kleiner Streifzug

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 10.734 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. April 2019 um 11:24) ist von OE5HFM.

  • Liebe Pilzfreund,

    meine letzte Wanderung führte mich in das Hellbachtal, ein Tal, in welchem es im Frühling Morcheln und Morchelbecherlinge gibt. Doch von diesen Pilzen ist noch lange nichts zu sehen, viel zu kalt und auch zu nass. Trotzdem habe ich Interessantes gefunden und möchte es euch gerne zeigen.

    Das Tal ist im letzen Jahr von Hochwasser und in diesem Jahr von Sturm heimgesucht worden. Stellenweise musste man klettern.

    Pilze waren nur Tintlinge zu sehen und ein ungewöhnlich aussehender Striegeliger Porling ?. Die Porlinge wuchsen an einer Bank. Einer hatte von unten fotografiert farblich Ähnlichkeit mit einem Kiefernbraunporling. Einen kleineren Pilz habe ich umgedreht und man sieht die Anordnung der Poren passt zum Striegeligen. Ein Stäublingsschleimpilz (Enteridium lycoperdon) lief mir auch noch über den Weg. Musik lonnte ich auch noch machen.

    Bilder

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Hallo Veronika,


    Danke fürs Zeigen. Installationen im Freien, sei es zur Erbauung, zur Belehrung zum Spielen, oder oder oder... finde ich immer toll. Das Freiluftxylophon finde ich sehr gelungen. Auch zum Schmunzeln ist was dabei: Benutzung auf eigene Gefahr. 😨

    Grüßle

    RudiS

  • Liebe Veronika,

    ich behaupte mal frech, wären da schon Morcheln gestanden hättest die anderen glatt übersehen, :wink:

    Der Stäublingsschleimpilz ist ein Hingucker, schöne Aufnahme. Kiefernbraunporling halte ich für richtig, dessen Poren werden mit groß, rund, eckig irregulär gestreckt bis daedaleoid beschrieben. Bei Druck färben sie sich sofort braun, manches klappt auch ohne Chemie, ;.)

    Klettern gehört mittlerweile zur einem Pilzausflug dazu, bei uns in Kärnten hat ein Herbststurm enorme Schäden verursacht. Am Holz-Xylophon wäre ich nicht vorbeigekommen, mit 'Alle meine Entlein' und 'Hänschen klein, ging allein ...' hätte ich die Tiere des Waldes erfreuen können.

    Danke für' mitnehmen und viel Erfolg bei deiner heurigen Morchelernte,

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, veronika!

    Auch wenn noch keine Morcheln, freut es zu sehen, daß bei dir trotzdem so einiges zu finden ist.
    Der "Striegelige Porling" macht auf mich eigentlich gar nicht den Eindruck eines Phaeolus schweinitzii (Nadelholz - Braunporling), denn die striegelig - filzigen Oberflächen in der Fruchtkörpermitte passen farblich nicht dazu. Auch sieht die Bank nicht eben nach Nadelholz aus, sondern eher Eiche (kann das sein?). ist zwar kein Ausschlusskriterium für Phaeolus (der kann selten auch an Laubholz), aber die Wahrscheinlichkeit ist eben sehr viel niedriger.

    Ein Schnittbild hätte uns da schon mal sehr viel weiter gebracht. Erster Gedanke von mir so nach Bildern wäre eine Braune Borstentramete (Coriolopsis gallica = Trametes gallica), aber da sollte man eben schon reinschneiden. Die hätte auch eine ganz andere Konsistenz als Phaeolus, viel kompakter im Fleisch, fester und zäher.


    LG, Pablo.

  • Liebe Veronika,

    jetzt hast zwei Pilzler an der Angel, die deinen Fund konträr einschätzen. Da hilft nur eins, nochmal ausrücken. Sei bitte so lieb und nimm den K-Baunporling mit, drück mal auf die Poren. Zweiviereine Aufnahmen davon wäre nett.

    @ Servas Pablo,

    Wette genehm? 10 Chips würde ich auf P. schweinitzii setzen. Wenn es irgendein anderer ist hast du gewonnen. Muss also nicht dein erster Gedanke der richtige sein, Coriopsis gallica. Der fromme Brauch soll ja nicht abhanden kommen, :wink:

    LG

    Peter

  • Hallo Pablo, hallo Peter,

    da muss ich wohl doch nochmal hin. Wir aber nur am Sonntag gehen. Ich versuche es, den Pilz wollen wir ja nun wissen. Also bis bald.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

  • Liebe Veronika,

    pipifein & lieb von dir, dass du das Morchelgebiet nochmals aufsuchen willst.

    Wenn du den Pilz durchschneidest sollte die Kamera griffbereit sein. Die gelbbraune Huttrama eines jungen FK verfärbt sich an der Schittstelle rasch dunkelbraun.

    Pablo hat eine weitaus größere Erfahrung mit Porlingen als ich, es bleibt also bis Sonntag spannend.

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Servus Peter!

    Machen wir's doch mal so rum: Ich setze 10 Chips auf Trametes gallica. Wenn's was Anderes ist, kannst du abräumen.
    besteht ja auch die Möglichkeit, daß es nachher zB ein Inonotus ist. Auf einem Bild erscheint die UNterseite, also die Porenschicht so grünlichgelb, aber ich denke, das könnte auch dem darunter grünenden Gras geschuldet sein. Denn auf den anderen Bildern sind die Poren ja völlig ohne jeden Galb- oder gar grünstich.


    LG; Pablo.

  • Servas Pablo,

    du setzt 10 Chips auf T. gallica, ich nehme die Wette an. Sollte nicht P. schweinitzii herauskommen hast du gewonnen, that's the deal.

    Den Schiedrichter, wenn mikrokopisch notwendig, machst bitte du, dafür gebe ich deinen Chips ein neues Zuhause, :wink:

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!

    Alla hopp. :thumbup:

    Wobei ich schon denke, daß Veronika das auch makroskopisch selbst feststellen kann, ob Phaeolus oder nicht. Durch das leichte, weiche, dunkel bräunende Fleisch und die dunkel olivbraun fleckenden Poren geht's ja eigentlich ganz gut. Sollte immer noch Unsicherheit bestehen: Ich schaue gerne mikroskopisch rein. Phaeolus sieht mikroskopisch ziemlich extravagant aus und ist dann schnell und sehr sicher bestimmt.


    LG, Pablo.

  • Also Pablo und Peter - ihr habt gewettet und deshalb musste ich heute nochmal los ;).

    Ich habe neben der neuen Fotos auch nochmal ausführlich in Büchern und Internet geschnüffelt. Die Aussagen bzw. Beschreibungen widersprechen sich mitunter sehr. Meine Beschreibung sieht so aus:

    - Holz ist entweder Eiche oder auch Esche (in dem Gebiet nicht ungewöhnlich)

    -bei Druck bräunen die Röhren/Poren nicht

    -Proren leicht grau-grünlich (Pilz ist noch recht jung)

    -Geruch und Geschmack angenehm, leicht säuerlich

    Für mich kommt Kiefernbraunporling (Phaeolus schweinitzii) nicht in Frage! Ich denke, Coriolopsis gallica (Braune Borstentramete) ist zu 99% richtig.

    Mit KOH 20% habe ich auch gearbeitet, aber die Verfärbung ist nicht schwarz, wie auch bei Großpilze BW, Kreisel und Gröger beschrieben.

    Nachtrag: kleine Stücke des Pilzes habe ich mitgenommen.

    Hier die Bilder.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend!

    Um das mit den Chips kurz zu erklären: Das stammt ursprünglich aus dem Nachbarforum, wo hin und wieder eine Wette zustande kommt, welcher Pilz gerade gezeigt und diskutiert wird. Das bietet vor allem auch einen kleinen Bonusanreiz, sich mit einzelnen Funden intensiver zu beschäftigen und wenn möglich zu einer soliden Bestimmung zu kommen.

    Nun aber zu deinem Fund, Veronika: Kein wunder, daß dieser Pilz Fragen aufwirft.

    Das müsste die am komischsten gewachsene Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) sein, die ich je gesehen habe!

    Coriolopsis gallica scheidet aus, denn die hat ja dunkles, tabakbraunes Fleisch. Es gibt auch noch eine Blasse Borstentramete (Coriolopsis trogii = Trametes trogii = Funalia trogii), die aber auch gröbere Poren (sieht mehr wie Antrodia serpula oder Datronia mollis aus) und eine eher blass holzfarbene Röhrentrama hat. Darum denke ich hier an eine Striegelige Tramete.

    Die Buckeltramete (Trametes gibbosa) wäre bei der Wuchsform natürlich erste Wahl gewesen, scheidet aber wegen der Porenform aus und wegen den deutlich abstehenden Haaren.


    Kleiner Hinweis wegen Porenform und Porengröße: Da kann man nur die Poren in den Bereichen berücksichtigen, wo das Hymenophor +/- gerade horizontal ausgerichtet und glatt ist.
    Da wo sich Stufen, Vorsprünge oder schräge Flächen befinden, ist die Porenform und Größe wuchsbedingt immer beeinträchtigt. Das gilt natürlich für alle konsolenbildenden Porlinge mit naturgemäß geotrop ausgerichtetem, ebenem Hymenophor.


    LG; Pablo.

  • Liebe Veronika,

    und, Morcheln hast noch keine entdeckt :wink:?

    Danke für deinen weiteren Ausflug in dieses Gebiet und die gelungenen Aufnahmen. Kiefenbraunporling ist dein Fund mit Sicherheit keiner.

    @Servas Pablo,

    Veronika hat es oben erwähnt, die Beschreibungen widersprechen sich, je nach Literatur. Egal welches Buch man zur Hand nimmt, Kiefernbraunporling ist durch Veronikas Querschnittaufnahmen widerlegt. Bei Coriolopsis gallica müsste eine rost- bis umberbraune Tama zu sehen sein, ist sie aber nicht. Du bist der Schiedsrichter und legst dir das Exsikkat unter's Scharfe, o.k.?

    Mir ist die Rolle des Zahlmeisters zugeteilt, 10 Chips wandern auf dein Konto, diese Wette hast du gewonnen.

    @Hallo Christine,

    Chips sind eine fiktive Währung im Nachbarforum. Hauptsächlich werden sie im Adventspilzrätzel eingesetzt, mit Wissen & einem Quentchen Glück kann man sein Chipkonto aufbessern. Jeder beginnt automatisch mit 100, dann geht's damit entweder rauf oder runter. Eine Wette in diesem ist nur ausnahmsweise möglich, Palbo bekommt sie im pilzforum.eu von mir überreicht.

    's war eine Wette wert, das Pilzchen. Dank Pablo wird es auch einen Namen bekommen,

    LG

    Peter

  • Na dann lag ich ja bei meinem ersten Gang richtig. ich hatte ja an hand der Porlinge die Striegelige vermutet. Auch der braune Rand passt, was aber nicht unbedingt ein Erkennungsmerkmal ist, denn der kann auch nicht vorhanden sein. Aber so ist das mit den lieben Pilzen, sie halten uns auf Trapp.

    @ nein Peter, Morcheln habe ich nicht gefunden. Es ist immer noch sehr kalt bei uns.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


    Hinweis: Hier im Forum wird es von mir keine Verzehrfreigaben geben, weil eine Bestimmung über Bild immer fehlerhaft sein kann.

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!

    Klar kann ich gerne in den Pilz noch reinlinsen, wenn du ihn verschicken magst, Veronika. Würde sich aber nur lohnen, wenn da einige Sporen drin zu finden sind, denn die übrigens Merkmale (Hyphenstruktur, Hymenium usw.) sind bei Trametes hrisuta und Coriolopsis trogii ziemlich gleich. Weswegen einige Autoren die Blasse Borstentramete ja nun auch wieder in die Gattung "Trametes" stellen. Die Sporen sind halt unterschiedlich (und einigermaßen übertrieben groß und lang bei C. trogii).
    Aber wie schon gesagt: ich meine auch, daß das hier viel eher die Striegelige Tramete sein müsste.


    LG, Pablo.

  • Alora,

    eine Striegelige mit solch' dunklen Poren ist suspekt, ebenso Coriolopsis trogii als Ganzens. Sporen könnten sich bereits entwickelt haben,


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    Pablo, da ist reinlinsen angesagt,

    LG

    Peter

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Wie gesagt: Wenn ich ein getrocknetes Stückchen bekomme, schaue ich gerne rein.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    schick mir bitte eine private Mail mit deiner Adresse dann bekommst du ein Stück und kannst reinschauen.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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    • Offizieller Beitrag

    Salve!

    Zunächst mal: Danke für den schicken Beleg. :thumbup:
    Das macht wirklich Freude, mit so gutem Material zu arbeiten.

    Die Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) hat sich dabei bestätigt, makro- wie mikroskopisch. Makroskopisch habe ich mal noch den Hutfil genauer angeschaut, der eben diese typische Zonen aus prägnant abstehenden Haaren und weniger pelzigen Bereichen zeigt. Die dunkle Zwischenschicht zwischen Hutfilz und Htfleisch ist hier nur an manchen Stellen der Fruchtkörper ausgeprägt, dazu muss man möglichst nahe der Ansatzstelle mal einen Skalpschnitt machen, da hat man die besten Chancen für den Nachweis. Ist bei den anderen Trametes - Arten mit so einer dunklen Zwischenschicht zwischen Kontext und Tomentum (also Trametes versicolor und Trametes ochracea) ebenso.

    Die Poren sind relativ klein, in den waagerechten Bereichen vorwiegend isodiametrisch und die Porenwände dick (bei Trametes / Coriolopsis trogii ist die Wnaddicke in der Regel deutlich geringer als der Porendurchmesser).

    Mikroskopisch zeigt sich ein deutlich trimitischer Porling, also mit generativen Hyphen (Septen dort mit Schnallen), dazu dicke, extrem dickwandige bis volle und weitestgehend unverzweigte Skeletthyphen und schmalere, ebenfalls dickeandige und unseptierte, aber reich verzweigte Bindehyphen.

    Basidien sind keulig, Zystiden fehlen - alles Merkmale, die man bei vielen Porlingen findet, zumindest in der Gattung Trametes s.l. (incl. Coriolopsis). Aber: Die Sporen sind eher klein, die von Coriolopsis trogii werden ungefähr doppelt so groß.

    Hier ein paar Bildchen:

    Diese bräunliche Färbung tritt bei jungen Fruchtkörpern gerne mal auf - aber nicht immer. Nach meiner Erfahrung sind im Winterhalbjahr wachsende junge Fruchtkörper oft heller als die im Sommer wachsenden. Ist aber auch sicher nur eine vage Tendenz.

    Übrigens: Würde man eine passende Abbildung zu deinem Fund in der Literatur suchen, würde man fündig werden im Polyporaceae - Band von Annarosa Bernicchia aus der Fungi Europaei Reihe. Die Abbildung kann man auch bei Mycobank frei im Internet angucken: >Link<.

    Sieht deinem Fund schon ziemlich ähnlich, finde ich.


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    danke für die Untersuchung und die Darstellung hier. Ich habe solche Exemplare mit dem breiten dunklen Rand bei uns schon oft gefunden, deshalb war ich von Anfang an ja auch so für die Striegelige Tramete. Dieser Pilz ist tatsächlich sehr wandelbar.

    Viele Grüße

    Veronika Weisheit
    Pilzberaterin Landkreis Rostock


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.

    Und deine Einschätzung hat sich ja nun umso mehr bestätigt, Veronika. :thumbup:

    Dicke, braune Ränder bei der Art deuten meistens darauf hin, daß gerade aktiv Wachstum stattfindet. So extrem, wie bei der ausschlaggebenden Kollektion hier hatte ich das noch nicht gesehen, zumindest nicht bei dieser Art. Da müssen die Fruchtkörper wirklich schnell gewachsen sein. So oder so: Pilze sind schon immer für Überraschungen gut, und der Austausch unter uns in Foren oder wie auch immer ist darum toll, weil man immer wieder Aspekte sieht, die man selbst so nicht kennt.

    Lieber Peter: Also gut, dann schreibe ich mir die Chips mal auf.

    So hartnäckig wie du dran bleibst, holst du sie dir schon irgendwann zurück. Und die eigenen Fehler sind ja immer die interessantesten; soll heißen. Ich freu mich drauf, dir auch mal einige Chips rüberschieben zu können.


    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank dass ich hier als stiller Mitleser an eurer interessanten Diskussion (inklusiver Wette) teilhaben konnte.....

    Da hab ich wieder viele interessante Aspekte rund um die Striegelige Tramete erfahren. DANKE !!!!

    Viele Grüße, Hermann