Mastjahr 2018

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 5.141 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Oktober 2018 um 02:02) ist von Gwürzbuizl.

  • Hallo zusammen.

    Habt Ihr Euch schon mal Gedanken gemacht wie sich die sogenannten "Mastjahre" auf die Pilze auswirken?

    Mastjahre, Jahre maximaler Samenproduktion (Samen) bei Baumarten mit unregelmäßiger Fruktifikation (Fruchtbildung). Reicher Blütenansatz ist nur möglich, wenn im Spätsommer nach Bildung von Kambium, Holz, Bast, Periderm (Kork) und vegetativen Knospen sowie nach der Auffüllung der Stärkedepots in Stamm (Sproßachse) und Wurzeln noch ein Assimilatüberschuß verfügbar ist. Bei den meisten Bäumen (Baum) ist daher nur in Abständen von einigen Jahren reichlich Samenansatz (Vollmast) möglich. Da dies von der Photosyntheseaktivität der Vorjahre abhängt, ist die Häufigkeit auch standortabhängig.

    Quelle: (Mastjahre - Lexikon der Biologie)

    In 2018 Reden wir ja auch davon: Es ist ein deutlich verstärktes Austreiben z.B. bei Eichen zu sehen.

    Es ist ein Mausarmes Jahr sagen die Falkner bisher.

    Mich interessiert hier der Zusammenhang zwischen dem reichlichen Fruchtbehang der Bäume, nicht nur der Eiche - die Birke spielt eine mindestens gleichwertige Rolle (schneuz 😃), - und den damit verbundenen Myzelien. In einem Mastjahr stehen die Bäume unter gewissem "Streß".

    Das würde Laiengedacht im Umkehrschluss bedeuten sie benötigen mehr "Hilfe" von der Wurzel.

    Wenn man das weiter denkt würde das ja bedeuten das viele Fruchtkörper gebildet werden.

    Wie seht Ihr das? Gibt es Zusammenhänge?

    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Schleimchen (22. Juli 2018 um 04:18)

  • Hallo Schleimchen,

    ein sehr ineressanter Gedankengang! Ich beobachte gerade bei uns im Norden, dass sehr viele Bäume Massen von Früchten tragen. Darunter sind Eichen, aber auch Obstbäume, z. B. Kirsch- und Apfelbäume. Ich habe in meinem Garten Kirschen soviel geerntet wie schon lange nicht und es hängen immer noch welche im Baum, Stare gab es auch sehr wenige.

    Da wir eine sehr trockene Zeit seit dem Frühjahr (April) haben, produzieren Bäume Unmengen von Früchten, um den Nachwuchs zu sichern. Den Pilzen dagegen, also das Mycel, denen geht es nicht gut. Es gibt so gut wie keine Pilze bei uns, außer sie haben auf Baumstümpfen Feuchtigkeit gefunden und können sich entwickeln. Aber die Sybionten sind nicht da. Das kann aber auch heißen, dass diese Pilze ihren Partner, den Baum, in diesen trockenen Zeiten unterstützen und dieser sich gut entwickeln kann, trotz der Trockenheit.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Tja....
    Mastjahr der Bäume kann ich nur unterstreichen (Eiche wirft zentimeterdick Eicheln unter sich), genauso wie das Fehlen von Fruchtkörpern bei Pilzen generell (nebst bereits genannter Ausnahme) sowie dicht beim Grundwasserniveau z. Bsp. dicht an Seen. Ich vermute stark, das die Pilze selber unter der Trockenheit leiden, und nicht genug feuchtes zersetzbares Material vorhanden ist.
    Aber die Beziehungen sind so vielfältig, dass man da sicher nicht verallgemeinern kann. "Dem einen sin Uhl ist dem andern sin Nachtigall" ....

    durchaus lesenswerte Lektüre zu letzterem übrigens:
    von Anna Lowenhaupt Tsing: "Der Pilz am Ende der Welt - Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus"
    Es dreht sich da alles um den Matsutake - Pilz ;)
    Joern

    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Was in diesem Jahr zu beobachten ist, sieht eher nach einer "Panikfruktuation" als nach einem "Mastjahr" aus. Wobei das wohl das Gleiche ist in dem Fall, wie Veronika schon beschrieben hat. Die Bäume haben ja schon recht früh mitbekommen, daß in diesem Jahr was nicht stimmt. Die flächendeckende Dürrekatastrophe besteht ja schon seit Mai, spitzt sich nur einfach immer weiter zu, solange sich das Wetter nicht bessert (was nicht passieren wird).

    Bei den Bäumen kommt der allgemeine Stress durch die fortschreitende Vergiftung der Böden dazu, sowie das Verrutschen des ökologischen Gleichgewichts durch den Artenrückgang und die Abnahme der Biomasse an Insekten (aber auch Pilzen, MIkroorganismen usw.). Wenn dazu noch so eine entsetzliche Dürrekatastrophe kommt wie in diesem Jahr, dann wird halt vor dem Absterben noch schnell rausgehauen, was an Fortpflanzungsmöglichkeit da ist.

    Die Pilze ziehen da übrigens mit, wobei man das natürlich differenziert betrachten muss. Manchen Arten macht die Dürrekatastrophe (vor allem im Zusammenhang mit den oben genannten Problemen) mehr zu schaffen, andere kommen damit gut klar. Witzigerweise sind die Mykorrhizapilze nicht unbedingt der "schwächere Partner" im Zusammenspiel mit ihrem Baum. Der Baum kann ein Mycel, welches kein Wasser mehr bekommt, nicht einfach auszuzeln. Da macht der Pilz dicht und gibt nichts mehr her. Ein Pilz kann oft ohne Wasser länger überleben als eine Pflanze, kann sich abschotten und den Stoffwechsel weitestgehend herunterfahren. Wird's wieder feucht, werden rasch wieder neue hyphen gebildet.
    Was den Pilzen momentan fehlt: Wasser zur Fruchtkörperbildung, aber auch Zucker von ihren Baumpartnern (weil die zur Zuckerproduktion Wasser brauchen, bzw. das, was sie haben, in Früchte stecken müssen). Die "Angsblüte" der Pilze wird also möglicherweise im nächsten Jahr erst auftreten - sofern sich das Wetter denn irgendwann wieder normalisiert.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Hallo Schleimchen,

    meine Gedanken dazu:

    Nachdem im Frühjahr bei uns in München überhaupt keine Buchenschösslinge zu finden waren, ist der Boden unter Rotbuchen jetzt wirklich dicht mit Eckern bedeckt. Also ein absolutes Fagus-Mastjahr.

    Zusammenhänge mit den Mycelien gibt es da bestimmt viele. Ob die immer so einfach zu verstehen sind?

    Stress für den Baum kann schon auch Stress für den Pilz (das Mycel) bedeuten. Aber die Fruktifikation (sichtbare Pilzfruchtkörper) hängt wohl sehr viel stärker vom Klima (Feuchtigkeit, Temperatur, ...) ab, als vom gerade gestressten Baum. So zumindest mein Verständnis vomzumüber das Pilzwesen.

    Grüßle

    RudiS