Kurzstieliger Weichritterling

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.246 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. Mai 2019 um 22:03) ist von Steigerwaldpilzchen.

  • Hallo zusammen,

    am Wochenende habe ich mich wegen diesen zwei Gesellen in die Untiefen der Weichritterlinge vorgewagt.

    Es handelt sich hierbei um den Kurzstieligen Weichritterling Melanoleuca brevipes - zumindest soweit es die aktuellen Kenntnisse der Gattung zulassen.


    Merkmale:
    18.05.19
    Hut: In der MItte leicht vertieft mit fühlbaren Buckel. Huthaut trocken, gut abziehbar.

    Lamellen: schmutzig cremeweißlich, ab Stiel etwas herablaufend, gedrängt stehend, ~70 erreichen den Stiel

    Stiel: bräunlich längsgefasert, fest, Basis etwas knollig, ~halb so lang wie der Hut breit ist

    Fleisch: weißlich, Stielfleisch im unteren Teil braun

    Geruch: angenehm, pilzartig

    Ökologie: Saprophyt zwischen Gräßern am Wegrand eines Kiefern, Fichten, Buchen Waldes

    Sporenpulver: weißlich-blass cremefarben, amyloid (schwarzlila mit Melzers-Reagenz)


    Obwohl v.a. das typische Hut-Stiel Längenverhältnis den Pilz schon ganz gut makroskopisch charakterisiert, gibt es wohl doch noch einige sehr ähnliche Arten unter den Weichritterlingen. Daher muss nun das Mikroskop ran:

    Die Sporen sind, typisch für die Weichritterlinge mit feinen Warzen ornamentiert, welche sich analog zu den Täublingen und Milchlingen, gut mit Iod (Melzers-Reagenz) anfärben lassen (ähnliche Sporen haben noch die Krempentrichterlinge, jedoch ohne warzenfreien Fleck).

    Sporen aus Abwurf: 8-9 x 4,5-5, relativ fein-warzig

    GRÖGER schlüsselt die Gattung u.a. nach dem Vorhandensein von Zystiden und nach deren Form (spindelig oder schlank).

    Hier typisch für diese Art, eine "Brennhaar-Zystide" der Lamellenschneide, recht spärlich, aber vorhanden. Soll von der Form an ein Brennhaar der Brennessel erinnern. An der Spitze sind Kristalle gelagert. Zur Basis hin septiert (auf Höhe der "8"), darunter breiter.

    Ein möglicher Verwechslungspartner, der Frühjahrs-Weichritterling M.cognata welcher zur gleichen Zeit fruktifiziert, hat keine "Brennhaar"-Zystiden.

    In der Literatur wird sie durchwegs als relativ häufig geführt. Die Datensätze auf Pilze-Deutschland sind dafür relativ spärlich (~700). Ich vermute mal, dass sie oft übersehen oder kaum bestimmt wurde. :)

    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

    Einmal editiert, zuletzt von Steigerwaldpilzchen (19. Mai 2019 um 21:43)

    • Offizieller Beitrag

    Salut!


    Sehr schöne Darstellung, vor allem von den Sporen und daß man die Amyloidität auch makroskopisch so gut sichtbar machen kann. :thumbup:

    Und ja: Bei allen taxonomischen Schwierigkeiten in der Gattung, kann man das trotzdem gut mal so stehen lassen als Melanoleuca brevipes.

    Das wäre mal wirklcih das, wie ich mir diese Art vorstelle - und selbst in der Hand hatte ich das jedenfalls noch nicht.


    LG; Pablo.

    Das Internet ist "Hilfe zur Selbsthilfe" und kann nur Vorschläge zu Bestimmung von Pilzen bieten. Eine Verzehrfreigabe ist online nicht möglich, die gibt's beim >Pilzsachverständigen<.

  • Vielen Dank!


    Wenn sich die Möglichkeit ergibt, versuche ich immer mir nur flüchtig bekannte Arten über das Schreiben eines Steckbriefs genau einzuprägen.
    Und wenn es dann noch gern gelesen wird und anderen auch etwas neues zeigen kann, schlägt man doch zwei Fliegen mit einer Klappe. ;)

    LG Steigerwaldpilzchen

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

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