Porling auf Buchenast

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 5.489 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. November 2018 um 21:11) ist von JojoErk.

  • Hallo zusammen!

    Ich habe letzte Woche in einem Buchenwald diesen Porling auf einem alten Buchenast wachsend gefunden. Ich werde nicht schlau, was ich da wohl gefunden haben mag. Es war der einzige seiner Art weit und breit. Der Ast war ansonsten voll mit Trameten und sogar kleinen Zunderschwämmen.

    Kann mir jemand weiterhelfen?

    Gruß, Joachim

  • Hallo,

    schließt denn das eine das andere aus?

    Ich halte das auch für einen der Stielporlinge und denke da auch an den Winterporling.

    Mit einer dünnen Röhrenschicht und halt Poren am Röhrenende ....

    Viele Grüße aus Mecklenburg

    Jan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Nö, eigenlich nicht. Alle Porlinge haben Röhren, ebenso wie alle Röhrlinge Poren haben.
    Röhren sind halt einfach das ganze Organ (= dat ganze Röhrchen vom Hutfleisch bis zur Öffnung, kann lang oder megakurz sein) und Poren bezeichnet nur die Mündungen dieser Röhren.

    Winterporling (Polyporus brumalis) passt hier, anbei noch ein paar schmetterlinge (Trametes versicolor), wenn ich das richtig rate.


    LG, Pablo.

  • Hallo Joachim,

    ich mag mich täuschen aber für mich sieht die Farbe sowie die Art und Weise wie die Rinde beschaffen ist und aufreist, irgendwie nach einer Birke aus.

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Pablo,

    Nö, eigenlich nicht. Alle Porlinge haben Röhren, ebenso wie alle Röhrlinge Poren haben.
    Röhren sind halt einfach das ganze Organ (= dat ganze Röhrchen vom Hutfleisch bis zur Öffnung, kann lang oder megakurz sein) und Poren bezeichnet nur die Mündungen dieser Röhren.

    So ausgedrückt (auch wenn es richtig sein mag) klingt das irgendwie, als wären Röhrlinge und Porlinge eigentlich das Gleiche und nur unterschiedlich benannt.

    Für mich ist ein Unterschied zwischen Röhrlingen und Porlingen, dass die Röhrlinge eine Fruchtschicht haben, die aus lauter einzelnen nebeneinander stehenden "Rohren" aufgebaut ist (deren Öffnungen dann die Poren sind), wohingegen die Porlinge eine durchgehende Fruchtschicht haben, in welche hohle Röhren eingearbeitet sind (deren Öffnungen auch Poren sind), wobei aber bei den Porlingen die Fruchtschicht nicht in einzelne senkrechte "Rohre" aufteilbar ist. Die Röhren bei den Röhrlingen sind für mich (zumindest auch) die ganzen Röhren incl. Röhrenwände, und bei den Porlingen sind die Röhren nur die Hohlräume in der Fruchtschicht. Soweit ich mich an meine Röhrlings- und Porlingsfunde erinnere, passten die auch in das Schema.

    Siehst du das anders?

    Beste Grüße

    Sabine

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Sabine!

    Es ist schwer, da eine wirklich schlüssige Grenze zu ziehen, was man als "Röhrling" und was als "Porling" bezeichnet.
    Die Sache mit den "einzeln stehenden, aber zusammenstehenden Röhren" funktioniert in dem Zusammenhang eher nicht. Zum einen, weil das bei weitem nicht für alle Röhrlinge gilt. Unter anderem ist das ein wichtiges Merkmal, um die Filzröhrlinge im weiteren Sinn (Xerocomus s.l.) von den Dickröhrlingen im weiteren Sinn (Boletus s.l.) zu trennen: Bei Boletus sind die Röhren einzeln stehende (aber aneinandergewachsene) Organe, so daß man die Röhren (mit etwas Geschick und einer feinen Pinzette) einzeln voneinander trennen kann, ohne die Röhrenwand wirklich zu zerstören. Bei Xerocomus geht das nicht, da sind die Röhren nicht gegeneinander abgerenzt.

    Zum anderen bei "Porlingen": Am deutlichsten ist es da bei der Ochsenzunge (Fistulina hepatica), wo die Röhren tatsächlich einzeln stehen, also noch lockerer verbunden sind als bei Boletus. Bei den meisten Porlingen ist das allerdings schon so ausgeprägt wie eben bei Filzröhrlingen: Röhren nicht voneinander aablösbar.

    Ein etwas stabileres, morphologischens Detail wäre noch die differenzierung zwischen Röhrenfleisch und Hutfleisch. Bei vielen Porlingen ist das nicht differenziert (zB Trametes), bei vielen anderen aber durchaus, und zwar sehr deutlich (bei manchen Arten wie Bjerkandera adusta oder Gloeoporus dichrous sogar mit deutlicher Trennschicht zwischen Röhren und Hutfleisch. Auch beim Birkenporling zB sind die Röhren vom Fleisch relativ gut ablösbar.

    An welchen Merkmalen man nun diese Unterteilung festmachen mag: Ist ein wenig individuell.
    Ganz grob würde ich sagen:
    Röhrlinge = klar in Hut und Stiel gegliederte Fruchtkörper, bodenbewohnend (selten an ultramorschem Holz, meistens Mykorrhizapilze), relativ schnell vergänglich

    Porlinge = oft ungestielt, meistens holzbewohnend (Parasiten, zersetzer, nur sehr wenige Mykorrhizapilze), irgendwie unregelmäßiger in der Form, oft eher feste und dauerhafte Fruchtkörper.

    Daß das nicht in allen Fällen greift, ergibt sich einfach daraus, daß weder "Röhrling" noch "Porling" systematisch einheitliche Begriffe sind. Die gängigen Röhrlinge sind stammbaumtechnisch noch alle recht eng zusammen, Porlinge aber absolut gar nicht mehr, da fasst man Arten zusammen, die teils ungefähr so nahe verwand sind wie Weinbergschnecke, Gelbrandkäfer, Steinadler und Gürteltier. :wink:
    Darum ist es auch nicht so einfach, die Struktur zu betrachten, in der die Röhren aufgebaut sind, weil die eben so total unterschiedlich sein kann. Auch wenn sie ähnlich aussieht. Schaut man aber zB mal mikroskopisch rein, werden die extremen Unterschiede auf zellulärer ebene (nur innerhalab der "Porlinge") schon deutlicher.


    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,

    Röhrlinge und Porlinge gehörten in "grauen" Vorzeiten in eine gemeinsame Familie, vielleicht sogar Ordnung, das weiß ich nicht so genau. Bei den Röhrlingen lässt sich die gesamte Fruchtschicht leicht vom Hutfleisch trennen und das geht beiden Porlingen nicht. Hier bilden Fruchtschicht und Hutfleisch eine untrennbare Einheit. Das ist wie gesagt, eine einfache Darstellung.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Servus beeinand,

    @ Liebe Veronika,

    dass dachte ich bisher auch, stimmt aber so nicht ganz. Auch bei Porlingen gibt es welche, bei denen das Hutfleisch und die Fruchtschicht keine untrennbare Einheit bilden.

    Diskutiert wurde dieses Thema im Beitrag Poren?Röhren? im Nachbarforum, da hat Pablo sein Wissen dazu ausführlicher eingebracht.

    @Hi Pablo,

    auf der eingestellten Aufnahme meinte ich einen deutlichen Unterschied zwischen der Trama und dem Hymenophor zu erkennen. Nach dem ich den o.a. Thread gelesen habe, sollte das kein Unterscheidungsmerkmal zu Röhrlingen sein. Wobei, diese Unterscheidung hast du bereits ad absurdum geführt.

    Den nächsten Polyporus brumalis werde ich mir ich etwas genauer ansehen,

    LG

    Peter

  • Hallo alle zusammen!

    Erstmal vielen lieben Dank für die ganzen ausführlichen Antworten. Winterporling also. Wenn ich mir so in der Suchmaschine ein paar Bilder von jüngeren Fruchtkörpern ansehe, dann kann ich den absolut nehmen. Großartig finde ich Euer detalliertes Eingehen auf die Unterscheidung Porling und Röhrling. Ich muss allerdings eine Sache zugeben: Ich war etwas im Tran, als ich den Beitrag eingestellt hab. Ich habe "Porling" geschrieben, wollte aber ursprünglich "Röhrling" schreiben :) So hat meine Schusseligkeit eine wundervolle Detailklauberei ausgelöst, aus der ich sehr viel mehr mitnehmen kann, als nur den Pilz bestimmt bekommen zu haben. Nochmals danke!

    Gruß, Joachim