Hanta-Virus

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 6.807 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (8. Dezember 2019 um 18:36) ist von Franz.

  • Hallo Pilzfreunde,

    gestern habe ich durch Zufall diesen aktuellen Artikel gelesen:

    Hantavirus-Infektionen

    Für mich stellt sich hierbei die Frage, ob Pilzsucher auch davon betroffen sein könnten?

    Zitat:

    ....... Reservoirwirt für den in Deutschland vorherrschenden Serotyp Puumalavirus ist die zu den Wühlmäusen gehörende Rötelmaus, die vorwiegend in Wäldern und waldnahen Gebieten lebt.

    Zitatende

    Da das Virus vorwiegend über Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen wird, könnte es da zu einer Infektion beim Menschen kommen, v.a. wenn der Geruch eines Pilzes im Wald bestimmt werden soll oder man versucht einen Pilz mit Stielbasis aus dem Waldboden zu entnehmen?:/

    Wie ist Eure Meinung ?

  • Hallo Jutta,

    ich lebe ja in einem besonders stark betroffenen Gebiet. Das größte Risiko sehe ich bei arbeiten in meinen Holzschuppen (kehren) und beim Holzbearbeiten, da dort durchaus öfters mal Mäusekot zu finden ist und viel Staub entsteht. Den Schuppen kehre ich daher nur nach vorherigem anfeuchten.

    Bei Pflanzen und Pilzen habe ich eher wenig bedenken, da diese wenn überhaupt vermutlich eher mit einer geringe Menge an Viren verschmutzt währen (im Vergleich zum Staub im Schuppen) und UV Licht diese vermutlich ziemich schnell abtöten wird. Im Spessart (besonders stark betroffen) essen die Menschen auf alle Fälle immer noch Obst und Gemüse aus dem Garten und bisher habe ich keine Empfehlungen gesehen, dass dies zu unterbleiben hat. Vermutlich bekommt man eine stärkere Dosis wenn man bei Wind im Wald wandert, als bei einer Geruchsprobe im Wald. Ich würde natürlich keine direkt an einem Mäusepfad oder in der Nähe von Mäusecode verzehren.

    Aber: Ich bin kein Arzt, daher nur eine persönliche Einschätzung basierend auf dem, was ich bisher darüber weis!

    Aus dem folgenden und den Anzahl der Fällen schließe ich, dass man schon eine gewisse Konzentration für eine Infektion benötigt:

    Zitat


    Die Übertragung auf den Menschen erfolgt entweder über die Atemwege, indem virushaltiger Staub oder Aerosole (Tröpfcheninfektion) eingeatmet werden oder durch Schmierinfektionen über die Hände nach Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen.

    Hantavirus-Infektionen

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Jutta,

    da haben wir wieder das Problem mit den Mastjahren!

    Direkter Zusammenhang zwischen einem "Buchen"-Mastjahr, der gewachsenen Größe der Population der Rötelmäuse und damit der prozentualen Zunahme von Hanta-Infektionen!

    Vom Studium her weiß ich noch, daß jedoch, so wie Thomas schon schrieb, mehr Gefahren durch aufgewirbelten Staub im Haushalt und Umgebung, auch Garten, bestehen, als in der freien Natur. Auch Hund- oder Katzenbesitzer sind, wegen dem Herrchen/Frauchen vor die Tür gelegten Mäusen, wesentlich gefährdeter als jeder Pilzsammler.

    Ich würde mir im Wald viel eher Gedanken machen um den Fuchsbandwurm, übrigens sind Rötelmäuse auch dafür Zwischenwirte, oder die Zecken. Zum einen weil Überträger weitaus gefährlicherer Erkrankungen, zum anderen weil bei weitem häufiger auftretend!

    Und mit diesen "Problemen" befasst sich ja auch jeder Pilzler, arangiert sich irgendwie und kommt damit klar.

    Übertriebene Panikmache des Hantavirus wegen ist jedenfalls vollkommen unnötig! Nicht nur weil der Krankheitsverlauf in unseren Breitengraden relativ harmlos ist, auch ein periodisch verstärktes Auftreten, siehe Mastjahr, ist seit Jahrzehnten bekannt. Wie gesagt: Da gibt es "da draußen" wesentlich "Gefährlicheres".

    Aber Medien funktionieren nun mal nach dem altbekannten Prinzip: Only bad News are good News!

    Auch das alljährliche mediale Sommerloch muss ja, und darauf kann man wetten, gestopft werden (im letzten Jahr waren es, wenn ich mich recht erinnere, die Zecken)!

    LG Thomas

    2 Mal editiert, zuletzt von Beachwolle (14. Juni 2019 um 21:15)

  • Hallo lactarius,

    die Risikofaktoren in Deinem verlinkten Artikel sind doch sehr klar benannt! Wie kommst Du grad auf Pilze?

    Da müsste jede Frucht die draussen wäxt doch auch gefährlich sein?! Kartoffeln, Erdbeeren, Salat, Kühe die Gras fressen,...

    Hallo Beachwolle,

    es gibt nicht einen einzigen Nachweis, dass der Fuchsbandwurm durch das Essen von Wildfrüchten, Kulturfrüchtchen, Pilze, etc. übertragen wurde. Auch wenn die heilige Jägerschaft das gerne suggeriert. Aber klar, die wollen den Wald für sich allein. In Deutschland, gottseisgedankt so geregelt, dass man nicht ausgesperrt werden kann.

    Übertragung von Fuchsbandwürmern passiert sehr selten, und trifft dann praktisch ausschließlich Waldarbeiter, Landwirte und Landsxhaftsgärtner, die viel Staub aufwirbeln, bei der Arbeit im Freien. Auch Hundefreunde (wie ich) haben ein, wenn auch, sehr gerinfügig erhöhtes Risiko.

    Hello all,

    überlegt Euch doch mal, ob Lebensmittel aus dem Supermarkt bei der Herstellung vor Füchsen oder gar Mäusen sicher sein können. Wachsen die nicht draussen in der Natur?

    Mein Plädoyer: Ball flach halten.

    Und Konzentration auf wichtige Themen: Überdüngung der Natur, Insektozid (Genozid an Insekten), Lebensmittel die durch Überzuckerung, Übersalzung, Überfettung Gesundheit gefährden...

    Nix für unguat

    RudiS

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Da stimme ich absolut zu!

    Die Gefahr, sich als Pilzsammler (oder auch beim Futtern roher Waldbeeren) mit Fuchsbandwurm zu infizieren, ist asymptotisch null. Die Gefahr, sich dabei mit Hanta zu infizieren, müsste noch mal etwas geringer sein (auch wenn das mathematischer Quatsch ist).

    Es gibt eine wirkliche, ganz reale Gefahr mit sehr hohem Risiko: Borreliose.

    Wenn man sich als "Waldgänger" über irgendwas Gedanken machen will, dann darüber.

    Und FSME, wobei man dagegen als Pilzfreund wirklich unbedingt geimpft sein sollte.

    Der Rest ist harmlos bzw. die Ansteckung so unwahrscheinlich, daß das Risiko beim Baden im Rhein von einer Australischen Würfelqualle getötet zu werden, ungefähr gleich groß ist. :wink:


    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    daß mit der australischen Würfelqualle würde ich mal nicht so laut sagen! :wink:

    Lass das mal in den nächsten Jahren hier noch ein paar Grad wärmer werden...

    Mittlerweile sind schließlich bei uns schon Spezies heimisch, die vor 50 Jahren noch nicht einmal überall auf ihrem Ursprungskontinent zu finden waren.

    Hallo Rudi,

    die genauen Übertragungswege von Fuchsbandwurmeiern auf den Menschen sind generell noch nicht im Detail geklärt!

    Genauso wenig wie es sicher ist, daß die Eier durch Fellkontakt zu Hunden, Katzen oder Füchsen übertragen werden, ist es ebenso noch völlig unklar, ob der Kontakt bzw. die Aufnahme durch kontaminierten Kot verunreinigter Pflanzen, Pilze, Beeren, Erden oder Wasser die Ursache ist. Man weiß es einfach (noch) nicht. Daher ist nach jetzigem Wissensstand jedoch auch keiner dieser erwähnten Faktoren auszuschließen!!!

    P.S.: Quelle: "Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin" J.Meyer 5/2018

    LG Thomas

    3 Mal editiert, zuletzt von Beachwolle (14. Juni 2019 um 20:29)

  • Hallo Pilzfreunde,

    ich danke Euch für Eure Gedankengänge.
    Trotz allem möchte ich hiermit nochmals betonen, dass man dieses Risiko nicht unterschätzen sollte............
    Ich habe dazu den Toxikologen von der DGfM befragt und hier ist die Antwort zu diesem Thema.

    Zitat:

    Sehr geehrte Frau Kothe,

    Ihre Frage, ob sich Pilzsammler mit Hanta-Viren infizieren können ist sehr interessant und durchaus berechtigt.

    Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Urin, Kot und Speichel der Rötel- und Brandmäuse über die Atemwege per inhalationem oder durch Schmierinfektion über Hände und Mund.

    Da die Nager mit Pilzen in Berührung kommen können und auch gerne an ihnen knabbern, halte ich eine Kontamination von Pilzen mit dem Hanta-Virus nicht für völlig ausgeschlossen, vergleichbar mit der Fuchsbandwurm Problematik.

    Hanta-Virus Infektionen von Pilzsammlern sind mir und in der Literatur m.W.n. nicht bekannt, möglicherweise aber bisher auch nicht erfragt und nicht erfasst worden.

    Eine Geruchsprobe halte ich, wegen zu geringer ggf. aufgenommener Viruslast, für unbedenklich, dagegen eine größere Geschmacksprobe (z.B. bei Täublingen) oder gar Rohverzehr vor Ort in Regionen größerer Mäusevorkommen, für kritisch.

    Mit freundlichem Gruß aus Paderborn

    Ihr

    Dr. Siegmar Berndt

    Zitatende

  • Zitat

    Übertriebene Panikmache des Hantavirus wegen ist jedenfalls vollkommen unnötig! Nicht nur weil der Krankheitsverlauf in unseren Breitengraden relativ harmlos ist, auch ein periodisch verstärktes Auftreten, siehe Mastjahr, ist seit Jahrzehnten bekannt. Wie gesagt: Da gibt es "da draußen" wesentlich "Gefährlicheres".

    Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Das es draußen gefährlicheres gibt und man nicht in Panik verfallen sollte: Volle Zustimmung (siehe auch Pablo's Beitrag). Allerdings sollte man Hanta auch nicht unterschätzen. Bei uns sind mir Fälle mit langem Krankenhausaufenthalt bekannt und auch Todesfälle gibt es immer mal wieder.

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Thomas,

    ja natürlich kann AUCH das Hantavirus bei wenigen Personen zu schwereren Komplikationen führen! Das können jedoch andere, als relativ harmlos betrachtete, Erkrankungen, wie beispielsweise Erkältungen, auch. Es ging hier aber vielmehr in Richtung von wirklich dramatischen Folgen, die z.B. uns Pilzsammler massiv bedrohen könnten. Und da, wie ja vielseits erwähnt, gibt es weitaus gefährlichere "Dinge" da draußen. Zudem gibt es dieses Hantavirus schon sooo lange und kaum jemand hat darüber, im Zusammenhang mit uns Pilzlern, je groß Worte und Bedenken verloren. Über Erkältungen verursacht durch Aufenthalt im Freien schon eher...:wink:

    LG Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Beachwolle (15. Juni 2019 um 18:38)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, zusammen!

    Das Hanta - Virus ist an sich schon gefährlich. Darum ging es aber primär nicht, glaube ich.

    Wenn man sich infiziert, hat man schon ein Problem. Die Frage schien mir mehr, ob man als Pilzsammler einem erhöhten, signifikanten Risiko ausgesetzt ist.

    Und... immerhin scheint das auch Dr. Siegmar Berndt (dessen Einschätzung hier definitiv die qualifizieteste Aussage ist)grundlegend so zu sehen ("vergleichbar mit der Fuchsbandwurm Problematik"). Da bewegt sich die Ansteckungsgefahr ja irgenddwo so im Bereich "statistisch nicht nachweisbar". Die Übertragungswege sind eventuell vergleichbar, hi,ft aber nichts, wenn es eben nicht abgesichert ist. Schwierig nur, irgendwas nachzuweisen (Infektionswege) was so extrem selten vorkommt.

    Dennoch, wenn Dr. Berndt auf das verhalten von Mäusen verweist, an Pilzen zu knabbern, halte ich das für einen Faktor, auf den man jedenfalls ein Auge haben sollte.

    Vor allem frisch von Mäusen angenagte Fruchtkörper (sieht man ja immer wieder mal) sollten demnach mit besonderer Vorsicht behandelt werden, denke ich.
    Also wie ich das eingangs schon zu vestehen glaubte: Keine Panik, aber aufmerksam bleiben.


    LG; Pablo.

  • Hallo Thomas,

    ich denke wir sind da schon der gleichen Meinung. Mir ist es nur immer wichtig zwischen dem Risiko (Gefährlichkeit, Schadenshöhe) und der Eintrittswahrscheinlichkeit sauber zu trennen (hat berufliche Gründe).

    Ansonsten hat denke ich Pablo hier eine schöne, abschließende Bewertung verfasst!

    Viele Grüße und einen schönen Sonntag

    Thomas

    PS: Dauerregen seit 5h, genial ;)

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Pilzler,

    sehr wahrscheinlich hatte mich diesen Sommer das Hanta-Virus erwischt. Zu Anfang nach der Skype-Verbindung mit meinem Sohn (wohnhaft London) brachte ich nur diesen Satz raus: "Mir geht es hundsmiserabel", dann viel ich bewußtlos vom Stuhl. Filius hat von London aus sofort die örtliche Klinik informiert und bekam den weiteren Verlauf durch mein noch aktives, am Boden liegendes, aktives Mikrofon vollständig mit. Meine Frau hörte im Nebenzimmer den Bums, lief zum Nachbarn und der informierte(ebenfalls) die örtliche Klinik. (Er bekam die für ihn unbegreifliche Info, daß der Krankenwagen bereits unterwegs sei). In der Klinik lag ich dann 2 Wochen und bekam rund um die Uhr diverse Infusionen und wurde auf alle möglichen Ursachen des immer wiederkehrenden hohen(40 Grad) Fibers untersucht, manchmal sogar mehrfach, aber dessen Ursache und die bei Bewegung sehr schmerzende Bauchmuskulatur(möglicherweise eine Spätfolge des Sturzes vom Stuhl) war nicht zu ermitteln. Offensichtlich wurde letztlich doch die richtige Infusion gefunden, denn nach knapp 2 Wochen wich beides allmählich und seither bin wieder völlig genesen.

    Gruß - Franz

  • Hallo Franz,

    schön, dass Du es ohne bleibene Schäden überstanden, dass ist ist schon sehr erschreckend.

    Wurden Antikörper gefunden, die auf Hanta hindeuten?

    Viele Grüße

    Thomas

    Bestimmungsvorschläge sind immer unter Vorbehalt. Auf keinen Fall sind eine Freigabe zum Verzehr.

  • Hallo Thomas,

    ich wurde nie über Ergebnisse informiert. Sehr wahrscheinlich tappten die Ärzte ob des immer wiederkehrende hohen Fiebers, das ich übrigens nicht spürte, auch im Dunkeln. Bei meiner Hausärztin wurden zwar ärztliche Informationen eingeholt (z.B. bezüglich Zecken), aber offenbar gab es keine Anhaltspunkte. Ich wurde aber mehrmals auf körperliche Schwachpunkte untersucht. Ergebnis: Alles o.k. Das macht die Sache erfreulich.

    Gruß - Franz

  • Hallo Franz,

    was für ein Glück, dass Menschen zur Stelle waren, die dir helfen konnten, und dass es dir jetzt wieder gut geht.

    Wenn es keinerlei Untersuchungsergebnisse gibt, die auf Hanta hinweisen, wie kommst du darauf? Ich weiß da ehrlichgesagt gar nichts drüber. Das ist das, was von Mäusen oder Ratten übertragen wird, oder? Aber zu Symptomen weiß ich nichts. Sind die typischerweise so wie das, was du hattest?

    Lass es dir weiter gutgehen

    Sabine

  • < Wenn es keinerlei Untersuchungsergebnisse gibt, die auf Hanta hinweisen, wie kommst du darauf? >

    Hallo Sabine,

    wahrscheinlich ist das Hanta-Virus verhältnismäßig neu in unseren Breiten und seine Wirkung auf den menschlichen Organismus noch ziemlich unbekannt. Wäre für die Ärzte die Ursache des hartnäckigen Fiebers, das offensichtlich die einzige Ursache der schlagartigen Ohnmacht war und das nach Ende diverser Infusionen sofort wieder schnell und stark anstieg im Klaren gewesen, wäre es bereits nach der ersten Infusion ausgeblieben. Die Ärzte erwähnten schon, dass offensichtlich ein Virus die Körpertemperatur immer wieder hochtrieb, nur eben nicht welcher.

    Ich meine, es ist kein Schaden zu wissen, daß plötzlich auftretende Ohnmacht mit unbemerkt hoher, nicht gespürter Körpertemperatur evtl. dem Hanta - Virus geschuldet sein könnte, erst recht wenn sie bei Menschen auftritt, die in Wald, Feld und Flur viele ungewaschene Gewächse in den Mund nehmen.

    Gruß - Franz