbedingt stimmen, um sie von den Arten aus der Karbol - Ecke unterscheiden zu können.

    Die drei lila Lackis (erstes Bild rechts) würde ich ebenso sehen, wenn das Sporenpulver weiß war.
    bei den Schwefelköpfen würde ich stark zum Grünblättrigen (Hypholoma fasciculare) tendieren, wegen den ziemlich kühlen, neongelben bis grünlichen Farben vor allem an der Stielspitze.

    Blutroter Hautkopf (Cortinarius sanguineus) halte ich bei dem kleinen Roten für eine sehr gute Idee.
    Der andere Schleierling (größer und mit weißvioletten Farben) dürfte schwierig sein. Wenn er krass komisch gestunken hat, dann vielleicht ein Bocksdickfuß (Cortinarius camphoratus), ansonsten wäre noch was aus der Gruppe um Corinarius anomalus möglich, oder ein Cortinarius alboviolaceus, wenn da außer Fichten auch ein paar Birken oder Rotbuchen rumstanden.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen lieben Dank für deine Antwort.
    Da habe ich doch glatt noch zwei weitergehende Fragen. Was Karbolegerlinge angeht, ich habe gehört, dass sich der unangenehme Geruch in der Bratpfanne um ein vielfaches intensiviert. Stimmt das? Soweit möchte ich es natürlich gar nicht erst kommen lassen. Ich hoffe sogar direkt darauf mal welche zu finden, damit ich mir selbst ein Bild von dem Terpentin/Krankenhausgeruch machen kann.

    Zu den violetten Lacktrichterlingen: Gibt es andere kleine, filigrane, komplett lila Pilze mit weit abstehenden Lamellen? mit nicht-weißen Sporenpulver? Ich meine mich dunkel an einen Risspilz zu erinnern, dessen Lamellen aber dichter stehen.

    Beste Grüße,
    Lars

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lars!

    Ich habe es selbst noch nie ausprobiert, die mal heiß zu machen.
    Aber erfahrungsgemäß gibt es immer mal wieder Kollektionen von Karbolis, die keinen spezifischen Geruch entwickelt haben. Die also nach nix Besonderem riechen. Da wäre es schon mal interessant, so eine Kollektion heiß zu machen und zu gucken, was passiert. Auch das Gilben der Stielbasis ist bei Karbolis nicht immer konstant ausgeprägt, etwas konstanter wären die gilbenden Hutränder.

    Darum ist es wichtig, auf "Positivmerkmale" zu achten, wenn man Champis zur kulinarischen verwertung sammelt:
    Bei gilebnden Exemplaren muss unbedingt zugleich der Marzipangeruch (anisartig) wahrnehmbar sein, sonst sollte man sie nicht verwenden.
    Arten, die im Schnitt deutlich blutrot anlaufen sind ebenfalls immer essbar (natürlich ebenfalls nur und ausschließlich auf diese Gattung bezogen).
    Sammelt man Champis, die zugleich nicht auffällig verfärben (leichte Ockerfärbung der Stielbasis oder leichtes Röten im bereich Stielspitze ausgenommen, das können durch die Bank fast alle Arten), wird es schwierig, und dann sollte man wirklich sehr ganu bestimmen und genau wissen, was man da in der Hand hat.

    Noch ein kleiner Tip am Rande:
    Ab einem gewissen Alter der Fruchtkörper riechen alle Cahmpignons absolut identisch, nämlich nach ollem Pilz. Der Geruch wird von vielen Leuten auch als "normal champignonartig" beschrieben, weil sie ihn von falsch gelagerten und darum schon ollen Pilzen aus dem Supermarkt kennen.
    In dem Stadium sind die charakteristischen gerüche (Marzipan oder Iod / Krankenhaus) weg.
    Will man bei ausreichend frischen exemplaren die Gerüche wahrnehmen, muss man mitunter etwas dafür arbeiten. Besonders gute Ergebnisse bringt kräftiges Rubbeln am Stiel, das setzt Gerüche frei.

    Zur zweiten Frage:
    Schaau dir mal die vier gängigen Rettichhelmlinge an:
    Mycena pura, Mycena rosea, Mycena pelianthina und Mycea diosma.
    Die sind teils wirklich stark giftig, haben ebenfalls weißes Sporenpulver und sind manchmal recht intensiv gefärbt. Aber im grunde schon recht gut zu unterscheiden, denke ich.

    Risspilze wie zB die violetten >violacea< und >lilacina< haben schon braunes Sporenpulver im Abwurf, aber die Lamellenfarbe ist ja bekanntlich was anderes als die Sporenpulverfarbe. Die Lamellenfarbe bei diesen Risspilzen ist weiß, damit aber auch wieder verschieden von den violetten Lamellen der lacktrichterlinge.
    Mit violetten lamellen gibt es noch ein paar Schleierlinge aus der Untergattung Telamonia, die aber natürlich uch braunes sporenpulver hätten.


    LG; Pablo.

  • Hallo Lars!

    Vielen Dank fürs Zeigen Deiner schönen Funde! :agree:

    Danke auch an Pablo für Deine näheren Erläuterungen bez. den Champis.
    Diese sind zwar "relativ" leicht an der Lamellenfarbe (zumindest im jungen Alter) zu erkennen. Zum Verzehr hab ich mich aber bis dato noch nicht durchringen können.
    Wie man sieht gibt es auch hier vieles zu beachten!

    Gleiches gilt auch für die violetten Lackis - hatte ich auch noch nie auf dem Teller. Man wird - je mehr man kennt immer vorsichtiger - zumindest geht es mir so! Zahlen sich die violetten denn kulinarisch aus?


    Die Infos hab ich mir jedenfalls schon mal abgespeichert!


    Also nochmals Danke Euch beiden!

    liebe Grüße!
    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Alex,

    der Violette Lacktrichterling ist ein Pilz, der die Pilzgemeinde in zwei Teile teilt. Ich meine die Pilzgemeinde, die ich in meinem Umfeld kenne. Die einen sage - ein vorzüglicher Würzpilz -.Die anderen, dazu gehöre ich auch, - der Violette L. schmeckt nach garnichts -. Er ist ein Farbtupfer im Wald und auch im Topf, aber mehr auch nicht.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Veronika!


    Danke für Deine Einschätzung!

    Dann kann man ihn ja mal aus "Augenschmaus" verwenden.

    liebe Grüße!
    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

  • Hallo Pilzfreunde!

    Ja schön, danke für eure Antworten. Probieren möchte ich einen Lacktrichterling zumindest auch mal. Ein Füllpilz für die Pfanne wird der wahrscheinlich eh nicht, aber vielleicht etwas mehr Abwechslung. Macht aber nix, bei neuen Arten probiere ich zunächst sowieso nur kleine Mengen.
    Ein kleines Addendum zu den Karbolegerlingen:
    "Der Geruch ist nicht immer deutlich, beim Kochen wird er allerdings aufdringlicher." aus Rita Lüders Grundkurs Pilzbestimmung.
    Das Buch nutze ich nicht zur Pilzbestimmung, aber um die Gattungen kennen zu lernen. Und kleine Randinformationen zu bekommen.

    Beste Grüße,
    Lars

  • Hallo,

    bei der kulinarischen Einschätzung der Lackis möchte ich doch auch noch "meinen Senf dazu geben". ;)
    In der vergangenen Saison war dieser ja nun wahrlich, zumindest hier in Mecklenburg, ein Massenpilz und man kam an diesem violetten Meer gar nicht vorbei.
    Darum auch habe ich ihn im letzten Jahr erstmals mengenmässig verarbeitet. Geschmacklich, in der (Misch-)Pilzpfanne, fällt er nicht auf. Wieder negativ noch positiv. Auch farblich spielt er darin keine wirkliche Rolle. Da bin ich also mehr oder weniger bei Veronikas Erfahrungen.
    Wo dieser Pilz meinen Erfahrungen nach jedoch so richtig, aber wirklich richtig, punktet, ist süss-sauer eingelegt! Selbst nach kurzem Aufkochen im Essig-Gewürz-Sud noch immer völlig bissfest und knackig, entwickelt er sogar trotz der relativ starken Würzung einen tollen Eigengeschmack.
    Kalt als Mixed-Pickles zu Gegrilltem, im Salat oder als Gemüse eine super Erfahrung!
    Zudem leicht hergestellt, gesund, lecker und lange haltbar. Auch optisch in einem dekorativen Glas z.B. mit ein paar grösseren Zwiebelstücken, Paprikastreifen, Knoblauchzehen, Lorbeerblättern usw. ein wahrer, auch farblich, Hingucker und ein wunderschönes und persönliches Geschenk!
    Das ist auch der Grund warum ich das Geschriebene hier nicht (mehr) mit einem Bildchen abrunden kann. Weihnachten sind leider alle meine Vorräte weggegangen wie warme Semmeln.
    Probiert es (auch mit anderen Pilzen, Pfifferlingen,Mairitterlingen u.a.) einfach mal aus, leichte Rezepte gibt es genug.

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (3. Februar 2018 um 03:23)

  • Hallo Thomas!

    Tolle Idee! Danke Dir! Werd ich mal versuchen! :agree:

    liebe Grüße!
    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!