Salzsäure-Zeitung-Test bei Gifthäubling negativ?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.799 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. November 2019 um 11:36) ist von huehnchen69.

  • Hallo zusammen,

    gestern fand ich Pilze, die ich unter Gifthäubling einsortiert habe. Mehrere davon wuchsen als kleines Büschel an einem Fichtenstumpf, die anderen einzeln daneben.

    Für mich waren sie von Aussehen und Geruch her typische Gifthäublinge.

    Zu Hause habe ich den Salzsäure-Zeitung-Test damit gemacht. Der ist ja nicht soooo beliebt wegen der vielen Falsch-Positiven (z.B. den Zitronengelben Knollenblätterpilz habe ich schon erfolgreich positiv getestet, auch gerade eben noch mal, um zu schauen, ob die Zeitung-Salzsäure-Kombination grundsätzlich noch funktioniert) - aber falsch Negative? Hat das schon mal jemand von euch ausprobiert?

    Habt ihr eine Idee, wieso der Test versagt haben könnte?

    Ich hatte bei der Bestimmung der Gifthäublinge nicht mit Problemen gerechnet, deshalb habe ich kein Standortfoto, und habe sie leider schon auseinandergepflückt. Folglich habe ich nur ein Foto von Hüten & Stielen getrennt. Könnte es eine andere Häubling-Art ohne Amanitin sein?

    Soweit ich weiß soll der Test ja relativ empfindlich sein, oder? An zu geringem Gehalt sollte es dann wohl nicht liegen, oder sehe ich das falsch?

    Ratlose Grüße

    Sabine

  • Hallo an alle vorsichtigen Pilzfreunde wie ich auch,

    ich erlaube mir diesen Beitrag wieder hoch zu holen,

    und werfe einfach mal die Frage in den Raum,

    ob es anstatt dem uralten Zeitungspapier-Test

    heute vielleicht andere Tests käuflich zu erwerben gibt z.B. Farbreagenzien

    um Amanitin nachzuweisen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Porli!


    Keine Ahnung.
    Aber es ist ja immerhin gut bekannt, welche heimischen Arten Amatoxine enthalten, und die sind ja zudem noch gut bestimmbar.

    Also Lepiota subincarnata oder Amanita virosa (sowie Amanita phalloides s.l., Lepiota elaiophylla, Lepiota brunneoincarnata & Galerina marginata s.l.) erkennt man schon ganz gut im Feld, testen müsste man die demnach nicht um zu wissen, daß sie Amatoxine enthalten.


    LG; pablo.

  • Danke Pablo,

    mir gings jetzt eher um die einfache Bestimmung von Stockschwämmchen direkt im Wald wenn es sowas mittlerweile gäbe

    wie Lackmuspapier für Säuren und Basen (jetzt mal als primitives Beispiel), also giftfrei ohne Amanitin.

    Könnte auch etwas komplizierter sein wie die Gram-Färbung bei Bakterien, idealerweise gleich als Set für die Jackentasche:)

    Aber vermutlich traut sich keiner einen Test für Amatoxine für den gemeinen Pilzesammler zu veröffentlichen der zu 100% funktionieren soll.

    Da wäre Insiderwissen von Vorteil um sich selbst etwas zusammen zu stellen.

    Aber es war nur eine Frage in den Raum gestellt, weil man hier bei der Bestimmung von Stockschwämmchen etwas verhalten ist,

    was ich durchaus nachvollziehen kann.

    Grüße

    Porli

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wenn's echt nur um die Unterscheidung Stockschwämmchen vs. Gifthäubling geht: Ist es nicht viel einfacher, kurz einen Blick auf den Stiel zu werfen?

    Weil dann ist der Fall ja schon geklärt, auch ohne Chemiegedöns. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hallo Sabine,

    dein Beitrag ist zwar schon ein paar Tage alt, aber durch Zufall bin ich heute über folgende Beschreibung zum Anteil an falsch positiven Reaktionen gestolpert:

    .

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (10. November 2019 um 23:30) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Hallo Sabine, ich habe den Test jetzt erfolgreich durchgeführt. Der Reihe nach:

    1. Pilzgut etwa 10 Gramm mit Wasser ca. 10 ml abgedeckt 15 min. kochen lassen

    2. abkühlen lassen

    3. Filtrieren (ca 2cm auf 2 cm)

    4. Auf eine Zeitung mit einer Pipette einige Tropfen der Pilzlösung ( gelb) auftragen.

    5 . Die Pilzlösung eintrocknen. Auf die eingetrocknete Stelle wieder ein paar Tropfen geben und wieder eintrocknen. Das wiederholst du ca. 10 mal. Dadurch konzentrierst du den Amatin /Phallotoxingehalt an der eingetrockneten Stelle immer mehr auf.

    6. Auf die aufkonzentrierte und eingetrocknete Stelle einige Tropfen einer 25 %igen Salzsäure (HCL) Lösung auftragen und eintrocknen lassen. Es dauert ca 15 Minuten bis sich langsam eine blau grüne Verfärbung bildet.

    Der Gehalt an Wirkstoffen im Knollenblätterpilz und auch im Gifthäubling kann sehr variabel sein und deshalb kann die Verfärbung sehr unterschiedlich intensiv ausfallen.

    Ein gutes Ergebnis kannst du auch erzielen, wenn du anstelle von Wasser Methanol zum Extrahieren nimmst. Und du kannst auch eine sehr großes (falls vorhanden) Pilzmenge einsetzen. Trage , vorallem wenn du mit Methanol arbeitest Schutzhandschuhe, die für Lösemittel geeignet sind.

    Ich habe auch ein gutes Ergebnis erzielt, indem ich die Pilzsubstanz direkt auf die Zeitung aufgedrückt habe. Dabei habe ich den feuchten Fleck mit einem Bleistft umrandet und nach Eintrocknen immer wieder neue Pilzstückchen auf der markierten Stelle ausgedrückt. Damit kannst du ebenfalls die Giftstoffkonzentration auf dem Zeitungspapier deutlich erhöhen.

    Das war es . Versuche es mal und wenn du möchtest kannst du mir ja das Ergebnis mitteilen.

    Herzlich Grüsse

    Der Baumi

  • Hallo Baumi,

    danke für deine ausführliche Anleitung. Ich glaube, die war so in dem Artikel drin, oder?

    Mache ich normalerweise nicht so, sondern nehme die Variante mit dem Aufdrücken des Pilzes auf das Zeitungspapier. Und auch wenn das meinem Posting vielleicht nur am Rande zu entnehmen war: normalerweise funktioniert der bei mir auch.

    Ich nehme an, dass es die Vorgehensweise mit dem Filtrieren usw. braucht, um für die Veröffentlichung vergleichbare Ergebnisse zu bekommen. Denn im Artikel wurde ja auch auf leichte Farbunterschiede, Farbwechsel von gelb nach grün usw. eingegangen - so etwas ist schwer festzustellen, wenn man einen vom frischen gelblichen Gifthäubling eh schon leicht gelblichen Schmierfleck mit einem farblosen vom Knolli vergleicht, usw.

    Was ich aber nach dem Artikel sofort ausprobiert hatte (denn praktischerweise haben wir Büschelraslinge im Garten): Deren Reaktion beim Salzsäuretest. Die ist tatsächlich bombig.

    Danke noch mal und beste Grüße

    Sabine

  • Ich habe das Buch "Giftpilze" von Bresinsky und Besl: Handbuch für Apotheker, Ärzte und Biologen als erste Vorlage genommen. Da hat es aber auf Anhieb nicht funktionieren wollen. Also habe ich dann das Vorgehen verfeinert- mit Erfolg. Der Schritt mit dem Filtrieren ist nicht unbedingt erforderlich, denn es funktioniert ja auch ganz ordentlich, wenn man die Pilzhüte auf die Zeitung presst. Trotzdem kann ich dir das oben beschriebene Buch nur empfehlen