Ein Rötling

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.960 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. September 2018 um 07:38) ist von antoff.

  • Liebe Pilzfreunde,

    am letzten Wochenende habe ich eher zufällig folgenden Rötling in einem Bruchwaldgebiet in der Nähe von Düsseldorf gefunden. Da ich Rötlinge bisher eigentlich fast noch nie gefunden habe, dachte ich mir, dass ich diesen mal etwas genauer untersuche, besonders da er mir schon recht markant vorkam. Tja, da war ich wohl etwas zu ambitioniert, weshalb ich ihn mal hier einstelle mit der Frage, ob jemand eine Idee hat, zu welcher Art er gehören könnte.

    Er wuchs zwischen Pappeln und Erlen neben einem umgefallenen Pappelstamm; insgesamt waren auf einer Fläche von zwei bis drei Metern sechs einzelne Fruchtkörper zu sehen. Der größte hatte einen Hutdurchmesser von ca. 6-7 cm.

    Am Auffälligsten war für mich der Geruch: Zuerst dachte ich an etwas stark Süßliches, aber irgendwie kam mit der Zeit immer mehr eine recht starke mehlig-ranzige Komponente mit ins Spiel, besonders nach dem Abziehen der Huthaut.

    Das Fleisch war weiß bis vielleicht leicht grau (auch unter der Huthaut).

    Die Sporen maßen um die 9,2-11,7 x 7,5-8,2.

    Cheilozystiden gab es nicht; bei einer Basidie habe ich eine Schnalle gefunden.eine Idee von mir ist Entoloma sordidulum - der falbe Rötling, besonders wegen des starken Mehlgeruchs und zumindest die Sporenform

    scheint irgenwie für mich zu passen.

    Die Hyphen der Hutthaut habe ich auch mal versucht zu mikroskopieren, kann aber das, was ich sehe, nicht richtig deuten.

    Vielleicht kennt ja jemand den falben Rötling und kann mir weiterhelfen.

    Vielen Dank und viele Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!

    Aha, die Gattung mit diesen Inkrustierungen... :wink:

    Das ist mikroskopisch wirklich eine der anspruchsvollsten Gattungen, eben weil das mit dieser Pigmentverteilung oft nicht so einfach darzustellen ist.
    Da muss man zwingend in Öl ran (also 1000 fach mit Ölimmersionsobjektiv), idealerweise mit Frischmaterial in Wasser (oder verdünntem Kongorot sds).

    Ich kann zur Bestimmung lieder nicht sagen "ist so" oder "ist anders", aber ich habe mal erstens eine kleine Dokumentation von Entoloma sordidulum zur Hand:

    Makroskopisch auffällig wären da die eher schmächtigen Fruchtkörper, in meiner Kollektion mit deutlich hygrophanen Hüten und leicht gerieft, mit annähernd Mycena - Habitus.


    Zum Vergleich mal eine Kollektion von Entoloma rhodopolium s.l. (die Art wurde mittlerweiel etwas zerpflückt):

    Sieht makroskopisch deinem Pilz auch ähnlich, könnte auch mikroskopisch passen...

    ...wie leider ein Haufen andere Rötlinge auch. Das ist eine Gattung, wo man sich wirklich intensiv mit beschäftigen muss, um "erfolgreich" bestimmen zu können.
    Meine Funde muss man da auch sämtlich mit "cf" versehen, ich bin da einfach nicht tief genug drin.

    Wenn du wirklich näher an eine Bestimmung kommen wolltest, müsstest du den Fund wohl >hier< zeigen.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für deinen Kommentar und das Einstellen deiner Fotos von Entoloma sordidulum und E. rhodopolium. Tja, tatsächlich sehr schwierig zu entscheiden, ob mein Pilz zu einem von beiden gehört oder welche anderen Arten da noch in Betracht kommen. Nächstens werde ich mal versuchen mit Ölimmersion zu arbeiten. Du schreibst von einem Ölimmersionsobjektiv; ich muss ganz blöd fragen: Gibt es spezielle Objektive für die Ölimmersion oder reicht es, Öl auf das Deckblättchen zu tropfen?

    Rötlinge sind dann definitiv eine Nummer zu groß für mich. Ich hatte auch versucht zu schlüsseln, aber z.B. bei der wohl entscheidenden Frage bei Rötlingen, ob die Pigmente der Hyphen nun inkrustiert oder intrazellulär sind, machte sich nur ein großes Fragezeichen in meinem Kopf breit. :)

    Vielen Dank auch für den Link; ich werde da auf jeden Fall mal meinen Beitrag einstellen, man weiß ja nie. Falls es eine Rückmeldung gibt, gebe ich Bescheid.

    Liebe Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!

    Ja, das muss schon ein entsprechendes Objektiv sein. Bei normalen Lichtmikroskopen sind allerdings die 100er Objektive immer Ölimmersionsobjektive.

    Hast du allerdings ein "Spielzeugmikroskop" (deine Bilder sehen aber eher nach einer "richtigen" Ausstattung aus), also so ein Gerät für 50 bis 100 eu, dann wird bisweilen mit "fake - Vergrößerungen" bis 1000 fach oder mehr geworben. Was aber Quatsch ist, weil die Objekte zwar näher rangeholt werden, aber nicht schärfer.

    Du könntest ja mal den Hersteller - und Modellnamen deines Mikros nachgucken und / oder ein paar BIlder von dem Gerät einstellen, dann können wir uns überlegen, wass man noch "tunen" kann.

    ich sehe gerade, daß >Wolfgang Prüfert schon geantwortet hat<. Er verfügt über einen großen Erfahrungsschatz in der Beobachtung von Rötilngen, und wenn er deinen Fund in die Artengruppe um Entoloma sordidulum einordnen mag, werde ich sicher nicht wiedersprechen.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank für deine weiteren Erklärungen zum Mikroskop. Mit meinem (ein Middendorff V255) wäre auf jeden Fall eine Ölimmersion möglich. Ist es richtig, dass man einen Tropfen einfach auf das Deckblättchen aufbringt?

    Ich habe mal ein paar Fotos von ihm gemacht und hänge sie an.

    Wolfgang Prüfert schreibt auch, dass man ohne die genauere Analyse der Pigmentierung der Huthaut nicht definitiv zu einer Artbestimmung kommen kann. Ja, und dafür reichen meine Mikrobilder definitiv nicht aus.

    Hier nun die Mikroskopbilder und noch einmal vielen Dank für deine Hilfen,

    Matthias

    P.S. Leider weiß ich nicht, wie man die Fotos drehen kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!

    Klar kann man da ein Ölimmersionsobjektiv anbauen.

    Sieht allerdings so aus, als wäre das nur ein dreifacher Objektivrevolver?
    Aber ein Platz ist noch frei, richtig? Demnach hast du ein 10fach und ein 40fach Objektiv drauf?

    Ein ordentliches Ölimmersionsobjektiv ist nicht ganz billig, und: Es müsste zu diesem Modell passen. Relevant ist da die Länge das Objektivs, damit der Abstand zum Tisch nachher auch bei der richtigen Fokussierung passt, du also nicht zu weit weg bist, und auch nicht beim Eindrehen gegen den Objekttisch stößt.

    Da wäre vielleicht der Kontaakt in ein Mikroskopie - Forum ganz gut, wo solche Objektive auch passend zu deinem Modell gebraucht angeboten werden.

    Idealerweise mit Möglicheit zum Testen, daß auch ja die Linsen alle in Ordnung sind und nicht getrübt oder stark verkratzt oder so.

    Anschließend: Ja, ein Tröpfchen Immersionsöl auf das Deckgläschen, dann das 100er Objektiv da hineindrehen. Die Linse vom Objektiv muss dabei Kontakt mit dem Öl haben, das Öl ist quasi das Medium. Keine Luft zwischen Deckgläschen und Objektiv, nur das Öl.
    Darum ist es auch so wichtig, daß es von der Länge her zu deinem Modell passt. Da geht es um die Abstimmung auf einen halben Millimeter bis einen Millimeter. Doof ist, wenn man das Objektiv reindrehen will, gegen den Tisch stößt, erstmal wieder per Grobtrieb runterfahren muss, dabei das Objkekt völlig aus dem Fokus verliert usw...

    Mordsgedöns, darum: Wichtig, daß es passt.


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    toll, vielen Dank für die weiteren Hinweise. Und tatsächlich hat das Mikroskop auch eine 100fache Vergrößerung (es ist das Objektiv, mit dem weißen Ring), was ja dann für die Ölimmersion zu nutzen ist. Das werde ich jetzt auf jeden Fall ausprobieren. (Insgesamt hat das Mikro 4 Objektive; ein 20er, 40er, 60er und 100er). Die Linsen müssten eigentlich noch alle so einigermaßen O.K. sein, obwohl sie ja sicherlich durch etlicher Schülerhände hindurchgegangen sind.

    Eigentlich hatte ich mich schon vorher immer vorgenommen, erst einmal mir bekannte Arten zu mikroskopieren, um mehr Sicherheit bei der Einschätzung der Merkmale zu bekommen. Aber wie es so ist: dann sieht man einen unbekannten Pilz, der erst einmal interessanter ist und schwups sind alle guten Vorsätze verschwunden.

    Bei der Ölimmersion fange ich aber auf jeden Fall bei Pilzen an, die ich kenne.

    Liebe Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!

    Besser erstmal gucken, wass auf dem Objektiv drauf steht. Irgendwo ist eigtnlich immer "Oil" aufgedruckt.

    Ungewöhnlich wäre es schon, daß Schüler mit Ölimmersion arbeiten. Weil der Verschleiß halt sehr hoch wäre: Einmal das 40er durchs Öl gezogen (was halt gerne mal passieren kann), und es ist potentiell kaputt. :wink:


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    hui, gut, dass du es schreibst. Ich hätte mir wahrscheinlich ähnlich ignorant wie Schüler wenig Gedanken darüber gemacht, ob nun ein anderes Objektiv mit Öl in Berührung kommt oder nicht. :)

    Ich habe eben nachgeschaut; auf dem 100er-Objektiv steht tatsächlich das Wort "Oel". Da muss wohl der Biologielehrer großes Zutrauen zu seinen Schülern gehabt haben.

    Es sieht nun tatsächlich so aus, dass meinen Experimenten nichts mehr im Wege steht. :)

    Liebe Grüße

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Dann viel Spaß!
    Also drauf achten, nicht das 40er einzutauchen, und auch wichtig: Nicht verharzendes Immersionsöl kaufen. Das kann man auch einfach auf dem Objektiv lassen nach Gebrauch. Ich putze das nur so alle paar Monate mal ab, wenn ich das Gefühl bekomme, es hängt irgendwie Kruscht drin.

    Vielleicht hat der Biolehrer zwar das Objektiv dran gelassen, aber kein Öl bereit gestellt für die Schüler. Für so ein Immersionsobjektiv wär's allerdings auch blöd, wenn Wasser oder gar irgendwelche Reagenzien an die Linse kommen. Aber: Wäre ich der Biolehrer, hätte ich im Unterricht einfach das Immersionsobjektiv abgeschraubt und in eine Schublade gelegt. Der Hersteller liefert das Gerät ja mit dem Objektiv, aber man muss es ja nicht immer dran haben. Hat man irgendeine Ag in höheren Klassen, dann kommt es zum einsatz, wenn die Schüler damit umgehen können. Gibt also viele Möglichkeiten, aber Hautpsache ist: Du hast es dabei.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    vielen Dank noch einmal für deine vielen guten Tipps. Wenn meine Mikrobilder nun nicht gelingen wollen, liegt es definitiv an mir. :) Immersionsöl habe ich mir mittlerweile besorgt, es fehlt also nur noch der erste Pilz, der Opfer meiner Experimente wird. Leider war ich diese Woche ziemlich mit Arbeit überhäuft, hoffe aber, dass es nun am Sonntag klappt.

    Liebe Grüße

    Matthias