Einige Rauköpfe

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 12.242 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (10. April 2018 um 20:26) ist von Habicht.

  • Liebe Pilzfreunde,

    die Gattung Cortinarius ist ja bekanntlich eine ziemlich schwierige. Ich habe da ein paar Raukopf-Bilder aus meinem Archiv rausgekramt, bei denen ich mir zum Teil nicht recht sicher bin, ob ich sie damals richtig bestimmt habe. Über eure Meinung dazu würde ich mich sehr freuen.

    Nr. 1:
    Fotografiert am 31.10.11 im moosigen Fichtenwald auf Kalkboden, Landkreis Rottal-Inn/Niederbayern, Hutbreite 2-5 cm. Mithilfe unserer Suchmaschine habe ich ihn als Grünbraunen Raukopf (Cortinarius venetus) bestimmt. Andere Vorschläge würde ich aber durchaus begrüßen.

    Nr. 2a:
    Fotografiert am 22.09.13 im moosigen Fichtenwald, Landkreis Rottal-Inn/Niederbayern, Hutbreite 6 cm. Meine Bestimmung lautete damals Orangefuchsiger Raukopf (Cortinarius orellanus), wobei ich mir aber ziemlich unsicher bin. Hier ein Bild der Hutoberseite:

    Nr. 2b:
    Das ist der gleiche Pilz, auf die Seite gelegt.

    Nr. 3:
    Fotografiert am 10.09.11 im Mischwald, Landkreis Rottal-Inn/Niederbayern, Hutbreite 7 cm. Da dürfte wohl am Rotschuppigen Raukopf (Cortinarius bolaris) kein Zweifel bestehen, da er ja eigentlich kaum zu verwechseln ist.

    Nr. 4:
    Fotografiert am 26.09.12 im Berg-Fichtenwald, Bayerischer Wald/Niederbayern, Hutbreite 5 cm. Meiner damaligen Bestimmung Spitzgebuckelter Raukopf (Cortinarius rubellus) traue ich nicht so recht, insbesondere, weil der Hut ja offensichtlich stumpfgebuckelt ist.

    Im voraus vielen Dank für eure Meinungen.

    Mit herzlichen Grüßen
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    man, man, was du so alles rauskramst...:)
    Wieder einmal wunderschöne Bilder!!!

    Ernsthaft kann ich zur Bestimmung leider nichts beitragen.
    Als Biologe jedoch hätte ich sofort bei Bild 2a auf eine Gerbera getippt... :laugh1:

    Ist schon irre, wie vielfältig die Pilze daherkommen! ...und uns verwirren.

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (5. April 2018 um 23:57)

  • Hallo Wolfgang,

    wieder wunderschöne Fotos.

    Zu dem, was du da zeigst (oder auch nicht) habe ich aber nur bei Nr. 3 und Nr. 4 eine Meinung:

    Beim Rotschuppigen Raukopf stimme ich zu.

    Der Spitzgebuckelte Raukopf ist meiner Erfahrung nach in der Tat spitzer gebuckelt, der Stiel ist im Verhältnis zum Hut kräftiger und hat eine weiße Bebänderung (mal stärker, mal schwächer, aber ganz ohne habe ich zumindest in dem Reifestadium, das du zeigst, noch nicht bewusst gesehen). Ich halte einen Orangefuchsigen Raukopf für denkbar, aber den habe ich selbst nur 1x vor Ewigkeiten gefunden, da bin ich nicht so firm.

    Beste Grüße
    Sabine

  • Bei der "Gerbera" denke ich eher an einen Hautkopf wie C. malicorius oder cinnamomeo-b. Eine Größenangabe wäre nicht schlecht, falls du das noch in Erinnerung hast. Im Vergleich zu den Moosen scheint der Fruchtkörper doch recht klein zu sein.
    Saskia

  • Liebe Pilzfreunde,

    danke schon mal für eure interessanten Vorschläge.

    Hallo Sabine,
    daran hab ich auch schon gedacht, ob der Spitzgebuckelte vielleicht doch der Orangefuchsige ist, und ob nicht Nr. 2 was anderes ist. Hm, schwierig, schwierig ...

    Hallo Saskia,
    eine Größenangabe ist jeweils über dem Bild (Hutbreite 6 cm). Ein Hautkopf käme natürlich auch in Frage, obwohl die Bilder in unserer Suchmaschine nicht so recht dazupassen wollen. Mal sehen, vielleicht kommen noch andere Meinungen.

    Hallo Thomas,
    stimmt, die Formenvielfalt der Natur ist schon gigantisch :)

    Aber ich glaube, ich kann die Gerbera noch toppen mit dieser unglaublichen Blume (fotografiert am 24.04.13 auf Sardinien, Blütendurchmesser fast 10 cm, ursprüngliche Heimat: Südafrika). Sie nennt sich Mittagsgold (Gazania spec.):

    Mit herzlichen Grüßen
    Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,

    ich habe gerade meine neue Lieblingsblume gefunden. Die ist ja wohl schön!!!

    Ich würde ja "Morgengold" oder "Abendgold" viel passender finden. Aber sie hat auf jeden Fall traumhafte Farben. Danke für's Teilen!

    Beste Grüße
    Sabine

  • Liebe Saskia,

    für meinen Geschmack wäre die "Gerbera" für einen Hautkopf zu rau und zu derb. Aber ich kenne ja längst nicht alle. Vielleicht gibt es welche, die so aussehen.

    Beste Grüße
    Sabine

  • Zitat von DocMarten pid='44913' dateline='1523000867'

    Bei der "Gerbera" denke ich eher an einen Hautkopf wie C. malicorius oder cinnamomeo-b.

    Liebe Saskia,

    cinnaboemeo-b. googelt anscheinend niemand, :wink:

    Ziehst mit meiner Bestimmung auf Gelbblättriger Hautkopf, Cortinarius croceus mit?

    LG
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    1 & 4 sind auf jeden Fall Hautköpfe (Dermocybe). Bei der 1 würde ich mit Peter mitziehen, und den in der Gruppe um Cortinarius croceus (Gelbblättriger Hautkopf) vermuten. Kommt jetzt ein bissel auf den Standort an: In sauren (Hoch-)Mooren gibt es noch zwei sehr ähnliche Arten (zB Cortinarius huronensis).
    Bei 4 würde ich mit dem doch deutlich orangenen Velum am Hutrand klar zu Cortinarius malicorius tendeieren. Da lohnt sich ein Schnittbild, das Fleisch der Art ist in der Stielspitze oft grün.
    Cortinarius bolaris (3) ist klar. :agree:
    Nummer 2 dürfte ein schwieriger Fall werden. In dem Zustand und als Einzelfruchtkörper sind Schleierlinge normalerweise nicht bestimmbar. Da kann man also nur spekulative Vermutungen anstellen. Was man sagen kann: Für einen Hautkopf (Dermocybe) ist der insgesamt zu stämmig (kräftiger Habitus), auch die ziemlich breiten, entfernten Lamellen deuten eher auf einen Raukopf (Leprocybe) hin.
    Und wenn der nun im bodensauren Fichtenwald gefunden wurde, dann kann das sehr wohl Cortinarius rubellus (Spitzgebuckelter Raukopf) sein. Klingt komisch, ist aber so: Ein Buckel ist ja deutlich erkennbar, wenn der an der Spitze etwas eingefallen ist, braucht das nicht zu stören. Die Natterung / Zickzackvelumbänder am Stiel sind bei C. rubellus erfahrungsgemäß nicht immer ausgeprägt und auch vergänbglich, darauf darf man sich nicht verlassen. Ungewöhnlich sind hier die intensiv gefärbten Lamellen, was aber auch ein Reflex / Artefakt sein kann, durch den Blitz bedingt.

    Mal zwei Kollektionen von Cortinarius rubellus:

    Und zum vergleich eine von Cortinarius croceus:


    LG; Pablo.

  • Hallo Wolfgang,

    wow, da hast du aber mal ein "Pfund auf den Tisch gehauen" und ich kann mich da nur bedingungslos Sabine anschließen!
    Ich habe ja schon einiges in dieser Richtung gesehen bzw. sehen dürfen, das jedoch ist einfach nur HAMMER!
    Wunderschön.
    Danke für diese "Erleuchtung"!

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (6. April 2018 um 22:27)

  • Liebe Pilzfreunde,

    sehr herzlichen Dank für eure Meinungen und Bestimmungen zu meinen unsicheren Cortinarien.

    Ich darf mal zusammenfassen, was jetzt in mein Archiv kommt:

    Nr. 1: Gelbblättriger Hautkopf (Cortinarius croceus)
    Nr. 2: Spitzgebuckelter Raukopf (Cortinarius cf. rubellus)
    Nr. 3: Rotschuppiger Raukopf (Cortinarius bolaris)
    Nr. 4: Orangerandiger Hautkopf (Cortinarius malicorius)

    Damit ist der Orangefuchsige Raukopf aus der Sammlung herausgefallen, was aber wiederum schlüssig ist, da er ja laut Literatur eher im Laubwald zu suchen ist. Es ist schon sehr angenehm zu wissen, dass man auch bei so einem schwierigen Thema wie Cortinarius hier im Forum gut aufgegoben ist :)

    Danke dafür und mit herzlichen Grüßen
    Wolfgang

  • Servas Pablo,

    danke für deine zwei nachgereichten Kollektionen, bei C. rubellus vs. orellanus stehe ich bestimmungsmäßig an.

    a) weil ich den zweiten noch nicht gefunden habe,

    b) ich diese Aufnahme für C. orellanus halte,

    https://www.123pilze.de/DreamHC/Download/spitzgebu.jpg

    Eingestellt ist die bei C. rubellus, krieg ich nicht gebacken. Entweder stehe ich voll am Schlauch oder die ist falsch drinnen.
    In den PdS wird der Stiel von C. rubellus auf rostbraunem Grund gelblich gegürtelt bis genattert beschrieben. In den 123 fehlt dieser Hinweis.

    Bin gespannt was du dazu meinst,

    LG
    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!

    Ich glaubte mal, orellanus gefunden zu haben. Da war ich noch frisch und unwissend. Mittlerweile, mit sehr viel mehr Formenkenntnis, würde ich das stark bezweifeln, daß ich den je in der Hand hatte.

    Der Pilz auf den von dir ins Spiel gebrachten Bildern ist definitiv ungewöhnlich für einen C. rubellus. Aber auch orellanus ist es vermutlich nicht: Da könnten wir viel spekulieren, ohne den in der Hand zu haben und möglichst auch am Fundort beobachten zu können, würde ich mich da auf "unbekannter Schleierling" festlegen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    die Betrachtung am Fundort würde in diesem Fall nicht wirklich helfen, falls du das Substrat damit ansprichst.

    Cortinarien sind etwas für "Liebhaber", die beiden Arten interessieren nicht einmal Notfalldiagnostiker. Bis sich Symptome zeigen sind Tage bis Wochen vergangen, da ist der Schaden schon eingetreten. Indirekte Pilzbestimmung also.

    'Ohne Mikro geht da keine Bestimmung' ist oft dein Sager, da ziehe ich gerne mit,

    LG
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (11. April 2018 um 19:40)