Sind Pilze unsterblich? Hat das Pilzgenom Telomere?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.823 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. März 2019 um 01:45) ist von Beachwolle.

  • Liebe Pilzfreunde,

    mich treibt die Frage um, wieweit man ein Mycel klonen kann. Ich hab mir hier im polnischen Gartenmarkt für pln 20 = €5 einen Batzen myceldurchwachsenes Holz geleistet, werden Kräutersaitlinge wie's aussieht.
    Gleichzeitig liegt ein ganzer Sack Eschen- und Buchensägespäne vom neuerlichen Kamin-Holz machen vor der Scheune meiner Freundin.
    Kann ich den Kräutersaitling einfach weiter klonen, oder hat das Mycel-Genom auch Telomere, die kürzer werden und dann die Rekombination monozygoter Mycelien nach der Sporulation verlangen?
    Hoffe auf kompetente Antwort seitens der universitären unter uns ;)
    Liebe Grüße

    Joern

    Ach ja.... wie sieht es mit der Aufnahme von Mineralöl-Spuren durch Pilze aus dem Substrat in den Fruchtkörper aus? ....Ich hatte nur mineralöl für die chmierung der Kettensäge beim Holz machen... :hmmm:

  • Hallo Joern,

    zu deiner Frage zum Thema Aufnahme von Mineralölspuren durch Pilze bzw. deren Nutzung nach Kontamination möchte ich mal auf den, noch relativ jungen, Wissenschaftszweig der Mykorestauration verweisen. Viele Pilze, auch "gängige" Speisepilze (z.B. Austernseitlinge, Klapperschwämme oder Shiitake), können solche giftigen bzw. schädigenden Substanzen wie z.B. Dioxin, Schwermetalle, PCB, Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder Petroleum-Produkte neutralisieren oder in ungefährliche Bestandteile zersetzen. Dabei nehmen die Fruchtkörper die Giftstoffe auf und müssen/sollten entsorgt werden!

    Was die Telomere angeht, ich denke mich zu erinnern, daß Pilze bzw. deren Genome diese schon besitzen.

    LG Thomas

    2 Mal editiert, zuletzt von Beachwolle (23. März 2019 um 18:36)

  • Hallo Joern,

    das Myzel kann man zumindest bei Austernpilzen einfach umsetzen. Das mache ich bei meinen Zuchtaustern immer so, von einem Kaffeesatzeimer auf den nächsten.

    Habe ich bestimmt auch schon mal 2- oder 3 mal nacheinander gemacht. Ob es da ein Limit gibt, weiß ich aber nicht. Wenn es im Sommer sehr heiß wird, gehen sie mir meistens ein, und ich muss neu anfangen...

    Beste Grüße

    Sabine

  • Thomas... einen begründeten Einwand hab ich noch gegen Deine Argumentation:
    Wenn die Pilze zur "Restauration" eingesetzt werden - also zur großflächigen Altlastensanierung, so wird dabei nicht erwartet, dass die Pilze erdölbedingte Schadstoffe (Altöl, Treibstoffreste, TNT) in den Fruchtkörper aufnehmen um jenen anschließend heizungsmäßig zu entsorgen, sondern diese zersetzen, also verdauen. Damit wären dann auch die Frucht "sauber". Ich erinnere mich noch, dass vor ca 20 Jahren ein Sachsen-Anhaltinisches Unternehmen mit auf Tongranulaten gezüchteten Bakterien und Pilzen solchen Altöl-DDR-Altlasten zu Leibe rückte. Mein Anliegen hier war war eher, von neueren Studien über die Aufnahme von Erdölprodukten wie Kettensägenschmieröl in Holzspänen durch Zuchtpilze zu erfahren.

    Insofern Herzlichen Dank, Thomas, aber ich suche die Antwort immer noch... ;)

    Vllt hat ja einer von den hier zeitweise vorbeischauenden Mykologen mal ein Herz, und teilt mir seine Kenntnisse zum Thema mit....

    Liebe Grüße

    Joern

    P.S. Die Erdölbindenden Holzmehlpellets für den Ölpesteinsatz sind auch gespickt mit ölabbauenden Bakterien...
    Mit Holz und Mikroben gegen Öl-Katastrophen | Sächsische.de

  • Hallo Joern,

    auf der einen Seite muss ich dir natürlich recht geben und dessen war ich mir auch bewusst bzw. hatte ich ja so auch geschrieben: Pilze sind ja gerade deshalb für die Restauration kontaminierter Flächen interessant, weil sie in der Lage sind, schädliche Stoffe zu neutralisieren, transferieren oder in unschädliche Substanzen zu zersetzen. Das widerspräche logischerweise der Nutzung der Fruchtkörper. Deshalb hatte ich auch vorsorglich geschrieben ...müssen Schrägstrich sollten entsorgt werden.

    Jedoch alle professionell in dieser Restaurationsbranche arbeitenden Firmen, egal ob alteingesessene oder Start-ups (mit eventuell neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen), dringen ausdrücklich auf die Entsorgung dieser Fruchtkörper! Ein Anbieter z.B. schreibt explizit: ...der Pilz nimmt Giftstoffe in seine Fruchtkörper auf, sie müssen nach Abschluss des Lebenszyklus geenrtet und entsorgt werden!..

    Wenn man dann weiter denkt, ist das aber auch logisch und nachvollziehbar:

    Wie die gesamten und sehr komplexen Prozesse genau ablaufen, ist größtenteils noch gar nicht vollkommen erforscht. Bekannt ist auf jeden Fall, daß je nach Pilz und vor allem in Abhängigkeit der aufgenommenen Substanzen, unterschiedlichste chemische und biochemische (Teil-)Prozesse ablaufen. Und das (Achtung!) in den verschiedenen Teilen des Pilzes, also auch direkt im Fruchtkörper. Je nach Gift/Substanz und Zeitpunkt des Prozesses auch die Etappe der Ablage/Speicherung dieser hochschädigenden Substanzen, bis dann Weiteres passiert! Und damit wären die Fruchtkörper natürlich, zumindest zeitweise, alles andere als "sauber"!

    Und, obwohl mehr als die Hälfte der zur Dekontamination verwendeten Zucht-Pilze reine und feinste Speisearten sind, würde sich, neben den o.g. logischen Gründen, wohl kein Mensch wissentlich solche Dinger in die Pfanne hauen. (Bekommen einige Menschen doch schon Grieben, wenn sie Pilze gesammelt von einem Friedhof vorgesetzt bekähmen...:))

    So kann ich mir auch nicht vorstellen, daß es bei dem von dir angesprochenen anhaltinischen Entsorgungsteam am Ende "lecker Pilzpfanne" gab...:wink:

    Wie jetzt allerdings, wann und was dein Pilz genau mit dem Kettenöl macht, wird dir wohl möglicherweise niemand konkret sagen können.

    Aber soweit ich mich entsinnen kann, warst du doch der Chemiker, oder liege ich da jetzt falsch? Dann wäre das alles doch mal ein interessantes Projekt für dich!:wink:

    LG Thomas