Birke, Birke und nochmals Birke?

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.811 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. November 2018 um 18:40) ist von Beorn.

  • Hallo Freunde der Pilze!

    Hier mal eine kleine Zusammenstellung von „Birkenpilzen“ die mir in diesem Jahr unter gekommen sind:

    1. Hier ein Fund von dem ich leider nur ein nicht besonders aussagekräftiges Foto habe: ich tippe mal auf den Birkenpilz LECCINUM SCABRUM. Rote, graue, oder blaue Verfärbungen konnte ich nicht feststellen. Das schließt denke ich schon einiges aus. Gewachsen im Mischwald mit Birken und Buchen in der Nähe.


    2. Ein Birkenporling FOMITOPSIS BETULINA mit viel Schwung am Rand!


    3. Hier vermutlich eine Birkenrotkappe- LECCINUM TESTACEOSCABRUM, die ich so noch nicht gefunden habe. Gewachsen im sauren Gras umgeben von jungen Birken, Buchen und Fichten.

    Hier als Suchbild:

    Die Schuppen am Stiel sind schwarz, die Huthaut steht nur gering über(nicht so stark, wie bei der Espenrotkappe), die Huthaut ist leicht filzig.


    Das Fleisch ist zunächst schmutzig weiß:


    Verfärbt sich stellenweise aber nach wenigen Minuten nach braun/grau. Blaue, oder rote Verfärbungen konnte ich keine ausmachen, was für mich die Fichtenrotkappe ausschließen würde.


    4. Wieder ein Birkenpilz. Dieses Mal vermute ich den Vielverfärbenden Birkenpilz LECCINUM VARIICOLOR. Gewachsen in unmittelbarer Nähe zur Birkenrotkappe oben. Auffällig hier die gefleckte Huthaut, die leicht übersteht und leicht ausgefranst ist. Farbe: helles Beige und Grau

    Hier in natura:

    Hier im Vergleich die Birkenrotkappe links und der Vielverfärbende rechts:


    Schuppen hier ebenfalls schwarz, das Fleisch/Röhren bei kalter Witterung nach wenigen Minuten leicht rosa anlaufend. Länger habe ich nicht gewartet, somit kann ich das blau werden des Fleisches nicht bestätigen.


    Da ich mir bei der Unterscheidung der Birkenpilze noch nicht so sicher bin, würde ich gerne Eure Meinung zu den Funden einholen!

    Vielen Dank und liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

    Ich bin kein Pilzexperte, nur ein mykologisch interessierter Laie!

    Offizielle Freigaben kann es nur beim Pilzsachverständigen vor Ort geben!

    • Offizieller Beitrag

    Servus, Alex!


    Der erste ist Leccinum cyaneobasileucum (bzw. Leccinum brunneogriseolum, und wenn man die beiden trennen will, dann eher der letztere), also Wollstieliger Raufuß.

    Der BiPo ist klar (wobei ich dem schon seine eigene Gattung mit "Piptoporus" geben würde, mit den durchweg hartfleischigen und meistens mehrjährigen Fomitopsis - Arten hat der nicht viel gemein). die Birkenrotkappe passt auch, (egal ob man die testaceoscabrum oder versipelle nennen will), ist alelrdings im Verfärbungsverhalten eher nicht von den Nadelwaldrotkappen zu trennen. Zumindest die mit den schwarzen Stielschuppen kann ebenso verfärben (ist aber bei beiden auch variabel), hat aber eine viel dunklere, sattere, rotere Hutfarbe.

    Der letzte stimmt auch und ist mit der Hutoberfläche auch sehr eindeutig, auch ohne blauende Stielbasis.

    Bei dem und dem Wollstieligen sieht man das Blauen übrigens meistens außen an der Stielrinde nahe der Stielbasis.


    LG, Pablo.

  • Leccinum ist eine fiese Gattung. Respekt, dass du dich da ran machst. Ich bin da recht dilettantisch unterwegs, abgesehen von ein paar die ich genauer benennen kann.

    That said: Den ersten könnte man auch nochmal mit dem Wollstieligen Rauhfußröhrling abgleichen.

    Zur Rotkappe kann ich nix sagen. Die sind bei mir Rotkappen und gut ist.

    Wenn beim letzten Birkenpilz kein Blauen beobachtet wurde, könnte das ebenfalls was anderes sein.


    Die ganze Verfärbungsgeschichte ist wohl auch nicht wirklich so eindeutig, was die Identifizierung angeht (zumindest Rosa/grau). Ich hatte da mal irgendwann einen Artikel drüber gelesen wo vermutet wurde, dass die auch mit der Feuchtigkeit zusammenhängen kann. Beim Schlüsseln kamen dann wieder Mikromerkmale ins Spiel, weshalb ich mich da nicht näher mit befasst habe mangels Equipment.

    Ist aber wie gesagt schon eine ganze Weile her, dass ich das gelesen habe. Gut möglich also, dass sich da was geändert hat oder jemand anders sich im Stande sieht die makroskopisch gut ansprechen zu können.

    Edit: Ok, Pablo war wieder schneller und klüger. Forget what I said. ;)

    LG,

    Schupfnudel

    Keine Verzehrfreigaben meinerseits.

  • Hallo Zusammen und vielen Dank für Eure hilfreichen Antworten!

    Im Grunde mache ich das genauso wie Schupfnudel gesagt hat: der Überbegriff reicht mir in vielen Fällen aus. Ein Birkenpilz ist ein Birkenpilz! Aber manchmal packt mich der Ehrgeiz und man schaut etwas genauer hin.

    Im Übrigen ist hauptsächlich dieses Forum daran "schuld", dass meine kleine Pilzwelt deutlich komplizierter geworden ist. Und das ist gut so!

    Heute erahne ich, dass sich hinter jeden Pilznamen, den ich vergebe ein ganzes Heer an nahen Verwandten versteckt!


    Interessanterweise dachte ich beim ersten tatsächlich zunächst auch an den Wollstieligen, bin dann aber wieder davon abgekommen. -> Kein Blauen am Stiel und die ehrlich gesagt schwierige Differenzierung was vielleicht noch als helle Schüppchen, oder doch schon als "Wolle" durchgehen kann.

    Der Porling wurde in PIPTOPORUS BETULINUS umbenannt! Danke für den Hinweis!(gehe ich recht in der Annahme, dass FOMITOPSIS grundsätzlich aber noch korrekt wäre?)


    Freut mich, dass ich da bei einigen richtig lag! ^^

    Vielen Dank nochmals und liebe Grüße!

    Alex

    Wie bei den Pilzen generell, so sind auch meine Angaben grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!

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    • Offizieller Beitrag

    Hi.

    Rantasten kann man sich dennoch ganz gut an die Raustielrörhlinge, auch makroskopisch. Man sollte sich nicht einbilden, auch wirklcih jede Kollektion bestimmen zu können (von einzelfruchtkörpern ganz zu schweigen) - aber in welcher Gattung geht das schon?

    Ich finde die Schüppchen bei den Wollstieligen hier schon ganz schön charakteristisch, schwieriger wird's nur dann, wenn die dunkler gefärbt sind, oder man es mit anderen Birkenpilzen mit weißem Stiel zu tun hat. Auch die Hutoberfläche ist aber hilfreich: Hier so ein ziemlich konstantes, gleichmäßiges Milchschokobraun ohne Schuppen, Dellen oder Flecken, das man so bei wenigen anderen Birkenpilzen findet.

    Klar kann man den Birkenporling auch "Fomitopsis" nennen. SpeciesFungorum macht das zur Zeit, MycoBank aber nicht, und >PD< bleibt ebenfalls bei Piptoporus.

    Die Datenbanken müssen (und können) aber auch nicht immer den aktuellen und idealen taxonomischen Stand wiedergeben, dazu sind sie auch nicht da.


    LG; Pablo.