Orangenabeling

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.636 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. Juni 2018 um 22:10) ist von antoff.

  • Liebe Pilzfreunde,

    diese kleinen orangenfarbenen Pilze habe ich am Wochenende an einem steinigen Waldweg am Rand zwischen Lebermoos gefunden. Zuerst dachte ich an den Heftelnabeling, es kamen mir aber schon die Lamellen etwas unpassend vor.

    Ich habe einen (sie wuchsen einzeln auf einer Weglänge von ca. zehn Metern; insgesamt gab es ungefähr 6 Fruchtkörper) mit nach Hause genommen und die Sporen und eine Lamelle mikroskopiert.

    Die Sporen maßen so um die 8,5-10,5 µm (mit gelegentlichen Ausreißern um die 12,5µm. Breite war zwischen 4,5-6 µm. Außer Basidien habe ich keine weitern Zystiden gefunden, was ja ebenfalls für die Gattung Loreleila sprechen soll. Kann mir jemand sagen, ob soweit meine Bestimmung stimmt?

    Vielen Dank schon einmal und viele Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!

    Die Sporen von Loreleia postii (s.l.; denn postii und marchantiae sind wohl nicht immer wirklich sauber zu trennen) sehen so aus:

    Also schon irgendwie etwas breiter, etwas gedrungener als das, was du zeigst.
    Die Zystiden von Rickenella, die du suchst, sehen so aus:

    Die gibt es sowohl an der Lamellenschneide als auch auf der Huthaut. Auf der Huthaaut sind sie einfacher zu finden, finde ich. Sofern der Hut vorher nicht zu viel angefasst wurde.

    So vom Gesamteindruck her halte ich deinen Fund eher für eine Rickenella, da gibt es ja außer fibula und swartzii noch weitere arten, auch Rickenella mellea ist recht häufig in Deutschland.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für deine Einschätzung und die Mikrobilder. Du hast recht, deine Sporen sehen tatsächlich etwas gedrungener aus. Schwieriger Fall, denn meine Sporenmaße scheinen mir nicht zu Rickenella zu passen. Die kleinsten Sporen, die ich bei meinem Pilz gefunden habe, waren um die 8,5 µm und selbst das wäre wohl, soweit ich das herausfinden konnte, für Rickenella noch zu groß.

    Die Basidienform meines Pilz ähnelt finde ich schon etwas den Basidien auf deinem Foto. Ich hänge noch einmal Fotos der Basidien an (Qualität ist so naja).

    Viele Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Ich denke nicht, daß man aus den Basidienformen hier viel ableiten kann. Wichtiger wären Präparate von Huthaut und Stielcortex, um die Zystiden (Pileo- und Kaulozystiden) zu finden, die aber eigentlich auch an den Lamellen irgendwo sein müssten. Ist aber mitunter schwer zu sehen zwischen all den Basidien.
    Zu deinen Sporenmaßen passt vage (wäre auch da am oberen Rand der Skala) Rickenella pseudogrisella, eine ebenfalls an Lebermoosen wachsende Art, mittlerweile der Gattung Blasiphalia zugeordnet.
    Die hatte ich aber noch nie, kommt wohl vor allem boreal - arktisch - alpin vor, und ist >in PD< bisher nur in Norddeutschland gelistet.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    erst einmal muss ich noch loswerden, dass ich wirklich sehr beeindruckt bin, über welch breites Pilzwissen du verfügst, und wie du dieses Wissen über das Forum teilst, ist ganz toll und wirklich sehr hilfreich.

    Leider habe ich von dem Fund kein Exsikkat gemacht, so dass ich erst einmal keine weitere Untersuchungen anstellen kann. Vor Samstag werde ich die Stelle, an der die Pilze wuchsen, nicht mehr aufsuchen können. Vielleicht habe ich ja Glück, aber bei der erneuten Trockenheit und Hitze sehe ich etwas schwarz.

    Rickenella pseudogrisella ist ein interessanter Tipp; ich habe allerdings die Pilze im Westmünsterland gefunden und mein Fundort ist dann wahrscheinlich zu weit südlich. Auch die orangenen Farben meines Pilzes scheinen zu ihm nicht richtig zu passen.

    Tja, ich hoffe mal, dass am Samstag noch ein Pilz steht, ansonsten wird es wohl schwer.

    Viele Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!

    Diese kleinen, nabelingsartigen Weißsporer (inclusive Rickenella und einigen Flechten) sind aber eh ein fieses Kapitel. Schon weil sie oft mikroskopisch nicht viel hergeben (und die Mikromerkmale in einzelnen Arten mitunter noch stark schwanken), die meisten Arten zudem selten sind und darum nur wenig über die Variationsbreiten bekannt ist, und man je nach Literatur ganz unterschiedliche einschätzungen bekommt, was wozu gehört.
    Aber wenn du den nochmal wieder findest, und wenn es eine Rickenella ist: Ddu siehst die feine "Behaarung" durch die Pileozystiden (auf dem Hut) und Kaulozystiden (am stiel) meistens schon durch die Stereolupe. Oft sogar durch die Einschlaglupe.
    Bei den beiden Loreleia - Arten (wenn es denn überhaupt zwei sind) sind Stiel und Hut glatt. So auch bei den meisten Nabelingen ("echte" Omphalinas aus der Gruppe um Omphalina pyxidata), außer bei Omphalina hepatica, den ich aber mit trüberen, eher ins bräunliche spielenden Farben kenne.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    super, vielen Dank für die weiteren Hinweise, worauf ich bei Rickenella und Loreleila achten muss. Ich hoffe, dass ich am Samstag Glück haben werde. Wenn nicht, werde ich die Stelle auf jeden Fall im Auge behalten. Irgendwie hat mich nun bei diesem Pilz der Ehrgeiz gepackt, ihn näher einordnen zu können.

    Viele Grüße

    Matthias