Ein Trichterling? Ich werde nicht so recht schlau.

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.188 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Oktober 2018 um 10:02) ist von Gwürzbuizl.

  • Hallo liebe Mitpilzköpfe und Experten!

    Am Wochenende fand ich am Ufer eines Weihers zahlreiche Exemplar dieser Art (siehe Bilder), die ich für einen aus der Reihe der Trichterlinge halten würde.

    Die Bodenbeschaffenheit ist eher kalkig. Der umliegende Wald, der Schönbuch zwischen Stuttgart und Herrenberg, ist überwiegend Laubmischwald, Eiche und Buche. In der Nähe der Pilze wuchsen allerdings nur einige Birken, die das Ufer des Weihers säumten.

    Es handelt sich jedenfalls nicht um einen Milchling. Das Fleisch ist brüchig. Auffällig ist der flaumige, filzige Hutrand bei jüngeren Fruchtkörpern. Was ein wenig täuscht auf meinen Fotos ist die Farbe. Fürs Auge erschienen die Pilze in zartem, hellem Gelb-Orange. Über den Geruch vermag ich leider nichts zu sagen.

    Kann mir trotzdem jemand sagen, welche Delikatesse ich aufgrund meiner mangelhaften Kenntnisse stehen lassen musste? :)

    Schöne Grüße

    Joachim

    P.S. Ha! Es hat endlich mal geregnet, und zwar mehr als 3 Tröpfchen. Ab in den Wald am Wochenende, sag ich!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joachim!


    Das ist Lactarius pubescens (Flaumiger Birkenmilchling).
    Du könntest mal versuchen herauszufinden, was Milchlinge und Täublinge gemeinsam von allen anderen Lamellenpilzen unterscheidet.

    Mit dem Wissen im Hinterkopf wärst du hier gar nicht auf Trichterling gekommen. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    danke für deine schnelle Antwort! Ein wenig bin ich aber verdutzt, da ich die Lamellen meines Fundes geritzt habe, aber gemilcht hat da eigentlich nix. Der flaumige Rand ist aber wohl ein eindeutiges Merkmal. Na, und bei deiner Erfahrung wahrscheinlich noch ein paar Dutzend andere Dinge.

    Was Milchlinge und Täublinge gemeinsam haben? Beides Sprödblättler vielleicht? Und Trichterlinge nicht?

    Gruß

    Joachim

  • Hallo Joachim,

    wenn keine Milch mehr aus den Pilzen kommt, sind sie schon recht trocken, z.B. vom Liegen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hej.

    Ja, Veronika hat's schon angedeutet: Milch fließt bei Milchlingen nur dann, wenn sie frisch genug sind. Auch ältere Fruchtkörper milchen oft gar nicht mehr.
    Schon, Sprödblättler sind es, und mitunter splittern die Lamellen ja gar nicht. Aber wenn man den Stiel quer durchbricht, passiert das wie bei einem Stück Parmesankäse. Soll heißen: Da fasert nichts auf. Bei allen anderen Lamellenpilzen kann man den Stiel nicht quer durchbrechen, ohne daß sich zumindest im Rindenbereich irgendwelche Längsfasern lösen und abstehen. Bei Sprödblättlern: Nie gefasere beim Durchbrechen.


    LG; Pablo.

  • Hallo nochmals! Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich nehme also mit: Die Stiele von Milchlingen und Täublingen lassen sich einfach brechen im Gegensatz zu den Stielen aller anderen Lamellenpilze. Korrekt?

    Flaumiger Birkenmilchling also... nix war's mit Delikatesse :) Terpene-Vergiftung ist da angegeben. Organschädigung steht da. Nicht gut. Weiß da jemand Genaueres? Was würde passieren, äße man derlei Pilze. Schlimme Magen-Darm-Verstimmung und dann aber wieder gut? Oder bleibt da tatsächlich was zurück?

    Na, irgendwie reizt es mich ja mal, derlei zu probieren (vielleicht ja nicht gerade den), um mir ein Bild bzw. einen Abdruck auf den Geschmacksnerven zu machen, was "sehr scharf" denn nun bedeutet, denn so wird der Geschmack in der Pilzsuchmaschine beschrieben. Gehe ich zum Chinesen und bestelle dort etwas von der Karte, das mit dem Zusatz "sehr scharf" versehen ist, nehme ich das in den allermeisten Fällen nur als angenehm kräftige Würze wahr. Würde mir ein solcher Pilz Brandblasen im Mund bescheren? Oder was ist für dieses "sehr scharf" die Bemessungsgrundlage? Nein nein, keine Sorge, ich werd schon nicht daran herumknabbern. Dafür gibt's viel zu viele leckere Alternativen. Aber es interessiert mich halt.

    Danke und noch einen schönen Abend.

    Joachim

  • Hallo Joachim,

    Milchlinge jeglicher Art, außer rotmilchende, werden in Deutschland und Westeuropa nicht verwendet, in Osteuropa schon. Dort werden sie auch anders behandelt, z.B. werden sie abgekocht, sie werden eingelegt wie bei uns die Gurken oder sie werden sieliert, also so wie Sauerkraut. Fast alle Arten sind somit genießbar und lange haltbar. ich habe Rotbraune Milchlinge in Essig eingelegt und das Ergebnis war gar nicht übel. Also es gibt Möglichkeiten, aber sie zubereiten wie andere Pilze geht nicht.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joachim!

    In der Tat ist diese Art bei Mitbürgern mit osteuropäischem Hintergrund bei der Pilzkunde ziemlich begehrt.
    ein Freund von mir würde sich über so einen Fund ziemlich freuen. :wink:

    Vermutlich kann man bei fast jeder PIlzart irgendwelche potentiellgiftigen Substanzen nachweisen, vieles davon ist aber wohl ziemlcih harmlos. Auch aus Russland, wo dieser Pilz regelmäßig und viel verzehrt wird, sind mir keine Vergiftungsfälle bekannt. Richtige Zubereitung (siehe Veronika) natürlich vorausgesetzt.
    Ich selbst esse auch etliche weiß Milchende Milchlinge, und das beschränkt sich nicht nur auf Brätling (iws) und Mohrenkopf. Auch "scharfe" Arten wie zB Langstieliger Pfeffermilchling landen bei mir gerne mal in der Pfanne (die Schärfe verschwindet nämlich beim Braten).


    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo und Veronika,

    danke Euch für die Rückmeldungen. Mir ist dabei aufgefallen, dass viele Bestimmungsmerkmale sehr eindeutig sind, nur beim Geschmack, welcher ja auch ungleich schwerer einzugrenzen ist, wird's diffuser. Besonders die in der Pilzsuchmaschine angegeben Schärfegrade würden mich da interessieren. Bei Chili z.B. gibt es ja eine gewisse Skala (Scoville), die Orientierung bietet. Bei Pilzen heißt es scharf, sehr scharf, oder auch schon mal extrem scharf. Wie wird das bemessen, bzw. woran orientiert sich das? Ist das einfach nur die Erfahrung derjenigen, die schon mal ein Exemplar in der Pfanne hatten? Oder gibt es da auch eine Skala?

    Gruß

    Joachim

  • Hallo Joachim,

    der Schärfegrad ist sehr individuell und wird sicher von dem oder denen festgelegt, die die Pilze roh gekostet haben. Zubereitet den Schärfegrad zu bestimmen, habe ich noch nicht gehört und schon gar nicht in der Literatur gelesen. Entscheidend ist auch bei mir die Kostprobe.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Joachim,

    sobald Du ein Mitglied aus der Gattung Lactarius sicher als solches bestimmen kannst, kannst Du einfach eine Kauprobe machen. Je nach Art ist das durchaus eindrucksvoll und hinterlässt einen bleibenden Eindruck!

    Also sicher sein dass es ein Milchling ist, eine wirklich kleine Kostprobe nehmen und ein wenig drauf rumkauen. Danach alles wieder ausspucken.

    Grüßle

    RudiS